2015-01-06

Kürzlich sagte unser CPO Hans, wie spannend es sei, in einer Firma zu arbeiten, in der mehrere Generationen in den Teams vertreten sind. Ist das nicht der Normalfall? – dachte ich mir. Wohl nicht überall, denn es gibt Unternehmungen, in denen sich eine einzige Generation um die Geschäftsführung scharrt. Zu beobachten z.B. bei Start-ups. Logisch und nachvollziehbar: Freunde haben eine gemeinsame Vision, entwickeln daraus eine Geschäftsidee und lancieren ihr gemeinsames Business. Und rekrutieren dann auch gerne Gleichaltrige/ -gesinnte.

In der Regel allerdings sieht man eher Schwierigkeiten darin, talentierten Nachwuchs zu finden und das gilt nicht nur für traditionelle Familienunternehmen. Jung bleiben ist somit nicht nur für Menschen ein Ziel, sondern auch für Firmen. Aber Lebenserfahrung, fachliches Know-how und die Ruhe und Gelassenheit von erfahreneren Kollegen könnten vielleicht auch den Jungen und Eifrigen gut tun. Oder sind das alles nur Klischees? Ich möchte dem nachgehen und tauche in ein Team ein, in dem alle Generationen vertreten sind.

Das Team „Event & Incident Management 1&2“ im OMC (Achtung, hier kommt die Beschreibung von OMC: Schnittstelle bezüglich Planung von Wartungsarbeiten sowie der Erkennung und Behebung von kritischen Service / Ressourcen Störungen für alle bei Operations betriebenen Services. Noch Fragen?  ) in Zürich ist für das Monitoring der Swisscom Netze (Festnetz & Mobile), Plattformen und Services (z.B. Swisscom TV) im 7×24 Stunden Betrieb zuständig. Die Altersstruktur erstreckt sich von 20 bis 61 Jahre. Das Team besteht aus 32 Frauen und Männern. Die Teamleiter Michael und Minu sind 36 und 41 Jahre alt. In wenigen Worten: „EI1&2“ begreift sich als ein grosses Team unter Doppelführung.

Meine ersten Fragen gehen an euch junge Kollegen: Wie fühlt ihr euch als „Küken“? (Nachdem ich ja letztens auch als WG Mama bezeichnet wurde, erlaube ich mir mal den frechen Ausdruck.)
Silas (25): Ich sehe mich nicht als Küken. Mittlerweile sind schon sieben Kollegen nach mir ins Team gekommen. Daher bin ich auch schon eher eine Mami
Gavino (22): Einen Alters-Rösti-Graben sehe ich auch nicht. Jeder Mitarbeiter wird als vollwertiges Mitglied des Teams angesehen. Ich profitiere sehr von der Erfahrung der langjährigen und älteren Kollegen. Dies betrifft berufliche und soziale Aspekte. Sicher können meine älteren Kollegen auch von den Jungen etwas dazu lernen, da wir als Digital Natives mit der digitalen Welt aufgewachsen sind.

Was könnt Ihr von euren älteren Kollegen lernen?
Gavino: Dank der älteren Mitarbeiter erhalte ich viele Tipps und Tricks, die mir helfen, effizienter zu arbeiten.
Silas: Bei den älteren Kollegen ist es oft spannend, weil sie alte Geschichten kennen, welche sehr aufschlussreich sein können. Auch um die Kultur der Swisscom besser kennen zu lernen und verstehen zu können.

Etwas andere Fragen stelle ich den „Mittelalten“: Wie empfindet Ihr es grundsätzlich, dass mehrere Generationen im Team vertreten sind?
Judith (35): Als Lebensbereicherung. Es kann ein reger Austausch von Wissen, Ansichten, Erfahrungen und Einstellungen entstehen. Die Ruhe, Gelassenheit und das Know-how der erfahrenen Teammitglieder helfen bei Grossstörungen, unsere Teamziele erfolgreich abzuschliessen. Unsere Aufgaben betreffen jedoch auch sehr viele junge Technologien, worin die Jüngeren bereits schon ihre Erfahrungen einbringen können. Diese Mixtur lässt unsere Aufgaben von den verschiedensten Technologieanforderungen täglich erfüllen.
Nicola (41): Trotz des unterschiedlichen Alters ist das Arbeitsklima zwischen Jung und Alt sehr gut. Es finden sich sogar private gemeinsame Interessen, was den Zusammenhalt noch mehr stärkt.

