2016-05-10

Zum Tauchen im Raja Ampat Nationalpark - Pulau Kri, Indonesia

Pulau Kri, Indonesia

In Kolumbien - also vor gut vier Monaten - hatten wir einen Taucher und Fotografen aus London kennengelernt, der die Wintermonate schon seit Jahren auf Reisen verbringt. Mit ihm hatten wir uns unter anderem auch über seine schönsten Tauchgänge unterhalten. In diesem Zusammenhang fiel der Name "Raja Ampat". Wir hatten von dem Nationalpark in West-Papua, dem östlichsten Teil Indonesiens in der Nähe von Papua Neuginea, noch nie gehört. Die Schilderungen des Engländers machten uns jedoch neugierig und wir behielten das Ziel im Hinterkopf. Als Hardy, der Deutsche aus Fiji, gut vier Wochen später dann vom gleichen Ort ins Schwärmen geriet, stand unser erstes Ziel in Südostasien fest: Indonesien! Dass sich die Anreise jedoch als nicht ganz unstressiges Unterfangen herausstellen würde, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen... Tag 1: Anreise Kuala Lumpur Wir freuten uns auf diesen Tag besonders, denn nach langer Zeit würden wir heute jemanden aus der Familie treffen. Charlotte, Kathis Schwester, wollte uns ein Stückchen auf dem letzten Teil unserer Weltreise begleiten. Der Plan war uns am Flughafen von Kuala Lumpur, Malaysia, zu treffen und dann gemeinsam weiterzufliegen. Malaysia an sich war von Australien aus geographisch gesehen nicht der optimalste Ausgangspunkt, um nach Indonesien zu gelangen. Die Tickets waren allerdings schon vor langer Zeit gebucht worden, denn eigentlich hatten wir vorgehabt von Malaysia startend die südlichen Inseln Thailands anzusteuern. Aber wie sagt man so schön: "Pläne sind dazu da, um geändert zu werden". Von "Redfern" aus hatten wir jedenfalls eine prima Anbindung an den Flughafen Sydney, sodass wir hier schon nach 11 Minuten ankamen. Zum x-ten mal ließen wir das ganze Flugprozedere über uns ergehen, von Check-In, über Sicherheitskontrolle zu Boarding. Der Flug nach Kuala Lumpur war ja einer der längeren Sorte. Umso erschreckender war die Erkenntnis, dass überhaupt kein Entertainment-Programm mit an Board war, als wir den Weg zu unseren Sitzen bestritten. Der "Non-Service" ging sogar so weit, dass man in den acht Stunden Flugzeit nicht mal ein Glas Wasser angeboten bekam. "You get what you pay", war hier wohl die Devise, denn der Flug war in der Tat äußerst günstig gewesen... nun wussten wir warum ;-) Mit einer halben Stunde Verspätung erreichten wir das Gate in Kuala Lumpur und die Aufregung wuchs. Der Billigflieger dockte allerdings soweit außerhalb an, dass wir eine viertel Stunde laufen mussten, um zur Immigration und zum Zoll zu gelangen. Zeit die verstreichen musste, bis wir Lotti endlich wiedersehen würden. Per Whats App wussten wir natürlich schon längst, dass sie in der Empfangshalle auf uns wartete. Mit einem großen Schild "Willkommen in Kuala Lumpur" wurden wir schließlich von ihr empfangen. Sehr süß, hatte sie diesen Pappkarton doch den ganzen weiten Weg von Deutschland über Doha nach Kuala Lumpur im Gepäck mitgeschleift. Wir hatten uns erstmal so viel zu erzählen und hungrig waren wir auch, dass wir gar nicht erst aus dem Flughafen rauskamen, sondern gleich dort zu Abend aßen. Mit dem Taxi kamen wir relativ spät in dem rund 20 Kilometer entfernten Hotel an, bezogen unser Zimmer und stießen auf den familiären Zusammenschluss an. Witziger Weise lag unser Familienzimmer mit riesiger Fensterfront im Erdgeschoss direkt an der Straße, sodass wir uns ein wenig wie auf dem Präsentier-Teller vorkamen. Ein paar malaysische Mädchen winkten uns im Vorbeigehen von der Straße aus zu und kicherten sich eins ins Fäustchen. Dann war die Show für heute jedoch vorbei und wir knipsten das Licht aus. Schließlich waren wir noch lange nicht am Ziel angekommen... Tag 2 & 3: Anreise Raja Ampat/ Pulau Kri Malaysia würden wir heute schon wieder hinter uns lassen, denn nach dem Frühstück ging es zurück zum Flughafen. Wir hatten noch zwei Flüge und zwei Bootsfahrten vor uns, bevor wir das lang ersehnte Endziel "Kri Island" im "Raja Ampat Nationalpark" erreichen würden. Nach "Makassar" im Süden Sulawesis flogen wir wieder mit der gleichen Billigfluggesellschaft wie gestern. Die Erwartungen an Service waren entsprechend gedämpft. Gegend 18 Uhr kamen wir an und mussten noch sage und schreibe neun Stunden totschlagen, ehe der Connection-Flight nach "Sorong" starten würde. Am Ende waren es dann sogar 12 Stunden, denn unser Flieger hatte Verspätung. Es war schon nach sechs Uhr morgens, als wir endlich Platz nehmen konnten. Die Sitzreihen waren sogar nochmal eine Nummer enger, als wir es inzwischen schon gewohnt waren. Aber wir mussten ja zum Glück nur weitere drei Stunden aushalten, ehe wir "Sorong" in West Papua erreichen würden. Lotte war inzwischen schon drei Tage unterwegs und entsprechend gezeichnet - leichenblass ;-) Die Odyssee war jedoch immer noch nicht vorüber. Erst mittags um zwei Uhr fuhr die Fähre nach "Waisai", der größten Stadt auf der Hauptinsel "Waigeo". Bevor wir diese jedoch besteigen konnten, mussten wir erstmal vom Airport zum Hafen kommen. Draußen vorm Flughafen herrschte bei den Taxifahrern wie gewohnt der Kampf um jeden