Bolivia - El Sur - Bolivia, Bolivia
Bolivia, Bolivia
Bolivia Part 2
Santa Cruz und Samaipata – Moderne vs. Aussteigerort
Ei*****massen ausgeschlafen brachte uns der Nachtbus von Trinidad nach Santa Cruz de la Sierra, in die grösste, modernste und auch teuerste Stadt des ganzen Landes. Tatsächlich vergassen wir einen kurzen Moment, dass wir im traditionellen Bolivien sind, denn von den sonst allgegenwärtigen Cholitas war wenig zu sehen. Die Menschen kleiden sich sehr westlich und auch die Hochhäuser lassen eher auf eine westliche Grossstadt schliessen. Die Cruceños stehen dem Präsidenten kritisch gegenüber, in ihren Augen kümmert sich Morales zu sehr um die ländliche Bevölkerung und zu wenig um den Fortschritt im Land. In den engen Gassen herrscht unglaublicher Verkehr und als Fussgänger muss man auf der Hut sein. Santa Cruz hat die höchste ethnische Diversität des Landes, hier leben Japaner, Brasilianer, Kubaner und Europäer bunt durchmischt, was natürlich für den Gaumen eine Bereicherung ist! Nach den Unmengen Pollo eine Wohltat, die wir dann auch voll ausschöpften, Sushi schlemmten oder uns ein echtes Wiener Schnitzel und Pilzragout gönnten.
Nach zwei Tagen war uns die lärmige Grossstadt aber überdrüssig und wir reisten mit anderen Backpackern zusammen nach Samaipata, bekannt als Aussteiger- und Hippieort. In den ersten Tagen regnete es wie aus Kübeln und viel war bei diesem Wetter nicht zu unternehmen. „El Jardín" beherbergte uns für fünf Tage und wir konnten eine kleine schöne Cupula aus Natur- und Recyclingmaterialen unser Eigen nennen. Bei heissen Temperaturen mag es angenehm kühl sein da drin, wenn draussen aber we***** als 15 Grad herrschen, ist es einfach nur saukalt. Als erstes versuchten wir die zahlreichen Löcher, die eigentlich für eine gute Luftzirkulation sorgen, zu stopfen, so sehr zog es durch unser kleines Häuschen. Windstill war es jetzt zumindest, warm wurde es aber nicht. Einmal mehr schliefen wir in den wärmsten uns zur Verfügung stehenden Kleidern und fragten nach Extradecken.
Samaipata ist in der Tat ein Aussteigerort. Es hat unzählige „Expats“, die sich hier niedergelassen haben. Viele haben sich dem Eco-Tourismus und der Permaculture verschrieben oder führen Restaurants und Unterkünfte. Zu Beginn wollten auch wir uns für eine kurze Zeit einem solchen Projekt widmen, aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Wer mag schon Hütten bauen, wenn es Bindfäden regnet? Die Aussteiger wirkten auf uns sehr alternativ und obschon wir unseren momentanen Lebensstil so beschreiben würden, übertraf uns dies bei weitem. Auch wenn wir uns im Ort sehr wohl fühlten, wäre dies kein Leben, das wir auf Dauer so führen könnten.
Als sich das Wetter nach drei Tagen endlich besserte, unternahmen wir einen Ausflug nach „El Fuerte“, einer Pre-Inka Stätte, die Anziehungspunkt vieler Reisender ist. Was wir dort zu sehen bekamen, war enttäuschend. Nach Machu Picchu ist es aber auch nicht einfach, dass uns solche Stätten noch in Staunen versetzen. Wir waren nicht sonderlich beeindruckt und das Schönste am ganzen Ausflug war, die 10 Kilometer Weg zurück nach Samaipata zu laufen. Wie man so schön sagt, ist ja auch manchmal der Weg das Ziel. Wir blieben noch einen Tag im Ort, genossen die zurückgekehrten Sonnenstrahlen, bearbeiteten weiter unsere gesammelten Kokosnüsse aus dem Dschungel und suchten fieberhaft nach Holz für ein Lagerfeuer.
Von Samaipata aus werden diverse Ausflüge in die Region angeboten, darunter die „Ruta del Ché“. Anstatt die teure Tour von hier zu unternehmen, beschlossen wir, selber an Ort und Stelle zu reisen und uns auf eigene Faust auf den Pfaden Che Guevaras zu bewegen. Natürlich kennen wir die unzähligen berühmten Fotos und T-Shirts, mit der Lebensgeschichte des Freiheitskämpfers hat sich bisher aber keiner von beiden gross beschäftigt.
Vallegrande und La Higuera - Die letzten Stationen Che Guevara's
Nachdem wir Samaipata verlassen hatten, fuhren wir mit einem uralten Bus voller Einheimischer nach Vallegrande. Der Ort gilt als Ausgangspunkt für die „Ruta del Ché“, wo man die letzten Stationen des Revolutionärs besuchen kann, bevor er 1967 ermordet wurde. Nach der glücklichen Revolution in Kuba und einem missglückten Versuch im Kongo war „Ché“ Ernesto Guevara auf der Suche nach einem neuen „Projekt“, als er von der Unterdrückung der Arbeiterklasse in Bolivien durch das damalige Militärregime und seinen Diktator erfuhr. Strategisch im Herzen von Südamerika gelegen, erschien ihm Bolivien als der perfekte Ort, von welchem aus er seine sozialistische Revolution auf dem Kontinent ausbreiten konnte. Auch wenn sich Kuba von seinen Aktivitäten distanzierte, blieben Ché und Fidel Castro in engem Kontakt während seiner Zeit in Bolivien.
