2016-01-26


Die News von der Haute Couture Woche

Giles Deacon macht bald in Haute Couture

Eine gute Nachricht für die hohe Kunst der Schneiderei. Giles Deacon gibt seine Show in London und damit wohl auch die Ready-to-Wear auf, um künftig seine Mode auf der Haute Couture Woche in Paris zu zeigen. Damit kommt neuer und frischer Wind nach Paris und auch in die Haute Couture. Seine erste Show zeigt er im Juli. Deacon wollte schon immer seine Kreationen seinen Kundinnen sofort zu Verfügung stellen. In der Prêt-à-Porter liegen aber oft sechs Monate zwischen einer Show und dem Eintreffen der Mode in den Handel. In der Haute Couture wird maßgefertigt und man kann nach drei Anproben die Robe in der Regel mit nach Hause nehmen.

Irgendwie denke ich, dass Deacons Idee gar nicht mal so von der Hand zu weisen ist. Statt zu resignieren, weil man in der Masse der Ready-to-Wear-Kollektionen untergeht und in Zeiten der Krise nichts mehr verkaufen kann, konzentriert sich Deacon auf die Klientel, bei der Geld keine Rolle spielt. Und von denen gibt es mehr als man denkt.

Giles Deacon Ready-to-wear Spring/Summer 2016




Schiaparellis Kultideen in klein und tragbar

Wer designt gleich noch mal bei Schiaparelli? Ich musste selbst erst nachlesen: Bertrand Guyon. Er kam im April 2015. Wir berichteten —->>> Davor gab es ein wildes Bäumchen-Wechsle-Dich beim Traditionshaus, das man auch bei uns und zwar hier nachlesen kann. Aber schauen wir nicht zurück, sondern nach vorne, denn diesem Haus wünschen wir doch alle ein fulminantes Revival. Die begabte Konkurrentin und Erzfeindin von Coco Chanel hätte eine Wiedergeburt verdient. Doch das große Revival blieb bis dato aus, auch wenn „the new Schiaparelli“ mehr und mehr auf den roten Teppichen zu sehen ist.

Schiaparelli Haute Couture Spring/Summer 2016

Nun also neues Spiel. Und mein erster Gedanke ist: Geht doch! Aber vielleicht liegt es auch nur an den verrückten Frisuren, weshalb es mir auf den ersten Blick gefällt. Aber es sind nicht nur die Fisuren, es sind auch einige Modelle dabei, die durchaus eine neue Richtung aufzeigen. Thema der Kollektion ist: Feiern, gutes Essen, leckere Küche, schönes Geschirr. Das alles wurde mittels Pailletten oder Stickereien auf die Roben gebannt. Teegeschirr aus dem 19. Jahrhundert, Früchte, Gemüse und Porzellanteller. Schiaparellis berühmter Hummer durfte auch nicht fehlen. Zur Erinnerung: Elsa Schiaparelli zeigte den Hummer einst in überdimensionaler Größe über ein ganzes Kleid ragend. Die Idee war damals sehr mutig und avantgardistisch. Man braucht sie aber nicht immer wieder neu zu kopieren! Daher finde ich die aktuell gezeigte Mini-Hommage angepasster als der x-te Hummer-Print auf einem Kleid. Gleiches gilt für Elsas berühmtes Shocking Pink. Tja, kann man machen, muss man aber nicht unbedingt auf den Laufsteg bringen. Das schockiert ja niemand mehr in unserer Zeit.

Fazit: Guyon hat eine sehr ordentliche Arbeit abgeliefert, aber schafft auch nicht den Sprung ins Avantgarde-Niveau der Firmengründerin. Vielleicht wäre er gut beraten darin, die Archive einfach mal sein zu lassen und etwas ganz Neues auszuprobieren. Innovativ, frech, anders! Eine Teekanne auf einem Abendkleid ist nicht mutig genug. Andere, wie Ilja, Viktor & Rolf oder Yiqing Yin, bringen textile Innovationen und gelten – meiner Meinung nach – eher als Erben der genialen Elsa Schiaparelli. Aber vielleicht traut sich Betrand Guyon nächste Saison noch mehr und dann ist er da, wo wir die Marke haben wollen.

Post-Raf-Ära bei Dior

Nun ist er weg. But the show must go on. Das Designteam hat übernommen und die Signatur des Ex-Designers ist weiterhin klar erkennbar. In der Saison nach dem Weggang eines großen Kreativdirektors tut das Team immer gut daran, den Stil weiter zu führen. Indem man Best-ofs einfach noch mal weiterdreht oder farblich anders dekliniert, schafft man Brücken bis zur Ernennung eines neuen Chefs. Dior hatte bekannt gegeben, dass Raf Simons Posten nicht sofort wieder besetzt werden würde und man sich mit der Suche Zeit lassen wolle. Die Namen der beiden Designer, die sich am Ende auf dem Laufsteg verbeugten, wurden in der Pressemitteilung nicht genannt. Statt dessen erfährt man die Namen aller anderen: Betak für die Produktion, Guido Palau für die Haare, Peter Philipps fürs Make-Up, Michel Gaubert für die Musik. Die üblichen Stars der Fashionweeks eben. Die, die immer dabei sind, Glamour verbreiten und die auch mithelfen, Brücken zu schlagen.

Doch wer kreierte die Mode auf dem Laufsteg? Die gut informierte französische Presse, konkret L’Express, wusste es: Serge Ruffieux und Lucie Meier heißen die beiden, die am Ende salutierten. Die Schweizer waren vorher bei Louis Vuitton und Balenciaga und sind noch zur Ära John Galliano bei Dior aufgeschlagen. All diese Infos habe ich vom L’Express. Dass uns Dior das bewusst verschweigt, sagt viel aus. Die Message ist: Serge und Lucie sind NICHT die neuen Designer. Nein, bei Dior rutscht nicht, wie bei Gucci, die zweite Reihe nach vorn. Und bis dahin will man Details auch gar nicht groß kommunizieren. The show must go on und als Thema „la Parisienne d’aujourd’hui“, die „Pariserin von heute“ zu wählen, ist eine sichere Angelegenheit.

Die Pariserin als „femme libre“ wird umgesetzt mit frei gelegten Schultern, frei schwingenden Volumen und neuen Couture-Konstruktionen. Die DNA des Hauses wird durch die Jacke Bar oder gestickten Maiglöckchen fortgeführt, Christian Diors bekannter Aberglaube ist in Form von Charms und Glücksbringern umgesetzt, die an Colliers hängen.

Dior Haute Couture Spring/Summer 2016

Der Beitrag Darüber spricht man bei der Haute Couture erschien zuerst auf Modepilot.

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