2014-01-08

Wasser HABEN oder NICHT.....das ist hier die Frage - Mendoza, Argentina

Mendoza, Argentina

Salta-Cafayate-Hualfin-Chilecito-Paganc illo-San Augustin-Vallecito-Mendoza

Die einzigen anwesenden Grenzabfertiger, 2 Zollbeamte und ein Polizeibeamter, waren wohl nicht nicht ausgelastet, als ich spätnachmittags als 5. Grenzgänger an diesem Tag erschien, ließen sie doch eine gründliche Durchsuchung meines Radlergepäcks nicht missen.Die Durchquerung des geradlinigen Schotterweges zwischen den riesigen Salaren Rincon und Cauchari beendete ich aufgrund der hereinbrechenden Dämmerung und eines immer kälter stürmenden Windes. Auch hier wurde mein kleiner Umweg zu einer Lithiumfirma auf dem Salar mit einer Übernachtung im Warmen belohnt. Nach den schmackhaften Empanadas in der voll besetzten Kantine, verfolgte ich noch genüßlich eine Übertragung zweier örtlicher Fußballvereine, in der sich die Betriebsmitarbeiter emotionsgeladen begeisterten. Noch etliche Stunden Sanderlebnis und ich erreiche endlich den größeren argentinischen Ort San Antonio de los Cobres. Der einzige Bankomat seit der Frontera funktionierte nicht, eine Übernachtung mit stolzem Preis in einem Hostal, bei dem die Bezeichnung Kuhstall zutreffender gewesen wäre. Dazu muss ich noch einen miserablen Wechselkurs meiner guten Euros hinnehmen. Der Rest des Ortes, der nur über ungeteerte Strassen erreichbar ist, war nicht viel besser. Ich war froh das Nest am frühen Morgen hinter mir zu lassen.Nach Stunden komme ich endlich wieder auf eine neu geteerte Strasse, die sich durch ein enges Tal schlängelt. Der neben der Straße fließende Rio versorgt das üppige Grün je weiter man ins Tal kommt. Die durch Winderosion unterschiedlich gestaltenen, bizarren Gesteinsformationen entlang des Tales sind beeindruckend. Nach all diesen entbehrreichen Tagen in der Dürre können sich meine Augen gar nicht mehr sattsehen von dem vor der Stadt Salta befindlichen grünen Grasflächen mit Rinder und Pferden,Getreidefeldern, Obstbäumen, riesigen Haciendas und die überall herumschwirrenden bunten Vögel. Die argentinische Stadt Salta mit seiner üppigen Vegetation gefällt mir. Im Zentrum befinden sich lange Einkaufsmeilen zahlreicher kleiner Geschäfte. Das Warenangebot ist schon vielfältiger, als in den bisher bereisten Städten, und ist mit einer europäischen Stadt vergleichbar.Ich bekomme hier endlich auch einen passenden Akku für meine Kamera. Drei Tage hintereinander sitze ich in noblen Steakrestaurants in Salto und genieße argentinisches bifo Churrasco. Auch südlich der Stadt Salta sind wieder prächtige Baumalleen mit uralten knorrigen Bäumen, großangelegte Haciendas mit Pferdekoppeln und der selbstverständlichen Traumvilla eine Augenweide. Nach 40 km endet diese Herrlichkeit unverhofft, die Vegetation wird spärlicher, dorniges Buschwerk belegt wieder die wasserlechzende Erde. Ich treffe auf zwei junge Franzosen, die sich eine berufliche Auszeit gönnen, und in aller Gemütlichkeit den Weg nach Süden suchen. Im Valle de Lerma, schon bald nach der Ortschaft Alemania, finden wir neben einem Rio einen wunderbaren Platz mit einer Feuerstelle zum Campen. Nach Spaghetti und einer Flasche Wein, sitzen wir noch lange in dieser warmen Nacht vor dem sicherlich verbotenen Lagerfeuer. Beim Abbau meines Zeltes am folgenden Morgen sehe ich gerade noch, wie ein Skorpion unter meine Zeltunterlage kriecht. Es ist ratsam vorsichtig zu sein, und vor dem Zelt stehende Schuhe vor dem Anziehen gründlichst zu durchsuchen. Rund um das Touristenstädtchen Cafayate mit seinen zahlreichen Bodegas (Weingüter) wird überwiegend die Rebsorte "Torrontes" angebaut. Schade,ich bin zu früh hier, sonst würd ich mir hier eine Übernachtung gönnen. Aber für ein tellergroßes Steak mit nem vino de la casa reichts allemal. Die weitere Streckenführung der Ruta 40 wird für mich durch die trostlose Wüstengegend nicht unbedingt langweilig, denn je weiter ich mich nach Süden bewege, habe ich zunehmend mit Gegenwind zu kämpfen. Vor Los Nacimientos zwang mich der heftige Gegenwind sogar zum Schieben meines Fahrrades. Ich spielte schon mit dem Gedanken die Tagestour frühzeitig zu beenden,doch wo sollte ich mein Zelt in dieser weiten Ebene ohne größere Büsche oder Bäume aufstellen. Beim Versuch das Zelt bei diesem