Fahrgast. Normalerweise mieden wir die Taxifahrer an Flughäfen, weil man von diesen eigentlich grundsätzlich über den Tisch gezogen wird. Aber mit Lotte im Schlepptau in einem extrem unterentwickelten Teil der Welt und nach der anstrengenden Anreise, wollten wir uns auch nicht auf irgendein Abenteuer einlassen. So nahmen wir nach klassischer Verhandlungsrunde, in der die erste Partei einen Preis nennt, die zweite bei knapp über 50% weitermacht und man sich am Ende in der Mitte zwischen dem Ursprungspreis und dem ersten Gegenangebot trifft, Platz. Wir durchquerten "Sorong" und wurden aufs Neue daran erinnert, wie es in der Welt so zugehen kann: verdreckte Straßen, kleine improvisierte Häusschen mit Wellblechdach, Benzin aus Flaschen, etc. :-( Als wir den Hafen erreichten, war uns wahrlich mulmig zu mute, denn wir wurden von einigen zwielichtigen Gestalten mit roten Zähnen begafft und gemustert, wie die Affen im Zoo. Die roten Zähne kamen durch das Kauen einer bestimmten Pflanze zustande, wie wir zu einem späteren Zeitpunkt erfuhren. Für uns sah es in diesem ersten Moment jedoch aus, als würden die Männer im Mund bluten - entsprechend verstört müssen wir wohl auch dreingeschaut haben. Wir lösten schnell ein Ticket und begaben uns auf die Fähre, auf der wir deutlich lieber die sechs Stunden bis zur Abfahrt warten wollten, als am schäbigen Hafen von "Sorong". Wir nutzten die Zeit, um ein paar Flüge zu buchen, zu bloggen und etwas Schlaf nachzuholen. Wir erreichten "Waisai" pünktlich. Nach der Ankunft gab es jedoch eine ordentliche Schrecksekunde: Lottes Gepäckstück war verschwunden. Nach etwas Sucherei stellte sich heraus, dass der Koffer kurioserweise selbst seinen Weg vom Schiff gefunden hatte ;-) Ein Mitarbeiter des Homestays, in dem wir die nächsten Tage auf "Pulau Kri" nächtigen würden, wartete bereits am Hafen auf uns. Bevor wir auf dessen Boot umsteigen konnten, mussten wir jedoch erst noch eine Millionen Rupiah pro Person für den Eintritt in den Nationalpark auf den Tisch legen. Richtig, wir waren über Nacht Millionäre geworden, denn 1 Euro entspricht rund 15.000 Indonesischen Rupiah :-) Die Bootsfahrt in dem kleinen Bananenboot bis zur "Insel Kri" dauerte nur noch eine dreiviertel Stunde und das Timing hätte nicht besser sein können: Vor traumhafter Inselkulisse gelitten wir auf spiegelglatter Meeresoberfläche dem Sonnenuntergang entgegen. Die Strapazen hatten sich gelohnt: wir wurden von einer Holzhütte, einen Meter vom Meer entfernt, empfangen - unserem "Zuhause" der nächsten Tage. Zwar gab es dagegen lediglich eine Toilette mit "manueller" Spülung, eine Eimerdusche mit Salzwasser und eine einfache Matratze auf dem Boden, aber die Szenerie drum herum machte dies alles zehnmal wett - wir waren glücklich. Bezüglich der Kommunikation waren zur Abwechslung mal wir im Nachteil, denn die anderen Gäste des Homestays sprachen alle französisch. Sie kamen aus Frankreich und Belgien - Europa war also wieder gut vertreten an diesem entlegenen Ort. Die Familie des Homestays sprach nur ein paar Brocken Englisch und so war die Verständigung doch äußerst beschränkt. Zu tiefsinnigen Gesprächen waren wir aber gerade eh nicht in der Lage. Nach drei Tagen Anreise in unserem Fall und vier Tagen auf Seiten von Charlotte waren wir nun so ausgelaugt, dass wir heute nicht mehr sehr alt wurden und stattdessen früh ins Bett fielen. Tag 4: Kri Island/ Mansuar Der Blick von unserer Hütte aus war an diesem Morgen überwältigend. Das war wonach wir gesucht hatten: Irgendwo im Nirgendwo nur einen Steinwurf vom Wasser entfernt im Morgengrauen über ein Korallenriff schauen und das bei völliger Stille. Lange hielt dieser meditative Zustand jedoch nicht an, denn wir konnten es kaum erwarten die Unterwasserwelt im "Raja Ampat Nationalpark" zu erkunden. Deshalb klapperten wir an diesem Morgen auch erstmal die beiden Tauchschulen in unserer Nähe ab, um einen Eindruck von der Professionalität und den Konditionen zu bekommen. Wir wurden bei einem Divecenter fündig, welches von einem europäischen und sehr sympathischen Paar geführt wurde: Sarah, gebürtig aus Italien, managte das zum Divecenter zugehörige Homestay und Cedric, Franzose und Lebenspartner, war als Instructor für alle Angelegenheiten bezüglich des Tauchens zuständig. Untereinander sprach das Paar spanisch, ebenso wie ihr kleiner vier Jahre alter Sohn - eine interessante Konstellation. Jedenfalls machte Cedric einen sehr professionellen Eindruck, was uns als Tauchanfänger sehr wichtig war. Auch bzgl. des Preises pro Tauchgang wurden wir uns einig. Wir verabredeten uns daher für diesen Nachmittag, an dem Cedric im Rahmen eines Checkdives sehen wollte wie wir uns anstellten. Vorher ging es jedoch noch die erste Runde am hauseigenen Riff schnorcheln. Es war Ebbe und so mussten wir erst einmal ziemlich weit durch das seichte Wasser waten, bevor wir das Riff erreichten. Der Weg hatte sich dann jedoch glücklicherweise gelohnt, denn gleich bei diesem ersten Schnorchelgang sahen wir jede Menge Fische, zwei Schildkröten und in der Ferne einen Blacktip Reefshark. Lotte, die unbedingt eine Schildkröte hatte sehen wollen, war also beim ersten