In die Wüste! - San Pedro de Atacama, Chile
San Pedro de Atacama, Chile
Where I stayed
Hostal Millantu
Um sieben Uhr mussten wir uns schließlich auch aufraffen, unsere sieben Sachen aus dem Sechserzimmer zusammen zu packen. Noch schnell geduscht und die Sachen, die wir in der Wüste nicht brauchen würden in ein Schließfach im Hostel gestopft und dann los zum Centropuerto-Bus – schon wider. Überraschenderweise war es möglich, im Hostel doch noch ein früheres Frühstück als üblich zu bekommen, so dass wir das wenigstens noch genießen konnten.
Pünktlichst waren wir wieder einmal am Flughafen, da das Online-Einchecken bei LAN Airways gestern leider nicht funktioniert hat.
Nicht dass es am Ende noch irgendwelche Schwierigkeiten geben würde! Nein, alles hat geklappt, der Automaten-Check-In am Flughafen hat im Gegensatz zum Internet unsere Reservierungsnummer gekannt und alles war in Ordnung. Eine nette Dame von der Fluggesellschaft hat uns aber noch darauf aufmerksam gemacht, dass wir unsere Rucksäcke jeweils in eine riesige Plastiktüte stecken müssten. Häh? Das hatten wir bisher ja noch nie erlebt! Auf die Frage was das solle: aus Sicherheitsgründen – natürlich! So eine Plastiktüte ist die Rettung der Welt, klar! Aber diskutieren hilft da gar nichts, einfach machen… Lustig nur, dass sie dann beim Aufgeben des Gepäcks gleich wieder ein Loch in die Tüten reinreißen müssen damit sie den Gepäckkleber um irgendeinen Henkel machen können… verrückt! Hier werden sie total im Unverstand verschleudert und bei uns in Deutschland und der EU wollen sie zukünftig Plastiktüten verbieten… verrückte Welt!
An Bord waren außer uns nicht allzu viele andere Touristen, die meisten sahen aus wie irgendwelche Arbeiter auf dem Heimweg von einem Weihnachtsbesuch bei der Familie zurück zur weltgrößten Tagebau-Kupfermiene der Welt, der Chuquicamata, die sich gleich 15 km außerhalb von Calama über eineinhalb Kilometer tief in die Erde frisst. Falls wir es zeitlich hinbekommen würden wir diese Miene gerne besichtigen, denn ich hatte es schon bei meinem letzten Urlaub in Chile 2003 versucht, doch war damals die Miene wegen eines Unfalls leider vorübergehend für Besucher geschlossen…
Kaum waren wir in dem kleinen Terminal eingelaufen, kam auch schon unser Gepäck – der Flughafen hier ist ein echt winziger, doch bauen sie das Ding gerade aus, und das nicht gerade klein! Sogar eine zweite Lande-/Startbahn wird momentan betoniert!
Zunächst mussten wir die unsägliche Tüten-Umverpackung von unseren Rucksäcken entfernen, dann konnten wir den Flughafenverlassen wo wir uns sogleich ein Taxi n die Stadt schnappten, das uns zum Terminal der Busgesellschaft Atacama 2000 brachte, einer der Anbieter der mehrmals täglich die Strecke nach San Pedro de Atacama fährt. Dort angekommen mussten wir leider feststellen, dass der nächste Bus erst um 16:30 Uhr fahren würde, das gleiche nebenan bei dem Busterminal einer anderen Gesellschaft – jetzt war aber erst ein Uhr! Eine Möglichkeit hatten wir jedoch, ein paar Straßen weiter befand sich noch das Büro von TUR-Bus, wo wir auch noch fragen könnten. Auf dem Weg durch die „Fußgängerzone" von Calama hat sich Tobi gleich noch eine weitere Sonnenbrille gekauft, nachdem die erste ja bereits nach einem Tag und die zweite, die wir in Puerto Natales erstanden hatten, gestern zu Bruch gegangen ist. Die Dinger brechen irgendwie immer an derselben Stelle, als wenn das dafür gemacht wäre!
Auch bei TUR-Bus gab es keinen sofort abfahrenden Bus, aber immerhin fuhr deren Bus schon um vier Uhr und kostete we*****, da sie im Moment die Strecke im Sonderangebot hatten.
Also mussten wir jetzt noch gut zwei Stunden totschlagen weswegen wir uns ein kleines Café suchen wollten um ein bisschen was zu konsumieren und vielleicht würde sich ja noch die Gelegenheit ergeben, unsere Señora im reservierten Hostal telefonisch über unseren Ankunftszeitpunkt zu informieren, damit sie uns abholen könnte. Zunächst sind wir zurück in die Fußgängerzone gelaufen, wo wir ein mittelprächtiges Café (der Name ist eigentlich schon übertrieben) gefunden haben, wir wollten aber weiter schauen ob wir nicht etwas Netteres fänden, doch nach einmal um den ganzen Block haben wir dann doch mit dem ersten Vorlieb genommen. Tobi hat sich einen Würstel-Empanada gekauft (ja, sowas gibt's) und ich mir ein Eis, was genau das Richtige unter dieser heißen Wüstensonne war!
