2016-04-27

Während US-Amerikaner und Schweden an Kassen vor allem Kreditkarten zücken, lieben die Deutschen immer noch ihr Bargeld. Diskussionen über eine Obergrenze bei Barzahlungen und die fortschreitende Digitalisierung des Zahlungsverkehrs aber lassen erahnen: Auch hierzulande sind Scheine und Münzen auf dem Rückzug. Wir stellen alte und neue Arten des bargeldlosen Bezahlens im Geschäft vor.

In der Nähe touristischer Attraktionen ist es immer wieder zu beobachten: Ausländische Besucher stehen an der Kasse und sind völlig perplex, dass sie nicht mit Kreditkarte zahlen können. Bei allem digitalen Fortschritt bevorzugen es viele Bundesbürger weiterhin, ihr Geld in Form von Metall und bedrucktem Papier im Portemonnaie herumzutragen. Das Motto „Nur Bares ist Wahres“ stößt bei Regierung und Einzelhandel aber zunehmend auf gemischte Gefühle. Kriminelle verschleiern damit ihre illegalen Geschäfte, die Masse an Bargeld bedeutet für den Handel einen erheblichen Organisationsaufwand und nicht zuletzt ein permanentes Sicherheitsrisiko.

Anfang dieses Jahres ließ das Bundesfinanzministerium verlautbaren, man könne sich eine Obergrenze von 5.000 Euro bei Bargeldzahlungen vorstellen. Führende Ökonomen sind sich zwar uneins, ob Bargeld komplett abgeschafft werden sollte. Fakt ist jedoch: Auch in Deutschland sind Kreditkarten und digitale Zahlmethoden auf dem Vormarsch. Hier ein Überblick der aktuell verfügbaren Möglichkeiten, im Geschäft bargeldlos zu bezahlen.

Girocard – eine Karte, zwei Verfahren

Beim bargeldlosen Bezahlen ist die Bankkarte beziehungsweise SparkassenCard in Deutschland noch immer die Nummer eins. Rund jeder dritte Deutsche bezahlt seine Einkäufe regelmäßig mit einer solchen Karte, die vom kontoführenden Bankinstitut oder der Sparkasse ausgegeben wird. Ältere Semester erinnern sich noch daran, wie früher an der Ladenkasse Eurocheques ausgefüllt wurden. Daran erinnert der umgangssprachliche Name der Girocard, EC-Karte. Die Transaktion wird entweder durch eine Unterschrift oder die Eingabe einer PIN bestätigt.

Was viele Verbraucher nicht wissen: Damit sind unterschiedliche Zahlungsvorgänge verbunden. Wer seinen Girocard-Einkauf per Signatur verifiziert, nimmt am Elektronischen Lastschriftverfahren (ELV) teil. Die Karte dient der Übermittlung der Bankdaten und der Verkäufer zieht den geschuldeten Betrag vom Konto des Kunden ein. Die PIN hingegen ist Teil des Electronic-Cash-Verfahrens (EC). Der Kunde leitet die Zahlung ein und legitimiert diese mit der PIN.

GeldKarte – Prepaid für kleine Einkäufe

Vor genau 20 Jahren fand der erste Feldversuch mit der GeldKarte statt. Sie kann mit maximal 200 Euro aufgeladen werden, die Bezahlung erfolgt ohne Unterschrift oder PIN. Das Zahlungsmittel ist entweder an ein Konto gebunden oder auch davon unabhängig. Im ersteren Fall wird der Chip der Girocard mit einer Geldkartenfunktion ausgestattet. Die „EC-Karte light“ hat sich allerdings nie richtig durchgesetzt. Sie wird vor allem für den Kauf von Zigaretten am Automaten genutzt. Kontogebundene GeldKarten sind nämlich mit einem Altersnachweis versehen, der seit 2007 bei Zigarettenautomaten vorgeschrieben ist.

Aufgrund der mangelnden Akzeptanz geben viele Bankunternehmen seit einigen Jahren keine Girocards mit GeldKarte-Funktion mehr aus. Die Volksbank Raiffeisenbank beispielsweise stellt zum 30. Juni 2018 das Bezahlen mit der GeldKarte ein, das Aufladen ist bereits ab 1. Januar 2018 nicht mehr möglich.

Kreditkarte – der internationale Klassiker

Was den Deutschen ihre EC-Karte, ist in weiten Teilen der Welt Verbrauchern die Kreditkarte. Auch hier werden mit einer personalisierten Karte und einer Bestätigung in Form von PIN oder Unterschrift Zahlungen autorisiert. Etwa jeder Dritte Deutsche besitzt mindestens eine Kreditkarte, Tendenz steigend. Das liegt auch daran, dass Kreditkarten von einigen Instituten mittlerweile kostenlos ausgegeben werden, während andere Banken dafür oft stolze Jahresgebühren nehmen. Mittlerweile akzeptieren immer mehr Geschäfte dieses hierzulande einst eher exotische Zahlungsmittel.