Als Basis diente ihm 1966 eine Farm in Ñancahuazú, 250km südwestlich von Santa Cruz. Seine Mitstreiter hatten zu Beginn keine Ahnung, wer ihr Anführer war. Ché hatte sich, um inkognito ins Land einzureisen, seinen Bart (sein Markenzeichen) und die Haare rasiert und trug eine Hornbrille. Erst als der Bart nachwuchs, merkten die Menschen, welche Legende sie vor sich hatten. Ché hoffte, die „Campesinos“ von ihrer Unterdrückung zu überzeugen und sie für die soziale Revolution zu gewinnen. Häufig erntete er aber nur Neugier oder Verwunderung für seine Ideen. Die Menschen besassen Rechte über ihr Land, was für sie ausreichte, den Diktator zu unterstützen. Ché’s Revolution schien zum Scheitern verurteilt, ehe sie begonnen hatte. Nicht aber in seinen Augen, wie man in seinem Tagebuch „Bolivian Diary“ nachlesen kann. Er blieb zuversichtlich und es gelang ihm tatsächlich einige kleine Dörfer für sich zu gewinnen. Gleichzeitig begann es sich herum zu sprechen, dass der berühmte Revolutionär und seine Guilleros in Bolivien operierten, was natürlich auch die Regierung auf den Plan brachte. Schon bald wurden Truppen des bolivianischen Militärs ausgesandt und die Jagd auf ihn eröffnet.
Ché und seine Männer (darunter 3 Frauen!) versteckten sich in den Wäldern und mussten ständig auf der Hut sein. Sie hatten weder genügend zu essen, noch Zugang zu medizinischer Versorgung. Viele waren bald unterernährt, verwundet und extrem geschwächt. Hinzu kam, dass die Truppen aufgetrennt wurden und wegen Ausfalls der Funkgeräte nicht mehr miteinander kommunizieren und sich finden konnten. Am Ende bestand die Gruppe um Ché Guevara nur noch aus 14 Mann. Er selbst wurde am 8. Oktober 1967 nach einem Gefecht mit dem CIA-trainierten bolivianischen Militär (schon wieder die USA!) nahe La Higuera verwundet und gefangen genommen. Man brachte ihn ins örtliche Schulhaus, wo er tags darauf ohne Gerichtsverhandlung exekutiert wurde. Anschliessend wurde er ins 30km entfernte Vallegrande geflogen, aufgebahrt und sein Leichnam der Presse vorgeführt. Nach offiziellen Angaben wurde Ché im Kampf getötet. In Bolivien gab es keine Todesstrafe und man wollte eine jahrelange Haft in einem noch nicht einmal vorhandenen Hochsicherheitsgefängnis und die zu erwartenden diplomatischen Verwicklungen vermeiden. Erst Jahre später wurden die tatsächlichen Todesumstände nach und nach bekannt. In den frühen Morgenstunden des 11. Oktobers verschwand sein Leichnam. Er wurde auf einen Militärlastwagen geladen und mit unbekanntem Ziel abtransportiert. Übrig blieben nur Ché’s Hände. Sie waren vom Körper abgetrennt und in Formol gelegt worden, um einen Nachweis zur Identifizierung zu haben. Dreissig Jahre lang lag Che Guevara heimlich in Vallegrande begraben. Womöglich wollte man mit der Geheimhaltung vermeiden, einen Pilgerort für seine Anhänger zu schaffen. Erst 1997 wurden seine Gebeine entdeckt, nachdem ein ehemaliger Offizier der bolivianischen Armee den Begräbnisort verraten hatte. Die sterblichen Überreste Ché's und ei***** seiner Begleiter wurden exhumiert und nach Kuba überführt, um dort in einem eigens für sie geschaffenen Mausoleum beigesetzt zu werden.
Wir begannen nun also, Ernesto Ché Guevara’s Geschichte von Hinten aufzurollen. In Vallegrande besuchten wir zusammen mit einem Guide die Lavanderia, in der sein Leichnam der Öffentlichkeit gezeigt wurde, den Flughafen, wo er jahrelang heimlich begraben lag, dazu weitere Gräber der Guilleros und das Museum. Anschliessend machten wir uns auf nach La Higuera. Das kleine Dorf besteht heute nur noch aus 15 Familien und ein paar eingefleischten Ché-Anhängern, die hier Unterkünfte führen. Kaum vorstellbar, dass hier zu Ché’s Zeiten rund 500 Menschen lebten. Die jüngeren Generationen zieht es in die Städte, sei es wegen der Ausbildung, der Arbeit oder der mangelnden Auswahl an Liebespartnern. Einzig an seinem Todestag pilgern Hunderte von Anhängern nach La Higuera, um ihrem Helden zu gedenken.
