2016-05-11

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Spoiler: show

Face-to-Face: Bill Kaulitz

"Ich liebe Mode und Fotografie"

[10-05-2016] - [CATEGORY: LALA ART LALA BELOVED ][TAGS: BILLL KAULITZ, BILLY, FACE-TO-FACE, LALA ART, LALA BELOVED]

Bill Kaulitz ist zurück. Als Billy veröffentlicht er am 20. Mai seine neue EP “I’m not okay”. Im Zuge der ersten Song-Auskupplung “Love don’t break me” stellte Bill sein Multi-Media-Projekt auch in Berlin vor. Teil dieses Projekts sind ein Kurzfilm, ein Fotobuch und Fotodrucke.

Wir haben die Möglichkeit genutzt und Bill bei seiner Buch-Veröffentlichung und der dazu gehörigen Ausstellung in der Seven Star Gallery Berlin ein paar Fragen gestellt.

Herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Projekt. Was steht hinter dem Entschluss ein Solo-Projekt mit eigener CD, Foto-Ausstellungen und Buch zu starten? Was diente dir als Inspiration?

Das ist irgendwie alles ganz organisch im kreativen Prozess entstanden. Ich habe nicht groß geplant! Als der erste song der EP, love don’t break me, entstanden ist, fühlte es sich für mich sofort wie ein soundtrack an. in meinem Kopf hab ich immer einen Film dazu gesehen. Wir haben den Song aber letztendlich nie irgendwo platziert und die Geschichte des Songs ist auch zu persönlich, um ihn einfach für eine beliebige Produktion zu vergeben. Meine engen Freunde Shiro Gutzie und Davis Factor haben dann vorgeschlagen meinen eigenen Kurzfilm zum Song zu produzieren und ich war natürlich sofort dabei. Eins führte dann zum Anderen: Fotos, Prints, Buch… wir inspirieren uns alle gegenseitig. Ich habe bei meinem ganzen Solo-Projekt nur mit Freunden gearbeitet; Menschen, die mir etwas bedeuten und die mich künstlerisch wachsen lassen. Ich wusste außerdem immer, dass ich keine "normalen" Musik machen wollte; das langweilt mich! Ich bin kein singer-songwriter, der mit Gitarre am Lagerfeuer sitzt -- Ich liebe es zu performen, die Show, Mode, Film und Fotografie. All diese Leidenschaften und Träume will ich in meinem Solo-Projekt leben.

Deine CD kommt am 20. Mai raus, heute launchst du separat dein Foto-Buch. Wie entstand die Idee, neben der Musik auch diesen Bildband herauszugeben? Wie steht er mit deiner neuen CD in Verbindung?

Man hat heute ja nur noch sehr selten die Möglichkeit tolle Shootings zu machen. Selbst die ganz großen Magazine haben immer kleinere Budgets und nur selten kann man mit seinem absoluten Traum-Team eine Fotostrecke machen, die man auch selbst richtig geil findet. Ich liebe Mode und Fotografie; neben dem Singen und Performen war das immer mein ganz großer Traum. Fast alle Songs und die EP werden nur digital veröffentlicht. Das finde ich eigentlich total schade, aber so ist das heute nun mal. Da ich Regeln aber nicht mag, dachte ich, ich mache einfach eine Vinyl -- ganz old school nur als Sammlerstück. Dann hatte ich die Idee als Hülle einen Bildband zu machen, mit Fotografien die meine Musik begleiten und unterstreichen. Für mich gehören Musik, Mode und Fotografie einfach zusammen. Ich wollte diese Welten in einem Projekt verbinden, weil sie sich gegenseitig befruchten und sie alle meine große Liebe sind.

Dein Buch und die dazugehörigen Foto-Ausstellungen werden in Los Angeles, Berlin, Paris und Mailand präsentiert! Wieso hast du dich für diese Städte entschieden und was gefällt dir besonders an Berlin?

Ich habe mir die größten Fashion und Musik Städte der Welt ausgesucht. Es gibt natürlich noch viele mehr, aber ich wollte erst mal anfangen, um zu schauen, wie es sich anfühlt. Es ist ja das erste Mal, dass ich so etwas mache. Mit all diesen Städten habe ich eine lange Verbindung. Sie haben mich inspiriert und mich zu demjenigen gemacht, der ich heute bin. Ohne sie gäbe es wahrscheinlich keine Fotos und kein Buch. Gerade berlin und Deutschland allgemein sind natürlich extrem wichtig für mich und zu Berlin habe ich eine besonders große Liebe. Es fühlt sich einfach nach zu Hause an, auch wenn ich schon seit sechs Jahren nicht mehr in Deutschland lebe. Jedes mal, wenn ich zurück komme, merke ich wie sehr ich es vermisse und wie toll und voller Leben diese Stadt ist. Berlin vibriert und bewegt sich ständig. Es ist international, laut, schön und dreckig. Jedes mal, wenn ich hier bin, gefällt es mir besser. Ich glaube wir werden die Ausstellung jetzt noch verlängern und in andere Länder und Städte bringen. Ich denke an New York, Mexico City und Moskau.

Du bist durch deine Karriere sehr viel in der Welt herumgekommen. Welcher Ort gefällt dir am besten und warum?