Während MasterCard und Visa vor allem von Banken ausgegeben werden, teilen Kreditkartenorganisationen wie American Express und Diners Club ihre Karten direkt aus. Unter dem Oberbegriff versammeln sich unterschiedliche Serviceleistungen und Abrechnungsmodelle. Oft ist die Karte mit einem Girokonto verbunden, von dem die angefallenen Ausgaben einmal monatlich abgebucht werden. Bei der Kreditkarte mit Teilzahlungsfunktion verfügt der Kunde über einen festgelegten Kreditrahmen. Ausgaben können in Raten beglichen werden, allerdings werden hier oft sehr hohe Zinsen fällig. Es ist auch möglich, das Kreditkartenkonto direkt per Überweisung aufzuladen – etwa, wenn ein dazugehöriges Girokonto nicht genutzt wird.

Mobile Payment – kontaktlos bezahlen mit Chip oder App

Bild: thinkstock.com

Karte einstecken, PIN eingeben, Karte entnehmen – das alles dauert Zeit und führt an Kassen zu Verzögerungen. Die Lösung: kontaktloses Zahlen. Ein Weg dahin sind spezielle Bezahlchips, etwa in Girocard oder Kreditkarte. Bei ihnen werden die Daten nicht mehr vom Magnetband ausgelesen, sondern per Near Field Communication (NFC) mittels Funkverbindung übertragen. Dazu muss der Kunde lediglich seine Karte oder auch das entsprechend ausgerüstete Smartphone an das Zahlungsterminal zu halten.

- Kreditkarte:

VISA („payWave“) und MasterCard („PayPass“) setzen seit 2012 auf kontaktloses Bezahlen. Bei Kleinbeträgen unter 25 Euro entfällt dabei das Bestätigen per PIN oder Unterschrift. Die Anbieter betonen, dass das System sicher ist. Übertragen würden lediglich die Kreditkartennummer, das Fälligkeitsdatum und eine gegebenenfalls hinterlegte Kundennummer, etwa bei Bonuspunkteprogrammen. Verbraucherschützer aber warnen: Auch Datendiebe können die Kreditkartennummer und das Ablaufdatum auslesen, wenn ein als Lesegerät präpariertes Handy bis auf wenige Zentimeter an die Kreditkarte gehalten wird. Es wird daher geraten, eine Kreditkarte mit Funkchip in einer speziellen Schutzhülle aufzubewahren.

- Apps:

Vor der Revolution des mobilen Bezahlens ist man zumindest in Deutschland noch ein ganzes Stück entfernt. Bezahlen per App auf dem Smartphone ist zumindest in der Vorbereitung noch ein recht umständlicher Prozess. Man lädt sich das Programm des jeweiligen Dienstleisters oder Geschäftes herunter, legt ein Nutzerkonto an, wählt die gewünschte Bezahlart und hinterlegt seine Kontodaten. So lassen sich beispielsweise Bahntickets unterwegs per Lastschrift bezahlen. Beim Bezahlen an der Ladenkasse generiert die App einen Strichcode, der an der Kasse vom Display des Smartphones gescannt wird. Zusätzlich gibt der Kunde seine persönliche PIN ein.

Nur geschäftsübergreifende akzeptierte Systeme würden dem mobile Payment zum wahren Konkurrenten für Bargeld oder Girocard machen. Noch halten sich die digitalen “FinTech”-Innovatoren aber zumindest hierzulande zurück. Apple, PayPal, Android, Samsung und auch Facebook haben zwar allesamt spätestens im vergangenen Jahr die Bedeutung des mobilen Bezahlens erkannt und entsprechende Angebote gestartet. Die wurden bislang aber nur in den USA, Südkorea oder Großbritannien eingeführt beziehungsweise testweise angeboten.

Die Anbieter erfinden dabei nicht unbedingt das Rad neu: Facebook etwa verknüpft die Zahlfunktion in seinem Messenger mit VISA und Mastercard. Bei Apple Pay werden die mit einer NFC-Antenne ausgestatteten Smartphones oder -watches quasi zur Schnittstelle zwischen Zahlterminal und Kreditkarte. Die Kreditkartendaten werden hier in der Wallet-App hinterlegt. Noch ist unklar, wann diese Bezahlmöglichkeit auch in Deutschland verfügbar sein wird.

Titelbild: thinkstock.com

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