Windsturm hier aufzubauen, würde ich sicherlich einen unvergesslichen Gleitschirmflug mit einer üppigen Dornenernte am ganzen Körper erleben. Also ...durchhalten, und weiter. Nach dieser auch mentalen Tortur war ich froh, doch noch Hualfin zu erreichen und einen Platz in einer Hospedaje zu bekommen.Aufgrund der bisher technisch völlig problemlosen Bewältigung meines Fahrrades der zurückgelegten, nicht gerade einfachen Wegstrecke, war ich umso überraschter, mitten in der Wüste eine Freilaufblockade meiner Shimano-XT-Schaltung feststellen zu müssen. Einen derartigen Defekt kann ich hier nicht reparieren. Der Schaden verurteilt mich, permanent zu pedalen. Die Wüstenebene kommt mir hier entgegen, aber bis zur nächsten größeren Stadt ist es noch sehr weit. Beim Aussetzen meiner Trettätigkeit erklingt stets ein metallernes Geräusch meiner Gangschaltung, und danach erfolgt in der Regel ein schmerzvoller Pedalstoß in die Wade. Einen Fremdtransport meines Rades kann ich aber so vermeiden und erreiche Chilecito. Die Suche nach einer Fahrradwerkstatt stellt sich als sehr zeitraubend heraus. Der erste Eindruck der endlich gefundenen Werkstatt, in der nur alte Stahlfahrräder chaosmäßig herumstanden, war nicht sehr vertrauenserregend, doch was bleibt einem übrig. Gleich bei der Montage des hinteren Zahnkranzes zerfiel meine so hochgelobte XT-Nabe in mehrere Teile. Das argentinische Importverbot neuartiger Ersatzteile, wie zum Beispiel für meine XT-Schaltung, stellte mich zunächst vor ein neues Problem. Doch der Problematik der schwierigen Ersatzteilbeschaffung kund, verbaute der Werkstattinhaber kurzerhand die anscheinend baugleiche LX-Nabe in die Felge. Nach der erfolgreichen Reparatur traf ich mich mit dem bereits Tage vorher über das Internetportal "Warmshower" verabredeten Wohnungsgeber Angel. Über dieses Internetportal stellen meist Fahrradbegeisterte anderen Fahrradreisenden eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung. Beim Abendessen mit einem obligatorischen copita (Glaserl) Wein im Neubaugebiet von Chilecito erzählt mir Angel begeistert seine Erlebnisse bei seiner Patagonientour letztes Jahr. Die nachfolgende Fahrt durch den Talampaya Nationalpark wird mir zum einen wegen der dort ebenfalls durch Winderosion hervorgebrachten erstaunlichen Gesteinsformationen und auch wegen der krassen Erhöhung meiner Reifenlochstatistik in Erinnerung bleiben. Nach 8 Löchern auf der bisherigen Strecke von ca. 8500 km mußte ich wegen eines listigen Dornstrauches hier gleich dreimal zum Flickzeug greifen. San Augustin war einer jener Orte in der wüstenhaften Landschaft, in denen ich ausnahmsweise, nach sieben eintönigen Tagen Sand, Dornensträucher und lautem Windgeflüster mich einer Tourismusaktivität erfreute. Endlich mal wieder der Qual der Wahl der Gaststättenauswahl ausgesetzt sein, oder wieder mal mehr als 2 Leute auf der Straße zu sehen. Dennoch, die Nacht verbringe allein zeltend auf dem Municipal-Campingplatz (öffentlicher Campingplatz), die Urlaubssaison hat noch nicht begonnen. Die nächsten drei Tage hat mich die karge Trockensteppe wieder. Eigentlich war geplant in den Vororten vor Mendoza mein immer wiederkehrendes Geldproblem an einem Automaten zu befriedigen und dann weiter zu fahren. Doch finde da mal einen Geldautomaten. Erst im Zentrum von Mendoza bin ich erfolgreich und bediene einen Automaten der dort zahlreich vertretenen Geldhäuser.Wohl sich um die derzeitige Inflationsrate von ca. 30 Prozent schadlos zu halten, werden saftige Gebühren für einen läppischen Maximalabhebebetrag von umgerechnet 100,- Euro erhoben. Aber egal...., das Zentrum von Mendoza gefällt mir so gut,daß ich mich in ein Backpackerhostal gleich für 3 Übernachtungen einquartiere. Es ist gerade Wochendende und in den Parques ist bei angenehmen Temperaturen jede Menge los. Musikbands und Tanzgruppen sind allerorts aktiv. Zu dem kann man am Sonntag durch zahlreiche Verkaufsständen in den Nebenstrassen flanieren. Da sich in den letzten Tagen durch Überspringen der Kette über die vorderen Zahnkränze ein weiterer Schaden ankündigt, verschwende ich meine Zeit auch bei der Ersatzteilsuche, und scheitere erneut am Importverbot und werd auf Chile vertröstet. Also.....vamos a Chile

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