2016-05-28

Es ist wichtig, über den Tellerrand zu schauen und nicht immer nur den einen eigenen Weg zu gehen. Man braucht Inspirationen und kreative Herausforderungen. Und auch Feedback und Kritik. All das sind Dinge, die gerade im Agentur­-Alltag zu kurz kommen. Das hat unterschiedliche Ursachen. Zunächst einmal ist da der Kostendruck, und dann ist das Ziel nicht etwa Nachhaltigkeit und Software­-Qualität, sondern häufig die Lauffähigkeit. Wenn man direkt für den Kunden arbeitet, ist das anders. Denn dieser hat natürlich ein großes Interesse daran, sein eigenes Produkt zu verbessern und nach vorne zu bringen. Allerdings ist man dann meist stark an das Team gebunden und kann sich möglicherweise nur aus eigener Kraft entfalten. Da dies schwerfällt, gilt auch hier: Never Code Alone.

Die Beteiligung an einem Open­Source­Projekt

Etablierte Open­-Source­-Projekte bieten sehr gute Möglichkeiten, um sich als Entwickler zu engagieren. Die Qualitätsansprüche sind hier wesentlich höher als in der Wirtschaft. Klar ist: Software muss nicht einfach nur laufen, sondern extrem nachhaltig und zukunftsträchtig sein. Zudem unterliegt sie höchsten Ansprüchen an Lesbarkeit und Einfachheit. Alles in allem ist es optimal, damit man sich weiter entwickeln kann.

Erfahrungen mit TYPO3

Da ich einige Talks zum Thema “Codeception Acceptance Testing” auf TYPO3­Barcamps gehalten habe, bekam ich die Chance, genau diese Tests in den TYPO3­-Core zu implementieren. Es war mir klar, dass hier einiges anders sein wird. Aber es geht doch schneller von der Hand, als man denkt.

Alles fängt damit an, dieses Tutorial abzuarbeiten. In diesem Artikel werde ich aber nicht auf die Details eingehen. Nur soviel sei gesagt: Es ist eine sehr nette und professionelle Community. Direkte Hilfe bekommt man prompt über Slack Channels. Es gibt natürlich auch Code­-Sprints, an denen man teilnehmen kann und bei denen es sich auf jeden Fall lohnt, einmal vorbeizuschauen. Darüber hinaus existieren auch TYPO3 Usergroups und spezielle Events für Newcomer.

Mit Bug­Tickets anfangen

Es gibt zahlreiche Bug­-Tickets. Und auch wenn diese gut beschrieben sind, ist man hier am Anfang vielleicht etwas verloren. Doch es bringt sehr viel, ein Ticket nachzuarbeiten, das bereits behoben wurde. Alle Änderungen sind ja sehr gut dokumentiert und transparent. Insofern ist das eine generelle Methode, in Open­-Source­-Projekten zu starten, zumal hier ja täglich viele Änderungen passieren. Dadurch bekommt man ein gutes Gefühl für die Arbeitsweise und dafür, welche Schritte für das Erreichen des Ziels nötig sind. Dort sieht man dann auch die Entwicklung in einem Ticket in Form sogenannter Patches.

Insgesamt ist es wichtig, einmal einen theoretischen Übungs­-Bug zu fixen und sich anzuschauen, ob man dabei einer endgültigen Lösung nahekommt.

Vorstellen, liefern, profitieren

TYPO3 arbeitet in einer Community. Diese ist sehr groß, international und vereint jede Menge Know-­how von erfahrenen Entwicklern. Es lohnt sich also, sich dort einzubringen – allerdings sollte man nicht zu stürmisch sein. Vielmehr sollte man sich zunächst mit gutem Code einbringen und sich somit “beweisen”, bevor man etwas ändern will.

Es gibt genug zu tun und entsprechend viel Arbeit. Darin kann man sich austoben und so nach und nach in der TYPO3­-Community ankommen. Dafür bekommt man aber auch jede Menge Unterstützung dort, denn schließlich wird man ja von erfahrenen Entwicklern eingewiesen und betreut. Indem man dann etwas zurückgibt und am Ball bleibt, entsteht am Ende die gewünschte Win­-win­Situation.

Und was habe ich nun davon (außer mehr Arbeit)?

Ich sehe die Mitarbeit an so großen Projekten wie TYPO3-­Core als Weiterbildung und persönliche Herausforderung. Es macht mir Spaß, dort mitzuwirken, und ich bin stolz darauf. Außerdem erwerbe ich auch immer wieder neue Skills, da jeder Commit, der in den Core geht, von mehreren Entwicklern reviewed wird. Das heißt, ich bekomme unmittelbares und sehr hochwertiges Feedback zu meinem Code: Ist der Code lesbar, verständlich und sicher? Habe ich das Ziel ausreichend erreicht? Oder sollte ich den Code weiter verbessern, damit er noch besser wird? Das ist etwas, was in der “normalen und bezahlten Welt” völlig fehlt, worunter dann leider auch die Software-­Qualität leidet.

TYPO3 hat selbstverständlich ein großes Interesse daran, nachhaltige Software zu produzieren, die in allen Projekten und Sprachen über viele Jahre läuft. Daran mitzuwirken, bringt einem unglaublich viele neue Skills, die man außerhalb von professionellen Software-­Projekten bei normalen Arbeitgebern so wahrscheinlich gar nicht findet.

Über den Autor

Roland Golla ist seit vielen Jahren auf das Thema Software­-Qualität spezialisiert. Dazu hat er zahlreiche Artikel veröffentlicht (u. a. im PHP Magazin) und auf TYPO3 Barcamps Talks gehalten. In München brachte ihm dies 2015 den T YPO3camp-­Wanderpokal e in. Darüber hinaus hat er die Grundlage für Codeception Acceptance Testing in den TYPO3­-Core implementiert und die Initiative “Never Code Alone” für mehr Software-­Qualität in Deutschland gegründet. nevercodealone.de

Der Beitrag Webdeveloper müssen sich hervorheben erschien zuerst auf TYPO3 Blogger.

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