2016-10-21



This is our journey.

Reyjkavik | October, 20th

Auch auf die Gefahr hin, dass uns erneut Negativität und Nörgelei nachgesagt wird, oder wir uns anhören müssen, wir würden den heiligen St. Moral-Apostulus mimen: wir wollen euch heute in bisschen von unserer Blog Entwicklung erzählen. Erklären, warum wir uns endgültig gegen Streetstyles und Fast Fashion auf Like A Riot entschieden haben und was euch in Zukunft nun erwarten wird.

Eins dürfte denen von euch, die uns seit Jahren schon begleiten, vielleicht aufgefallen sein. Wir haben lange Zeit unseren Kurs immer und immer wieder gewechselt. Überdacht, angezweifelt, umgeschmissen. Wir waren uns nie ganz sicher mit dem, was wir hier lange Zeit gemacht haben. Aber lasst uns von Vorn beginnen und mal eben eine kleine Zeitreise durch die Like A Riot Blog-Geschichte wagen.

Es ist Ende 2010, Blogs sind neu auf dem Markt, zumindest nimmt sie zu diesem Zeitpunkt das erste Mal eine breitere Masse wahr. Linda legt sich ein schickes Blogspot Profil zu, nennt es ‚Like A Riot‘ und veröffentlicht verwackelte Party Bilder, Reise-Fotos und allerlei andere Schnappschüsse aus der privaten Bildersammlung. Ein paar Freunde beginnen mitzulesen und nach einigen Stunden sind es 17 Abonnenten. 17! Die Freude ist groß. Nach ca. einem Jahr wahllosen Veröffentlichens von lustigem Zeugs fangen die Nachfragen von Seitens der Leser an, was denn das für ein Pulli, eine Hose, eine Jacke  da auf den oder den Bildern sei. Außerdem kommt diese komische neue App für’s Iphone auf den Markt – Instagram. Linda findet sie doof und unnütz und meldet sich nicht an, aber sie findet das Schema, nach dem andere nun starten ihre Klamotten zu präsentieren, relativ cool und legt sich daher Selbstauslöser und Stativ zu. Die ‚vor die Wand stehend Outfits präsentieren‘ Beiträge sind geboren. 2012 nimmt es recht rasant zu mit diesen neuen ‚Ich zeig euch was ich trage‘ Blogs. Man fängt an, sich auf die Straße zu stellen, oder Freunde zu bitten, ein Foto zu schießen und Mitte 2012 bietet das erste Unternehmen Linda einen Gutschein für Klamotten an. Einfach so, weil sie sich da draussen hinstellt und ihren Look fotografiert. Mittlerweile besitzen die meisten Bloggerinnen eine Spiegelreflex Kamera und schalten Banner. Ausserdem ist Lookbook ganz groß. Like A Riot nimmt seinen Platz als fest integrierter Modeblog am deutschen Markt ein. Wobei es diesen eigentlich noch gar nicht gibt, den deutschen Markt für Fashion Blogger.

