2013-10-02



Bergwandern mit Hund? Eine sehr schöne Erfahrung. Wer die traumhaften Almen im SalzburgerLand jedoch gerne einmal aus anderer Perspektive erleben möchte, sollte seinen Mut zusammennehmen und sich in den Sattel schwingen. Es lohnt sich!

Ausritte in die heimische Bergwelt sind unter anderem auf dem Hallmooshof von Michael und Birgit Rettenwender in Filzmoos möglich. Am Tag unseres Ausritts meint es der Wettergott besonders gut: ein Bauernherbst-Tag wie aus dem Bilderbuch, mit bauschigen Schäfchenwolken und angenehmen, spätsommerlichen Temperaturen. Am Filzmooser Dorfplatz spielt eine zünftige Musik auf und im Festzelt wird getanzt: es ist Erntedank, da ist im Ort alles und jeder auf den Beinen. Auch Michael Rettenwender war mit seinem prächtigen Friesengespann beim Festzug dabei, um die Erntekrone Gästen und Einheimischen zu präsentieren. „Morgen ist dann Almabtrieb“, verrät mir Michael, „da sind wir auch wieder mit dabei. So ist immer was los bei uns in Filzmoos“, lacht er und treibt Rosilda, seine Friesen-Stute, quer über den Dorfplatz in Richtung Hofalmen. Dorthin soll uns unser heutiger Ausritt führen, genauer gesagt auf die Oberhofalm auf knapp 1.300 Metern Seehöhe. Unbeeindruckt von der ausgelassenen Feierstimmung im Dorf bahnt sich Zenne, meine vierbeinige Partnerin für den heutigen Tag, hinter Michael ihren Weg durch den Ort, die Ohren wippen im Takt ihrer weit ausgreifenden Schritte. Die Ausgeglichenheit der beiden Friesen ist grandios – weder Ziehharmonika-Solos, Tusch oder lauter Gesang kann sie aus der Ruhe bringen. Die beiden „Schwarzen Perlen“ trippeln entspannt ihrer Wege. Ich bin ehrlich beeindruckt. Es sollte nicht das letzte Mal an diesem Tag sein.



Die Berge vom Sattel aus erleben
Eine Pferdelänge vor mir fällt Rosilda in einen leichten Trab und wir lassen Filzmoos rasch hinter uns. Vor uns liegt nun die Bischofsmütze in ihrer ganzen Pracht, rechter Hand der Röttelstein mit seinem rötlich-schimmernden Gestein. Ein Berg-Panorama, wie es schöner nicht sein könnte. Ich atme einmal tief aus, stelle die Augen auf fern und gebe meinen Gedanken für den restlichen Tag frei. Abwechslungsreich ist der Weg auf die Hofalmen. Mit einem Ausritt im Flachland, wie ich es kenne, hat unsere Tour kaum etwas gemeinsam. Rosilda und Zenne tragen uns über sanft federnden Waldboden durch schattige Fichtenwälder, in denen ich tatsächlich die einen oder anderen Schwammerl stehen sehe. Weiter über sonnige Almen und entlang bestens präparierter Forststraßen. Auf eine asphaltierte Straße kommen wir fast nie, von der „An- und Abreise“ durch den Ort einmal abgesehen. Mehrmals durchfurten wir die Warme Mandling, ein Gebirgsbach mit trügerischem Namen: Warm sind da nur die Gedanken, die einem beim Anblick des munter vor sich hin gurgelnden Baches in den Sinn kommen. Rosilda und Zenne stören die etwas frostigen Temperaturen wenig – sie stapfen fleißig und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken durch die Fluten auf die andere Seite.



