Tour-Evergreen Werner Kovarik muss auch nach seinem 211. Turnierstart weiter auf den ersten Titelgewinn seiner Karriere warten. Der 39jährige Ottakringer verpasste am Dienstag Abend im Endspiel des 3. März-Future-Turniers mit einer 6:3, 1:6, 1:6 Niederlage gegen Robert Rother die ganz große Gelegenheit, sich im 15. Jahr seiner Tourzugehörigkeit endlich den lange gehegten Traum vom ersten Turniersieg zu erfüllen. Einen Satz lang steuerte Kovarik bei seiner Final-Premiere in Richtung Titel, ehe er vom Kurs abkam, und einem stark spielenden und vorallem mental stärkeren Gegner letztlich unterlegen war. Für Robert Rother setzte es hingegen im dritten Anlauf und nach zwei Endspielniederlagen (Juli-Future 2013 gegen Katharina Kothmayer und Februar-Future 2014 gegen Mike Jarosch) den ebenfalls lange erhofften ersten Turniersieg, mit dem sich der 45jährige Niederösterreicher im HTT-Computer-Ranking zudem um 23 Ränge auf Position Nr. 164 verbesserte. Den Pokal widmete der 218. Turniersieger der HTT-Geschichte übrigens Sohnemann Gabriel, während die “berühmteste Vitrine Österreichs” in der Ottakringer Gablenzgasse im Hause Kovarik weiter leer bleibt. Ein Bericht von C.L
Die Vitrine daheim im Wohnzimmer frisch poliert, Finalgegner Robert Rother mit einer 3:1 Bilanz im Head to Head vor der Brust, es war angerichtet für einen großen Abend aus Sicht von Werner Kovarik
Es hätte der ganz große Abend des Werner Kovarik werden sollen. Der 39jährige Wiener, seit Mai 1999 auf der Hobby-Tennis-Tour im Einsatz, und damit der am drittlängsten dienende HTT-Star unter allen noch aktiven Spielern, hatte sich nach 210 mehr oder weniger erfolglos absolvierten Turnierstarts erstmals in seiner Laufbahn in ein Finale gekämpft und dort die Jahrtausend-Chance vor der Brust, endlich den heiß ersehnten ersten Titelgewinn und Dach und Fach zu bringen. Kovarik ging als sentimentaler Favorit ins Endspiel des 3. März-Future-Turniers im UTC La Ville, dem allgemein dieser erste Turniersieg gegönnt wurde. 328 Matches hatte der Routinier seit seinem Debüt im Mai 1999 bestritten, immer wieder stand er nach Niederlagen auf, ehe es am Abend des 11. März 2014 endlich so weit zu sein schien. Der Premieren-Titel bahnte sich an, und es war praktisch alles angerichtet für einen außergewöhnlichen und geschichtsträchtigen Abend. Die Vitrine daheim im Wohnzimmer der Kovariks war extra für den ersten Karriere-Pott aufpoliert worden, und gegen Finalgegner Robert Rother startete “Werner” mit einer 3:1 Bilanz im Head to Head. Noch kein Spieler der Open Ära musste so lange auf einen Turniersieg warten, und die Kovarik’sche Leidenszeit schien an diesem gestrigen Dienstag Abend endlich ein Ende zu haben.
Kovarik gewinnt zwar den ersten Satz mit 6:3, schlittert aber mit dem 0:2 zu Beginn des zweiten Satzes in ein schlimmes Final-Debakel
Erst recht, als der 39jährige Final-Debütant nach nur 33 Minuten den ersten Satz mit 6:3 für sich entschieden hatte. Einer ausgeglichenen Anfangsphase ließ Kovarik gegen Mitte des ersten Durchgangs eine ganz starke Phase folgen. Der Tour-Evergreen setzte sich mit 9 in Serie gemachten Punkten mit 4:2 ab, und transportierte diesen Vorsprung in Richtung Satzende, wo er schließlich mit einem weiteren Break die Entscheidung zu seinen Gunsten herbeiführte. Doch die erhoffte Sicherheit und Stabilität im Spiel Kovariks, blieb trotz recht rasch erzielter 1:0 Satzführung aus. Im Gegenteil, Kovarik raste mit einer erschreckenden Vorstellung in Windeseile in den Untergang. Durchgang 2 artete zum einzigen Horror-Szenario für den Ferrari-Bezwinger aus. Nur 12 Punkte gingen auf sein Konto, während insgesamt 15 unerzwungene Fehler bei nur 38 ausgespielten Ballwechseln des zweiten Satzes, kein Ruhmesblatt darstellen. Aufschlussreich war auch der Blick auf Kovariks Aufschlag-Statistik, und da vorallem auf seine Punkte nach dem zweiten Aufschlag. Mit diesem zweiten Service – oder besser gesagt Einwurf – wurde Kovarik mit Fortdauer des Spieles zum Freiwild des stark und vorallem präzise returnierenden Gegners. Rother attackierte immer wieder und höchst erfolgreich die tempolosen und richtungsfreien Aufschläge, und so war am Ende die magere Quote von nur 22 Prozent an Punkten nach dem zweiten Aufschlag eine nur allzu logische Konsequenz. In 23 Minuten keines seiner vier Aufschlagspiele durchgebracht, schlitterte Kovarik in Richtung Debakel, während Robert Rother von Minute zu Minute sicherer wurde, und dem längst mit sich selbst hadernden Gegner auch mental schwer überlegen war.