Das kann ich nicht sagen. Ich liebe reisen und ich liebe die Welt. Das schlimmste für mich ist Stillstand. Ich war noch nie sehr lange an einem Ort. Mein Bruder und ich ziehen ständig um. Das bedeutet Freiheit für mich. Wir sind jetzt schon seit sechs Jahren in LA und ich denke es wird Zeit, bald mal wieder etwas anderes zu erleben. Wir spielen gerade mit dem Gedanken, nach Indien oder Thailand auszuwandern. Wir können ja von überall arbeiten. Ich will es nutzen, dass wir nicht an einen Ort oder eine Stadt gebunden sind. Lieblingsstädte habe ich natürlich trotzdem. New York, Paris und Rom --Italien liebe ich sehr. Nicht nur wegen des Essens, sondern auch, weil ich die Menschen unglaublich schön finde -- von Innen und von Außen.

Du warst Gast auf der Fashionshow von lala Berlin, bei der die Herbst/ Winter Kollektion 2016 vorgestellt wurde. Was ist deine Verbindung zu der Marke, was persönlich gefällt dir am besten?

Der Spirit! Ich liebe Leyla sehr. Uns verbindet dieser freie, rebellische Geist -- die Leidenschaft für die Dinge, die wir tun. Ich sehe all das in Leylas Arbeit und das finde ich toll. Das ist nicht selbstverständlich und auch nicht immer einfach. Es gibt viele kreative Menschen, die große Probleme haben, ihr Herz und ihren Spirit auf ihre Arbeit zu projizieren und zu zeigen. Es gehört viel Mut dazu und man macht sich verletzlich. Bei lala Berlin sehe ich Leyla und ich halte sie außerdem für sehr kreativ und talentiert. Ich habe eine große Bewunderung für Modeschöpfer. Das ist neben der Musik, mein Traumberuf.

Bildschirmfoto 2016-05-03 um 14.21.49

Dein Look hat sich über die ganzen Jahre sehr verändert. Wie würdest du deinen Stil / deinen Look heute beschreiben?

Das finde ich total schwer zu beantworten. Ich glaube andere können das vielleicht besser als ich; Worte für sich selbst zu finden, ist immer irgendwie schwierig. Wenn ich ein Wort finden müsste, wäre es wahrscheinlich "selbstbewusst’’! Auch in der Mode ist mir Freiheit am Wichtigsten. Mode ist für mich ein Lebensgefühl, eine Verlängerung meiner Persönlichkeit und meiner Gefühle. Ich kleide mich immer so, wie ich den Tag erleben will. Habe ich ein wichtiges Business Meeting, bei dem ich Entscheidungen für Bereiche treffen muss, die mir eigentlich nicht liegen, kleide ich mich sehr selbstbewusst. Da gehe ich an meinen Schrank und greife meine Lieblings-j.mendel high waisted hose mit weitem bein, zusammen mit einem klassischen weißen, gekrempelten Lagerfeld Hemd mit schwarzen Seiden-Hosenträgern und meinem Lieblings-Saint Laurent Schuh. Über die Schulter würde ich mir einen bodenlangen schwarzen schweren Vintage-Mantel schmeißen und beim Verlassen meines Hauses hätte ich das Gefühl, nichts kann mich Heute umhauen. Wenn ich zum Beispiel eine Nacht durchgefeiert habe und komplett durchhänge, aber wichtige Termine habe, kleide ich mich meistens komplett weiß. Ich lasse mich aber auch von meinem Kleiderschrank inspirieren: Ich laufe morgens an all meinen Stücken vorbei und lasse meine Stimmung entscheiden. Manchmal entdecke ich Sachen, die ich noch nie getragen, oder ganz vergessen habe. Ich brauche auf jeden fall die Veränderung und die passiert ganz automatisch. Ich plane nicht. Ich liebe es mich zu verändern. Mode macht mich glücklich; es geht nur um das Gefühl.

Was bedeutet Mode für dich?

Leben, Freiheit, Selbstbewusstsein, Persönlichkeit

Dein aktuelles Projekt zeigt, wie sehr du dich entwickelt hast. Was denkst du aus heutiger Sicht über die Zeit von Tokio Hotel und deine Entwicklung?

Ich denke, dass ich immer das gemacht habe, was ich in dem Moment empfunden habe. Die Musik, die Mode, es war immer ich! Ich war immer authentisch. Natürlich würde ich manche Songs so nicht mehr schreiben und viele Dinge nicht mehr tragen, aber das gehört nun mal dazu. Das macht mich zu demjenigen, der ich heute bin und sehr wahrscheinlich schaue ich in ein paar Jahren auf heute zurück und hasse diese hose, die ich trage; aber so ist das Leben. Das ist ein Teil von mir. Wir bewegen und verändern uns jede Sekunde. Stillstand ist der Tod. ich bin in der Öffentlichkeit groß geworden; die Menschen konnten mir zusehen, wie ich Fehler gemacht habe -- im leben, in der Mode, in der Musik. Ich war 15 als mein erster Song rauskam und das fühlt sich an, wie ein anderes Leben, aber wer kann sich denn heute noch mit seinem 15 jährigen ich identifizieren?

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Ich möchte unbedingt noch mehr in Richtung Mode machen. Eine eigene Kollektion, vielleicht eine ganz eigene Brand. Außerdem würde ich gerne ein ganzes Album machen. Die EP war toll und ein guter Testlauf und ich glaube ich bin bereit ein Album zu machen. Außerdem will ich unbedingt einen Nachtklub eröffnen. Nur Dinge machen, die ich liebe und die mir Spaß machen -- das ist alles worum es für mich geht und was wirklich zählt.

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