Unterwasser-Kontakt gleich doppelt erfolgreich gewesen :-) Am Nachmittag fuhren wir gegen 15.00 Uhr zu dem Checkdive-Tauchspot mit einfachen Rahmenbedingungen in der Nähe eines kleinen Dorfes mit dem Namen "Jenbuba". Vorgelagert auf der Seite der Nachbarinsel "Mansuar" befand sich dort ein Korallenriff. Als erstes wurden wir damit konfrontiert, dass bei den meisten Tauchspots im Nationalpark ein sogenannter negativer Einstieg bzw. "negative Entry" von Nöten sei. Da wir von Tuten und Blasen keine Ahnung hatten, ließen wir uns das erst mal in Ruhe erklären. Aufgrund der starken Strömungen in dieser Gegend darf man an den Tauchspots keine Zeit an der Wasseroberfläche verlieren, da man andernfalls sofort wegdriftet. Direkt nach dem Einstieg ins Wasser muss folglich mit dem Abstieg in die Tiefe begonnen werden. Praktisch sieht das so aus, dass man sich sitzend rückwärts ins Wasser fallen lässt, sich dreht und köpfüber, aktiv nach unten schwimmt, während man aus der Tauchweste Luftrückstände ablässt, damit man schneller sinkt. Auch wenn an diesem Tauchpunkt diese Art des Einstiegs nicht erforderlich war, beschlossen wir das gleichmal zu üben. Kathi hatte noch Schwierigkeiten, da ihr direkt die Maske vom Kopf flutschte, aber alles in allem schien es einfacher zu sein als es sich in der Theorie angehört hatte. Der anschließende Tauchgang war überragend. Gleich zu Beginn erspähten wir einen Pufferfisch von der größeren Sorte, den es so gar nicht interessierte, dass Ramon mit der Kamera sehr nah heran kam. Auch der hier in der Gegend häufig vorkommende Wobbegong-Hai war direkt bei diesem Tauchgang dabei. Das Tier ist extrem gut getarnt und sieht so aus, als sei es mit einer Art Flechte bewachsen. Neben dem Wobbegong, der gemütlich am Meeresboden schlief, hatte es sich auch ein Krokodilsfisch bequem gemacht, den man aufgrund seiner Farben ebenso schwierig am Grund erkennen konnte. Neben diesen für uns neuen Meeresbewohnern zeigte uns Matthias, ebenfalls ein Guide der Tauchschule, jede Menge sogenannter Mikroorganismen. Auch wenn sie stets schön bunt waren, war das aber nicht wirklich unser Fall. Wir standen doch eher auf die größeren Tierchen. Der Tauchgang insgesamt war ein gelungener Auftakt unserer Tauchkarriere in "Raja Ampat" und wir freuten uns schon auf die folgenden. Zurück auf "Kri" machten wir noch gemeinsam Pläne für den nächsten Tag. Wir meldeten uns für eine Tagestour zu den "Fam Islands" an, die einen Tauchgang und drei Schnorchel-Gelegenheiten beinhaltete - das klang nach einer Menge Unterwasserspaß!!! Tag 5: Fam-Islands/ Melissa's Garden Der strahlend blaue Himmel an diesem wunderbaren Samstag morgen ließ auf einen fantastischen Tages-Ausflug unter optimalen Bedingungen hoffen. Gut gelaunt verspeisten wir daher die selbstgemachten Schoko- und Zuckerdonuts in unserem Homestay und begaben uns anschließend pünktlich um 7.30 Uhr zum Treffpunkt am Steg des "Wobbegong Dive Centers". Auf den sogenannten "Fam Trip" begleiteten uns acht weitere Abenteuerer, von denen die meisten, wie wir, mindestens einen Tauchgang planten. Bis zur ersten Divesite, der "Alternative Site" dauerte es mit dem kleinen Tauchboot rund eineinhalb Stunden. Der Name "Alternative Site" war ziemlich einfallslos entstanden, weil er eine Alternative zum Tauchpunkt am "Fam Island" selbst darstellte. "Fam Island" scheint wohl nicht mehr so berauschend zu sein, weshalb die Tauchschule nun immer zur "Alternative Site" fuhr. Rund die Hälfte unserer Gruppe legte ihre Tauchausrüstung an, während die andere Hälfte zum Schnorcheln ins Wasser sprang. Wir gehörten zur letzteren Gruppe. Da es für Lotte das erste mal war auf diese Art und Weise, nämlich vom Boot aus ins offene Meer zu springen, nahm Ramon sie vorerst an die Hand. Die Sicht war nochmal viel besser als beim Schnorcheln am Tag zuvor. Das Riff war nicht besonders tief und die Korallen daher in ihrer vollen Farbenpracht zu bestaunen. Außerdem wimmelte es nur so vor bunten Rifffischen und jeder Menge Schwärme. Zwischendurch gab es dann auch den ein oder anderen Blacktip Reefshark zu sehen, bevor zum Schluss gleich drei um uns kreisten. Charlotte war genauso begeistert, auch wenn sie beim ersten Hai noch leicht nervös war. Am Boot zurück bekamen wir mit, dass die Tauchgruppe bis auf 40 Meter tief getaucht war. Das ist doppelt so tief wie wir selbst bisher getaucht waren und eigentlich auch gar nicht erlaubt. Das scheint hier in Indonesien wohl aber nicht die größte Rolle zu spielen ;-) Nun ging es weiter zum eigentlichen Highlight des Ausflugs: "Fam Island". Die Aussicht vom Viewpoint, den man über 330 heiße Holztreppen erreichte, war überwältigend. Mehrere unterschiedlich geformte, grün bewachsene Felsen aus Limestone ragten aus dem Wasser, welches türkis-grün leuchtete und um die Felsen herum besonders klar und grell war. Das Licht der Sonne tat ihr übriges dazu und ließ die Landschaft umso schöner erstrahlen. Wir waren so überwältigt, dass wir um einiges länger auf die Umgebung starren mussten, als unsere Mitreisenden. Und das allerbeste: keine auf Fotojagd wild umher rennenden kleinen Asiaten. Wir waren streckenweise ganz alleine da oben. Nach diesem