Das Örtchen befindet sich wortwörtlich „am Arsch der Welt“ und ist nicht an den öffentlichen Verkehr angeschlossen. Man muss entweder hin trampen, sich ein Taxi leisten oder die letzten 10km zu Fuss ins Dorf laufen, was mit unserem Gepäck nicht in Frage kam. Eine Mitfahrgelegenheit fanden wir leider auch keine, also blieb nur das Taxi. Unser Fahrer nutzte die Gelegenheit für einen Ausflug und nahm auch gleich seine Frau mit, um ihr die Gegend zu zeigen. Ganze zwei Stunden fuhren wir auf nicht asphaltierter Strasse durch wunderschöne Landschaften, bis wir La Higuera erreichten. Von den drei vorhandenen Unterkünften kamen zwei für uns in Frage und nach einigem hin und her entschieden wir uns für „Los Amigos“, das einem älteren Franzosen gehört. In Samaipata hatten wir einen Aushang gesehen, dass die Unterkunft zum Verkauf steht. Zum Glück war dies noch nicht passiert und Kriss noch immer der Besitzer. „Qué suerte!“, denn wir waren einander von Beginn weg sympathisch. Er kochte herrlich und erzählte uns vieles aus dem Leben Ché’s, zeigte uns Filme über den „Commandante“ und plauderte aus dem Nähkästchen. Seine Bar wird von unzähligen Bildern des Revolutionärs geziert, allerdings nur solche, auf denen er noch am Leben ist. Uns berührte der Ort und die Art und Weise wie Kriss über Ché sprach. Es schien, als würde er in La Higuera weiterleben und wir wurden nur noch neugieriger, mehr über diesen Menschen zu erfahren. Dafür waren wir bei Kriss an der richtigen Adresse! Wir genossen es, die einzigen Gäste zu sein und er wiederum genoss unsere Gesellschaft. Die meisten Touristen kommen nur für ein oder zwei Tage nach La Higuera, wir blieben ganze fünf in diesem verschlafenen Nest, so gut gefielen uns der Ort und die Bekanntschaft mit Kriss. Wir unternahmen einen Ausflug zur „Quebrada del Churro“, wo man Che Guevara gefangen genommen hatte und besuchten die kleine Schule, wo er exekutiert wurde und wo Menschen aus aller Welt tausende von Botschaften und Widmungen hinterlassen haben. Dazu trafen wir auf einen der letzten Dorfbewohner, eine alte Frau, die Ché gekannt und seine letzten Schritte miterlebt hatte. Abends liessen wir uns von Kriss bekochen, sassen gemeinsam am Feuer und sprachen über Gott und die Welt.
Einmal mehr staunten wir über die Einfachheit, die hier in diesem kleinen Örtchen vorherrscht. Strom gibt es erst seit wenigen Jahren und immer mal wieder fällt er aus. Die meisten Menschen sind Selbstversorger und leben zudem vom Handel. Ganz nach dem Motto: Ich lade dein Handy, weil du keinen Strom hast, und du bringst mir dafür zwei Eier. So profitieren alle. La Higuera bleibt uns als Oase in Erinnerung und wir hätten gut und gerne noch ein paar Wochen länger verweilen und geniessen können. Als Kriss aber für Einkäufe nach Vallegrande fuhr, schien es auch für uns Zeit aufzubrechen. Relaxed, mit unglaublich vielen Eindrücken und Erinnerungen machten wir uns auf den Weg.
In Vallegrande trennten sich unsere Wege und wir fuhren weiter, bis wir an die nächst grössere Kreuzung kamen. Diese Gegend Bolivien’s ist sehr dünn besiedelt und Bustickets lassen sich meist nicht im Voraus beziehen. Wir waren gezwungen, am Strassenrand auf vorbeifahrende Busse zu warten und zu hoffen, dass einer noch zwei freie Plätze hat. Man sagte uns, dass die ersten Busse nach Sucre, unserem nächsten Ziel, erst ab neun Uhr abends die Strasse passieren würden, dies hätte noch 6 Stunden Wartezeit bedeutet. Die Alternative war, vorbeifahrende Lastwagen zu stoppen und auf eine Mitfahrgelegenheit zu hoffen. Nach einem Almuerzo bei einer alten Dame und ein paar Überlegungen taten wir das dann auch und hatten schon nach kurzem Glück. Ein Lastwagen voller Stahlstäbe bot an, uns mitzunehmen. Allerdings nicht bequem auf dem Beifahrersitz, sondern hinten auf der Ladefläche. Und wir waren nicht die einzigen – eine bolivianische Familie hatte bereits versucht, es sich zwischen all den Stäben bequem zu machen. 10 Stunden sollte die Fahrt dauern, sagte uns der Chauffeur. Zu Beginn fühlten wir uns wie echte Abenteurer und die Erfahrung zählte zu denen, die wir hier unbedingt einmal machen wollten. Reisen, wie es die Einheimischen tun… Als die Sonne dann aber unterging, wurde es kühl und die vielen Metallstäbe waren in etwa so bequem wie eine Matratze ohne Inhalt. Die Strasse wurde zunehmend schlechter und wir wurden alle mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Wir versuchten es uns, so gut es ging, bequem zu machen, an viel Schlaf war aber nicht zu denken. Um etwa drei Uhr morgens, wir waren bereits 10 Stunden unterwegs und zählten die verbleibenden Minuten, stoppte unser Fahrer in Mitten von Nichts und legte sich aufs Ohr, schön gemütlich in der warmen Führerkabine. Wir fluchten und hielten das Ganze für einen schlechten Scherz. Aber er schlief ganze vier Stunden und wir froren uns draussen auf der Ladefläche den Arsch ab. Ja, womöglich gehört auch das zum „wie die Einheimischen reisen“ dazu … Um ca. 10.00 Uhr morgens, nach rund 17 Stunden Fahrt, erreichten wir müde und durchgefroren Sucre. Als wir am Eingang der Stadt abgesetzt wurden, überlegten wir uns, was uns wohl geritten hatte, hierhin zu kommen. Warum Sucre von vielen als die schönste Stadt Boliviens gesehen wird, konnten wir zu Beginn überhaupt gar nicht verstehen. Nun waren wir aber da und nach einer heissen Dusche und ein paar Stunden Schlaf auf einer Matratze MIT Inhalt sah alles nur noch halb so schlimm aus.
