2014-04-04

Japan - Kanazawa - Kanazawa, Japan

Kanazawa, Japan

Eine kurze Zugfahrt durch die verschneiten japanischen Alpen brachte uns nach Kanazawa. Sie ist die am besten erhaltenen Stadt Japans aus der Edo-Dinastie, also aus der Zeit der Vereinigung einzelner Fürstentümer zum heutigen Japan. Zu unserem Erstaunen lag in der Stadt noch mehr Schnee als in Takayama. Zudem war es empfindlich kalt und es schneite noch immer heftig. Zum Glück lag unser Hotel nur gerade 2 Minuten vom Bahnhof entfernt. Ein 5*-Komplex mit einem riesigen Spa-Bereich und natürlich wieder einen Onsen . Leider war es aber noch zu früh für den Check-In und so gaben wir unser Gepäck in Verwahrung und begaben uns raus ins winterliche Schneetreiben um die Stadt zu erkunden. Am modern gestalteten Bahnhof, mit seinem an einen Schrein erinnernden Eingangstor aus Holz, vorbei schlenderten wir die Hauptstrasse entlang in Richtung Kanazawa Castle. Die Strassen werden gesäumt von ungewöhnlichen Blumen- oder besser Gemüsebeeten, welche hungrige Touristen schon mal zu einem kurzen Geschmackstest verleiten können . Nach weiteren 10 Gehminuten erreichten wir die Auffahrt zum altehrwürdigen Kanazawa Castle. Und was uns dort erwartete, verschlug uns allen die Sprache...kaum zu glauben, aber wir fanden tatsächlich die ersten Kirschblüten und das trotz Schnee uns Eiseskälte. Wir hatten schon befürchtet die Kirschblüten ganz zu verpassen und so war dieser Anblick eine äusserst willkommene Überraschung. Im Schloss angekommen, organisierte Pascal für uns einen freiwilligen lokalen Führer. Diese meist pensionierten Herren, bieten ihre Dienste kostenlos zur Verfügung, um im Gegenzug ihre Englischkenntnisse üben zu können. Das Schloss wurde in 1580 vom damaligen Oberhaupt des Maeda Clans in Auftrag gegeben. Seine massiven Tore und die verwinkelten Zugangswege dienten nur dem einen Zweck angreifende Truppen zu verlangsamen, um sie aus Schiessscharten im Schloss heraus mit allen möglichen Waffen gezielt ausschalten zu können. Der Aufwand wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn während der Herrschaft des Maeda Clans über ganze 14 Generationen, war das Schloss nicht ein einziges Mal von Feinden angegriffen worden. Dies liegt auch daran, dass das bekannteste Mitglied des Clans, Shogun Tokugawa Ieyasu, es schaffte die anderen Shogunate auf der Insel, teils auch unter Anwendung von Gewalt unter seiner Führung zum heutigen Japan zu vereinen. Er wird deshalb auch nicht nur in Kanazawa als Vater der Nation verehrt und Kanazawa zählt deshalb zu einer der meistbesuchten Städte Japans. Angrenzend an das Schloss befindet sich eine weitere Touristenattraktion Kanazawa's, der Kenroku-en. Der Kenroku-en ist einer von nur drei Gärten in Japan, der über alle sechs traditionellen Attribute, welche in der Sung Dynastie definiert wurden, verfügt. Er ist abgeschirmt durch eine Mauer von den Blicken des gemeinen Volkes. Erstreckt sich über eine riesige Fläche, die den Herrschaften genügend Privatsphäre ermöglicht. Er verfügt über eine Vielzahl künstlich angelegter Flussläufe und exotischer Pflanzen. Trotzdem finden sich viele traditionelle Elemente aus früheren Dynastien. Wasser ist eines der dominierenden Elemente und man hat bei gutem Wetter einen grandiosen Ausblick bis ans Meer. Zum letzten Punkt lässt sich leider nichts sagen, aber dieser Garten ist wirklich ein Highlight, auch wenn er unter einer