wirklich tollen Lookout war die Meute ausgehungert, weswegen unser Bananenboot die nächste Insel ansteuerte. Diese wirkte wie eines jener Strandparadiese, die auf Postkarten oder in Urlaubsbroschüren zu sehen sind: glasklares Wasser, ein kleines Riff vor der Insel, ein schöner Sandstreifen und Palmen im Hintergrund - Ein Traum... und unsere Kulisse für die Mittagspause. Während wir den mitgebrachten Fisch am Strand verspeisten, erblickten wir im seichten Wasser, unmittelbar an der Naht zwischen Wasser und Land, ein paar kleine Babyhaie, die miteinander zu spielen schienen. Hinter uns raschelte es ständig im Gebüsch und ab und an ließ sich ein relativ großer, grüner Leguan blicken, der sich sehr schüchtern vorwärts bewegte und schreckhaft das Weite suchte, wenn man ihn nur anschaute. Kleine weiß-gestreifte Fischlein im Wasser schienen ihr Territorium zu verteidigen, denn man wurde regelrecht attackiert, wenn man nichtsahnend durchs Wasser watete. Die kleinen Bisse fühlten sich aber eher angenehm an ;-) Nachdem wir den Hunger erfolgreich bekämpft hatten, zogen wir weiter zur nächsten Divesite: "Melissa's Garden". Diesmal waren wir an der Reihe. Mit uns sprangen zwei weitere Taucherdamen und zwei Instrukteure ins angenehm temperierte Nass. Wir übten wieder den negativen Einstieg und waren diesesmal beide erfolgreich. Der Tauchgang selbst war allerdings der anstrengendste, den wir bisher absolviert hatten. Die Strömung war so enorm, dass es sich unter Wasser anfühlte als würde ein Tornado über uns fegen, sobald man sich an einem Stein festhielt - Fönfrisur inklusive. Wir konnten uns deshalb auch wenig auf unsere Umgebung konzentrieren, der Tauchspot war aber bekannt für besonders bunte Korallen. An der Oberfläche angekommen, saß bereits eine unsere Begleiterinnen mit einem der Instrukteure im Boot. Sie war wohl wegen der Strömung verloren gegangen. Es wurde nach diesem weiteren Programmpunkt ruhiger im Boot, denn so langsam schlich sich Müdigkeit ein. Die Sonne tat ihr Übriges dazu. Ein Stopp stand aber noch auf der Tagesordnung: der Besuch von "Arborek" - einem kleinen Inseldorf mit ausgezeichneter Schnorcheloption direkt am Landungssteg. Wir ließen es aber gemütlich angehen und beobachteten das verrückte Treiben der Asiaten, die sich wohl irgendwie hierher verirrt hatten. Egal ob Männlein oder Weiblein, ihre Beschäftigung bestand darin mit Meerjungfrau-Kostüm Unterwasserbilder zu schießen. Wir zogen es daher vor zunächst die Umgebung an Land zu erkunden und erst später in Wasser zu springen. Auch wenn wir kein gutes Gefühl hatten durch das Dorf zu spazieren, weil wir nicht wollten, dass sich die Bewohner wie Zootiere fühlten, waren diese sichtlich happy Ausländer zu sehen. Zumindest die Kinder, die Kathi gar ein Ständchen trillerten. Zurück am Steg war endlich Ruhe eingekehrt. Wir schmissen Schnorchel und Maske ein letztes Mal für diesen Tag über den Kopf und sprangen ins Meer. Ein riesiger Schwarm Fische schlängelte sich um die Säulen des Stegs und verformte sich gleichmäßig, sobald man sich ihm nährte. Sogar einige Taucher waren zu sehen, die sich das Spektakel ebenfalls nicht entgehen lassen wollten. Nun waren aber auch wirklich alle Energiereserven erschöpft und die Haut gezeichnet von der Dauerbestrahlung der Sonne. Wir kehrten die Heimreise an. Auf "Pulau Kri" war mit uns dreien schließlich nichts mehr anzufangen, denn der Tag war extrem intensiv gewesen. Aber der Tagesausflug war definitiv einer der besten auf der gesamten Reise um die Welt. Nur Kathi's rechter Fuß trug durch die Dauerreibung der Haut an den Schwimmflossen ein paar Blessuren davon. Alles halb so wild, dachten wir... Tag 6: Kri & Mansuar Island Es war Sonntag und wir befanden uns auf einer Insel. Grund genug also einen Gang runter zu schalten. Und so ließen wir den Morgen verstreichen, ohne jegliche Aktion - auf der einen Seite, um zur Abwechslung mal ein wenig zu entspannen und auf der anderen Seite, um auf das Einsetzen der Ebbe zu warten. Denn wir hatten vor, bei niedrigem Wasserstand auf die Nachbarinsel "Mansuar" zu laufen. Erst bei "low tide" liegt eine riesige Sandbank frei, die einem das "Inselhopping" ermöglicht. Gegen Mittag war es soweit. Wir spazierten über die enorme, von Krabben übersäte, Fläche und überquerten eine lange und äußerst wackelige Holzbrücke bis wir das Dörfchen "Jenbuba" erreichten. Wir liefen durch die einzige Straße der Stadt und nahmen kurz in einer kleinen Hütte Platz, die mit viel Fantasie einer Bushaltestelle ähnelte. Oder aber sie war extra für schweißgebadete, nach Schatten ächzende Europäer konstruiert worden :-) Die Sonne knallte heute unaufhörlich, sodass uns die kleine Pause gut tat. Wir bekamen auch sogleich Besuch von mehreren Einwohnern, mit denen wir uns wild gestikulierend zu unterhalten versuchten. Begrüßt wurden wir mit "Selamat Siang" und man war sich rundherum einig, dass heute ein äußert heißer Tag war. Aber mehr konnten wir beim besten Willen nicht verstehen. Die Straße führte uns schließlich bis ans Ende des Dörfchens, wo wir einen langen Steg vorfanden, der unter den Inselbewohnern als "Jenbuba Jetti" geläufig ist. Von unserem Checkdive vor