Der dritte und letzte Spieltag der Gruppenphase beim HTT-Future-Tour-Final im UTC La Ville hatte nicht nur vier spannende Entscheidungsspiele um den Aufstieg ins Semifinale zu bieten, sondern auch ein ganz großes Favoritensterben mit sich gebracht. Nicht die 3fachen Saisonsieger Rudolf Ronovsky und Karl Ader sowie Geheimfavorit Robert Priewasser stehen am heutigen Abend in den beiden wichtigsten Future-Tour-Saison-Semifinal-Matches des Jahres, sondern die im Vorfeld als “Trio im Sog der Großen Vier” titulierten Lucas Rydl, Tajana Lienbacher und Martin Haslinger haben die Ehre, um die zwei begehrtes Finaltickets auf Future-Tour-Ebene zu kämpfen. Von den “Großen Vier” kam lediglich Juli-Future-Championesse Katahrina Kothmayer unter die Top 4. Ein Bericht von C.L
Schwarzer Sonntag für Titelfavoriten des 1. Future-Tour-Finals 2013 im UTC La Ville
Ratlosigkeit, überspielte Enttäuschung bis hin zur Ernüchterung, für die gescheiterten Titelfavoriten bei der Premieren-Auflage des Future-Tour-Finals im UTC La Ville endete der Sonntag Nachmittag in einem so nicht zu erwartenden Fiasko. Wer hätte im Vorfeld ernsthaft gedacht, dass die große Favoriten-Gilde praktisch kollektiv scheitern würde. Ok, mit der ein oder anderen Überraschung hatten Experten vor dem ersten Aufschlag des 89. Saisonturniers schon gerechnet, doch nachdem die von vielen Insidern kritisierte Auslosung am Donnerstag Abend – obwohl ohne Setzung durchgeführt – eine “favoritenfreundliche” Gruppeneinteilung zu Tage förderte, spekulierte man allgemein mit einem hochkarätigen Halbfinal-Treffen der Future-Tour-Saison-Dominatoren. Doch dann erlebten Ader & Co einen rabenschwarzen Sonntag Nachmittag, der praktisch im Stundentakt das überraschende Aus der Titelfavoriten mit sich brachte.
Martin Haslinger gewinnt Duell der “Super-Serien” gegen Rudolf Ronovsky
Vor dem mit Spannung erwarteten Semifinale am Montag Abend hat sich durch die kollektive Verabschiedung der favorisierten Future-Tour-Asse natürlich auch eine neue Ausgangslage ergeben. Der neue “erste Anwärter” auf den Future-Tour-Final-Premieren-Titel heißt Martin Haslinger. Der 15jährige scheint in der Form seines Lebens und wild entschlossen, den Titel nach Hollabrunn zu entführen. Der Junior-Star aus Niederösterreich brillierte im alles entscheidenden Vorrunden-Match der Gruppe C gegen den 3fachen Future-Tour-Saisonsieger Rudolf Ronovsky und gewann das Duell der Superserien gegen seinen 32 Jahre älteren Gegner klar mit 6:2 und 6:3. Der 47jährige vom TC Kapellerfeld hatte ja bekanntlich den Future-Tour-Herbst auf der HTT mit drei Titelgewinnen in eindrucksvoller Manier dominiert, und war vor dem entscheidenden Generationen-Duell mit Haslinger in 13 Future-Tour-Single-Matches ungeschlagen geblieben. Haslinger wiederum startete mit der Selbstvertrauen spendenden Erfolgsserie von 10 in Folge gewonnenen Future-Tour-Spielen in den Aufstiegs-Halbfinal-Kracher gegen Ronovsky, und dieses Selbstbewusstsein brachte der junge Hollabrunner dann auch auf den Platz, während Ronovksy in seinem 75. Karriere-Single einmal mehr die Bürde der ihm umgehängten Favoritenrolle nicht stemmen konnte. Mit viel zu vielen Eiegenfehlern manövrierte sich der Routinier vom TC Hahn Kapellerfeld aus dem Turnier und aus seinen durchaus berechtigten Titel-Hoffnungen. Haslinger wiederum wurde am Abend nach seinem 11. Sieg in Serie in vielen Disukussionen unter den Akteuren und Zusehern in die absolute Favoritenrolle gehievt. Selbst Tour-Größen wie der ehemalige Ranglisten-Erste Mario Kiss attestierten dem 15jährigen vom TC Hollabrunn eine bislang phantastisch gespielte Vorrunde und prächtige Chancen, am Dienstag Abend nach dem Endspiel als großer Sieger dazustehen. “Ich habe den Haslinger jetzt zwei Mal gesehen, und ich wüsste nicht, wer diesen jungen Burschen in diesem Turnier aufhalten soll”, meinte der 3fache HTT-Grand-Slam-Sieger Mario Kiss.
