Er ist noch ganz jung, der Blog 'fein und raum'. Erst seit einem Monat nutzt die passionierte Gestalterin und studierte Architektin mit dem prägnanten Kurznamen Mecki (Messer ick hör dir trapsen) das Medium Blog als Ventil und Plattform für ihre Leidenschaft: Architektur und Gestaltung. Doch schon jetzt ist 'fein und raum' eine Fundgrube für gute Raumideen. Vor allem Meckis Möbel haben es mir angetan, allen voran Emil, der Hocker.
Entdeckt habe ich 'fein und raum' durch die intensive Diskussion rund ums Bloggen, die hier vor wenigen Tage 'tobte' (und wenngleich etwas weniger stürmisch, immer noch weitergeht). Und da sowohl bei Mecki als auch bei mir ALLES IMMER SOFORT passieren muss, gibt es nun heute gleich einen Blick hinter ihr Blog. Und was für einen! In unserem Montagsplausch erzählt sie, warum sie – statt im stets ersehnten Altbau – immer in einem Neubau wohnte, wie sie von der Architektur zur Erwachsenenbildung kam, wie sie die für sie noch neue Blogosphäre erlebt und vieles mehr. Vielen Dank, liebe Mecki, für das intensive Gespräch, mit dem ich euch einen gelungenen Start in die erste Maiwoche wünsche.
.
Liebe Mecki, welche 5 Attribute beschreiben dich am besten?
Ich versuch's mal in 5 kurzen Sätzen:
Wenn ich von etwas begeistert bin, mache ich das gerne mit Haut und Haar.
Ich bin ein wenig gestaltungssüchtig.
Öfter mal möchte ich die Welt retten (das ist für meine Umgebung manchmal anstrengend!).
Ich bin sehr (zu?) direkt und ehrlich und rede manchmal schneller als ich denken kann.
Bei mir muss alles SOFORT passieren.
Wie und wo lebst du? Und warum gerade dort?
Erst einmal das WO: Ich lebe mit meinem Mann in Kronberg, einer Kleinstadt kurz vor den Toren Frankfurts. Eigentlich bin ich eine mehr oder weniger echte Rheinländerin (mit Stationen in Trier und vor allem in Aachen), die Liebe hat mich dann aber nach Hessen verschlagen. Hier haben wir zunächst in Wiesbaden gelebt, das ist eine tolle Stadt, aber uns waren irgendwann die Wege zur Arbeit zu lang – ständiges Staustehen macht einfach gar keinen Spaß. Und so haben wir die Entscheidung, wohin wir ziehen dann u.a. auch an unseren Arbeitswegen ausgerichtet – ich liebe es, dass ich einen großen Teil meiner Wege nun mit dem Fahrrad machen kann. Die Nähe zur Natur und die Ruhe (im Rhein-Main-Gebiet ein echter Luxus) genieße ich hier sehr, vermisse manchmal aber auch ein kleinwenig das Stadtleben.
Und nun zum WIE: Es ist lustig, immer wenn ich auf Wohnungssuche bin (und das kommt bei mir schon mal öfter vor) trete ich mit dem Ziel an, einen Altbau zu finden. Am besten so was richtig Runtergekommenes, wo man selbst noch viel Hirnschmalz und Arbeit reinstecken kann. Aber genauso wie ich immer wieder nach einem Altbau suche, lande ich fast zwangsläufig in einem Neubau. So auch diesmal: wir leben in einem Reihenmittelhaus, das wir vor Baubeginn kaufen konnten. Es ist toll: von außen ganz schlicht, fast unscheinbar und von innen durch Splitlevel und eine geschickte Grundrissplanung total hell und großzügig. Dadurch, dass wir schon vor Baubeginn dabei waren, konnten wir vieles selbst entscheiden und planen, das war eine tolle Zeit (ich beneide Dich fast ein wenig, dass Du gerade mitten in dieser Zeit steckst, genieße es!). Trotz Neubau: ich habe die Entscheidung noch keinen Tag bereut und fühle mich in unserem Häuschen super wohl.
.
Du hast Architektur studiert, arbeitest aber in Erwachsenenbildung. Wie bist du von A wie Architektur zu E wie Erwachsenenbildung gekommen?
Nach dem Studium hatte ich die Chance in einem wirklich guten Büro schon sehr bald viel Verantwortung zu übernehmen und spannende Projekte (ich habe u.a. an einer Kirche und einer Schule gearbeitet) als Projektleiterin zu betreuen. Das war eine tolle Zeit, in der ich sehr in meiner Arbeit aufgegangen bin. Irgendwann im Laufe der Jahre und im nächsten Büro fand ich die Randbedingungen zunehmend schwieriger – Zeit- und Kostendruck wurden höher, die Stimmung am Bau schlechter und es wurde immer schwieriger, die Qualität, die ich wollte auch umzusetzen. Und so kam der Zeitpunkt, dass ich mit dem was ich tat nicht mehr recht glücklich war. Zur ungefähr gleichen Zeit kam dann der Umzug nach Rhein-Main und spätestens damit stellte sich die Frage, ob ich in dem Job wirklich weiter arbeiten möchte. Kurz bevor ich anfing Architektur zu studieren, hatte ich übrigens noch vor, Mathe und Kunst auf Lehramt zu studieren. Das Vermitteln von Wissen, das Erklären ist etwas, was ich schon immer gern gemacht habe. Dass ich dann letztendlich in der Erwachsenenbildung gelandet und geblieben bin, war insofern naheliegend und dennoch auch ein wenig Zufall.
