2016-11-16



„Oh Gott! Er trägt eine Funktionsjacke.“ Durch das Fenster eines Restaurants beobachteten wir einen Freund, der in knallblauer Regenjacke vom Fahrrad steigt. Der Kommentar stammt nicht von mir, der Modefrau, sondern meinem Freund. Ich antworte beschwichtigend: „Naja, es regnet ja auch und es ist richtig kalt.“ Noch bevor unser guter Freund, der normalerweise selbst zum Seeausflug Schnürschuhe und Jackett trägt, uns begrüßt, sagt er: „Ich entschuldige mich aufrichtig für diese Jacke“. Er ahnte also schon, dass sein Outfit nicht unkommentiert bleiben würde.. „Zu Recht!“, entgegnete mein Freund entrüstet. Es folgte eine Prognose, dass er nun nicht mehr weit von Trekkingsandalen entfernt sei, und dass es der erste Schritt zum Untergang des guten Geschmacks ist, wenn das Argument „aber es ist so praktisch“ zur Kaufentscheidung führe.

Kann funktionale Mode schön sein?

Sie kann. Funktionskleidung hat einen schlechten Ruf und gilt als stilbefreit, weil meist eben die Funktion im Vordergrund steht und nicht der modische Aspekt. Dabei ist das längst nicht mehr der Fall, wie viele Marken beweisen. Eine Auswahl an Produkten, die ebenso wetterfest wie schön sind:

Für Gentleman: Parka von Norwegian Rain

In der norwegischen Region Bergen regnet es durchschnittlich an sechseinhalb von sieben Tagen. Genau hier ist Alexander Helle aufgewachsen und das brachte ihn auf eine Idee: wetterfeste Mode, die funktional ist, aber nicht danach aussieht. Gemeinsam mit Herrenschneider T-Michael entwickelte er Norwegian Rain. Das Sortiment umfasst Mäntel, Jacken und Capes, die schlicht und elegant gehalten sind – keine sichtbaren Logos und keine kreischenden Farbkontraste. Rein optisch überzeugt die Kollektion auch meine Designerfreundin Michaela vom Münchner Modelabel Akjumii. Doch die Aussage „wasserfestes Material“ reicht ihr nicht. „Kommt da wirklich kein Regen rein? Sind die Nähte verschweißt?„, fragt sie mich. Ja, sind sie. In Deutschland ist Norwegian Rain zum Beispiel via Manufactum erhältlich, für Herren via Lodenfrey.




Für Modeleute: Regenjacken von Stutterheim & Rains

Stutterheim gibt es erst seit sechs Jahren. Trotzdem verbreitete sich die Marke in Modekreisen schnell, weil die Produkte zwar simpel, aber wirklich gelungen sind: schlichte, moderne Regenmode in einem breiten Farbspektrum, gefertigt in Schweden und Polen. Zu 100 Prozent wasser- und winddicht, aus Baumwolle mit Gummiüberzug. Meist sind die Modelle außerdem mit Kapuze versehen. Seit diesem Jahr ist ein neues Material dazugekommen: „Bonded Cotton„, also zweilagiges, miteinander verbundenes Baumwollgewebe, das vor allem für aufwendigere Schnitte verwendet wird. Zum Beispiel bei einem Parka (Galerie, 2. Reihe & 2.v.li.) mit herausnehmbarem Innenfutter, der dann aber auch wesentlich teurer ist. Zum Vergleich: Der Klassiker „Stockholm“ kostet 225 Euro, der Parka rund 800 Euro, ist dafür aber atmungsaktiv. Für seine modischen Friesennerze wurde Designer Alexander Stutterheim übrigens vom Fischermantel seines Großvaters inspiriert, den er in einer alten Scheune entdeckte. Aktuell gibt es einen limitierten Regenmantel in Kooperation mit Garance Doré, der – entsprechend dem Stil der Bloggerin – durch die zarten Farben sehr feminin ist.

Garance Doré x Stutterheim, um 429 Euro.

Auf ein ähnliches Konzept setzt das 2012 gegründete dänische Label Rains, das preislich niedriger rangiert. Allerdings ist das Material hier auch zu 100 Prozent aus Kunstfasern, nämlich 50 % Polyester, 50 % Polyurethan und das ist nach meiner Erfahrung wirklich eine Sauna „to go“, weil zwar keine Feuchtigkeit hineingelangt, aber eben auch keine heraus. Bei Rains sollen aber integrierte Belüftungslöcher für Tragekomfort sorgen.

Für hippe Großstäder: Alltagsmode von Under Armour

Das Label Under Armour kennt man vor allem als Sportmodehersteller. Nun wurde der belgische Designer Tim Coppens für die stilistische Verfeinerung angeheuert und im September die Linie UAS mit einer Show in New York präsentiert. Das Ergebnis, z.B. elegante Chinos aus wasserfestem Material, sieht richtig gut aus. Leider ist die erste Kollektion aktuell nur in den USA erhältlich, aber ich hoffe sehr, dass die positiven Reaktionen („Is Under Armour cool now?“, W Magazine) zu einem Ausbau führen.

Für radelnde Jeans-Fans: Commuter Collection von Levi’s

Levi’s hat klassische Basics wie Jeanshosen, Hemden und Jacken für Radfahrer mit besonderen Eigenschaften veredelt. Äußerlich sehen die Stücke wie „normale“ Kollektionsteile aus, aber verfügen über spezielle, fürs Radfahren praktische Eigenschaften: Sie haben einen hohen Stretchanteil für mehr Beweglichkeit, das Gewebe ist stärker (und somit widerstandsfähiger), wasser- und schmutzabweisend (allerdings nicht wasserfest!). Außerdem ist ein Reflektorband angebracht (z.B. an den Beinöffnungen) und die Taschen sind für sicheres Verstauen besonders tief. Wer also sowieso eine neue Jeans kaufen möchte und oft mit dem Rad unterwegs ist, sollte mal bei Levi’s vorbeischauen.

Für Nachtschwärmer: Reflektor-Accessoires von Weekday

„Was zieh ich an, was zieh ich an, damit man mich auch gut sehen kann?“, lautet eine Zeile aus einem Kinderlied von Rolf Zuckowski, das den lieben Kleinen spielerisch beibringen soll, dass man sie im diesigen Herbstnebel im Straßenverkehr schnell übersehen kann. Diese Frage beantwortet Weekday nun auch für Erwachsene. In Zusammenarbeit mit einer schwedischen Versicherung wurde eine Safety-Kollektion lanciert, bestehend aus sechs reflektierenden Streetwear-Accessoires, von Rucksack bis Basecap. Damit uns jeder sehen kann! Erhältlich via Weekday.

Für abgehärtete Fashionistas: Pierre Hardy x Sacai

Schuhgott Pierre Hardy, neben seiner eigenen Marke für das Schuhwerk bei Hermès verantwortlich, hat mit Sacai Boots entworfen, die ein Hybrid aus edlem Ankle-Boot und Gummischuh sind. Die Kombination aus Gummisohle und Wildleder oder Mesh ist eine Augenweide, aber für Regenfälle leider kein perfekter Partner. Erhältlich via Sacai oder Pierre Hardy.com.

Allwetter-Klassiker von Hunter & Co

Lese-Tipp: Modetrend – Skimode in der City!

Der Beitrag So schön ist die neue Funktionskleidung erschien zuerst auf Modepilot.

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