Anfang 2013 kommt Caro dazu und wir stellen gar nicht in Frage, was wir da machen. Es macht irgendwie Spaß, Outfits anzuziehen und um die Ecke zu fotografieren. Wir schämen uns zwar, aber heimlich im Park ist es ok. Auch wenn die Fotos auf grünem Rasen nicht gerade umwerfend sind, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wir bekommen mehr und mehr Gutscheine zugesandt, werden mit Klamotten plötzlich nur so überhäuft. Bei manchen Stücken sind wir uns nicht sicher, ob wir sie wirklich brauchen. Es kommen die ersten Brands ins Boot, die wir wirklich toll finden, Events für Blogger werden geboren – und wir sind irgendwo mittendrin. Die Zahlen wachsen stetig, Instagram haben wir uns mittlerweile auch zugelegt und die ersten Agenturen haben uns für Postings bezahlt. Es wird zum Fulltime-Job und wir machen uns selbstständig. Um uns herum steigen die anderen Mode Schreiberinnen ebenfalls in den siebten Blogger-Himmel und wir gründen CLLCT. Miteinander statt gegeneinander. Es funktioniert. Wir alle vergrößern uns noch mehr, bekommen noch mehr Aufträge, noch mehr Kleidung. Wir sind irgendwo im Jahre 2014 und die Szene beginnt ganz langsam zu wachsen und sich zu professionalisieren. Besseres Equipment, Vermarkter, teure Marken. Beauty Blogs, Interior Blogs, Back Blogs – alles sprießt und gedeiht und plötzlich gibt es merklich Konkurrenz untereinander. Und das damit einhergehende Denken. Wir ziehen nach Hannover und sind der Meinung, wir müssen uns nun breiter aufstellen. Zu Mode auch Beauty, Food und Travel dazu nehmen. Zum Glück reisen wir schon immer gern und können auf einen guten Fundus zurück greifen. Die ersten Pressereisen finden ebenfalls statt. Der Markt wächst weiter und mit ihm entstehen mehr und mehr Agenturen, die sich auf Blogs spezialisieren. Gegen Ende 2014/Anfang 2015 weht bereits ein deutlich kühlerer Wind in der neu geschaffenen Branche. Wer mithalten will, muss sein Tempo erhöhen. Mehr posten, mehr gesponsert bekommen, mehr reisen. Einfach MEHR. 2015 bricht dann eine neue Welle über die Welt der Blogs herein – die nächste Generation. Sie hat keinen langen Weg der Selbstfindung mehr vor sich, sie steigt direkt professionell und mit jedem nötigen Hintergrundwissen ein. Die Ellbogen fahren sich aus, die Verhandlungen werden merklich schärfer.

Wir gehen für ein paar Monate nach Island. Outfitfotos machen ist hier wesentlich schwieriger und die Agenturen können nichts schicken. Uns brechen schnell die Kunden weg und wir geraten in die erste Krise. Doch auch unser Denken verändert sich und dieses Gefühl, dass sich das alles nicht mehr unser Weg ist, es wird sehr viel spürbarer. Wir zerdenken unser Konzept wieder und wieder, merken, wie wir den Anschluss verlieren. Es macht uns Angst. Wir verlieben uns in das Land und in zwei Männer. Wir wollen bleiben, fürchten aber parallel um unserer Selbstständigkeit. Zurück in Deutschland sind wir nach dreimonatigem Auslandsaufenthalt schon sehr viel weniger relevant für potentielle Kooperationspartner. Der Markt wird von anderen Blogs deutlich beherrscht. Der Prozess in unseren Köpfen, der bis dato schleichend war, nimmt immer mehr an Tempo zu. Weihnachten 2015 fühlen wir uns ausgebrannt, wollen nur noch zurück nach Reykjavik und neu anfangen. Und das machen wir auch. Anfang 2016 ziehen wir nach Island und beginnen ein völlig anderes Leben. Es verändert uns, macht uns gelassener, bringt uns der Natur, zu welcher wir uns schon immer sehr verbunden gefühlt haben, noch viel näher. Wir betrachten die Modewelt in Deutschland aus der Ferne und sie wird uns mit jedem Tag suspekter. Doch noch immer gehen wir nicht den Schritt, uns gänzlich davon abzuwenden.

Wir lieben das Tragen von schönen Stücken, das Kombinieren. Aber das Fashion Rad dreht sich plötzlich in einer Geschwindigkeit, bei der wir nicht mehr mitkommen. Mitkommen wollen. Wir fangen an, unser Konsumverhalten ernsthaft zu überdenken. Unser Stil verändert sich mit der Insel, passt sich Wetter und Lebensumständen an. High Heels und Co. werden nur noch in Hannover heraus geholt, wo wir dann unserer Mode Leidenschaft zwar frönen, aber irgendwie nervt es uns auf einmal, dass man ständig was Neues tragen muss, um noch mitschwimmen zu können, im Haifischbecken. Überhaupt nervt uns viel. Und das nervt uns am Allermeisten. Jetzt haben wir Oktober 2016. In den letzten Monaten, vor allem aber in den vergangenen Wochen, hat sich der Blog völlig natürlich weg vom Fast Fashion Konsum und hin zu anderem Content entwickelt. Auch Beauty nimmt selten noch einen Platz ein, dafür wieder mehr persönliche Gedanken und Gefühle, mehr Outdoor, mehr Island. Schlagartig ist uns klar – Like A Riot ist kein Modeblog mehr. Streetstyles wollen wir nicht weiter posten. Das haben wir euch vorgestern dann mitgeteilt.