Bis heute bewundere ich übrigens jeden, dem es gelingt, trotz der Widrigkeiten, die ich oben beschrieben habe, gelungene Projekte in der Architektur umzusetzen. Ich habe für mich dennoch einen anderen Weg gewählt.
.
Deine architektonische Expertise verschenkst du an Freunde, indem du Möbel für sie entwirfst oder bei der Grundrissplanung unterstützt. Würdest du manchmal lieber umdrehen von E nach A und als hauptberuflich als Architektin arbeiten?
Es gibt schon Momente in meinem Leben wo ich die Arbeit als Architektin vermisse. Wenn ich dann aber darüber nachdenke, ob ich tauschen und wieder in meinem alten Beruf tätig sein möchte, lautet die Antwort jedes Mal "Nein". Die Kreativität und die Auseinandersetzung mit der Architektur möchte ich aber niemals missen und mit dem Blog habe ich da nun noch ein tolles zusätzliches "Ventil" gefunden.
Welche Möbel hast du bisher entworfen? Und wie kam es jeweils dazu?
Oh je, willst Du wirklich alle wissen ;-)? Es sind tatsächlich mittlerweile ganz schön viele, ich treffe mal eine kleine Auswahl: Mein erstes selbstentworfenes Möbel war direkt nach dem Studium vom ersten selbstverdienten Architektengeld: Ein Küchenregal aus Multiplex, bei dem ich mit dem "goldenen Schnitt" gespielt habe (wenn ich es richtig in Erinnerung habe, tauchte er mehr als 20 mal auf). Da das Regal in der nächsten Wohnung schon nicht mehr als Regal in die Küche passte, hat es dann einfach Füße bekommen und dient seitdem als Sideboard. Irgendwann zeige ich es sicher mal auf meinem Blog. Es folgten Tische, Bänke, Küchen (ich liebe Kochen!) usw., teils für die eigene Wohnung, teils für Freunde.
.
Du fragst auch, wie es jeweils zu den Entwürfen kam? Ganz oft ist es so, dass ich mich erst einmal mit einem Raum auseinandersetze, überlege welches Möbel dem Raum guttut, mich auf dem Markt umgucke, durchaus mit dem Ziel etwas zu kaufen und dann aber feststelle, dass ich das wirklich Passende nicht finde. So kommen dann oft Möbelstücke zustande, die genau auf einen Raum zugeschnitten sind. Ich erzähle mal ein Beispiel: In unserer letzten Wohnung hatten wir ein Schlafzimmer, das sehr schmal war. Seitlich des Bettes war kaum Platz, um Nachttische oder ähnliches zum Ablegen von Büchern etc. zu stellen. Also habe ich ein Bett entworfen, wo das was normalerweise neben dem Bett ist hinter dem Bett angeordnet ist. Da im Zimmer zudem die Wände als Sichtbetonwände sichtbar bleiben sollten, hat das Bett eine weiße Hochglanzlackierung bekommen – ein toller Kontrast: der rohe Sichtbeton, warmes Eichenholz auf dem Boden und "abstraktes" Hochglanz Weiß. Das Lustige an der Geschichte: der Maler hat dann aus Versehen die Wände gestrichen, da standen wir dann mit unserem Bett in Hochglanzlackierung.
Generell liebe ich Einbaumöbel, mit denen ich ganz gezielt auf die jeweiligen Raumeigenschaften eingehen kann, ein Beispiel dafür ist zum Beispiel mein Arbeitszimmer (liebevoll auch meine kleine Klosterbibliothek genannt), das ich kürzlich auf meinem Blog vorgestellt habe.
Seit dem mein Mann nun auch vermehrt selbst zur Säge greift (ich selbst habe übrigens eher 2 linke Hände und bin relativ grobmotorisch veranlagt) entsteht das ein oder andere Möbel auch mal ganz spontan wie zum Beispiel Emil-der Hocker oder die Bank in unserem Schlafzimmer.
.
Was macht gelungene Architektur für dich aus? Was gutes Design?
