2013-09-16

Mandalay, 4 Tage - Mandalay, Myanmar

Mandalay, Myanmar

16.07.2013 – Mandalay, Tag 1
Heute war es endlich soweit. Nach gut 2.5 Jahren kann ich Bettina endlich das noch wenig durch den Tourismus veränderte Myanmar zeigen. Auf der Fahrt zum alten Flughafen in Bangkok hat uns unser Taxifahrer wohl etwas veräppelt, als er absichtlich nicht den Express-Highway genommen hatte, sondern uns durch den morgendlichen Stau an den Flughafen chauffierte. Der Flug mit der Billigairline Air Asia (zu vergleichen mit Easyjet) war sehr zufriedenstellend und die Passkontrolle am Flughafen Mandalay verlief im Vergleich zu vor zwei Jahren sehr schnell. Air Asia betreibt für ihre Gäste einen gratis Shuttlebus vom Flughafen ins Zentrum. Da wir unseren Freund, einen jungen Mann, der bei meinem Besuch vor 2 Jahren noch Mönch war, in einem Kloster treffen wollten, zeigten wir zur Sicherheit die Adresse dem Bus-Kontrolleur. Plötzlich hielt der Bus am Strassenrand und wir erhielten unsere „Extrawurst". Der Kontrolleur forderte uns auf, ihm nach draussen zu folgen. Dort organisierte er uns zwei Motoroller-Taxis (Motorradfahrer die Personen auf ihren Scootern herumfahren) welche uns zum Kloster brachten. Unser Freund wartete schon auf uns und bat uns im Kloster Platz zu nehmen. Nach einem Kaffee und Gesprächen, zeigte er uns den naheliegenden Tempel. Zuvor haben wir uns jedoch noch einen Longyi gekauft. Diese Kleidungsstücke sind besonders im asiatischen Klima sehr angenehm zu tragen. Auch wollen wir die burmanische Tradition unterstützen, da heute schon viele Burmesen mit Jeans herumlaufen – ganz nach dem westlichen Vorbild. Longyis sind Wickelröcke, die traditionell von Männern und Frauen in Myanmar getragen werden. Die Falt und Befestigungsart ist jedoch für beide Geschlechter etwas anders. Anschliessend habe ich mich mit unserem Freund per Scooter auf die Suche nach einem Zimmer gemacht. Leider sind die Preise seit meinem letzten Besuch in Myanmar ums 2- bis 3-fache gestiegen. Das Zimmer war den Preis definitiv nicht wert. Nach der Buchung sind wir zurück zu Bettina, welche im Kloster vom leitenden Mönch und anderen Mönchen mit kleinen Esswaren verwöhnt wurde. Da gerade ein Englischunterricht anstand, welche der Mönch kostenlos lokalen Studenten anbietet, wurden wir gebeten, mit den Studentinnen die internationale Sprache zu üben. Hier sei erwähnt, dass viele junge Burmesen in der Schule und im Studium einiges an Englisch lernen, jedoch keine Möglichkeit haben, dies auch zu üben. Daher verstanden die vier Studentinnen fast jedes Wort und können auch Englisch lesen, scheitern jedoch beim Sprechen. Aus diesem Grund haben wir eine eher einseitige Konversation gehalten und über unsere Reise und über die Schweiz erzählt. Als wir ihnen erzählten, dass wir in der Schweiz geschmolzenen Käse essen hörten sie aufmerksam zu und notierten sich das Fremdwort „Fondue“. Das Ganze war für beide Seiten sehr unterhaltsam und auch über meine etwas gescheiterte geografische Zeichnung über Europa und die Schweiz mussten die Frauen lachen, am lautesten jedoch Bettina. Am Abend besuchte uns unser Freund nochmals um ein Programm für den morgigen Tag zu besprechen.