Rein vom Alter her bist du, Judith, in einer Art „Sandwichposition“: Nicht mehr ganz so jung, aber auch noch nicht die Erfahrenste von allen. Ist dein Rat eigentlich überhaupt gefragt oder gehen die jungen Kollegen zu den älteren, weil sie dort mehr Know-how absahnen können?
Judith: Unabhängig vom Alter werden die Fragen aufgrund der diversen Schichten und Zusammenstellungen der Teammitglieder in diesen „gemischten“ Gruppen diskutiert und abgeglichen. Grundsätzlich werden die grösseren Themen mit den Operation Manager und Themen-Ownern abgeklärt und über das Wiki allen zur Verfügung gestellt.

Und du, Nicola, gehst du eher zu den älteren Kolleginnen und Kollegen oder auch zu den jüngeren?
Nicola: Das kommt auf die Frage an: Wenn Erfahrung gefragt ist, frage ich die älteren und wenn es um IT-Knowhow geht, frage ich die jüngeren. IT wurde diesen ja schon in die Wiege gelegt.

Der Altersunterschied in eurem Team: ist das ein Vor- oder ein Nachteil?
Samuel (38): Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass sich wegen der vielen jungen Neuzugänge autonome Gruppen bilden und diese sich abschotten könnten. Aber der gegenteilige Effekt liess sich feststellen. Es findet ein permanenter Austausch zwischen Alt und Jung statt, was die Zusammenarbeit als äusserst lobenswert gestaltet.
Plamen (50): Ein Vorteil. Wobei ich die die Zusammensetzung der einzelnen Charaktere spannender als den Altersmix finde – mit allen Vor- und Nachteilen. In der Zusammenarbeit ist die jüngere Generation dynamischer, lernfähiger, emotionaler. Die ältere Generation erfahrener, ruhiger, in der Regel mit höherer Sozialkompetenz.

Gehen die Kolleginnen und Kollegen bei Fragen in erster Linie zu den Operation Managern oder zu den älteren Kollegen?
Samuel: In den meisten Fällen wird der Operation Manager angefragt, aber natürlich profitieren die jungen Mitarbeiter auch von der langjährigen Erfahrung der älteren Generation, denn der Operation Manager ist nicht immer verfügbar. Dies beobachte ich speziell bei Fragen rund um ältere Technologien, welchen die Social Media Generation gleichermassen mit Ehrfurcht und Faszination gegenübertreten.

Könnte das Team noch mehr von der Diversität profitieren?
Samuel: Das Engagement von Swisscom im Bereich Diversity Management ist zukunftsweisend und wird gelebt. Wir müssen speziell für ältere Semester dafür Sorge tragen, dass das Klima weiterhin angenehm und die Arbeit reizvoll bleibt – obschon der Druck spürbar zunimmt. Die Rezeptur der Ingredienzien (Mitarbeiter) sollte auch in Zukunft durch folgende Anteile zusammengesetzt sein – analog eines Parfums:

Kopfnote (neue, junge Mitarbeiter; starker Drang nach Veränderungen, vor Ideen sprühend)

Herz/Mittelnote (Operation Manager; Fokus auf das Gesamte; Hauptcharaktere im Team)

Basisnote (langjährige, ältere Mitarbeiter; aus dem Fundus an Erfahrung schöpfend, langhaftende Wirkung)

Und nun die älteren Kollegen: Wie empfindet Ihr es als „alte Hasen des Teams“, dass mehrere Generationen unter einem Hut arbeiten?
Urban (55): Es ist eine erfrischende Situation, die mir persönlich viel bringt, vor allem durch die jugendlichen Ansichten zur Arbeit und Freizeit, ihre Lockerheit, was die Zukunft betrifft. Ebenso sind sie kritisch und hinterfragen auch „alte Zöpfe“. Die ältere Generation bring dafür etwas Vernunft und Ruhe in hitzige Diskussionen.

Und wie findet Ihr es, dass eure Vorgesetzten jünger sind als Ihr? Ist das nicht komisch oder zumindest gewöhnungsbedürftig?
Kurt (60): Damit habe ich überhaupt kein Problem. Kompetenz ist nicht unbedingt vom Alter abhängig.
Urban: Grundsätzlich ist das Alter nicht wichtig, wenn der Vorgesetzte einen ernst nimmt und auch auf Ansichten eines älteren Mitarbeiters hört und darauf eingeht.

Wenn du Gespräche unter den jüngeren Kollegen hörst: fühlst du dich dort zugehörig?
Urban: Ich höre gerne zu und erfahre auch Neues, bisher Unbekanntes wie z.B. das Handling und Umgang mit neuen Medien. In zwischenmenschlichen Bereichen fühle ich mich sehr akzeptiert, da sie keinen Unterschied zwischen „Alt und Jung“ machen.