Sucre
Sucre war einst die Hauptstadt des Landes, ehe sie ihren Status an La Paz verlor. Viele „Sucrences“ sehen sie aber noch immer als das Zentrum des Landes an. Die Stadt gilt mit ihren reichen, gepflegten Plätzen und Parks und den stilvollen weissen Kolonialbauten als eine der schönsten Städte Südamerikas. Sucre wurde 1991 zum Weltkulturerbe erklärt und kulturell hat die Stadt wirklich vieles zu bieten. Man findet hier unzählige Museen und geschichtsträchtige Bauten, Tanz-, Literatur- und Filmveranstaltungen, Sprachschulen, Universitäten, aber auch Bars, Klubs und eine Vielfalt an kulinarischen Verköstigungen. Zum ersten Mal in Bolivien sahen wir hier auch Hunde, die an der Leine geführt werden und eine lebendige Jugendszene mit Skateboardern und Breakdancern. In La Higuera hatten wir Eva und Lukas kennengelernt, die mit ihrem Toyota in zwei Jahren von Kanada bis Ushuaia fahren wollen. In Sucre fanden wir uns im selben Hostel wieder und tauschten uns über die vergangenen Abenteuer aus. Wir genossen gemeinsam Currywurst und Mojitos im „Kulturcafé Berlin“ und merkten, dass wir eine ähnliche Route geplant haben. Vielleicht werden wir uns also in den nächsten Monaten irgendwo wieder über den Weg laufen.
Unser Aufenthalt in Sucre fiel just in die Zeit, als eine der zahlreichen heiligen Jungfrauen gefeiert wurde: Die „Virgén de Guadalupe“. Die Menschen reisen aus dem ganzen Land an, um ihr die Ehre zu erweisen und während vier Tagen befindet sich die Stadt im Ausnahmezustand. Es wird gesungen und getanzt, grosse Strassenparaden finden statt, „Guggämusig“ wird gespielt, Feuerwerk wird gezündet und sämtliche Autos sind mit Stoffen, Plüschtieren und Schmuck verziert. Jung und alt ist bis spätabends auf den Beinen und die Stadt wirkt wie verwandelt. Es gibt unzählige solche heilige Jungfrauen, die in Bolivien verehrt und gefeiert werden. Eine Coiffeuse erklärte uns etwas ironisch, dass die Bolivianer lieber feiern als arbeiten, und es deshalb so viele gäbe. Ja, sie sind sich doch alle ein bisschen ähnlich die Südamerikaner. Egal ob traditionell oder modern, feiern tun sie alle gern!
Im Lonely Planet steht geschrieben, dass es manch einer länger als geplant in Sucre aushält. Dies traf auch auf uns zu, die Stadt gefiel uns nämlich von Tag zu Tag besser. Mit einem frisch gepressten Fruchtsaft im Mercado Central starteten wir jeweils unsere Erkundungen und Streifzüge. Neben den zahlreichen Souvenirläden im Zentrum stiessen wir etwas weiter weg auf den „Mercado Americano“, einen riesigen offenen Markt, der sich über mehrere Strassen erstreckt. Hier gab es alles Erdenkliche und Unerdenkliche: Kleider, Schuhe, Stoffe, Gewürze, Früchte und Gemüse, Blumen, viele Gürte, DvD’s und Musik-CD’s (natürlich keine Originale), Küchenutensilien, technische Geräte etc. Egal ob handgemacht oder maschinell, heimisch oder aus China, Secondhand oder Neuware, von Holzkelle zu Kassettenrecorder, von traditionellen Tüchern zu Adidas-Hoodies und von Tupperware bis zum neuen Samsung Galaxy gab’s hier einfach alles zu kaufen. Auch wir deckten uns mit ein paar Andenken ein, sprachen mit den Leuten und genossen es, ein Teil davon zu sein und kaum andere Touristen anzutreffen. Warum der Mercado den Namen „Americano“ trägt, wissen wir bis heute nicht. Ganz anders war der Markt in Tarabuco, der als einer der populärsten in ganz Bolivien gilt und im Rahmen eines Tagesausflugs von Sucre aus besucht werden kann. Hier wimmelt es nur von „Gringos“ und die typischen Souvenirs findet man an jeder Ecke. Mit einem traditionellen Markt hat es nicht mehr viel zu tun und wir waren eher enttäuscht, als fasziniert von dem, was wir dort vorfanden.
