Weißer Burgunder statt Husumer Krabben
Ich bin in Deutschland. Jep. Seit Tagen keine Zeit mehr zum Logbuchbericht schreiben gehabt. Das fehlt mir natürlich was. Richtig was. Was war da los Herr Wnuk?
“Was verdienst Du denn so als Chefarzt?“ Jürgen zieht Augenbraunen und Lachmundwinkel hoch. „So etwa drei Millionen Euro im Jahr! Is doch klar.“ Hmm. Da komme ich wohl nicht mit, so mit meiner Lunatronic Firma und dem Lotterleben auf der MARLIN. Will ich auch nicht. Jürgen hat sein Bötchen eigentlich in Flensburg liegen, im Moment aber in Dänemark in der Halle. Ich habe alles von Cuba aus vorbereitet. Ein ICOM M802, ein DR7400 PACTOR4 Modem, eine LunaWLANnet, einen Multiplexer und ein Superwind Windgenerator sind schon vor Wochen rechtzeitig bei ihm eingetroffen. Nun auch ich, von Cuba, mit Air Berlin, mit drei Kisten Zigarren, drei Litern Rum und meinem ganzen Werkzeug. Nach der weiten Anreise mit Bus und Flieger via München stehe ich am Gepäckband. Was kommt nicht? Mein Koffer! Scheiße! Das fängt ja gut an. In Düsseldorf führt mich erst mal der Weg zum Zahnarzt. Die verwegen aussehende Ecke meines Schneidezahns fehlt. „Da machen wir dann mal einen Termin Herr Wnuk und machen ihnen eine neue Krone.“ Und so geht es weiter. Meine Söhne Julian und Lukas tauchen auf und schon wieder bin ich unterwegs. Nachtzug nach Flensburg. Schlafwagen. Zum ersten Mal in meinem Leben gönne ich mir den Luxus. Vom Luxus merkt man allerdings weniger. Das Ding ist kleiner als eine Gefängniszelle. Mitten in der Nacht geht ein Alarm los weil irgendeiner im Zug unbedingt meint, Rauchen zu müssen. Mein Körper weiß nicht was los ist, die fünf Stunden Zeitunterschied machen mir ernsthaft zu schaffen.
Flensburg. Wer es noch nicht weiß. Flensburg ist das nächste Ziel der MARLIN. Hier wollen wir im Sommer hinsegeln um mindestens den Winter in Deutschland zu verbringen. Umso größer ist auch meine Neugier auf diese Stad. Jürgen holt mich am frühen Morgen vom Bahnhof ab. Und weiter geht die Reise nach Dänemark, wo seine NEMO in der Halle steht. Im Auto schlafe ich erst mal ein. Nach meiner Zeitrechnung ist es mitten in der Nacht. Ein bisschen unfreundlich von mir. Jürgen ist 39, in Wahrheit etwas älter, aber man ist ja immer so alt, wie man sich fühlt. Jürgen ist etwas nervös und redet viel. Oder es kommt mir einfach nur so vor. Alles ist so anders als in Cuba, als auf der MARLIN. Die Menschen um mich herum wirken hektisch. Wie gesagt, ich schlafe ein im Auto. Jürgen redet weiter. Kommt mir auf jeden Fall so vor.
In Dänemark angekommen legen wir sofort los. Wir machen einen Plan. Erster Tag: Erdungsschwämme anbringen, Antennentuner einbauen und Kabel verlegen. Leichter gesagt als getan. Denn die Sun Odyssey 43 DS, die NEMO, wie das geliebte Bötchen heißt, ist total verbaut. Wir finden kaum Platz und Wege unter der achterlichen Eignerkoje um die Kabel vom Heck nach vorne zu ziehen. Um ins Heck des Schiffes zu kommen muss das Schubfach der Rettungsinsel ausgebaut werden, dass Jürgen fein säuberlich mit Sikaflex eingesetzt hat. Das Ding heraus zu bekommen ist harte Arbeit. Aber: Jürgen hilft tatkräftig mit! Ohne die Mithilfe des Eigners kann man so einen Job auch gar nicht realisieren. Wir finden erst einmal keinen geeigneten Platz für den Tuner, keinen Platz für gar nix. Alles dauert viel länger als geplant. Ich sehe mir die Zeit weglaufen. Aber mit Hektik kommen wir auch nicht weiter. Zwischendurch stelle ich mich immer mal wieder in die Ecke und schlafe fünf Minuten im Stehen. Am Nachmittag bohren wir die vier Löcher für die Erdungsschwämme der Kurzwellenanlage ins Boot. Rechts und links vom Wellenaustritt, hier haben wir dann doch einen geeigneten Platz für die Dyna Plates festgelegt. Die Dinger sind innerhalb von einer Stunde angebracht. Unkompliziert angebracht und installiert stellen sie die beste Erdung für GFK Boote dar. Nix mit aufwendigen Aluplatten, Kupferfolien oder rumschmieren von Drexfarbe.
