2017-02-15



Wer häufiger fliegt, wird es schon festgestellt haben: Der Check-in ist zum Selfservice geworden. Das Ticket hat man sich entweder zuhause ausgedruckt oder es steckt in digitaler Form im Handy. Beim Einchecken ist weit und breit kein Bodenpersonal mehr zu sehen. Stattdessen wartet eine Batterie an Automaten auf uns, an denen man sich den Gepäck-Tag (den langen Papierstreifen, der Abflug- und Lande-Flughafen plus andere Informationen enthält) selbst ausdruckt und diesen dann an den Koffer pfriemelt (und sich dabei zu erinnern versucht, wie früher die Dame am Schalter das so elegant mit einer Handbewegung hinklebte). Auch beim Drop-off der Koffer gibt es häufig nur noch eine Waage mit integriertem Scanner, der bei Übergewicht schnell mal das Einchecken komplett verweigert. Tja, und dann heißt es entweder auspacken (peinlich, peinlich) oder Übergewicht zahlen oder einen Service-Schalter aufsuchen.

Das Bodenpersonal sind wir heute selbst. Umso besser ist es dann, wenn der Koffer mitdenkt. Koffer mit Köpfchen sozusagen. Die sind keine Zukunftsmusik mehr, die gibt es schon. Ich stelle hier vier Koffermodelle einer neuen Generation vor, die uns Arbeit abnehmen.

Rimowa Electronic Tag: Adieu Gepäckschein!

Dass diese Kofferneuheit ganz vorne in der Liste steht, ist meine ganz subjektive Wahl. Mir kommt seit Jahren nichts mehr anderes in Haus. Ich besitze inzwischen drei Rimowas in verschiedenen Größen. Warum? Rimowa Koffer sind nahezu unverwüstlich, made in Germany (bei Köln), und man kann sie bis zum Rand vollstopfen, ohne dass was aufplatzt. Ich stehe persönlich auf die Linie aus High-Tech-Polycarbonat, weil sie besonders leicht und stoßfest ist. Wer auf Tradition steht, nimmt das Urmodell aus Aluminium. Für beide Rimowa Modellvarianten gibt es nun die neue Electronic Tag Variante, die im Herbst 2016 auf den Markt gekommen ist.

Der Electronic Tag rühmt sich als „erste digitale und voll integrierte Mobilitätslösung, die Fliegen mit Gepäck komfortabler, schneller und sicherer macht“. Um was geht es genau? Statt des oben beschriebenen Papiertags hat der Koffer einen integrierten Screen, also ein elektronisches Datenmodul, auf dem die Gepäckdaten angezeigt werden. Der Papiertag wird somit überflüssig. Vorteil: Die wichtigen Informationen sind geschützt vor Feuchtigkeit, Hitze, Unlesbarkeit und können auch nicht versehentlich abgerissen werden. Rimowa hat den neuen Koffer für Tests aus hoher Höhe auf einen Betonboden fallen lassen und festgestellt, dass die elektronische Anzeige auch bei einem Sturz (z.B. aus dem Frachtbereich des Fliegers) keinen Schaden nimmt. „Das Einchecken mit dem Handy dauert dank einer App genau 25 Sekunden“, erklärte mir stolz Sven Lepschy, Vice President der Rimowa Electronic Tag Abteilung. Die Informationen sendet der Kunde mit einem Klick vom Smartphone via Bluetooth an das Gepäckstück und dann geht es zum Drop-off. Hat man den Koffer im Hotel stehen, kann man sich auch persönliche Bilder auf den Screen senden und so seinen Koffer personalisieren.

So geht’s:

Um diesen neuen Service auch anwenden zu können, muss die Airline mitspielen. Bis dato hat nur Lufthansa und EVA Airways das neue System adaptiert. Thomas Cook, United und Condor testen noch. Rimowa ist jedoch im Gespräch mit allen großen Airline-Gesellschaften, um den Electronic Tag möglichst breit einsetzen zu können. Preise: ab 600 Euro.