Nach knapp einer Woche machten wir uns auf den Weg weiter Richtung Süden. Unser nächster Stopp hiess Potosí auf 4070 m.ü.M.
Potosí – Die höchste Stadt der Welt und ihre traurige Geschichte
Potosí, die höchste Stadt der Welt, hat ein dunkles Kapitel in ihrer Geschichte. Im Mittelpunkt steht der bekannte Berg „Cerro Rico“ (reicher Berg), der ab dem 16. Jahrhundert zum Inbegriff der skrupellosen Ausbeutung durch die Spanier wurde. Die Silbervorkommen tief im Innern des Berges weckten damals die Gier der Kolonialherren. Sie zwangen die Indios im Berg unter unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten. Dabei starben so viele Einheimische, dass die Spanier mehrere Millionen afrikanische Sklaven nach Bolivien „importierten“. Die Gier und die massenhaften Silbervorkommnisse im Cerro Rico zwangen die Minenarbeiter zu 12-Stunden Schichten und viele von ihnen sollen über 4 Monate hinweg kein Tageslicht gesehen haben. Die meisten kamen nicht mehr lebend raus oder starben kurz darauf an der Staublunge. In Elend und Armut fanden fast 8 Millionen Menschen im Laufe der Jahrhunderte den Tod. Der Silberschatz machte Potosí im 17. Jahrhundert zur reichsten und einer der grössten Städte der Welt. Sie war eine Kolonialmetropole mit mehr Einwohnern als Madrid oder Paris. Als das edle Metall zur Neige ging, zogen die Spanier wieder ab und Potosí wurde zum Symbol der Ausbeutung. Wie viel Silber aus dem Berg zu Zeiten der spanischen Krone extrahiert wurde, ist nicht bekannt. Man sagt, dass die Spanier mit dem gewonnen Silber eine Brücke über den Atlantik nach Spanien hätten bauen können und es wäre immer noch reichlich Silber da gewesen, um es darüber zu transportieren. Potosí war jahrhundertelang ein Synonym für Reichtum. Im Spanischen gibt es immer noch die Redensart „vale un Potosí“ für: „Es ist ein Vermögen wert“.
Doch noch immer gehen die Menschen in den Berg, unter schlimmsten Bedingungen schürfen sie Blei und Zink und die letzten spärlichen Silberreste. Heute werden sie dazu nicht mehr gezwungen, sie arbeiten in kleinen Genossenschaften. Vielen Menschen bleibt keine andere Wahl, Arbeit ist knapp hier oben und immer noch sind viele getrieben von der Hoffnung eines grossen Fundes. Für Touristen werden heute geführte Touren in die Minen angeboten. Auch wir haben davon gehört und wollten uns einen solchen Einblick nicht entgehen lassen, obschon dies nichts für schwache Nerven ist und auch gefährlich sein kann. Wir entschieden uns für Koala Tours, eine Gruppe von erfahrenen Minenarbeitern, die den Berg kennen und nun für den Tourismus arbeiten. Sie zeigen Interessierten aus aller Welt die harten Arbeitsbedingungen, erzählen über die Geschichte und Bedeutung des Cerro Rico. 15% der bezahlten Tourkosten gehen zudem direkt an die Minenarbeiter. Vor Beginn mussten wir unterschreiben, dass wir auf eigene Verantwortung die schlecht gesicherten Minen besuchen. Dann wurden wir mit kompletter Ausrüstung eingedeckt. Neben einem Helm, der Arbeitskleidung und kniehohen Stiefeln, bekamen wir alle eine Lampe aufgebunden. Anschliessend fuhren wir zum „Miners Market“. Unser Guide Fernando (er arbeitete 4 Jahre in der Mine) erklärte uns, was man hier alles kaufen kann. Neben einfachen Werkzeugen und Utensilien wie Hammer, Pickel, Schaufel, Mundschutz, Lampen etc. kann man auch Dynamit (legal und für jedermann käuflich), Getränke (darunter Alkohol mit 96%-Gehalt, den die „Mineros“ mit Wasser mischen) und natürlich Coca-Blätter kaufen. Wir kauften eine grosse Flasche Fruchtsaft und einen grossen Beutel Coca-Blätter, die Fernando in seinen Rucksack packte, um sie später den Arbeitern zu übergeben. Danach ging’s weiter zu den Abbauwerkstätten, wo Maschinen die brauchbaren Mineralien (Zink, Blei und Silber) aus dem abgetragenen Material extrahieren. Bereits hier lagen giftige Dämpfe in der Luft, die nicht zu „überriechen“ waren. Nachdem wir vom Aussichtspunkt hoch oben über der Stadt ein paar Fotos geschossen hatten, kam endlich der grosse Moment, dem wir mit viel Ehrfurcht und Respekt gegenüberstanden.