Nachdem das Heck der NEMO nun offen liegt kommen wir an in den Raum wo der Ruderquadrant den meisten Platz wegnimmt. Es ist eng da drin, aber man kommt rein. Der Antennentuner findet seinen Platz an der Rückwand der Eignerkoje. Möglichst nah unter dem Austritt des Antennenkabels für die 23 Fuß Stabantenne soll er angebracht sein. Grade beim Tuner ist Sorgfältigkeit der Installation angebracht, denn da will man die nächsten zehn Jahre nicht mehr dran müssen.
“Drei Millionen. Das ist aber viel Geld. Sach mal. Hast Du denn bei so einem Jahresgehalt eigentlich noch Aufstiegschancen?“ Jürgen lächelt süffisant. „Na klar. Als Rentner.“ „Und wie sieht es aus? Wenn Nathalie bei euch im Krankenhaus anfängt zu arbeiten? Bekommt die dann eine Millionen als Einstiegsgehalt?“ „Ja, da müssen wir mal drüber reden.“ Das drei Millionen Thema wird immer wieder zum Running Gag. „Was sind denn die Einstellungsbedingungen für Nathalie?“ „Sie muss Deutsch sprechen!“ Wir lachen uns tot! Aber das Thema ist gar nicht so unernst gemeint. Es herrscht der totale Ärztemangel in Deutschland und es sind kaum noch deutschsprachige Ärzte zu bekommen. Nicht das ausländische Ärzte schlechter oder gar weniger operieren, es ist halt nur mit der Kommunikation so ein Ding. Ich erfahre viel über die Hintergründe des Alltags eines Chefarztes. Jürgen muss nicht nur operieren, sondern sein Team führen. Das macht er mit Witz und Charme und ich komme irgendwie auch in den Genuss! Doch da klingelt die Pausenglocke. Der Korb mit Fressalien kommt wieder in die Küche und es wird weiter gemacht. Bis zum Abend. Übermorgen soll die NEMO wieder ins Wasser.
Normalerweise schlafe ich ja bei den Kunden auf dem Boot. Die Temperaturen im Boot und das Chaos, was mein Aufenthalt verursacht, lassen das aber irgendwie nicht zu. Die Fahrt zu Jürgens Heimat-Domizil vergeht schnell. Ich schlafe sofort ein und wache erst bei ihm in der Garage wieder auf. „Du schnarchst aber ganz schön laut!“ „Das liegt bei uns in der Familie!“ Ich torkle schlaftrunken ins Haus und treffe auf drei erwartungsvolle Damen. Ildi, Jürgens Frau, Theresa und Greta, seine süßen Töchter. Ich komme mir fast vor wie auf der MARLIN. Nur das Platzangebot des Einfamilienhauses in Mehrfamiliengröße macht den deutlichen Unterschied. Na ja – Bei drei Millionen Jahresgehalt ; ) Ich bekomme Chefarztbehandlung und Verköstigung, Spargel, Wein, ein eigenes Zimmer. Ildi ist super nett und dazu noch attraktiv, voll die Mutter. Kenne ich ja schon von meinem eigenen Domizil. Da bleibt nicht viel Zeit für den Mann über. Alles dreht sich um die Organisation des Familienlebens. Wer, welches Kind, wann zum Turnen, der Geburtstagsparty und zur Schule fährt. Ich entscheide für mich erst einmal, in Deutschland betrunken in eine Polizeikontrolle zu kommen. Dann hab ich keinen Führerschein mehr und muss bei diesem Spiel nicht mitmachen ; ) Gute Idee? Angekommen in Düsseldorf hatte ich es wenigstens geschafft noch, wegen dem fehlenden Koffer, Unterhosen und Socken, eine Zahnbürste und die notwendigen Toilettenartikel zu erstehen. Jetzt komme ich in den Genuss einer warmen Dusche. Alle anderen werden müde… Ich werde wach. Zeit zum Aufstehen. Scheiß Jetlag. Bis spät in die Nacht sitze ich am Macbook und genieße Internet aus der Dose.