Mehr als ein Ehrengame ist für Werner Kovarik im dritten Satz nicht mehr drinnen
Diese Überlegenheit spielte Rother dann auch im alles entscheidenden dritten Satz aus. Wieder waren bei Kovarik die katastrophal anmutenden 18 Prozent an Punkten nach dem zweiten Aufschlag augenscheinlich, doch die finale Premieren-Pleite des Routiniers hatte auch noch andere Gründe. Der 39jährige hatte sich einmal mehr “mental” nicht im Griff. Sich zwischen den Ballwechseln und während der Wechselpausen ständig damit zu beschäftigen, was denn alles am Platz nicht funktioniert, dazu mit Wutausbrüchen den Gegner richtig stark gemacht, Kovarik scheiterte einmal mehr bei seinem 211. Karriere-Turnierstart am eigenen Kopf. Obendrein wirkte der Routinier müde und ausgelaugt, erschöpft nach einem langen Turnier mit vier Matches, die er in dieser Intensität gar nicht mehr gewohnt ist. So war der dritte Satz nicht mehr, als ein 29 Minuten dauerndes Warten auf ein Ende, das Kovarik sich so nie und nimmer erwartet und gewünscht hatte. Bei 0:5 und nach 8 in Serie abgegebenen Games glückte ihm noch das Ehren-Game zum 1:5, das war es dann aber auch schon! Rother ließ sich nicht mehr aus der Ruhe bringen, und verwandelte 16 Minuten vor Mitternacht seinen zweiten Matchball zum 3:6, 6:1, 6:1 Erfolg über Werner Kovarik.
“Papa, wann bringst du einmal einen Pokal mit nach Hause?”
Große Jubelgesten auf dem Platz blieben nach dem verwandelten Matchball aus, obwohl sich Robert Rother über seinen ersten Turniersieg dann bei der Siegerehrung wahnsinnig freute. “Die Freude ist riesengroß, dass kann sich niemand vorstellen. Seit eineinhalb Jahren fragt mich mein 6jähriger Sohn Gabriel immer wieder, Papa wann bringst du einmal einen Pokal mit nach Hause. Ich war im letzten Sommer schon einmal ganz knapp dran, da habe ich gegen die Kothmayer Katharina verloren, und beim letzten Mal vor ein paar Wochen stand ich auch im Finale beim Februar-Future-Turnier, aber da war ich gegen Jarosch chancenlos, Da ist absolut nichts gegangen. Für heute hatte ich es mir aber wirklich, wirklich vorgenommen den Titel zu schaffen. Über das gesamte Turnier habe ich gar nicht einmal so gut gespielt, aber ich habe mental eine außerordentlich extrem gute Leistung vollbracht. Ich habe mich nie aufgeregt, bin immer ruhig geblieben, voll konzentriert gewesen, und ich denke das war der Schlüssel zum Erfolg”, strahlte der 45jährige Niederösterreicher während seines erstes Statements bei der abschließenden Pressekonferenz.