Es war von Beginn weg stickig, laut, eng und dunkel. Nach etwa 200 Metern mussten wir ein erstes Mal einem entgegenkommenden Minenwagen ausweichen, der mit einem „Affentempo“ aus dem Dunkeln auftauchte… Puuuh, das war knapp, dachten wir uns. Doch bald stellten wir fest, dass dies zum ganz normalen Arbeitsalltag in den Minen gehört. Wir machten, wie dies heute immer noch üblich ist, eine Opfergabe beim „Tio“. In jeder Mine gibt es einen Tio, dieser wird auch mit dem „Diablo“ (Teufel) gleichgesetzt, das Wort stammt aber vom spanischen „Dios“ (Gott). Die Menschen sind fest davon überzeugt, dass Tio derjenige ist, der über Leben und Tod in der Mine bestimmt, folglich muss man bei jedem Eintritt in die Mine um seine Erlaubnis bitten. Wir taten das Gleiche zusammen mit Fernando und opferten ihm ganz traditionell Cocablätter und eine Zigarette. Dann schritten wir geduckt weiter und immer weiter hinein in die Mine. Wir kletterten durch kleine Gänge, manchmal sogar auf Knien, bis wir noch ein Level tiefer im Berg waren. Die Luft wurde dünner, die Dämpfe stärker, die Sicht schlechter und die Temperatur stieg auf mehr als 30 Grad an. Manchmal standen wir sogar knietief im Wasser und mussten auf den Schienen balancieren. Immer wieder begegneten wir Mineros, die ihrer harten Arbeit nachgingen. Unter ihnen waren 20 jährige Männer, die seit 8 Jahren in der Mine arbeiten, aber auch 40 jährige, die schon über 20 Jahre Minenarbeit auf dem Buckel haben. Eine unwirkliche Szenerie: Wir konnten kaum atmen, uns kaum und nur langsam fortbewegen und sahen hier Menschen, deren Arbeitsalltag dies ist… Arbeiten unter diesen Bedingungen? Wie ist das überhaupt möglich? Doch noch immer ist das für etwa 5000 Bolivianer Realität! Die meiste Arbeit wird mit primitiven Werkzeugen absolviert, bei Temperaturen die je nach Level von 0 bis 40 Grad Celsius schwanken können, und dies auf einer Höhe von 4200m bei enorm dünner Luft. Die Mineros setzen sich neben dem Staub auch unglaublich vielen giftigen Chemikalien und Gasen aus. Eine Mischung, die für uns bereits nach 2 Stunden beinahe unerträglich wurde. Und noch immer gilt das Gleiche wie zur Zeit der Spanier: Wer nicht im Schacht verunglückt, stirbt an der Staublunge (Silicosis). Kaum ein Minenarbeiter wird älter als 50 Jahre alt. Es ist noch immer Schicksal eines in Armut gefangenen Volkes.
Obwohl Kinderarbeit in Bolivien offiziell verboten ist, arbeiten in der Mine heute noch angeblich tausend Kinder. Die Notwendigkeit der Kinderarbeit habe hier Priorität vor dem Gesetz. Auch vor Touristen wird die Kinderarbeit in keinster Weise vertuscht. Fernando erzählte uns Schicksale und Tatsachen ganz offen. Als wir nach etwa 1 ½ Stunden den Ausgang der Mine wieder erreichten, waren wir verschwitzt, ausgelaugt, erschöpft und wir fühlten uns so was von erleichtert, endlich wieder Tageslicht zu sehen und frische Luft zu atmen. Ja, der Gang in die Mine war ein absolut prägendes und gleichzeitig schockierendes Erlebnis, aber keineswegs zu empfehlen für Menschen mit Platzangst oder Asthma. Bis heute stellen wir uns die Frage, WARUM es sich Menschen antun, unter solchen Bedingungen zu arbeiten?! Gibt es wirklich keine Alternativen? Für uns waren es zweifellos die unmenschlichsten Arbeitsbedingungen, die wir je zu Gesicht bekommen haben und wir konnten uns zuvor nicht im Geringsten vorstellen, dass es sowas in der heutigen Zeit überhaupt noch gibt. Es ist ein trauriges, aber echtes Bild, das wir von Potosí mitnehmen, und es hat uns wieder einmal aufgezeigt, was Ausbeutung und Armut aus Menschen machen kann, noch heute! Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, dem empfehlen wir den eindrücklichen Dok-Film „The Devil’s Miner“. Er zeigt das Leben und den Arbeitsalltag eines Jungen in einer der Minen am Cerro Rico.
Von Potosí stiegen wir in einen Bus Richtung Uyuni, und fuhren unserem letzten Ziel Boliviens entgegen.