Delsey Pluggage: Nie wieder Übergewicht!

Der Delsey Pluggage ist das neue Vorzeigestück der französischen Marke Delsey, die mit dieser Neuheit auch gleich ihren 70. Geburtstag feiert. Herzstück dieser Neu-Entwicklung, in der zwei Jahre Forschung stecken, ist ebenfalls eine App für das Smartphone, die mit dem Koffer vernetzt ist. Sie hilft uns bereits beim Packen, denn sie zeigt dank einer integrierten Gepäckwaage an, wie voll und schwer der Koffer ist. Das vermeidet Zuschläge beim Einchecken oder nerviges Auspacken, direkt beim Drop-off. Zudem kann man sein Handy am Koffer aufladen und den Standort seines Gepäckstücks via Geolocalisierung feststellen (ist er bereits an Bord oder nicht, bzw. wo hält sich derKoffer auf). Angeblich gehen täglich weltweit an Flughäfen 90.000 Koffer verloren. Entsperrt wird der Koffer mit Fingerabdruck und man bekommt eine Nachricht aufs Handy, sobald der Koffer auf dem Gepäck-Rollband eingetroffen ist.

Im Video sieht man, was der Pluggage alles kann:

Das Koffer gewordene Technikwunder wird mit normalen Alkaline Batterien betrieben (na, das ist aber noch verbesserungswürdig). Den Pluggage gibt es in drei Größen: Kabinengröße, mittel (65 cm) und groß (78 cm). Er kommt erst im Sommer 2017 auf den Markt und soll um die 600 Euro kosten.

Bluesmart: Koffer immer unter Kontrolle!

Das kleine US-Start-up Bluesmart bietet bei seinem Koffer, ein erfolgreich realisisertes Crowdfunding-Projekt, ziemlich die gleichen Funktionen an, wie der Delsey aus Frankreich: Location Tracker, Waage, intregriertes Ladegerät und App-unterstützte Kontrolle, ob der Koffer verschlossen ist. Nur waren die Amerikaner etwas schneller in der Produktion und im Vergleich zum französischen Modell ist dieser Koffer bereits zu haben.

Das Design ist durchaus ansprechend. Die Räder sollen besonders geräuschgedämpft sein.



Der Bluesmart Koffer mit integrierter Waage, Fingerprintverschluss und Location Tracker.

Erhältlich ist dieser Koffer schon jetzt über Amazon. Preis: um 490 Euro.

Horizn: Handy-Ladegerät auf Rollen!

Weniger Technik, dafür mehr Ästhetik verspricht ein anderes Start-Up Unternehmen, diesmal aus Deutschland. Konkret aus Berlin. Das Unternehmen Horizn Studios wurde 2015 von Stefan Holwe und Jan Roosen gegründet und machte bereits durch Kooperationen mit dem Soho House und Design Hotels auf sich aufmerksam. Nun kommt ihr neuer Smart Cabin Trolley auf den Markt. Er bietet zwei USB-Anschlüsse zum Aufladen von Smartphone oder Tablet und optional ein GPS-Tracking System, das den Standort des Koffers ermittelt. Das Gepäckstück an sich besteht aus Polycarbonat, italienischem Vachetta-Leder und wasserfestem Nylon. Die Koffer werden in China hergestellt, was den bezahlbaren Preis erklärt. Es gibt auch eine robustere Hard-Shell-Version. Erhältlich sind beide Modelle in den Farben Night Blue, Dark Olive und Black.



Die Trolley-Modelle sind nur über den eigenen Online-Shop ab dem 15.3.2017 erhältlich sowie im ersten Horizn-Store in Berlin Mitte. Preis: ab 179 Euro.

Der Beitrag Koffer mit Köpfchen erschien zuerst auf Modepilot.

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