zwei Tagen wussten wir ja bereits, dass das Tauchen bis auf 20 Meter in dieser Gegend hervorragend war. Vom Steg aus konnten wir bereits zwei Haie, zwei große Pufferfische und jede Menge Fischschwärme sehen. Auch die Kinder des Dorfes genossen diesen Sonntag Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein am Steg. Sie sprangen auf unterschiedlichste Art ins Wasser, schubsten sich gegenseitig hinein oder alberten einfach nur so herum. Jedenfalls war es beeindruckend wie die Winzlinge spielend an einer der Säulen wieder hochkletterten, denn aufgrund der Ebbe waren die Treppen nicht erreichbar. "Keine Müdigkeit vortäuschen", dachten wir uns und taten es den Kids gleich. Nur unsere Schnorchelausrüstung unterschied uns von den Kleinen. Nach kurzer Zeit gesellte sich doch tatsächlich zum wiederholten Male ein Wobbagong zu uns. Ansonsten waren die üblichen Rifffische unterwegs. Außer Lotte, der Zirkusakrobatin, schaffte es nach dem Schnorcheln keiner von uns zwei Oldies kletternd zurück auf den Steg. Das Resultat war ein Schnitt an Ramon's Fußunterseite, der in den nächsten Tagen noch gravierende Ausmaße annehmen sollte. Das konnten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht ahnen und so blieb uns nur übrig, den weiten Weg bis zum Ufer zurück zu waten. Für den Nachhauseweg brauchten wir sicherlich nochmals eine Stunde und so erreichten wir erst gegen Abend völlig erledigt und von der Sonne gezeichnet das Homestay. Tag 7: Kri Island/ Mike's Point & Friwen Wall Auch wenn Ramon - neben der Fußverletzung - von einer leichten Nebenhöhlenentzündung geplagt wurde, wollten wir nichts unversucht lassen weiterhin die traumhafte Unterwasserwelt des "Raja Ampat Nationalparks" zu erforschen. Aus diesem Grund machten wir uns an diesem Morgen samt Lotte im Gepäck auf den Weg zur Tauchschule und fanden uns wenig später auf einem Boot wieder. Zwei Divesites wurden heute angesteuert. Zunächst "Mike's Point" und anschließend "Friwen Wall". Wir schnallten uns allerdings nur beim ersten Stopp den Tank auf den Rücken, denn "Friwen Wall" sei auch hervorragend zum Schnorcheln geeignet, so hieß es. Gott sei Dank war an "Mike's Point" keine Strömung wie beim letzten Tauchgang. Wir waren dermaßen relaxt, dass unser Luftvorrat sogar für 53 Minuten ausreichte. Generell verbesserten wir mit jedem neuen Tauchgang unsere Atemtechnik, Schwimmtechnik und "Buoyancy". Wir waren überwältigt von der bunten Vielfalt der Korallen. Fische waren hier vergleichsweise we***** anwesend. Ein Tauchmanöver durch eine enge Höhle gehörte sicherlich zu einem der Highlights. Nach einer kurzen Pause und einem Snack auf dem Boot ging es weiter zur "Friwen Wall". Hierbei handelt es sich, wie der Name schon verrät, um eine Wand bestehend aus Korallen, die steil Richtung Meeresgrund abfiel und unendlich lang zu sein schien. Das schöne bei diesem Schnorchelgang war außerdem, dass eine leichte oberflächliche Strömung entlang des seichten Riffs verlief, sodass man nichts weiter tun musste, als sich dort rein zu legen, treiben zu lassen und das wunderbare Unterwasserleben zu beobachten. Auch in diesem Fall überzeugten die farbenfrohen Korallen, der ein oder andere Pufferfisch, Trompetfish, Angelfish und die üblichen Verdächtigen. In der Strömung schienen einige Fische richtig zu schweben bzw. sich in Zeitlupe zu bewegen. Zur Lunchzeit kehrten wir zurück, gerade rechtzeitig, denn es sollte ungemütlich werden. Ein langandauernder Regen setzte ein, was aber für den Moment nicht ganz so tragisch war, denn wir waren sowieso total erledigt. Wegen des Wetters, unseren Verletzungen und des Gemütszustandes war daher für den Rest des Tages Entspannung angesagt. Tag 8: Kri Island/ Manta Sandy & Arborek Jetty Ein großer Tag lag heute vor uns. Auf dem Diveschedule stand nämlich "Manta Sandy". Korrekt, Kri Island darf sich glücklich schätzen wenige Kilometer offshore eine sogenannte Cleaningstation für Mantas vorweisen zu können. Während der Saison bedeutet dies, dass zahlreiche Mantarochen diese Stelle aufsuchen, um sich von einer speziellen und offenbar hier beheimateten Fischspezies säubern zu lassen. Die Taucher nutzen zu dieser Zeit die Gelegenheit die riesigen Tiere in freier Natur zu beobachten. Das Boot legte wie immer um 7.30 Uhr ab und die Fahrzeit betrug heute etwas mehr als 30 Minuten. Matthias, der zweite Diveguide neben Cedric, überprüfte - den Kopf unter Wasser haltend - ob ein Manta zu sehen war. Und tatsächlich, nicht nur einer, sondern gleich mehrere schwebten durch das Wasser. Charlotte war übrigens mit von der Partie, denn sie hatte sich entschieden das Tauchen im Rahmen eines Probedives für sich zu testen. Bevor sie Instruktionen und eine kurze Einweisung erhielt, um daraufhin samt Tauchlehrer ins Wasser zu springen, ging es erstmal für alle anderen zertifizierten Taucher ins "Aquarium". Nicht nur, dass wir heute unter Wasser eine besondere Spezies zu Gesicht bekommen würden, sondern auch der Tauchgang als solcher war so anders als normalerweise. Wir schwammen nicht in der Umgebung herum, sondern tauchten einfach nur zum Untergrund auf 16 Meter ab und nahmen Platz vor der Cleaningstation, um die monströsen