17.07.2013 – Mandalay, Tag 2
Für den hohen Zimmerpreis hatten wir beim Morgenessen die Wahl zwischen frittierten Nudeln oder nichts. Glücklicherweise hat der Fortschritt auch Wireless Internet in die besseren Hotels in Myanmar gebracht. So hatten wir die Möglichkeit ein neues Hotel in der Nähe zu buchen. Wir wurden herzlich und professionell im neuen Hotel empfangen und das zu einem günstigeren Preis als die Nacht zuvor. Unser Freund besorgte uns ein Fahrer mit Auto, mit welchem wir etwa zwei Stunden Richtung Norden nach "Pyin Oo Lwin" fuhren. Adicca, unser Freund, führte uns zuerst in einen Tempel tief im Inneren eines Berges. Die ganze Höhle war voller Buddhas und Gebetsorten und eine Abwechslung zu den vielen Tempeln, die wir auf unserer Reise schon besucht haben. Nachfolgend haben wir zwei Wasserfälle besichtigt und einen Tempel. Zum burmesischen Mittagessen haben wir den zuvor gekauften Fruchtwein genossen (war für Wein eher etwas dickflüssig, sehr süss und fühlte sich auf der Zunge wie Portwein an). Adicca, der bis vor einem Monat fast sein Leben lang Mönch war, kostete das erste Mal von einem Wein. Nach dem ersten Schluck musste er kräftig husten und er entschuldigte sich. Später wollte er dann noch mehr Wein probieren und sagte, er habe sich nun besser unter Kontrolle – wie süss. Mit einer Rosskutsche sind wir dann zu einer riesigen Gartenanlage gefahren und haben die gepflegte Landschaft mit einer vielfältigen Blumenauswahl und See im Sonnenschein genossen. Zum Schluss besuchten wir nochmals einen Tempel und haben anschliessend Bettinas Longyi für umgerechnet 60 Rappen nähen lassen, um den Tragkomfort zu steigern.

18.07.2013 – Mandalay, Tag 3
Heute durften wir das Motorrad unseres Freundes benutzen. Wir wollten endlich wieder einmal etwas länger schlafen und vereinbarten die Übergabe um 9 Uhr. Um 7 Uhr weckte uns jedoch das Telefon und der Mann am Hotelempfang teilte mir mit, dass unser Freund auf uns wartet. Verschlafen hüpfte ich in meinen Longyi und begrüsste Adicca. Er sagte mir, dass wir reden müssen und besser nach draussen gehen. Das ganze hörte sich irgendwie komisch an und mir wurde etwas mulmig. Er meinte jedoch nur, dass wir draussen einen Kaffee trinken gehen sollten. Nachdem mir beim gemeinsamen Kaffe ein Mann seine Fahrdienste für den morgigen Tag andrehen wollte, verliessen wir das Kaffee und Adicca übergab mir den Schlüssel zu seinem Scooter. Etwas Angst hatte er schon um uns, da die Verkehrszustände in Myanmar nicht gerade sicher sind und er ja nicht wusste, dass ich schon oft Roller gefahren bin. Mit dem Scooter besuchten Bettina und ich einen Markt und machten danach einen Abstecher in das neuste Shopping Center in Mandalay. Die lokalen Verkäufer lächelten immer, wenn sie uns in unseren Longyis verbeilaufen sahen und flüsterten sich etwas zu. Auch wurden wir mehrmals gebeten, für ein Foto mit ihnen zu posieren. Während den Shootings wurden wir meist liebevoll angefasst – hier gilt der Glaube, dass es Glück bringen soll, eine weisse Person zu berühren. Das moderne Shopping Center war nur zu einem Fünftel mit Läden besetzt. Die restliche Fläche war noch leer, wird aber sicherlich bald mit weiteren teuren Läden gefüllt. Auf der obersten Etage fanden wir ein Kino vor, welches modernste Hollywood Filme in 3D zeigte. Auf dem Rückweg machten wir einen Stopp am Bahnhof, um uns über die Ticketpreise zu informieren und hatten die Gelegenheit ein paar Fotos von Reisenden zu knipsen und in die Wagen der Holzklasse und in die komfortablere, gepolsterte „Upper-Class“ hinein zu schauen. Aus Neugier hielten wir noch bei einem Natelgeschäft und bemerkten mit Erstaunen, dass die Natels etwa gleich teuer sind wie in der Schweiz, die SIM-Karten jedoch bis 280$ kosten. Gegen den Abend haben wir den Mandalay Hill bestiegen. Unendlich viele Treppenstufen gilt es hier zu bezwingen, bis man endlich mit der traumhaften Aussicht belohnt wird. Zum Nachessen hat uns Adicca in ein lokales Restaurant mit ein paar wenigen Stühlen geführt. Sicherheitshalber haben wir uns für Chicken Rice entschieden, während Adicca Schweinekopf-Salat bestellte. Seine Speise schmeckte doch etwas speziell, besonders wenn man während dem Verzehr das Bild eines toten Schweinekopfes nicht aus dem Gedächtnis bringt. Da wir gerne ins Kino gehen, wollten wir mal sehen, wie die Kinos so in Myanmar sind – so viel sei vorweggenommen, wir waren total überrascht! Zu dritt sind wir auf dem Scooter von Adicca zum Kino gefahren. Adicca wollte sich kein Film anschauen, hatte aber noch vor seiner Verabschiedung den Mann hinter der Kinokasse gebeten, uns nach dem Film ein Transport zum Hotel zu organisieren. Wir entschlossen uns, den Film „Despicable Me 2“ zu schauen. Da alle Filme nur in 3D gezeigt wurden, hatten wir gar keine Wahl und haben uns gleich auch noch die besten Plätze reserviert. Pro Person kostet das Ticket inklusive den 3D Brillen nur 2,5$. Wir dachten, dass wir wohl bald eine Raubkopie von einem Film gezeigt bekommen und auf einfachen Stühlen mit flackerndem 3D den Film schauen müssen. Wir kauften uns noch Cola, Wasser und Sonnenblumenkerne und betraten das erst 6 Monate alte Kino. Wooow, eine grosse Leinwand und bequeme Kinostühle war nur der Anfang der Überraschung. Denn auch die Bild- und Soundqualität war vom Besten – und das Ganze für nur 2,5$! Der Film war zum brüllen lustig, echt toll. Nach dem Film sah jedoch der Kinoboden wie nach einem Tsunami aus. Der ganze Abfall wurde von allen Personen nur auf den Boden geschmissen. Und noch schlimmer, jeder der Sonnenblumenkerne ass, hatte die Schale einfach auf den Boden vor sich geworfen. Vom Zustand hatte ich gleich ein Foto geknipst, wurde jedoch aufgefordert, dies gleich wieder zu löschen – schade, diese Schweinerei hätte ich gerne gezeigt. An der Ausgangstür erwartete uns schon der Mann von der Kasse, welchen ich in seiner Freizeitbekleidung gar nicht mehr erkannt hätte. Er tat mir schon etwas leid, denn wer weiss, wie lange er schon auf uns wartete, da doch seine Arbeit mit dem Start des letzten Filmes am Abend beendet war. Auf der Strasse organisierte er uns einen Motorradfahrer und verweigerte die Annahme von Geld, welches wir ihm für seine Hilfe anbieten wollten. Er meinte nur, dass es ihn gefreut habe, dass wir das Kino besuchten und dass er mit uns reden durfte. Zu dritt auf einem Scooter haben wir dann die Rückreise zum Hotel hinter uns gebracht.