Schicht Schnee liegt. In der Zwischenzeit waren wir aber auch schon ziemlich durchgefroren und freuten uns, dass es nun zurück ins Hotel zum Aufwärmen gehen würde. Pascal hatte uns zwar bereits vorgewarnt, dass die Zimmer in japanischen Hotelkomplexen ziemlich eng geschnitten sind, die Grösse meines Zimmers überraschte mich aber dennoch...Neben dem Bett findet sich gerade mal genug Platz um zum Fenster zu gelangen und für meine Tasche ein Plätzchen zu finden erinnerte stark an Tetris. Etwas überdimensioniert erscheint dagegen, dass direkt neben dem Bett ein 47" LCD Fernseher steht . Im Bad das gleiche Bild...sitzt man auf der Toilette, kann man sich schon mal die Knie an der Badtür anschlagen und obwohl es eine Badewanne gibt, kann wohl nur ein Zwerg sich wirklich darin ausstrecken. Dafür war es schön warm im Zimmer, das Bett äusserst bequem und die Auswahl an Gratis-Kosmetika riesig. Von Zahnbürste und -pasta, über Einwegrasierer und Rasierschaum bis zu Badelatschen und Kimono stand alles zur freien Verfügung. Um 19 Uhr trafen wir uns dann in der Lobby des Hotels um endlich ein richtiges Sushi Dinner zu geniessen. Nicht weit vom Hotel entfernt, setzten wir uns in ein kleines Restaurant und bestellten das Spezialmenu, Bier und natürlich Sake. Nach Miso-Suppe und caramelisierter Abalone, einer äusserst exklusiven Muschelart, erhielt ein jeder von uns eine Auswahl von 11 assortierten Sashimis (Siehe Foto). Neben den üblichen Kandidaten wie Thunfisch und Aal, gab es auch exotischere Leckerbissen, wie Seeigel-Rogen oder ganze Mini-Tintenfische. Das absolute Highlight aber war der Fatty Tuna, ein Stück vom besten Teil des Thunfischs, dem Bauch welches auf der Zunge zergeht und einen nur einen ganz leichten, feinen Fischgeschmack besitzt. Kein Wunder also, kostet ein einzelnes Fatty-Tuna-Sashimi ganze 7 US-Dollar Zurück im Hotel mussten wir uns erstmal zum Relaxen hinlegen...denn mit vollen Bäuchen und leicht beschwipst, wäre es wohl keine gute Idee in den Onsen zu gehen. Nach etwa einer Stunde stand ich dann aber im Kimono vor dem Eingang zum Onsen. Der Onsen hier war schon ein ganz anderes Kaliber als derjenige in Takayama. Riesige Bäder innen sowie aussen, Sauna und Kältebad boten eine riesige Vielfalt an Möglichkeiten. Was mir aber am besten gefiel, war dass nur wenige Leute da waren und man so auch Platz in einem der Moon-viewing Bäder ergattern konnte. An der frischen Luft in einem Bottich heissen Wassers zu sitzen und den Mond im Schneetreiben zu beobachten, ist eine einmalige Sache!! Nach einer erholsamen Nacht, trafen wir uns wieder in der Lobby um uns ein kleines Frühstück in der nahen französischen Bäckerei zu besorgen. Ein knuspriges Mini-Baguette, eine Chocolatine und ein frisch gebrauter Kaffee liessen einen fast vergessen, dass man sich auf der anderen Seite der Erde befindet. Durch den Fisch- und Gemüsemarkt ging es dann weiter zum Busterminal. Auf dem Markt zeigte sich einmal mehr die Herzlichkeit der Japaner. An jedem Stand wurden wir aufgefordert die einzelnen Spezialitäten wie getrockneter Octopus, eingelegte Algen oder geräucherter Aal zu probieren...nur eines hatten wir leider noch nicht gefunden. Die ominösen quadratischen Wassermelonen, welche zu horrenden Preisen (100$) über den Tisch gehen. Obwohl es auch jetzt noch heftig schneite ging unsere Tour durch Kanazawa weiter. Mit dem Loop-bus, einem Rundkurs, der an allen