Tiere zu beobachten. Fehlte nur noch eine Tüte Popcorn und das Theaterschauspiel wäre komplett gewesen. Es dauerte nicht lange, da glitt der erste Manta Rochen majestätisch auf der Straße zur Waschanlage. Ja, bildlich kann man sich das genauso vorstellen, denn die Mantas nahmen allesamt in Reih und Glied den gleichen Weg zur Cleaningstation. Sie umrundeten einen Felsen und schwammen weiter. Nach einigen Minuten kehrten sie wieder zurück und das ganz wiederholte sich. Insgesamt bekamen wir sechs der Tiere zu Gesicht. Es waren richtig große, teilweise um die vier Meter breite, schwarze sowie schwarzweiße Exemplare. Manche machten sogar Saltos und ein paar glitten ganz nah über unseren Köpfen hinweg. Es war strikt untersagt den Tieren zu nahe zu kommen oder ihnen zu folgen, denn dann würden sie schnell reiß aus nehmen. Glücklicherweise hielten sich alle Taucher unter Wasser an die Spielregeln. Auch Charlotte gesellte sich nach ei***** Zeit dazu. Da hatte sie sich ja den richtigen Ort ausgesucht, um einen Probetauchgang zu unternehmen. Zurück am Boot waren wir drei jedenfalls sprachlos und überwältigt von der ganzen Szenerie unter Wasser. Unser Luftvorrat hatte wegen der fehlenden Bewegung und Anstrengung für sage und schreibe 65 Minuten gereicht. Eine Pause legten wir anschließend in dem kleinen Dorf "Arborek" ein, in dem wir wenige Tage zuvor schonmal zu Besuch gewesen waren. Diesmal wollten wir jedoch nicht nur schnorcheln, sondern einen weiteren Tauchgang einlegen. Insbesondere, weil wir wussten was uns am Ende dieses Tauchgangs erwarten würde: Am Steg von Arborek wartete wieder der riesige Fischschwarm auf uns. Doch vorher wendeten wir uns dem hiesigen Riff zu. Wer hätte gedacht, dass uns direkt nach dem Abtauchen erneut ein Manta Rochen begegnete - das fing ja schon mal gut an. Auf dem Weg zum Steg bekamen wir dann weitere für uns eher seltene und wunderschöne Spezies zu Gesicht: einen außergewöhnlichen Lionfisch, einen Crocodile Fish, einen Wobbegon und diverse andere Haie. Am Ende spielten wir bestimmt nochmal eine viertel Stunde mit dem Fischschwarm. Das war wohl der beste Tauchtag in unserer bisherigen Karriere. Diese Eindrücke galt es zurück auf "Kri" erstmal zu verarbeiten und die Rund 500 Bilder zu sichten ;-) Lotte war ebenfalls dermaßen geflasht und hatte so gefallen am Tauchen gefunden, dass sie sich dafür entschied ihren Tauchschein zu machen. "Raja Ampat" war dafür sicherlich nicht der schlechteste Ort ;-) Am Abend krakselten wir mit dem Sohnemann unseres Gastgebers, Yudas, zum Aussichtspunkt und genossen von dort oben den prima Sonnenuntergang mit Blick auf "Lumba Lumba", "Mansuar", "Gam" und ein paar andere umliegende Inselchen. Parallel versuchten wir unser Glück mit dem Online-Visum für Myanmar, das inzwischen nächste auserkorene Ziel in Südostasien, in der Hoffnung auf dem Berg eine bessere Internetverbindung zu haben. Unten in unserem Homestay waren wir bereits mehrfach gescheitert, als es um das Hochladen eines geeigneten Passfotos ging. Aber auch hier oben sollten wir erfolglos bleiben. Momentan stand es folglich schlecht um ein E-Visum für uns beide :-( Wir wollten dem World Wide Web das Feld aber auch nicht kampflos überlassen. Und so beschlossen wir Myanmar nicht direkt nach unserem Tauchabenteuer in West Papua anzusteuern, sondern einen Abstecher nach Bali, ebenfalls in Indonesien, zu machen. Auf der einen Seite erhofften wir uns dort ein Internetsignal, welches dem technischen Fortschritt des 21. Jahrhunderts gerecht werden würde und auf der anderen Seite glaubten wir von hieraus sehr gute Anbindundungsmöglichkeiten nach Myanmar vorzufinden. Blieb nur noch die Kleinigkeit zwei Flugtickets zu buchen. Das Internetsignal schien hierfür jedenfalls zu genügen, aber aus anderen technischen Gründen hatten wir an diesem Abend im letzten Schritt des Buchungsvorgangs auch hiermit Schwierigkeiten, weswegen wir das ganze erstmal vertagten. Tag 9: Kri Island/ Cape Kri Auf der Tauchagenda stand heute der außerordentlich berühmte Divespot "Cape Kri". Vor ein paar Jahren wurden hier die meisten Fischspezies bei einem einzelnen Tauchgang gezählt. Es waren wohl 387 Stück - Weltrekord! Und wir durften uns glücklich schätzen genau an diesem Ort abzutauchen. Neu für uns war bei der Erkundung der Divesite der sogenannte Bumbhead, der größte aus der Familie der Parrotfish. Dieser Fisch sieht aus als habe er einen Stein auf dem Kopf. Ansonsten waren die üblichen Verdächtigen dabei, wie Haie (White und Blacktips sowie ein Grey Reefshark) und Schildkröten. Einen zweiten Tauchgang wollte niemand mehr auf dem Boot machen, weshalb wir schon früh wieder zurück in unserem Homestay waren. Nach einem kleinen Nickerchen in der Hängematte, etlichen erfolglosen Versuchen online zwei Flugtickets zu erwerben und dem gewohnten Lunch, bestehend aus Fisch, Reis und Gemüse, ging es gegen drei Uhr mit der Tauchschule auf ein Neues Richtung "Jenbuba", wo wir auf Höhe des "Lumba Lumba Homestays" zum Schnorcheln rausgeschmissen wurden. Lotte machte am Jetty mit Cedric ihren ersten selbständigen Tauchgang im Rahmen des Padi Open Water Kurses. Wir hingegen nutzten die Zwischenzeit