Neuer Tag, neues Glück. Ich liefere mir mit der Air Berlin einen Schlagabtausch. Die meinen, ich solle mal nach Düsseldorf kommen um meinen Koffer anzuholen, den sie inzwischen in München gefunden haben. Mit dem Hinweis auf meine Rechtsanwältin und meine (nicht vorhandene) Rechtsschutzversicherung, kann ich die Damen und Herren von der Verantwortung ihrerseits überzeugen, den Koffer innerhalb von 12 Stunden nach Husum zu bringen. Mein sämtlichen Werkzeuge und Spezialteile sind in dem Koffer. Geht doch. Ich bin ja mal auf meine Telefonabrechnung für meinen Deutschlandaufenthalt gespannt. Das gibt bestimmt auch wieder Ärger.
Jürgen und ich fangen den Tag früh an, aber mit einem guten Frühstück. Wieder geht es los mit dem Auto über Flensburg, Kabel kaufen, zur NEMO nach Dänemark. Die Fahrt war gar nicht so lang. Jürgen dauert alles zu lang. Mir nicht. Nicht weil ich dafür bezahlt werde, sondern weil ich weiß, wie lange ein Kabelkauf in Cuba oder Venezuela dauern würde. Ich bin wieder eingeschlafen im Auto wenn ich mich recht erinnere. Jürgen hat einfach weiter geredet, nicht unbedingt mit mir, dafür hat er ja eine Freisprechanlage. Komisches Leben was diese Außerirdischen hier in Deutschland führen. Oder bin ich es der hier außerirdisch ist? Wohl eher letzteres.
Den zweiten Tag verbringen Jürgen und ich eng kuschelnd auf der Nemo! Kabel verlegen. Unter dem Bett, unter dem Motor um die Ecke, wo kein Platz mehr ist. Ach da sollen ja auch noch die Kabel für den Windgenerator rein und der Stoppschalter, ach ja, der Stoppschalter. An der Dusche vorbei und unter den Navigationsstuhl. Alles braucht viel länger als geplant. Is halt so. In der Halle nebenan liegt der Mast der NEMO. Die Gelegenheit. Mit drei Popnieten ist die LunaWLANnet schnell am Masttop angeschlagen. Das Anschlusskabel durch den Mast verzwirbelt sich aber leider mit einem Fall. Ich muss den RJ-45 Stecker abschneiden. Prima Sache, die Crimpzange und Stecker, um einen neuen dran zu machen, ist natürlich in meinem Koffer und der in den Fängen der Air Berlin. Aber Jürgen ist ansonsten gut ausgerüstet mit Werkzeug. Der Akkubohrer ist etwas schwach auf der Brust. Mit etwas Spüli rutsch das Kabel der LunaWLANnet zum Fuß des Mastes und alles ist gut. Die Kabel bekommen ihre Stecker und alles wird gut mit selbstvulkanisierendem Isolierband für die nächsten 25 Jahre von mir gesichert. Ich schließe das Modem mal kurz am Strom an. „Micha, warum guckst Du den so grimmig?“ Ich fluche laut vor mir hin. Das Modem funktioniert nicht. Es kommt aber auch wirklich eins zum anderen. Jürgen schaut mich entsetzt an. „Wie, das ist doch ganz neu.“ „Ja, aber es startet nicht.“ Ne, wie peinlich. Ich kontrolliere die Kabel. Hab ich was falsch gemacht? Hab ich das Modem kaputt gemacht? Unter Jürgens kritischem Blick schraube ich das Modem auf. „Was machst Du denn da?“ Ich versuche es mit seinen Worten zu erklären: „So, Jetzt schneiden wir die Brust auf und arbeiten uns zur Aorta vor. Jetzt schließen wir die Herz Lungen Maschine an und schauen mal was da los ist. Aha! Nee, da hat doch jemand die obere Platine versetzt eingesteckt. Zwei Beinchen sind nicht drin in der Buchsenleiste. So, jetzt nehmen wir mal das Herz raus. Schwester! Den kleinen Schraubenzieher bitte. Und schon ist die Platine am richtigen Platz. Spannung dran und jetzt piepst es!