Sehenswürdigkeiten hält, ging es zum Ninja-Tempel. Der Tempel selbst war zwar nicht von Ninjas bewohnt, die Maeda Familie liess aber Ninjas als Berater für die Konstruktion des Tempels heranziehen. Dies vor allem deshalb, weil die Familie auch bei ihrem Gebet stets vor möglichen Angreifern geschützt sein wollte und den Tempel von den Ninjas mit Fallen und Geheimgängen ausstatten liess. Auf einer 40-minütigen geführten Tour wurden uns die einzelnen Stolperfallen, Geheimgänge und -Verstecke vorgestellt. Interessant ist aber auch die Anordnung der Stockwerke...von aussen erscheint es als ein lediglich 3-stöckiges Gebäude...mit den vielen Zwischengeschossen und Geheimtreppen, verfügt es aber in Wirklichkeit über deren sieben. Und auch für eine schnelle Flucht aus dem Tempel war gesorgt, denn durch den Brunnen konnte man in nur 5 Minuten durch einen Geheimgang zurück ins Schloss gelangen. Leider sind Fotos hier verboten, in einer kleinen Broschüre finden sich aber alle Informationen als Erinnerungsstück. Als nächstes führte uns Pascal in den auf der anderen Strassenseite gelegenen Goldshop. Unglaublich, was sich hier alles im Angebot befindet...Inmitten des Ladens, ein Brunnen in dem Trinkwasser fliesst welches mit Blattgold angereichert wurde. Essbares Gold gab es als nächstes zu probieren...schmeckt nach nicht viel, ausser etwas metallisch. Zum Schluss dann eine kleines bisschen Gesichtscreme angereichert mit Goldstaub...ich glaub ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so geglänzt . Zurück im Loop-bis fuhren wir weiter zur nächsten Station, dem ehemaligen Samurai-Viertel. Zwar leben hier keine Samurais mehr, sie taten es aber unter der Herrschaft des Maeda-Clans und galten als die Leibgarde der Herrscherfamilie. Noch immer ist das gesamte Viertel von einer fast zwei Meter hohen Mauer umgeben. Und in vielen der Häusern kann man sich ansehen, wie die Samurais zu jener Zeit hausten. Auch Ihre aufwändigen Rüstungen, Waffen (Katana und Helbarde) und auch einige andere Relikte werden hier ausgestellt. Das genaue Gegenstück dazu liegt 10-Gehminuten entfernt. Im ehemaligen Geisha-Distrikt erinnern leider nur noch die Häuser an ihre ehemaligen Bewohner. Im Innern aber hat bereits der Kommerz zugeschlagen...es gibt kein einzelnes traditionelles Haus zu besichtigen. Stattdessen finden sich Süsswaren- und Kosmetikläden in den alten Gebäuden. Ich muss sagen, ich hatte einiges mehr erwartet von diesem Viertel. Zum Glück werden wir dann in Kyoto nochmals die Möglichkeit haben, mehr über Geishas zu erfahren und mit etwas Glück auch die eine oder andere zu erspähen. Für unseren zweiten Abend in Kanazawa hatten wir keine wirklichen Pläne. Nach einem weiteren entspannenden Bad im Onsen, trafen wir uns spontan in der Lobby, um im nahegelegenen Supermarkt ein kleines Abendessen zu kaufen. Da die beiden Mädels etwas kränkelten, verzogen sie sich in ihr Zimmer, während Pascal und ich gemeinsam unsere mitgebrachte Portion Sushi mit dem einen oder anderen Glas Sake genossen. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile weiter, ehe es dann Zeit wurde sich für den kommenden Tag auszuruhen. Wir würden nun endlich der Kälte und dem Schneetreiben in Richtung Süden der Insel entfliehen. Hiroshima, würde unsere nächste Station sein. Bestimmt eine weitere äusserst spannende Erfahrung auf diesem Trip durch Japan.

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