Von Filzmoos auf die urige Oberhofalm
Mittlerweile bin ich nicht mehr sicher, was mich mehr beeindruckt: Die atemberaubenden Ausblicke in das SalzburgerLand, die hinter jeder Biegung und nach jedem Anstieg auf uns warten und mir unzählige „Oh“s und „Ah“s entlocken. Oder die enorme Trittsicherheit meiner vierbeinigen Trekkingpartnerin, die mich mit traumwandlerischer Sicherheit über Stock und Stein trägt. Michael hat seine Tiere bestens ausgebildet, das merkt man sofort. Eine absolute Notwendigkeit, wenn Pferd und Reiter abseits ausgetrampelter Pfade in – beinahe – unberührter Natur umherstreifen. Nach etwa eineinhalb Stunden, die für meinen mittlerweile tiefenentspannten Geist viel zu schnell vergehen, erreichen wir die Oberhofalm auf 1.300 Metern Seehöhe. Wir steigen ab und „parken“ die Pferde in extra dafür vorgesehenen Unterständen. Jetzt wird erst einmal gejausnet! Die Oberhofalm ist genauso wie die benachbarte Unterhofalm für Einheimische und Touristen gleichermaßen ein beliebtes Ausflugsziel. „Im Winter ist der Weg hier für Autos gesperrt, da fahren wir mit unseren Kutschen rauf“, erzählt mir Michael. Ich stelle mir die imposanten, schwarzen Friesen zwischen meterhohen Schneewehen vor und notiere ein gedankliches Memo an mich: spätestens im Winter wiederkommen!

Heimatliebe und Entschleunigung
Nach einem ausgedehnten und absolut köstlichen Essen auf der urigen Oberhofalm treten wir gemütlich den Rückweg an. Die letzten Herden kleiner Schäfchenwolken haben sich mittlerweile auch aufgelöst und der Himmel strahlt in einem tiefen, herbstlichen Dunkelblau. Als wir nach dem Aufsitzen vor dem Bergmassiv stehen, in dessen Mitte die Bischofsmütze aufragt, benennt Michael noch alle Berge ringsherum für mich und hat auch zu jedem eine kleine Geschichte parat. Überhaupt merkt man Michael die Leidenschaft für seine Heimat an und er beantwortet geduldig jede meiner Fragen. So erzählt er mir unter anderem, dass Kutschenfahrten mit seinem Friesen-Gespann bei seinen Gästen besonders gefragt sind. Aber auch das Reiten auf den Friesen ist ein echtes Erlebnis. Der Hallmooshof bietet vom Ausritt zu den Hofalmen über Tagesritte bis zu Mehrtagestouren alles, was das Reiterherz begehrt. Derzeit wohnen acht Pferde auf dem Hallmooshof, vier erwachsene Friesen und ein Haflinger, der derzeit noch den Sommer auf der Alm genießt. Auch eine „Kinderstube“ ist vorhanden, in dem drei halbwüchsige Friesen unbekümmert heranwachsen können. Es scheint wirklich, als wäre „Entschleunigung“ hier nicht nur ein Wort. Übernachten kann man auf dem Hallmooshof übrigens auch: Für Pferdebegeisterte, Tierliebhaber und Wanderfreunde stehen drei gemütliche Ferienwohnungen zur Verfügung. Auf dem Rückweg nach Filzmoos legen wir den einen oder anderen flotten Galopp ein und traben Forststraßen entlang, genießen sonst aber hauptsächlich am langen Zügel die Schönheit der Natur.

Muskelkater mit Tiefenentspannung
Nach einem erlebnisreichen Tag am Fuße des Dachsteinmassivs kehren wir schließlich wieder auf den Hallmooshof zurück. Die Pferde dampfen nur leicht und machen den Eindruck, als könnten sie sofort wieder los. Wir sind angenehm müde, ich streiche Zenne noch einmal über den Hals, mit diesem ganz speziellen Strahlen im Gesicht, das nur demjenigen vergönnt ist, der einen traumhaften Tag in der Natur verbracht hat. Als ich dann zuhause aus dem Auto steige, schlägt er gnadenlos zu, der Muskelkater. Aber nicht, wie Sie jetzt vielleicht denken: mit meinen Beinen ist alles in bester Ordnung. Und auch meinem Hintern geht’s verhältnismäßig gut. Nein, der Muskelkater beschränkt sich vielmehr auf meine untere Gesichtshälfte. Erst als ich die Mundwinkel langsam und widerwillig etwas nach unten sinken lasse, merke ich: Ich habe die ganze Zeit gelächelt. Was so eine Almwanderung mit Pferd alles kann. Und schon sind die Mundwinkel wieder oben. Diesen Muskelkater nehme ich doch gerne in Kauf.