Salar de Uyuni – ein anderer Planet und Salz soweit das Auge reicht
Ein Highlight einer jeden Reise nach Bolivien ist die Salar de Uyuni, die grösste Salzwüste dieser Erde. Ausgangspunkt ist meist das kleine und staubige Städtchen Uyuni, das bei unserer Ankunft aus dem Nichts in der wüstenartigen Landschaft auftauchte. Ausser tausenden von Tourenanbietern, einem kleinen Markt, ein paar Bankautomaten, einer Tankstelle und unzähligen Pizzerias, hat das Städtchen nicht viel zu bieten. Wir machten es wie die meisten Reisenden und organisierten uns noch am Tag unserer Ankunft eine dreitägige „Standard-Tour“ durch die Salzwüste und den Nationalpark Avaroa. Internetrecherchen über seriöse Tourenanbieter lohnen sich, da schon viele Unfälle passiert sind oder nicht das Versprochene eingehalten wurde. Für den Fahrer sind es lange drei Tage, denn er ist gleichzeitig auch Guide und Koch für die Gruppe. Unter den Fahrern wird auch häufig getrunken und kaum geschlafen. Gute Bewertungen führten uns zu „Quechua Connection“ und nach einer Übernachtung in einem Dorm, ging es am nächsten Tag los. Unsere Gruppe bestand aus zwei jungen Britinnen und einem älteren deutschen Paar, gemeinsam teilten wir uns für drei Tage Auto, Fahrer und Übernachtungen. Zu Beginn besuchten wir den Zugfriedhof unweit von Uyuni. Wir kletterten auf den alten Dampflokomotiven und Waggons herum, die hier in wildem Durcheinander vor sich hin rosten. Weiter ging es nach Colchani, ein Dorf am Rande der Salzwüste. Die meisten Menschen hier leben vom Salzabbau und verbringen Tag für Tag damit, mit Pickel und Schaufel in die Wüste zu gehen und die Salzkruste zu kleinen Hügeln aufzuschippen. Dann endlich tauchten wir ein in dieses Weiss. Manchmal hatten wir das Gefühl, als würden wir über Schnee fahren, oder aber wir befänden uns irgendwo über den Wolken. Salz soweit das Auge reicht, in alle Himmelsrichtungen. Den Horizont konnten wir kaum mehr erkennen, das Weiss schien mit dem blauen Himmel zu verschmelzen. Auf über 12‘000 Quadratkilometern erstreckt sich die Salar de Uyuni (das ist doppelt so gross wie der ganze Kanton Bern!). Sie ist sogar auf Satellitenbildern erkennbar. Natürlich schossen auch wir die obligaten „Funny Pictures“ und wurden von unserem Guide „Dioni“ in den diversesten Posen abgelichtet. Weiter besuchten wir die Isla Incahuasi, eine Insel inmitten der Salzwüste, die übersät ist mit bis zu 12 Meter hohen Kakteen. Unsere erste Unterkunft war ein einfaches Hotel, das vollkommen aus Salz gebaut wurde. Wir waren froh um unsere Schlafsäcke, denn sobald die Sonne unterging, wurde es eisig kalt.
Am nächsten Morgen starteten wir früh und fuhren weiter Richtung Nationalpark Avaroa. Die Landschaft wirkte immer surrealer, es war, als befänden wir uns auf einem anderen Planeten. Riesige Weiten, schneebedeckte Bergspitzen und Vulkane, Steinwüsten und daneben immer wieder kleine und grössere Lagunen. Durch die Ansammlung von Plankton und Algen und den hohen Gehalt an Mineralien leuchten sie in den verschiedensten Farben. Unmengen Flamingos zieren die Ufer, sie kommen zum Brüten an die Lagunen und sie scheinen das einzige Lebewesen zu sein, das in diesen extremen Höhen und bei den vorherrschenden Temperaturen lebensfähig ist. Unsere Fotopausen blieben kurz und es war schwierig, mit klammen Fingern die Kamera zu bedienen. Alle quetschten sich gerne zurück ins warme Auto wo die einzigen zwei vorhandenen CD’s in Dauerschleife liefen. Nachdem wir die Laguna Colorada mit ihrem roten Wasser bestaunt hatten, fuhren wir zu unserer zweiten Unterkunft. Diese war noch spärlicher eingerichtet als die erste und alle drängten sich um den einzigen kleinen Ofen im Speisesaal. Wir befanden uns nun auf knapp 5000 m.ü.M. und die Temperatur sank in der Nacht unter den Gefrierpunkt. Folglich schlüpften alle kurz nach dem Essen in ihre Schlafsäcke und es kehrte Ruhe ein.