19.07.2013 – Mandalay, Tag 4
Auch heute erschien Adicca früher als besprochen, was wie auch in Südamerika auf kulturell unterschiedliches Zeitverständnis zurückzuführen ist. Wir mussten jedoch zuerst noch Frühstücken und unsere Sachen packen. Anschliessend wechselten wir nochmals das Hotel, da die Zimmer für die heutige Nacht schon ausgebucht waren. Auf der heutigen Tour begleiteten uns neben Adicca auch der Mönch, der das Kloster leitet, welches wir am ersten Tag besucht haben und ein weiterer Kollege von Adicca. Als erstes haben wir am Busbahnhof das Ticket für die morgige Reise nach Bagan organisiert. Danach sind wir für eine längere Zeit aus Mandalay raus gefahren und haben dort eine sehr eigenartige Pagode besucht, die in der Bauform sich gänzlich von den anderen unterscheidet, da sie eher kugelförmig gebaut wurde. Anschliessend besuchten wir einen nahegelegenen Tempel auf einem Berg, wo wir auch indische Buddhisten bei ihren traditionellen Gebeten zusahen. Etwas später erreichten wir einen Tempel, dessen Flächen und Fassaden ganz in Weiss gefärbt wurden. Da in Tempeln Schuhe nicht erlaubt sind, sind unsere Fusssohlen meist schwarz, nach der Besichtigung des weissen Tempels waren die Sohlen jedoch zur Abwechslung einmal weiss. Anschliessend führten uns die vier Burmesen zur zweitgrössten Glocke der Welt. Das Riesending wiegt 90 Tonnen, ist jedoch nur 1/3 so gross wie die grösste Glocke, aber 13 mal grösser als die 3. Grösste. Danach haben wir trotz einer längeren Fahrt zum Palast der Prinzessin, uns entschlossen, diesen nicht zu besuchen, da der Eintrittspreis viel zu teuer war. Zum Schluss machten wir Halt an der U-Bein Brücke, eine 1.5 km lange Holzbrücke, die je nach Stand der Sonne, wunderbare Fotomotive hergibt. Nach einem Walk über die Brücke, mieteten wir ein Boot inkl. Fahrer, welcher uns zum besten Platz für den Sonnenuntergang ruderte. Leider war es recht bewölkt und der Sonnenstand im Juli ermöglicht we***** gute Szenen als im Januar vor 2.5 Jahren, als ich bei meinem letzten Besuch echt tolle Fotos knipsen konnte. Dennoch war der Besuch der Brücke ein tolles Erlebnis, nicht zuletzt wegen unseren burmesischen Freunden, die uns begleiteten. Als es dann soweit war, meinte der Mönch, dass er sich nicht von uns verabschieden möchte, aber es leider nun tun müsse.

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