“ Vier Sekunden später piepst das Modem und fängt wild an zu leuchten! „Muss ich das auch machen?“ fragt Jürgen. „Ne, Du solltest nur schauen, dass Du fürs nächste Jahr die Viermillionen Jahresgehalt plus Bonuszulage schaffst!“ Ich grinse Jürgen an. Unser Ton ist herzlich. Jürgen kann gut austeilen, aber auch gut einstecken. Das mag ich. Da macht mir das Arbeiten Spaß. Ich überlege noch ob ich Martin von SCS von dem Intermezzo berichte und lasse den Gedanken schnell wieder fallen. Fehler sind menschlich. Ist ja noch mal gut gegangen. Die Black Box des M802 Kurzwellentransceivers findet ihren Platz unter dem Navigationsstuhl, das PACTOR Modem bauen wir jetzt unsichtbar ein. Das Bedienteil, das sogenannte Remote Control des M802 findet in der anderen Ecke der Navigation seinen sinnvollen Platz. Die NEMO ist ein schönes Boot, geräumig, sinnvoll ausgebaut. Nur Stauraum, der fehlt diesen Booten ja irgendwie. Morgen geht die NEMO ins Wasser. Dann drücken wir mal auf die Sendetaste.
“Komm Micha. Feierabend. Zeit zum Ratzen im Auto.“ Ich bin schon wieder total am Jet-Leg-Ende und Jürgen soll Recht behalten. Ich schlafe die 80km wieder voll durch. Ohne Erinnerung mit wem sich Jürgen die Zeit am Telefon vertrieben hat. Und so landen wir im Husumer Pub und trinken weißen Burgunder zum Rumpsteak, statt Husummer Krabben zu essen als ich denn wieder aufgewacht bin.
Mit Stefan, einem Freund von Jürgen, auch chirurgischer Chefarzt, also der Flensburger Konkurrenz, geht es diesmal wieder nach Dänemark. „Verdienst Du auch 3 Millionen im Jahr frage ich.“ Stefan ist auch nicht auf den Mund gefallen: „Ne, bei uns in Flensburg werden wir besser bezahlt. Wir bekommen noch einen Firmenwagen dazu.“ Grinst Stefan vom rechten zum linken Mundwinkel. „Scheint ja das reinste Schlaraffenland für Ärzte zu sein hier in Deutschland.“ Heute endlich soll es mit der NEMO durch die Flensburger Förde nach Flensburg City zu gehen. Doch der Kran zum Mast stellen kommt nicht am Vormittag und so wird nichts aus dem Trip nach Flensburg. Jetzt aber. “So und jetzt geht es ins Wasser!“ Kaum sind die Dyna Plates im Wasser schreite ich zum Kurzwellentransceiver und pfeife ins Mikro. Die Antenne steht noch nicht. Fünf, sechs Meter Kabel über dem Geräteträger dienen provisorisch als Antenne. Alle Geräte sind eingeschaltet an Bord um Interferenzen direkt zu lokalisieren und ggf. auszumerzen. Der Tuner springt sofort an und findet seine Abstimmung innerhalb von 3 Sekunden. Auf 7 Mhz, auf 8 Mhz, auf 14 und 18 Mhz. Ein deutsches Boot irgendwo in Übersee meldet sich auf der 14.313. Da brauche ich keine weiteren Test mit dem Stehwellenmessgerät. An den Geräuschen, dem Stromverbrauch des Transceivers beim Senden, der Wärmeentwicklung, über dreihundert Boote Erfahrung reichen aus um zu sagen: Diese Kurzwelleninstallation ist ein voller Erfolg. Das Gerät funktioniert zu meiner vollen Befriedigung. Jürgen ignorierend, ziehe ich weiter Strippen hinter den Schalttafeln. Ich habe es eilig, denn die Zeit rast. Da keiner mehr auf der Werft ist, darf ich mit dem Werftinhaber den Mast stellen, ob es mir zeitlich in den Rahmen passt oder auch nicht, wird gar nicht gefragt. Schon wieder ist der Tag vorbei. Jürgen will mir eines seiner Husumer Lieblingsrestaurants zeigen, aber findet das nicht mehr in seiner Wahl-Heimatstadt. „Ahem, ich war letztes mal einfach zu betrunken.