Ist es dir wichtig, dein Wissen auch weitergeben zu können?
Kurt: Das ist mir sogar sehr wichtig. Ich gebe meine Erfahrungen gerne weiter. Auf längere Sicht wird dadurch sogar mein eigener Aufwand verkleinert. Ein gut funktionierendes Team lebt davon, dass man einander hilft. Im Übrigen läuft diese Weitergabe von Wissen bei uns nicht nur von älter nach jünger, sondern auch in der entgegengesetzten Richtung. Gibt man etwas weiter, kommt meistens was zurück.

Minu, du bist der Teamleiter von den o.g. Kollegen. Erkennst du besondere Herausforderungen und Chancen in der Führung von einem durchmischten Team?
Minu (41): Eine Herausforderung ist sicher die Vermittlung einer attraktiven Zukunftsvision für das Team, wenn sich Swisscom transformiert und sich diverse Punkte noch diffus präsentieren. Dabei ist es spannend zu sehen, dass die Jüngeren der Zukunft generell lockerer entgegensehen und demgegenüber die Älteren aufgrund ihrer Erfahrungen mit früheren grossen Veränderungsprojekten oftmals abgeklärter sind. Ein weiteres Thema ist die Schichtarbeit (Früh, Spät und Nacht, Wochenende): Hier könnte man meinen, dass die Jüngeren kaum Probleme damit haben, dafür die Älteren umso mehr. Das stimmt so aber nicht. Wir haben junge Kolleginnen und Kollegen, die Schwierigkeiten mit den Wechseln haben und Ältere, denen es Spass macht.

Wie stehst du allgemein zum Thema „gemischte Teams“?
Minu: Altersheterogenität ist meiner Meinung das Beste, das einem Unternehmen passieren kann. Natürlich kostet ein solcher Mitarbeiter mehr. Natürlich muss sich ein Teamleader stärker anstrengen, um solch erfahrene und kritische Kolleginnen und Kollegen zu führen. Aber unter dem Strich überwiegen die positiven Aspekte wie zum Beispiel die sprichwörtliche Selbstheilung, die unsere älteren Kolleginnen und Kollegen in die Organisation bringen: Sie geben den Jüngeren auch mal einen Schubs, damit diese wieder den richtigen Weg finden. Erfahrungswissen, Geduld, Ruhe und Gelassenheit der Älteren – das sind wichtige Aktiva, die unseren Aufgaben im Team zu Gute kommen. Versus Ideenreichtum, Aufgeschlossenheit, rasches Lernvermögen und Ausdauer von den Jungen. Wir profitieren voneinander.

Was unternimmst du konkret, um dieses „Wir-Gefühl“ zu etablieren?
Minu: Respekt, Humor und Aufrichtigkeit. Glücklicherweise war das Team bereits in einem sehr stabilen Zustand, als ich es übernehmen durfte. Natürlich mussten wir Dämpfer hinnehmen, welche die Motivation arg strapaziert haben und uns ins Tal der Tränen katapultierten. Den Kolleginnen und Kollegen den nötigen Impuls zu geben, unser Team wieder als Ganzes zu begreifen und sich erneut ins Bewusstsein zu rufen, wie interessant und lehrreich der Job bei uns ist, das war schon nicht ganz einfach. Aber auch in diesen Situationen konnte ich mich immer auf den Generationen-Mix im Team verlassen. Teamevents helfen natürlich auch. Leider ist das in einem 7×24-Stunden-Betrieb nicht ganz einfach.

Wie reagieren ältere Mitarbeitende auf einen jüngeren Chef?
Minu: Es ist tatsächlich so, dass mir die älteren Kollegen von Anfang an eine Stütze waren. Sie haben mir Ratschläge mitgegeben, auf was ich achten sollte, als ich noch neu war. Zum Problem wäre es nur geworden, wenn ich diese Ratschläge in den Wind geschlagen hätte. Ich möchte an dieser Stelle allen von EI1&2 für die gute Zusammenarbeit meinen Dank aussprechen und auch meinen Respekt zollen: You do a hell of a job! Weiter so!

Ich danke euch allen für eure offenen Antworten! Ich gehe davon aus, dass wir alle länger als 65 arbeiten werden. Dann werden 5 Generationen unter einem Dach sein. Ich hoffe sehr, dass wir immer respektvoll miteinander umgehen, voneinander profitieren und uns bereichern werden. So wie dieses Team es bereits beeindruckenderweise vorlebt. Wobei ich ja nicht weiss, ob ich nicht doch noch den Haken finde.. (irgendwo muss er doch sein, oder?) Habt ihr auch so gute Erfahrung mit gemischten Teams? Teilt mit uns eure Alltagsthemen rund um den Generationenmix hier im Kommentarfeld!

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