Wanderreiten im SalzburgerLand: vom Tagesritt bis zur Tauernüberquerung
Das Gebiet zwischen Dachsteinmassiv und den Salzburger Schieferalpen hat für Pferdefreunde so einiges zu bieten. Ein über 200 Kilometer langes Reitwegenetz der Salzburger Sportwelt verheißt Reiterfreuden pur, von ausgedehnten Galoppstrecken im Oberen Ennstal zum Fuß der Bischofsmütze oder über den Radstädter Tauernpass. Wesentlich an Etablierung und Ausbau des Reitwegenetzes beteiligt ist die „Arbeitsgemeinschaft Dachstein-Tauern-Ritt“, die 1999 gegründet wurde. Die Reit- und Fahrbetriebe zwischen Bischofsmütze, Dachstein und Radstädter Tauern bieten alles, was das Reiterherz höher schlagen lässt. Ob beim Zauchtalerhof in Altenmarkt, beim Hotel Gut Weissenhof in Radstadt, beim Scheickgut in Flachau, um nur einige zu nennen. Die Liste aller Reit- und Fahrbetriebe, die der „Arbeitsgemeinschaf Dachstein-Tauern-Ritt“ angehören, finden sich auf der Homepage. Auch wer eine Tauernüberquerung zu Pferd wagen möchte, ist bei der „Arbeitsgemeinschaft Dachstein-Tauern-Ritt“ in besten und vor allem professionellen Händen. In einer Seehöhe von 2000 Metern wird bei diesem Ritt über den Alpenhauptkamm der ganze Zauber des Wanderreitens erleb- und spürbar. Die Überquerung der Tauern auf dem Pferderücken ist ein echtes Gustostückerl, das Reiterfreunde mit guter Kondition in fünf bis sechs Tagesetappen schaffen können – Wild-West-Romantik mit Übernachtung in urigen Bauernhöfen inklusive. Dieser Weg findet sich übrigens in keiner Karte und ist auch nicht markiert. Deshalb ist es besonders wichtig, sich in diesem Gebiet erfahrenen Wanderreitführern anzuschließen und keinesfalls auf eigene Faust loszuziehen.

Ausreiten: Was man sonst noch wissen sollte
Eine gewisse Sicherheit im Umgang mit Pferden sowie Angst- und Schwindelfreiheit in Schritt, Trab und Galopp sind Voraussetzung, wenn man die Natur vom Pferderücken aus erleben möchte. Wer noch etwas Hilfe braucht, um Luky-Luke-like in den Sonnenuntergang reiten zu können, dem bieten sich im SalzburgerLand zahlreiche Möglichkeiten. Reitstunden für Anfänger gibt es auch bei vielen Reiterhöfen in der Salzburger Sportwelt Amadé. Reiten ist grundsätzlich ganzjährig möglich, jedoch sind nicht alle Reitwege auch für Ausritte im Winter geeignet. „Die meisten Gäste kommen in den Monaten Juli und August zu uns zum Reiten, da machen wir die meisten Reittouren“, erklärt uns Michael vom Hallmooshof. Der Almsommer hat für Reiterfreunde in der Gegend rund um Filzmoos auch so einiges zu bieten. Durch die höhere Lage – Filzmoos liegt auf knapp 1.060 Meter – wird es auch im Hochsommer selten zu warm, um Ausreiten zu gehen. „Und wenn es doch einmal heiß wird, dann gehen wir eben gleich ganz in der Früh. Das ist auch sehr schön“, lacht Michael.

Mit ein bisschen Übung und Respekt für den Freizeitpartner Pferd steht einem erholsamen Reitausflug zu den Hofalmen oder sogar einem Ein- oder Mehrtagesausritt im SalzburgerLand nichts mehr im Wege.

Hallmooshof
Familie Michael und Birgit Rettenwender

5532 Filzmoos 24

Tel. & Fax: +43 6453 / 8247
www.hallmooshof.at

Fotocredit © RoCh

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