“ Jürgen ist ehrlich und ich fange ihn so langsam an ehrlich zu mögen. So was ist natürlich nie gut für die Preisverhandlungen und Überstundenberechnungen. Jürgen löst das Problem souverän bevor es überhaupt ansteht und erzählt mir, dass die Überstunden im Krankenhaus abgebummelt werden. Es gibt also Freitage. „Jep. Ich kann dann meine Überstunden bei Dir abbummeln, wenn ich wieder in Cuba auf meinem Boot bin. Hab ich Dich richtig verstanden?“ grinse ich ihn an. „Ne, Tagessatz ist Tagessatz, ich rechne nicht im Minutentakt ab.“ Beruhige ich seine versteckt angedeutete Sorge.
Den chaotischen Tag beende ich indem ich mal für eine Nacht aus Husum flüchte und meinen Freund Detlef Jens besuche. Der schreibt auch viel und kennt alle und jeden in der Segler-Szene. Vor gut zehn Jahren, gefühlten zwanzig Jahren haben wir Jens in der Marina Teufelsbrück besucht, als er mit Anke zusammen auf einem Plattboden Museumsschiff gelebt hat. Das ist ihm allerdings buchstäblich unterm Arsch von innen verrostet, wie er erzählt und überhaupt war das Leben in Hamburg so teuer, dass er nach Flensburg gegangen ist. Aber der Rostfraß nahm kein Ende. Jetzt wohnt Detlef alleine. Wir gehen wieder was essen und trinken. Was soll man bei den Temperaturen in Deutschland auch sonst machen? Wir haben viel zu erzählen und es gibt einige sehr interessante gemeinschaftliche Interessen, die den Besuch zu einem vollen Erfolg machen. Aber das würde jetzt zu weit führen. An eine Rückfahrt mit dem von Jürgen geliehenem Auto nach Husum mitten in der Nacht nach dem ganzen guten Wein ist gar nicht zu denken. Ich verbringe die Nacht in einem wackeligen Kinderbett, neben einer aufgebauten Carrera Bahn. Damit spielen darf ich nicht.
Mein vierter Tag auf der NEMO beginnt wieder früh. Die ganze Organisation verstehe ich zwar nicht so ganz, aber ich gebe den Autoschlüssel an Jürgen, der schmeißt ihn in die Getränkedosenablage seines Wagens. Und wieder nach Dänemark. Ich weiß gar nicht mehr ob ich wieder eingeschlafen bin. Kaum angekommen schmeiße ich mich ins Zeug und schließe die LunaWLANnet an. Jürgen motort mit der NEMO Richtung Flensburg. Es schüttet in Eimern. An einer Brücke geht es nicht mehr weiter. „Die Brücke ist kaputt!“ Mein Kunde flucht was das Zeug hält. Ich ducke mich. Um zwölf Uhr soll es weiter gehen. Ich weiß gar nicht was die Aufregung soll. In Lateiamerika gehört so was zum normalen Alltag. Wer meint, dass die Installation der WLANnet mal so eben gemacht ist, der irrt. Zuerst einmal kommt das Kabel vom Mastfuß und muss am Badezimmer vorbei, hinter den Kartentisch. Dort habe ich schon den G3 Router angeschraubt. Strom braucht sie auch und nach drei Stunden rufe ich Jürgen. „So komm mal her!“ Jetzt wird es interessant. Ich logge mich ein ins Wifi Netz SY Momo mit meinem MacBook ein und verbinde mich mit dem Setup Menü der LunaWLANnet. „Wieviele Einwahlpunkte siehst Du hier mit der im Computer eingebauten WLAN Antenne?“ „Aehm. Drei.“ So jetzt drücken wir hier und lassen die LunaWLANnet mal suchen. Nach drei Sekunden tauchen etwa dreißig Hotspots auf bis nach Flensburg. Vier sind offen ohne Passwort und schwupps haben wir Internet an Bord. „Jetzt kannst Du Dich mit Deinem iPhone verbinden.