2013-11-27



(November 2013) Bei der letztjährigen Grabungskampagne des Hessischen Landesmuseums Darmstadt (HLMD) wurde in der Grube Messel eine hervorragend erhaltene Großkopfechse entdeckt. Derartige Funde sind noch seltener als die berühmten „Urvögel“ (Archaeopteryx). Während man von jenen etwa zehn Exemplare kennt, gab es von den Großkopfechsen bislang gerade einmal sieben.

Der Neufund hat eine Kopf-Schwanz-Länge von stattlichen 91,39 cm und ist bis auf die Schwanzspitze und die Finger der rechten Vorderextremität vollständig. Sogar der Hautschatten und kleinere Reste des „Mageninhalts“ sind an manchen Stellen zu sehen.

Neben dem Erstfund dieser Art (Holotyp) dürfte es sich um das am besten erhaltene Exemplar handeln.

Es trägt nun den wissenschaftlichen Namen Ornatocephalus metzleri. Dessen Gattungsteil bezieht sich auf das auffällig skulpturierte Schädeldach (Ornatocephalus bedeutet in etwa „verzierter Kopf“), der Artname (O. metzleri) ehrt einen Donatoren.

Großkopfechsen sind bislang nur aus der Grube Messel bekannt. Unter den heutigen Formen kann man sie noch am ehesten mit dem Smaragdwaran (Varanus prasinus) oder dem Schwarzen Baumwaran (Varanus beccarii) vergleichen.

Ihr langer Greifschwanz in Kombination mit den stark gekrümmten Krallen an den Vorder- und Hinterextremitäten spricht für eine baumgebundene Lebensweise. Der stark gepanzerte Schädel war wahrscheinlich relativ unbeweglich, so dass die Tiere wohl keine flinken und effektiven Jäger waren, sondern sich eher von Pflanzen und Insekten ernährt haben dürften. Dies stimmt mit den bislang nachgewiesenen Inhalten des Magen-Darm-Traktes überein.

Der jetzt vorgestellte Fund wurde am 07. August 2012 von Phillip Müller, einem der damaligen Grabungspraktikanten, gemacht (Fundbuch Nr. 2012-5-129, Planquadrat I 8, 58 cm unter dem Leithorizont).

Die Präparation war schwierig, weil der Kopf- und ein Teil des Brustbereiches noch vollständig vom Ölschiefer bedeckt waren und in einer sehr dünnen Ölschieferplatte lagen. Diese musste sorgsam angepasst und stabilisiert werden, bevor mit dem Freilegen begonnen werden konnte.

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt besitzt eine der ältesten und weltweit bedeutendsten Messel-Sammlungen, in das neue Fossil aufgenommen wurde. Diese umfasst, neben weltberühmten Funden wie z.B. dem „Ameisenbären“ Eurotamandua joresi, dem „Urtapir“ Hyrachyus minimus und etlichen Exemplaren der bekannten „Urpferdchen“, auch historisch wichtiges Material aus der heutzutage für Grabungen nicht mehr zugänglichen Grube Prinz von Hessen. Seit 1966 werden planmäßige Grabungen im UNESCO-Weltnaturerbe-Denkmal durchgeführt, bei denen immer wieder bedeutende Funde zu Tage kommen.

WEBER, S. (2004): Ornatocephalus metzleri gen.et spec. nov. (Lacertilia, Scincoidea) – Taxonomy and palaeobiology of a basal scincoid lizard from the Messel-Formation (Middle Eocene: basal Lutetian, Geiseltalium), Germany. – Abh. Senckenberg. Ges. Naturforsch. Ges., 1-159; Frankfurt a.M.

(28.11.2013)

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