Als wir dort so saßen und ich mein Eis schleckte, sah ich gleich zehn Meter weiter von uns ein Internetcafé und Telefoncenter, von wo aus ich es nochmal bei unserer Hostal-Señora versuchen könnte. Als ich fertig geschleckt hatte bin ich kurz hinein während Tobi draußen im Café uf unser Gepäck aufgepasst hat.
Wie eine Zeitreise kam mir das vor: am Empfang standen zwei ältere Herren und ein ältere Dame, anscheinend die Besitzer, alle sehr offiziell mit Schlips und Kragen beziehungsweise mit Rock und langärmeliger Bluse gekleidet. Auf meine Frage hin, ob ich ein Gespräch nach San Pedro führen könne wurde ich in Kabine 7 begleitet: eine altertümliche Telefonkabine mit Glaseinsatz in der Tür und innen mit Teppichboden ausgeschlagen. Die Dame fragte, ob ich ihre Hilfe bräuchte und ich sagte ja, denn ich war mir nicht ganz sicher, wie viele der Zahlen der Telefonnummer die ich hatte die Vorwahl darstellten und wieviel man eigentlich weglassen könnte. Sie wählte und… nichts. Nochmal… nichts. Beim dritten Mal klingelte es endlich und die Dame schloss diskret die Tür hinter sich. Ich ließ es klingeln bis Ultimo, doch keiner ging ran. Naja, Pech gehabt. So würden wir uns halt bis zum Hostal durchfragen müssen und unser Zeug alleine dorthin schleppen.
Pünktlich um vier fuhren wir ab nach San Pedro, auf einer überwiegend schnurgeraden Straße quer durch die Wüste, vorbei an Windrädern, die sich trotz des heftigen Windes kein bisschen bewegten – wahrscheinlich noch ganz neu und noch nicht am Netz, sie sahen zumindest so aus. Irgendwann taten sich in der Berge auf und schließlich fuhren wir durch den nördlichen Teil des Valle de la Luna, des Mondtales, was uns schon einen ersten Vorgeschmack auf den Ausflug geben sollte, den wir morgen dorthin unternehmen wollten.
Dann rückte eine grüne Fläche immer näher, Oase wäre übertrieben, aber immerhin ein grüner Fleck inmitten von Stein, Sand und Salz: San Pedro de Atacama, wir waren da.
Auch San Pedro hat wohl in letzter Zeit investiert und besitzt nun am Rande des Stadtzentrums ein Busterminal, naja, vielleicht besser gesagt drei Parkbuchten für Busse auf einem staubigen Platz mit einem kleinen Wartehäuschen daneben. Von hier aus dürfte es aber nicht allzu weit zu unserem Hostal sein und ich fragte gleich mal eine Kioskverkäuferin nah dem Weg. Nur die Straße lang, dann rechts und immer weiter… na dann. An einer großen Straße angekommen haben wir unser Hostel jedoch nicht ausmachen können, weswegen wir an einem Häuschen mit der Aufschrift Aduana (Zoll) den Typen, der gelangweilt hinter einem Schalter saß, mal noch dem Hostal Millantu gefragt haben – keine Ahnung, wir sollten besser mal gegenüber fragen. Dort lungerte auch ein Typ auf der staubigen Veranda seines Lehmhäuschens rum, nur wusste der leider auch nichts. Am besten mal in dem kleinen Laden gleich ums Eck fragen. Gesagt getan, und dort wussten sie tatsächlich wo wir hin wollten. Und noch besser, die nette Dame hat gleich mal dort für uns angerufen und etwa fünf Minuten später kam ein Mädel die Straße entlang angetrottet um uns abzuholen.
Weitere fünf Minuten schweißtreibenden Fußmarsch mit all unserem Gepäck auf staubigen Wegen später, waren wir endlich da. Zimmer und Handtücher bereit, Bad tipptopp sauber und ein sensationeller Blick auf den Vulkan Lincancabur direkt von unserem Zimmer und der Hängemattenzone aus – supi!
Die heiße Dusche stellte sich als schwierig heraus: es kam schon angenehm warm, nur dann kam es kalt, drehte man das kalte Wasser dann ganz ab, kam es wieder brühend warm, dann wieder ein bisschen kaltes dazu… kalt, und so weiter, bis irgendwann gar nichts Warmes mehr kam. Jetzt könnte man sich fragen, wozu eigentlich heißes Wasser in der Wüste? Tsja, kaum ist die Sonne weg, wird’s echt frisch und ohne Fleecepulli draußen sitzen sogar ungemütlich.
Trotzdem haben wir noch eine Packung unserer Spaghetti mit Tomatensauce gekocht und den Salat gegessen, der mit uns von Santiago angereist ist, denn gestern hatten wir ihn vor lauter Muscheln im Spülbecken nicht mehr geschafft zu machen. Tobi hat tatsächlich in dem kleinen Shop von vorhin noch Salz und Zitronensaft (es gab keinen Essig) sowie Öl aufgetrieben, so dass wir den Salat sogar richtig anmachen konnten. Das Abendessen hatten wir dann vor Vulkanpanorama im Sonnenuntergang – wie herrlich!