Tag drei startete wiederum früh und wir fuhren weiter Richtung chilenische Grenze. Die Landschaft wurde noch karger und einsamer, Geysire blubberten vor sich hin und es wehte ein eisiger Wind. Wir erreichten die Laguna Verde, deren auffällige Färbung durch einen hohen Anteil an Magnesium, Kalziumkarbonat, Blei und Arsen verursacht wird. Je nach Windstärke werden Sedimente aufgewirbelt und die Farbe wechselt zwischen hellem Türkis und dunklem Grün. Der besondere Mineralgehalt wird auch dafür verantwortlich gemacht, dass es in der Laguna Verde keine Flamingos gibt und das Wasser auch bei Temperaturen bis -21° flüssig bleibt. Dann hiess es Abschied nehmen von unseren vier Mitreisenden, denn sie überquerten die Grenze zu Chile. Wir fuhren mit Dioni nach Uyuni zurück, stoppten unterwegs noch ein paar Mal und auch Manu durfte mal ans Steuer. Wir besuchten Dioni‘s Familie und liessen uns ein Ticket für den Nachtbus an die argentinische Grenze organisieren. Gegen sechs Uhr abends erreichten wir Uyuni und hatten noch zwei Stunden Zeit, bevor wir weiterfuhren.
Der Ausflug in die Salar de Uyuni und den Nationalpark Avaroa war eines der Highlights Boliviens. Nicht mal mit unseren geschossenen Fotos konnten wir die Weite und Atmosphäre dieser ausgestorbenen Landschaft richtig festhalten. Was bleibt, sind die Eindrücke, die uns an die Fahrt durch eine Umgebung erinnern, die eher der Landschaft eines fremden, unbewohnten Planeten gleicht, als der des unseren. Wie vielfältig die Erde doch ist…
Der Abschluss von Bolivien war eine 9 stündige Busfahrt, die „bolivianischer“ nicht hätte sein können. In einem älteren, mit Farbe verziertem Bus, vollgestopft mit Bolivianer/-innen und deren Kindern, die in den Gängen zwischen dem Gepäck, in Decken gewickelt, langsam in den Schlaf fielen. Die Krönung war ein Einheimischer, der vor dem Bus sein Fahrrad auseinanderschraubte, die Räder ins Gepäckfach schmiss und das Fahrtgestell über seinem Sitz ins Handgepäckfach legte. Die Fahrt war rumplig, denn die Strasse führte über sandige, steinige Strassen. Beim Hinterreifen hörten wir, wie die Federung bei jeder Unebenheit auf Metall aufschlug. Nach etwa acht Stunden kamen wir in Mitten der Nacht in Tupiza an. Einige Leute stiegen aus, wir leerten unsere Blasen und der Mann schraubte sein Fahrrad zusammen, bevor er leise klappernd in der Dunkelheit verschwand. Die Fahrt dauerte noch etwa drei Stunden, die Strasse war nun besser und wir schliefen langsam ein. Um drei Uhr morgens kamen wir endlich an der Grenze in Villazón an. Wir warteten in einem Office, wo wir auch gleich unsere Bustickets kauften, bis um 6 Uhr in der Früh, dann passierten wir schlendernd und übermüdet die Grenze zu Argentinien.
Bolivien hätten wir typischer und echter nicht abschliessen können. Das Land hat ganze zwei Monate unserer langen Reise in Anspruch genommen. Ein Anspruch, der sich gelohnt hat und nicht nur auf die etwas mühsame Infrastruktur zurückzuführen ist, sondern auch darauf, dass uns Land und Leute irgendwie ans Herz gewachsen sind. In Bolivien ist noch so vieles möglich! Hier bekommt man ein gepflegtes Doppelzimmer mit eigenem Bad noch für 12 Franken, ein Mittagessen mit Suppe für 1.50 und eine fünfzehn minütige Taxifahrt kostet gerade mal 2 Franken. Wunderbare Begegnungen und Landschaften gibt’s gratis dazu. Bolivien besitzt viel Tradition und Echtheit, aber auch eine Armut, die einem manchmal auch bedrückt. Obwohl das Land enorm viel zu bieten hat, wird es in vielen Teilen noch weitaus we***** von Touristen überrannt als sein Nachbar Peru. Das machte uns umso entdeckungslustiger und hat uns an wunderbare, auch einsame Orte hingeführt.
Was die Zukunft wohl für Bolivien bringen wird? Wir haben gelesen, dass die Salar de Uyuni den Schatz und die Zukunft des Landes versteckt hält.Riesige Vorkommnisse an Lithium sollen in den Tiefen der Salzwüste verborgen sein. Eine Ressource, welche schon heute, aber vor allem in der Zukunft eine wichtige Rolle auf dem Weltmarkt spielen wird. Der Rohstoff, der hauptsächlich für die Herstellung der leistungsstarken Lithium-Ionen Batterien eingesetzt wird, könnte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Land werden. Ob Bolivien schlussendlich davon profitieren wird, oder ob es, wie leider so oft, die ausländischen Grossinvestoren sind, die den grossen Nutzen daraus ziehen, sei noch dahingestellt. Die Regierung rund um Evo Morales scheint aber alles daran zu setzen, die wertvollen Ressourcen und deren Monopol im Land zu behalten und eine Wiederholung der Ereignisse in Potosí zu vermeiden. Wir werden sehen…
Und nun ab nach Argentinien, das Land der Gauchos, des Tangos, des Weins und des anscheinend besten Steaks der Welt. „Che, boludo! Qué buena onda, scha vamos!