Es liegt an Island, es liegt an uns selbst, es liegt daran, dass wir Vieles in der Modeindustrie nur noch krank finden. Kollektion nach Kollektion wird auf den Markt gehauen, die neusten IT-Bags kommen in immer wieder anderen Farben heraus, die man alle ganz unbedingt benötigt und die jeweils so viel kosten, wie ein gebrauchter Kleinwagen. Neulich hörten wir die Geschichte einer Modebloggerin, die sich in der letzten Saison 12(!) Paar Schuhe von Gucci gekauft hat, weil sie doch grad so ‚obsessed‘ mit der ‚Brand‘ sei. Da sind wir raus, das ist für uns von einem anderen Stern. Generell verstehen wir den Hype um Chloé nicht (mal abgesehen von den Parfums), um Gigi Hadid for Thommy Hilfiger, für Dionysus Bags mit Schlangenschnalle und Miu Miu Ballerinas. Wir können durchaus nachvollziehen, warum man in ein hochwertiges, zeitloses Stück investiert. Eins, das man über Jahre tragen kann. Aber warum man jeden Herbst neue Teile in den immer wiederkehrenden Trendfarben Dunkeltrot, Tannengrün und Senfgelb haben muss, nur um sie im darauffolgenden Jahr dann durch Oxblood, Moosgrün und Ocker zu ersetzen – das ist uns ein Rätsel. Wir müssen es auch nicht verstehen. Wir müssen einfach das entscheiden und leben, was sich für uns richtig anfühlt. Regenjacken zum Beispiel, Vintage Mode, Strick, der auch in fünf Saisons noch getragen wird und Outdoortaugliches, was nicht nach Massentouri aussieht. Und selbst das steht nur noch an zweiter Stelle. Wir wollen uns in unserer Kleidung wohl und warm fühlen. Wir wollen uns MAL schick machen, MAL Lippenstift tragen, MAL die Haare aufwendig eindrehen. Wir wollen alles, aber in Maßen. Realistisch. Lebensnah. Wir verkaufen die meisten unserer Klamotten, arbeiten nur noch mit den Brands zusammen, die wir auch im Geschäft anprobieren. Alles andere lehnen wir ab.

Wie die Zukunft dann aussieht? Wir verlagern unsere Beiträge in die Natur. Zeigen euch Lieblingsplätze hier in Island, nehmen euch mit auf Reisen. Sicher zeigen wir euch auch nochmal Alltagslooks, aber dann nur noch, wenn wir sie genauso getragen haben. Und wir erzählen euch die Geschichte dazu. Wir sprechen über all die Dinge, die wir gern tun, zeigen unsere liebsten Gadgets und Gerichte, teilen Wohnungseinrichtung und Gedankenwelt. Wir nehmen euch einfach mit in unseren ganz eigenen kleinen Kosmos. In unseren Alltag und unsere Abenteuer. Es fühlt sich richtig an. // Möglicherweise seht ihr uns trotzdem irgendwann nochmal in Flatterkleidchen am Wasserfall stehen. Wir haben Bock auf künstlerische Projekte und ein bisschen Magie. ;D

Während ihr das lest sind wir übrigens gerade dabei, unsere Rucksäcke zu packen. Für uns geht es heute für ein 12 stündiges Abenteuer mit dem Superjeep in Richtung Gletscher. Bilder folgen. Wer live dabei sein möchte, der schaut bei unseren Instagram Stories vorbei @wearelikeariot

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The post Don’t look back in anger. appeared first on likeariot.com.

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