Das ist keine einfache Frage. Ich versuche mal mit einem Zitat von Schopenhauer zu antworten: "Der Stil ist der genaue Abdruck der Qualität des Denkens". Für mich heißt das: der erste und mitentscheidende Schritt auf dem Weg zu guter Gestaltung (egal ob Architektur oder Design) ist die gedankliche Durchdringung einer Entwurfsaufgabe: Was will ich an dieser Stelle? Welche Raumqualität ist mir in einem bestimmten Raum wichtig? Wie trete ich in Bezug zur Umgebung? Welche Anforderungen bringt ein Material mit sich? Welche Funktion soll ein Möbel erfüllen? Solche und ähnliche Fragen zu stellen, finde ich für mich selbst im Entwurfsprozess ganz und gar wichtig. Oftmals mache ich die Erfahrung, je besser die gedankliche Durchdringung einer Aufgabe desto einfacher sind die Ergebnisse. Wenn ich auf ein Haus, einen Grundriss, ein Möbel, ein Produkt gucke und das Gefühl habe, dass es total einfach und schlüssig aussieht, dann ist es gut.
Du schreibst, dass du gern teilst und dich gern austauscht und das dies der Anlass war, dein Blog ins Leben zu rufen. Seit einem Monat bist du nun intensiv dabei. Was sind deine ersten Erfahrungen? Entspricht das Teilen und Austauschen deinen Wünschen und Erwartungen?
Es ist super spannend und in Teilen ganz anders als erwartet. In der Vorbereitungsphase stand ganz klar das Tüfteln am Webdesign, an Fotos, an Texten im Vordergrund. Seitdem mein Blog nun online ist, nimmt die Kommunikation einen ganz schön großen Platz ein – das hätte ich so vorher nicht vermutet, finde es aber wirklich aufregend, dass spannende Kontakte (wie jetzt zum Beispiel gerade zu Dir) entstehen. Für mich ist es noch ein wenig ungewohnt, dass plötzlich so viele Menschen einen Einblick in mein Leben bekommen. Ich glaube, da muss ich auch noch ein wenig meinen Weg finden: Wie viel gebe ich von mir preis? Wo sind die Grenzen der Öffentlichkeit? In jedem Fall macht es mir derzeit viel Freude zu Bloggen!
.
Wie betrachtest/bewertest du die aktuellen Entwicklungen der Blogosphäre und insbesondere die so genannte 'Kommerzialisierung' (siehe Diskussion auf M i MA)?
Eine spannende Diskussion, die Du da angestoßen hast und die rege Beteiligung zeigt, dass sich wohl viele Blogger mit diesen Fragen auseinander setzen. Als echter Neuling kenne ich die Blogosphäre noch nicht wirklich gut und Du sowie viele die hier mitlesen werden dazu viel Fundierteres beitragen können. Was die Kommerzialisierung betrifft so finde ich für mich, dass man da ein wenig differenzieren muss: Ich finde es prima, wenn Menschen mit ihrem Blog Geld verdienen – sei es, weil sie dadurch ihre eigenen, mit Herzblut gemachten, Produkte besser vorstellen können oder auch weil sie so gut und erfolgreich bloggen, dass sie als Werbepartner interessant werden. Was ich nicht mag ist, wenn nicht sauber zwischen Inhalt und Werbung getrennt wird. Gesponserte Produktvorstellungen, die als solche überhaupt nicht gekennzeichnet sind finde ich hingegen nicht so recht glaubwürdig und ehrlich gesagt auch schnell langweilig.
Stell dir vor, wir lebten im Jahr 2020. Gibt 'fein & raum' noch? Und wenn ja, wie hat sich dein Blog entwickelt?
Keine Ahnung! Im Zukunft-Vorhersagen war ich noch nie gut und schon gar nicht im Vorhersagen der eigenen Zukunft :-). Schön fände ich es, wenn es weiter eine Plattform gibt, auf der ich mich mit Architektur und Gestaltung auseinandersetze – ob das dann 2020 immer noch ein Blog ist oder irgendeine ganz andere Form? Wie schon gesagt: keine Ahnung!
.
Zum Abschluss: Welche (Möbel)Projekte planst du als Nächstes?
Durch einen Raumtausch innerhalb des Hauses richten wir aktuell gerade ein Zimmer als Gästezimmer her. Das Gästebett ist bereits entworfen und selbst gebaut, wiedermal eine Einbaulösung aus Multiplex (das war schon ein ziemlich großes Projekt, wo Andreas sich schreinertechnisch richtig ins Zeug legen musste, das Ergebnis zeige ich demnächst sicher auch auf meinem Blog). Im Moment arbeiten wir gerade an einer passenden Leuchte, die aus den Multiplex-Resten gebaut wird. Überhaupt gibt es gerade ein paar Ideen zu kleineren Projekten, die eher dem Objektdesign zuzuordnen sind. Das hat den Vorteil, dass sie auch mit winziger Kellerwerkstatt und eingeschränktem Zeitbudget eher zu realisieren sind. Es wird auf jeden Fall noch einiges zu sehen sein auf meinem Blog.
.