Die Geheimnisse des Rother-Erfolges und warum er Sohnemann Gabriel am Ende des Tages beinahe unglücklich gemacht hätte
Vom Beruf ist Robert Rother Musiker, Mitglied im österreichischen Blechbläserensemble “Mnozil Brass”, wo er das auch international höchst erfolgreiche Septett an der Trompete begleitet. Beim März-Future-Turnier im UTC La Ville freilich spielte der 45jährige aus Melk die “erste Geige”, und das nach einem strikt eingehaltenen Konzept wie er betonte. “Der Werner hat sehr druckvoll gespielt zu Beginn, und mir einige Bälle um die Ohren gehaut wo ich mir dachte, die sind aber schon weit weg von meiner Erreichbarkeit. Aber ich habe mir schon auch gedacht, dass er dieses Tennis nicht über zwei komplette Sätze wird spielen können. Das habe ich übrigens schon bei meinen vorigen Gegnern gesehen. Ich hatte im Verlauf des Turniers mit Christian Karl und Benjamin Rehberger zwei Gegner, die ich spielerisch viel viel besser einschätze als mich. Aber ich habe es immer mit meiner Taktik und mit meiner Ruhe gewonnen”, erklärte der frischgebackene März-Future-Champion, der die ganz großen Ziele mit dem heutigen Abend nicht mehr verfolgt. “Vom Erreichbaren habe ich heute mein großes Ziel realisiert. Einmal ein Turnier zu gewinnen, auch wenn es nur ein kleines war, das war schon mein großer Wunsch. Recht viel mehr ist bei mir aber defacto nicht drinnen, dazu bin ich einfach nicht gut genug beim Tennis. Was ich jetzt als nächstes im Visier habe, ist mich beim Tennis einfach zu verbessern. Es geht mir jetzt nicht mehr so sehr darum irgendwo ein Finale zu erreichen, sondern jetzt ist für mich wichtig, dass ich Freude habe beim Tennis spielen, und das ich die Bälle gut treffe, auf das möchte ich mich im heurigen Jahr noch konzentrieren”, betonte Rother, der dann noch ein kleines Geheimnis seines Erfolges preis gab. “Tennis – das innere Spiel”, so heißt ein Buch, gerade einmal Euro 9,90 kostend, das Rother auf den richtigen Weg gebracht hat. Ein einziges Hoppala hätte sich der März-Future-Champion am Ende eines brillanten Abend aber fast doch noch geleistet. Euphorisiert vom ersten Turniersieg seiner Karriere, ließ Robert beim Abgang aus der Halle den herrlichen Silberpokal stehen. Was Söhnchen Gabriel wohl dazu gesagt hätte?
Werner Kovarik im Interview: “Die Enttäuschung ist riesengroß! Ich hatte heute meine Chance, und die habe ich leider nicht genützt”
Den 120. Einzelsieg seiner Laufbahn in Runde 1 gegen Dieter Wurmböck gefeiert, erstmals überhaupt das Finale eines HTT-Events erreicht, in der Ewigenbestenliste mit seiner 211. Turnierteilnahme Rang 3 gefestigt, das sind am Ende die eher wenig tröstlichen Fakten eines ganz bitteren Abends aus Sicht von Werner Kovarik. Der 39jährige stellte sich nach der enttäuschenden Finalniederlage trotzdem den Fragen des Veranstalters, und erklärte sich und sein Final-Debüt wie folgt: “Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß. Seit 15 Jahren spiele ich nun auf der Tour, und ich habe noch immer kein Turnier gewonnen. Heute war meine große Chance, und die habe ich leider nicht genützt. Die Niederlage geht in Ordnung, so ehrlich muss man sein. Der Robert hat super gespielt, während ich heute mental sehr müde war von den letzten Tagen. Soviele Matches hintereinander bin ich ja gar nicht gewöhnt, und die späte Uhrzeit ist auch nicht so meines. Das sollen aber alles keine Ausreden sein, ich habe heute eine verdiente Niederlage kassiert. Traurig bin ich in jedem Fall, aber ich muss jetzt vorwärts schauen und trachten, in diesem Jahr noch einmal in ein Finale zu kommen, um die Chance zu haben, ein Turnier zu gewinnen”, erklärte Kovarik. “Der Knackpunkt war Anfang zweiter Satz. Nach dem Game zum 0:2 hat es bei mir einen Knacks gegeben. Ich habe zwar noch versucht mich zu motivieren, aber irgendwie hatte ich überhaupt nichts mehr Positives. Die Schläge sind nicht mehr gekommen, ich wurde müde, geärgert habe ich mich, was natürlich auch extrem schlecht war, und er wurde im zweiten Satz einfach immer stärker”, bilanzierte Kovarik, der trotzdem nicht total unglücklich das 755. Single-Turnier der Open Ära verlassen musste. “Ich nehme viel Positives aus diesem Turnier mit. Ein Finale ist immer ein tolle Sache. Da ist man weit gekommen, und hat einiges Matches gespielt. Das Turnier-Wochenende insgesamt war aus meiner Sicht positiv, und ich hoffe doch, dass es noch mehrere solcher Turniere für mich geben wird”, verabschiedete sich Kovarik aus dem UTC La Ville.