schnorchelnd am nahegelegenen Riff. Die Sicht und die Korallen als solche waren gar nicht mal sooo gut. Umso erstaunter waren wir über die Anzahl der Fische die sich hier tummelten. Wir sahen ungelogen über 15 Schildkröten, mehrere Haie, ganze Schwärme von Pufferfischen, einen riesigen Barracuda und sogar einen weiteren Bumbhead Parrotfish - das hatte sich mal gelohnt. Am Abend unterhielten wir uns mit den neuen Gästen aus Malta, mit denen wir uns gleich richtig gut verstanden, bevor wir uns hundemüde auf unsere durchgelegene Matratze auf dem Fußboden fallen ließen. Wenigstens waren die Ratten im Strohdach heute Nacht mal nicht ganz so aktiv und so schliefen wir ausschließlich zum Rauschen der Wellen ein ;-) Tag 10: Kri Island/ Blue Magic & Sardine's Reef Natürlich nahm das Tauchen auch heute wieder die meiste Zeit in Anspruch. Allerdings stand gegen Mittag auch ein Umzug auf dem Programm. Wir sehnten uns nach einer Veränderung, weswegen wir beschlossen hatten, eine Hütte in dem Homestay zu beziehen, in dem auch die Tauchschule beheimatet war. Das würde alles ein klein wenig einfacher machen. Außerdem gab es richtige Betten und eine improvisierte Gartenschlauch-Dusche, was definitiv eine Verbesserung gegenüber der Eimermethode darstellte :-) In der Früh bestiegen wir aber zunächst das voll besetzte Tauchboot, welches als erstes kurze Zeit später an der Tauchstelle "Blue Magic" den Anker warf. Mittlerweile war es aber für uns beide eine ganz schöne Quälerei in die Schwimmflossen zu steigen, denn wie es aussah, hatten sich die Wunden an unseren Füßen zwischenzeitlich infiziert. Wir waren wohl zu nachlässig mit der täglichen Reinigung und Desinfektion gewesen. Wer hätte aber auch ahnen können, dass sich aus einer kleinen Mücke solch ein Elefant entwickeln konnte. Auf das Tauchen wollten wir aber unter keinen Umständen verzichten und so nahmen wir uns ein Beispiel an den Indianern, denn die kennen bekanntlich keinen Schmerz ;-) Unter Wasser in "Blue Magic" bekamen wir riesige Fische zu sehen und solche, die wir noch nie zuvor erblickt hatten, z.B. einen großen Thunfisch und eine riesige spanische Makrele. Der nächste Divespot - "Sardine's Reef" - war ähnlich, Sardinen suchte man an dem etwas größeren Riff allerdings vergeblich :-) Ein großer Wobbegong Hai schwamm allerdings mit seinen kleinen weißen Knopfaugen direkt auf Ramon zu, aber auch nur, um sich direkt unter ihm auf einer Koralle niederzulassen. Nach dem Mittagessen ging der Umzug reibungslos über die Bühne. Es gab nur ziemlich viel zu packen, weil wir uns in dieser Woche ganz schön ausgebreitet hatten. Die Hütte im neuen Homestay teilten wir uns mit Charlotte. Sie bekam einfach eine zweite Matratze reingelegt. Es würde nun schön kuschelig werden, aber außer Schlafen machten wir ja nicht viel in dieser Kaschemme. Nachdem wir nun tagelang versucht hatten mit Schneckeninternet einen Flug nach Bali zu buchen, aber an der Notwendigkeit einer indonesischen Kreditkarte gescheitert waren, wie wir in der Zwischenzeit rausgefunden hatten, versuchten wir heute einen anderen Weg. Sarah, die Hausdame des Homestays, hatte Kontakt zu einem Typen in einer Reiseagentur in "Sorong", der ggf. eine Reservierung in unserem Namen vornehmen konnte. Der Plan war ihn dann am Abreisetag kurz vor Check-In am Flughafen zu treffen und gegen Bares die Tickets zu erhalten. Ganz Wohl war uns bei der Sache zugegebenermaßen nicht, aber um es mit Merkels Worten zu sagen: wir waren schlichtweg alternativlos. Kommuniziert wurde über die Mittelsfrau Sarah und deren Nokia-Mobiltelefon per SMS :-) Gegen 21.00 Uhr trudelte schließlich ein Angebot ein, das überraschenderweise günstiger war als alle Online-Preise, die wir gefunden hatten. "Kaufen, kaufen, kaufen", war die Antwort zurück. In drei Tagen würde sich zeigen, ob der Plan aufging... Tag 11: Gam Island/ Passage & Batu Lima Kathi's Fuß schien es etwas besser zu gehen. Ramon's Situation hatte sich zumindest nicht verschlechtert und so stand einem Tagestrip vorerst nichts im Wege. Mit fünf anderen Gästen ging es daher zur sogenannten "Passage". Durch Mangroven und Felsen geformt, war dies eine Art Meeresenge, die einem Fluss ähnelte. Rechter und linker Hand erstreckte sich entlang der Felsen ein Riff. Die vorherrschende Strömung nutzten wir beim Schnorcheln, um uns von einem Ende zum Anderen treiben zu lassen. So konnten wir ganz gemütlich die Unterwasserwelt aufsaugen. An einer Stelle ließ sich sogar eine Höhle erforschen. Die Sicht war sehr gut und die Korallen wieder einmal farbenfroh und gesund. Auf dem Weg zurück hielten wir bei einer Divesite mit dem Namen "Batu Lima", was so viel bedeutet wie "Fünf Steine". Es stand ein Tauchgang auf dem Programm, der aufs neue sehr schön war. Es gab zwar keine neue Spezies zu sehen, aber Ramon kam einem Wobbegong Hai sehr, sehr nahe genauso wie einem Zebra Pufferfish beim Essen. Unsere Atemtechnik verbesserte sich von Mal zu Mal. Erneut ergab die Zeitmessung rund 65 Minuten unter Wasser. Den Rest des Tages war dann Relaxing angesagt, denn pünktlich mit unserer Rückkehr ins Homestay fing es an zu regnen. Außerdem schrieen die infizierten Wunden förmlich