2016-08-01

Renate Graber, 1. August 2016, 17:53 derstandard.at

Die für Montag geplante Hauptversammlung musste verschoben werden. Der Betriebsratsfonds hat sich noch nicht mit den Italienern geeinigt

Wien – Die geplante Übersiedlung des Osteuropageschäfts (CEE) von der Wiener Bank Austria auf ihre Mailänder Mutter Unicredit läuft alles andere denn reibungslos. Eigentlich sollte die Hauptversammlung gestern, Montag, den Spaltungsbeschluss fassen – dazu ist es dann aber nicht gekommen. Die Zusammenkunft der drei Aktionäre (Unicredit sowie die mit Minderheitenrechten ausgestatteten Aktionäre Betriebsratsfonds und die der Gemeinde Wien nahe AVZ-Stiftung) wurde abgesagt und auf Mitte dieser Woche verschoben. Die beiden Kleinaktionäre der Bank Austria (BA) könnten die Beschlüsse der Hauptversammlung durch ihre Abwesenheit blockieren.

Kampf um Eigenkapital

Grund für die Verzögerung: Betriebsratsfonds und Italiener konnten sich noch immer nicht auf die Kapitalausstattung der „BA solo“ (also der nach Abspaltung der CEE-Sparte übrig bleibenden Bank Austria) einigen. Das geplante ebenso abgemagerte wie unerprobte Geschäftsmodell birgt ein höheres Risiko als das bisherige – und dieses Faktum will die Belegschaftsvertretung durch eine Eigenkapitalspritze abgemildert wissen. Durch die Abspaltung gehen der BA rund 8,2 Milliarden Euro anrechenbarer Eigenmittel verloren. Ihr Eigenkapitalanteil fiele von rund von 16,25 auf 11,63 Prozent. Wie berichtet sollen die Italiener bereit sein, eine Milliarde Euro Eigenkapital in die österreichische Tochter einzuschießen; das dürfte den Golden-Share-Aktionären aber zu wenig sein. Dies umso mehr, als die Bankenaufseher dafür eintreten, dass die Mailänder in den kommenden zwei Jahren weitere rund 800 Millionen Euro Eigenkapital einzahlen. All das wird, notabene, von den Betroffenen nicht bestätigt: Weder Zentralbetriebsrat (er vertritt den Betriebsratsfonds) noch Unicredit in Mailand oder Aufsicht geben zu der heiklen Causa Stellungnahmen ab.

Nur Bares ist Wahres

Wie der STANDARD erfahren hat, soll der Betriebsratsfonds dem Angebot mit der Milliarde nicht zugestimmt haben; deswegen wurde auch die Aktionärsversammlung verschoben. Der Minderheitsaktionär wolle mehr Sicherheit, auf Garantien oder Versprechen der Mailänder (in Bezug auf die weiteren rund 800 Millionen Euro) wolle er sich nicht verlassen, hieß es in Aktionärskreisen. Um die Abspaltung und ihre Voraussetzungen ist es auch in der BA-Aufsichtsratssitzung gegangen, die am Montag stattfand. Dort waren allerdings auch die Halbjahreszahlen Thema: Die wird die BA am Donnerstag präsentieren.

Zerbrechliche Bank

Was die Bank Austria solo zu einem zerbrechlichen Gebäude macht: In ihr lagern auch weiterhin 20 Milliarden sicherungspflichtiger Einlagen, Schweizer-Franken-Risiken und die Verpflichtung für Pensionszahlungen. Auf der anderen Seite ist sie ohne Osteuropa aufs Geschäft in den Filialen (und die werden zurückgefahren), mit Privatkunden und Unternehmen zurückgeworfen. Der Businessplan dafür, so sehen es kritische Geister, sei „extrem ehrgeizig, weil beinah überall von einem Anstieg des Geschäfts“ ausgegangen werde. Wann und wie auch immer die Hauptversammlung der Bank Austria entscheiden wird: Das letzte Wort hat die Aufsichtsbehörde, die EZB in Frankfurt. (Renate Graber, 1.8.2016) – derstandard.at/2000042116648/Bank-Austria-Abspaltung-des-Ostgeschaefts-vorerst-gescheitert

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