“ „Hey, das ist cool.“ Jürgen ist echt begeistert und hüpft wie ein Gartenzwerg im Boot herum. Am späten Nachmittag kommen wir in Flensburg an. Doch die Pechsträhne nimmt kein Ende. Jürgens Bordrechner, sein Sony Vario meldet ständig Probleme, lässt keine Softwareinstallation zu bis er schließlich und endlich nicht mehr startet. Jetzt lächelt keiner mehr an Bord. Die Windows Installations CD’s sind natürlich nicht vorhanden und somit steht das geplante Training am morgigen letzten Tages meines Aufenthalts in Flensburg unter schlechten Sternen. So kann es gehen. Weiter hat Jürgen den Schlüssel von dem Wagen hier in Flensburg im Wagen in Dänemark vergessen, so dass er erst mit einer Freundin nach Dänemark fahren muss um den Schlüssel zu holen. Dann später fahre ich einen der Wagen wiederum nach Husum. Kommt es mir nur so vor? Oder ist Jürgen chaotisch? Die schlechte Laune hält aber nie lange an. Jürgen kocht heute selber. Ein Hähnchen wird in den Ofen geschoben und dazu gibt es Pommes. Prima Sache. Essen, Trinken und Schlafen ist immer gut. Draußen regnet es wieder. Na Gott sei Dank, so hat man wenigstens kein schlechtes Gewissen den Tag mit einem Strandspaziergang abschließen zu müssen.
Die Sonne scheint am nächsten Tag und wenn schon der Bordrechner kaputt ist und der Ersatzrechner so alt, dass ich mich weigere damit zu arbeiten, weil der Bildschirm nicht zu erkennen ist, da kann man ja wenigstens den Superwind Windgenerator installieren. Dieses Projekt ist gut vorbereitet. Die Niro-Schweißer haben wirklich gute Arbeit geleistet und das von mir gelieferte Standrohr mit einem Scharnier klappbar am Geräteträger installiert. Wir müssen nur noch zwei Löcher bohren und den Windgenerator zusammenbauen. Das macht im wesentlichen Jürgen selbst und ich schließe den Stoppschalter und den Regler ans Bordnetz an. Auch hier wird es wieder später als gedacht. Die Kabel sind zu dick für die Kabelschuhe und die Durchführungen für die Kabel super eng. Es gibt irgendwie keinen Platz für den Regler und überhaupt muss ich mal wieder zaubern. Aber das kann ich. Als Jürgen wieder kommt, weil er mal wieder einer seiner bezaubernden Töchter diesmal zum Turn-Tunier kutschiert hat, weil seine holde Ildi nämlich seit drei Tagen zum Skifahren mit ihren Freundinnen in den Alpen ist, da bin ich schon fertig. Fertig mit den Nerven allerdings auch. Ich drücke Jürgen eine Tüte mit Kabelbindern in die Hand und versuche mich noch mal am Vario. Aber der verweigert jegliche Zusammenarbeit noch Cooperation. „Da musst Du Dir am besten mal von Deinen drei Millionen ein neues MacBook leisten!“ Da strahlt Jürgen über beide Backen. Das ist doch eine prima Idee! Nach so einem Grund habe ich schon lange gesucht. Na dann. Sind ja alle Probleme gelöst. Das Training machen wir dann über Skype, im Mai, wenn Du Zeit hast. Deine Anlage funktioniert ansonsten Eins-A.
Zwischenzeitlich sitze ich im Zug und hatte endlich mal Zeit unserer Blog zu schreiben. Hast Du bis hier gelesen? Nicht schlecht. Für mich heißt die nächste Station Hooksiel. Elke und Walter haben Probleme. Wenn sie mit ihrer Kurzwellenanlage, auf bestimmten Frequenzen senden, springt die Bilgenpumpe und das Bugstrahlruder an. Na ob ich das wohl hinbekomme; ) Wir werden sehen.