nach einer Pause ;-) Tag 12: Kri Island/ Cape Kri & Matthias Express Der Regen fand kein Ende. Wir mussten sogar den geplanten Tauchgang für heute morgen um ein paar Stunden nach hinten schieben, da es auf dem Meer andernfalls recht ungemütlich geworden wäre. Generell ist es beim Tauchen aber nicht ganz so dramatisch wenn es regnet, denn nass wird man ja so oder so. Es ist nur etwas schade um das fehlende Sonnenlicht, das die Unterwasserwelt noch mehr zum leuchten bringt. Als das Wetter sich etwas verbessert hatte, machten wir uns schließlich auf den Weg zu "Cape Kri", der einzigen Divesite, die wir in der ganzen Zeit in "Raja Ampat" nun zum zweiten Mal ansteuerten. Und das zu recht, war diese doch die berühmteste im ganzen Nationalpark. Der Tauchgang war auch wirklich schön, am besten war das Plateau am Ende in relativ seichtem Wasser bei fünf bis zehn Metern Tiefe. Zwei riesige Schildkröten kreuzten unseren Weg - fantastisch. Unterwegs trafen wir sogar auf Charlotte, die ihren dritten Tauchgang im Rahmen der PADI-Prüfung absolvierte. Den zweiten Tauchgang des Tages machten wir erst relativ spät nachmittags bei "Matthias Express" - ein schöner Abschluss unserer Tauchkarriere in "Raja Ampat". Tag 13: Kri Island Der heutige Tag war so ein richtiger Faulenzer-Tag. Es war Sonntag, also ein heiliger Tag hier auf der Insel, und zusätzlich noch regnerisch. Wir waren beide von den letzten Tagen richtig platt und die Wunden an unseren Füßen nahmen nun doch eher alarmierende Formen an, weswegen dieser Sonntag wie gerufen kam. Morgen würden wir uns schon wieder auf den Weg machen und der Insel den Rücken kehren. Unfassbar, wie schnell die Zeit hier im Nationalpark vorüber ging. Nun galt es aber für den morgigen Abreisetag die Daumen zu drücken. Nicht nur der Erfolg des ominösen Flugticketerwerbs war noch ungewiss, auch fraglich war, ob wir es überhaupt rechtzeitig zum Flughafen nach "Sorong" schaffen würden, um jene Tickets in Empfang zu nehmen. Denn rein zufällig fanden wir an diesem Mittag heraus, dass ausgerechnet montags die Express-Fähre erst um 11 Uhr ablegen würde. Um 9 Uhr fuhr stattdessen eine andere, größere und gleichzeitig langsamere Fähre. Zudem existierten in unserem Homestay keinerlei Erfahrungswerte über die Verlässlichkeit dieses Transportmittels. Was tun, war die Frage. Daumen drücken und hoffen, dass alles klappen würde oder aber kurzfristig erneut umdisponieren? Einen Pfeil hatten wir noch im Köcher. Ein paar Tage zuvor hatten wir nämlich auf dem Trip zu den "Fam-Inseln" einen Kapitän einer Fluggesellschaft kennen gelernt, die mit einer kleinen Propellermaschine für 12 Passagiere "Waigeo" mit "Sorong" verbindet. Wir versuchten unser Glück und Sarah bat einen weiteren Mittelsmann auf Waigeo zwei Flugtickets zu besorgen, sofern morgen früh eine Maschine abheben würde. Der Gute stand bei der Airline aber leider vor verschlossenen Türen - klar, es war ja auch Sonntag... wie immer, wenn was bei uns schiefläuft ;-) Nun hatten wir aber auch wirklich alle Optionen ausgereizt. Es blieb nur noch die Daumen zu drücken. Im schlimmsten Fall müssten wir, falls machbar, auf einen Tag später umbuchen oder ein neues Ticket lösen. Es würde also spannend bleiben... ;-) Fazit: "Raja Ampat" wurde den hohen Erwartungen, die wir an den Nationalpark gerichtet hatten, absolut gerecht. Es ist ein super Tauchgebiet, denn es wimmelt nur so vor Fischen. Auch die Korallen sind an fast allen Divesites noch in sehr gutem Zustand. Wir lernten unheimlich viele neue Spezies kennen. Die Highlights waren sicherlich die Mantarochen und die Wobbegong-Haie. Einzig die Sicht unter Wasser war wegen des Plankton eher durchschnittlich, wie wir uns haben sagen lassen. Im August und September würde sich diese wohl bis auf 40 Meter verbessern. Dann aber natürlich ohne Plankton und konsequenterweise ohne Mantarochen :-) Wer allerdings ohne seine tägliche, warme Frischwasser-Dusche, 24 Stunden Elektrizität und eine therapeutische Matratze in einem Boxspringbett nicht auskommt, der wird "Pulau Kri" sicherlich als Hölle empfinden. Es gibt wohl auch das ein oder andere teure Ressort, aber ob diese vollständig westliche Standards umsetzen, stellen wir mal in Frage. Fischliebhaber werden aber so oder so auf ihre Kosten kommen, denn zweimal täglich wird frischgefangenes Meeresgetier, mit Reis und Gemüse serviert - alles äußerst schmackhaft zubereitet. Auch frisches Obst gab es ausreichend. Die Atmosphäre war ebenfalls etwas ganz Besonderes - alle waren total relaxt und es herrschte Harmonie pur - wahrscheinlich, weil man hier so weit weg von allem ist, dass man unheimlich gut "runterkommen" kann. Apropos "weit weg": Die An- und Abreise hat es wirklich in sich. Wer an diesen abgelegenen Ort reisen möchte, muss die Odyssee wie anfangs beschrieben über sich ergehen lassen. Das bedeutet auch, dass ein beachtlicher Teil der eigentlichen "Urlaubszeit" dafür draufgeht. Daher lohnt es sich eigentlich nur bei einem längeren Aufenthalt in "Raja Ampat" die Strapazen auf sich zu nehmen. Für unsereins war jedenfalls alles perfekt, genau so wie es war - ein Traum!

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