2013-09-19

Tag 6: durch den Great Glen (Loch Ness) - Highland, Vereinigtes Königreich

Highland, Vereinigtes Königreich

Aufwachen mit höllischem Muskelkater! (Eine Anmerkung sei mir erlaubt: höllisch ist untertrieben. Ich habe Schmerzen in den Beinen bei jeder Bewegung derselben!) Ben Nevis fordert nun doch noch sein Opfer. Deshalb schlafen wir auch erstmal aus und gehen dann lecker frühstücken nach Fort William. Auf dem Weg schauen wir noch in den Ben Nevis Gift Shop. grundsätzlich würde uns ein T-Shirt "I climbed Ben Nevis" reizen. Das gibts hier aber nicht, dafür nur Nippes und billige Schottlandsouvenirs made in China. Naja, irgendwann finden wir schon noch was Schönes. Anschließend wollen wir uns auf den Weg durch den Great Glen machen. Der Great Glen ist die Landverwerfung, die das Land als Tal mit vielen Seen bzw. Lochs von West nach Ost (oder auch umgekehrt, je nach dem) von Fort William bis Inverness durchzieht. Unser Primärziel ist aber natürlich Loch Ness. Zum Frühstück sind wir in unserem Stammlokal hier, Wetherspoon. Für Susi gab es schottischen Haferbrei (eher Grütze, Porridge) mit Honig und Banane. Zumindest ist es mal nicht Toast oder irgendwas in Richtung Black Pudding und es stopft gut! Für Jörg gab es Eggs Benedict on an English Muffin (das, was bei uns Toasties sind) mit Schinken, pochiertem Ei und Sauce Hollondaise (!), die kenn ich sonst nur zu Spagel. Scheint aber ganz gut zu schmecken. Jetzt geht's aber dann mal auf zu Nessie... Wie gesagt, wir durchfahren den Great Glen der Länge nach, indem wir einfach der A82 weiter folgen, die uns auch schon sicher nach Fort William gebracht hat. Wir erhalten erstmal einen tollen Blick auf den gesamten Ben Nevis und verstehen jetzt umso besser, woher unser Muskelkater kommt. Wir kommen an verschiedenen Lochs (oder Löchern? Wie ist denn hier die Mehrzahl?) vorbei während das Wetter nach Osten hin immer mehr aufklart und trockener wird. Die feuchte Luft vom Atlantik hat sich wohl schon an Ben Nevis ausgeregnet. Ein weiteres Kriegerdenkmal steht auch in der Landschaft. Diesmal das für die gefallenen Commandos (angeblich trugen die keine Unterwäsche, damit sie der Feind nicht identifizieren konnte, weswegen heute "going commando" auch bedeutet, keine Unterwäsche zu tragen. Naja, unnützes Wissen). Wir kommen an Loch Inverlochy und Loch Oich vorbei, bevor wir nach 45min dann Fort Augustus und damit Loch Ness erreichen. Hier gibts eine tolle mehrstöckige Schleuse, die sogar von Queen Victoria befahren und als "bemerkenswerte Ingenieursarbeit" bezeichnet wurde, und einen ganzen Haufen Japaner oder Chinesen, die unfassbar breit grinsen und freudig erregt sind, mit dem Schiff auf Loch Ness fahren zu dürfen. So möchte ich mich auch mal freuen können. Außer ein paar Souvenirläden hat das Dorf (es ist wirklich sehr klein; erstaunlich, dass es auf den Karten überhaupt verzeichnet ist) nichts zu bieten und wir fahren weiter. Nächster Halt Invermoriston. Auch ein winziger Ort, durch den aber ein sehr schöner Fluss fließt. Der Fluss heißt übersetzt wohl "Fluss mit vielen Wasserfällen". Und das augenscheinlich zu Recht. Der Fluss fließt im Tal über die Felsen von kleinem Wasserfall zu Wasserfall. Das Wasser ist Tiefschwarz. (Die Szenerie erinnert total an Robin Hood mit Kevin Kostner, wo Robin Hood mit Little John um sein Amulett kämpft) Wir spazieren einen kleinen Weg im Wald oberhalb des Flusstals entlang. Man kann hier bis ganz an den Rand gehen. Teilweise hängt die Wand sogar über. Wir denken beide, dass das zu Hause garantiert abgesperrt wäre. Ist aber sehr schön so wie es ist. Wir finden sogar einen kleinen Frosch. Ein paar ältere Amerikaner sehen uns davor knien und müssen natürlich auch gleich dazukommen und uns anquatschen. Wir halten das beide inzwischen für eine Unart. Wir setzen danach unsere Fahrt entlang des Loch Ness weiter fort und halten an Castle Urquhart wieder an. Diese Ruine kennt man als bekanntestes Motiv (neben Nessie, versteht sich), wenn es um Loch Ness geht. Wir können die Ruine vom Parkplatz aus gut sehen. Es ist gerammelt voll. Touris werden hier minütlich mit dem Bus heran gekarrt. Trotzdem würden wir es uns auch gerne ansehen. Wir sind ja schließlich auch Touris. Der stolze Preis von fast 8£ schreckt uns aber ab. Dann lieber die Leute, die diesen Preis zu zahlen bereit waren, vom Parkplatz aus mit dem Fernglas beobachten und mit dem Kopf schütteln. Weiter geht's entlang des Loch Ness. Nessie ist aber noch scheu und lässt sich nicht blicken. Loch Ness ist irgendwann zu Ende (bezeichnenderweise am Ort Lochend) und wir fahren entlang des Caledonian Canal weiter bis Inverness an der Nordsee. Der Ort hat ein paar nette Ecken, macht insgesamt aber, genauso wie seine Bewohner, einen eher ranzigen Eindruck. Ich fühlte mich ein wenig an meine Hallenser Zeit erinnert. Wir trinken einen Kaffee und machen uns schnell wieder auf den Rückweg. Zurück fährt Susi. Sie sitzt zum ersten Mal am Steuer eines Rechtslenkers. Natürlich muss man sich an den Linksverkehr erstmal gewöhnen. Das geht aber bei ihr sehr schnell und sie fährt auch gleich die gesamte Strecke durch den Great Glen bis Fort William zurück. (Im Hinblick darauf, dass wir auf Islay noch die ein oder andere Destille besichtigen wollen, bin ich sehr froh, zu sehen, dass ich das Steuer dann auch mal abgeben kann ;-) Auf der Rückfahrt konnten wir dann endlich auch Nessie sehen. Wir wollten es ja zuerst nicht fassen, dass es das Monster wirklich gibt. Aber wir haben's mit eigenen Augen gesehen. Das Foto ist aber leider aus dem Auto heraus etwas verschwommen geworden und Nessie ist auch durch einen Baum verdeckt. Aber ihr könnt uns das natürlich trotzdem glauben. Nach kurzer Erholungspause und Kaffee wollen wir heute Abend dann wieder ins Pub zu Wetherspoon.

Show more