100er-Club-Mitglied Lucas Rydl kämpft sich nach Stotterstart gegen Robert Priewasser ins Semifinale des Future-Tour-Finals 2013
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der früh in der Gruppenphase gescheiterte Robert Priewasser: “Der Martin ist der Favorit, er spielt derzeit wirklich großartig. Die einzige Unbekannte die ihm einen Strich durch die Rechnung machen könnte, ist die Nervosität, die in den nächsten beiden Tagen noch weiter ansteigen wird”, waren sich Priewasser und andere Experten am Sonntag Abend uniso einig. Und mit der Nervosität ist das so eine Sache. Schon vor Beginn des Turniers stieg das Lampenfieber bei den 12 Future-Tour-Final-Startern in ungewohnte Höhen. “Es ist defintiv anders als jedes sonstige Turnier zu spielen”, wusste auch Lucas Rydl nach dem Ende der Gruppenphase zu erzählen. Der 26jährige vom TC Terra Rossa, der vor 2 Wochen beim November-Masters-Series-1000-Turnier mit seiner 100. Turnierteilnahme als erst 19. Spieler der Open Ära in den “100er-Club” der Hobby-Tennis-Tour aufgestiegen war, kämpfte sich im “Alles oder Nichts-Duell” mit Robert Priewasser nach einem eklatanten Fehlstart zurück ins Match und sogar zum Sieg. Mit 0:14 Punkten und einem raschen 0:3 hatte Rydl sogarnicht ins Spiel gefunden. Es dauerte rund eine halbe Stunde, bis die Terra-Rossa-Wundertüte den riesigen Respekt vor seinem Gegner abgelegt hatte, und zu seinem – in der Future-Tour-Szene – gefürchteten Powertennis fand. Priewasser war hingegen über drei Sätzen hinweg gezwungen, auf die wütenden Angriffe seines Gegners zu reagieren. Zu passiv war der 32jährige Oberösterreicher aber nicht, denn der März-Future-Champion entwickelte sich zuletzt immer mehr weg vom reinen Konterspieler und Defensivkünstler, hin zum aktiven Selbstgestalter seiner Matches. Das ihm diese positive Entwicklung just im Match gegen Rydl zum Stolperstein geworden ist, ist natürlich kurios. “Das der Robert sich in den letzten Wochen und Monaten gesteigert hat, und versuchte schneller zu spielen als früher, ist mir ganz sicher entgegen gekommen”, strahlte Rydl nach seinem bislang vielleicht größten Karriere-Erfolg, während Robert Priewasser nach seinem Aus auch im November-Challenger-Achtelfinale gegen Sascha Kobsik sein Glück versuchte, und erst nach der zweiten Tages-Niederlage eine richtig schmerzhafte Leere und Enttäuschung empfand. “Jetzt ist es schon deprimierend, immerhin habe ich mich seit Wochen auf dieses Future-Tour-Final gefreut. Dem Lucas ist heute aber alles aufgegangen, und somit muss ich mich nicht großartig ärgern, dieses Match nicht gewonnen zu haben. Ich hatte vielmehr gar keine Gelegenheit diesmal den Lucas zu schlagen”, so der 32jährige Innviertler.
Tajana Lienbacher von der Rolle der Reservistin und nach abgwehrten Matchbällen gegen HTT-Legende Karl Ader mitten hinein in die spannende Entscheidung des Future-Tour-Finals
Martin Haslinger ist der neue Favorit, Lucas Rydl vielleicht der erste Herausforderer, aber gejagt werden die beiden Future-Tour-Stars von einem dynamischen Ladies-Duo, das am vergangenen Wochenende nicht nur optisch sondern auch sportlich die eher graue und trostlose Stimmung am Altmanmsdorfer Ast erhellte. Die Rede ist natürlich von Katharina Kothmayer und Tajana Lienbacher, die mit ihren Siegen in den abschließenden Entscheidungsspielen der Gruppenphase dafür sorgten, dass bei der Future-Tour-Final-Premiere sogar noch ein reines Damenfinale im Bereich des Möglichen liegt. Für die Überraschung des bisherigen Turniers sorgte wohl Tajana Lienbacher, die bis Donnerstag Mittag noch nicht einmal von ihrem Glück einer Future-Tour-Final-Teilnahme wusste. Jetzt drei Tage später steht die 28jährige und im HTT-Computer-Ranking “nur” auf Position Nr. 269 gereihte Olympia-Dritte im Semifinale des Future-Tour-Finals, und hatte auf dem Weg dorthin am Sonntag Nachmittag sogar Super-Oldie Karl Ader aus dem Bewerb gekippt. Die Ersatzfrau entpuppte sich auch im zweiten direkten Duell mit der 70jährigen HTT-Legende als Angstgegnerin des Donaufelder Urgesteins. Wir erinnern uns in den November vor zwei Jahren zurück, als Lienbacher in einem wahren Marathon und einem Akt der Willensstärke den routinierten Karl Ader nach fast dreieinhalb Stunden mit 7:6 im dritten Satz niedergerungen hatte. Zwar nicht so lange, aber ähnlich dramatisch verlief das letzte Vorrunden-Duell der beiden Future-Tour-Stars in Gruppe D, wo Lienbacher diesmal sogar zwei Matchbälle im Finish abgewehrt hatte, ehe sie mit 7:5 die Oberhand behielt. “Was ich spielen wollte und mir vorgenommen hatte, ist gelungen. Es war ein schwieriges Match, und ich bin überhaupt nicht enttäuscht”, spielte Karl Ader die Enttäuschung über den verunglückten 60. Turnierstart seiner Karriere hinunter.
Tennis-Beau Katharina Kothmayer freut sich über schmerzfreien Auftritt und den Einzug ins Semifinale des Future-Tour-Finals gegen Mario Ferrari
Souverän die Runde der letzten Vier beim Future-Tour-Final 2013 erreichte letztlich noch Terra-Rossa-Lady Katharina Kothmayer. Die 18jährige Olympia-Silbermedaillengewinnerin gewann auch ihr zweites Vorrundenmatch gegen Neo-Donaufelder Mario Ferrari in überzeugender Manier, und blieb mit 6:1, 7:5 weiter ohne Satzverlust in diesem Turnier. Mehr als der ungefährdete Einzug ins Semifinale freute die Juli-Future-Championesse aber der Umstand, endlich schmerzfrei Tennis spielen zu können. Die Handgelenksschmerzen als Dauerbegleiter haben “Kathi” zuletzt auch mental zugesetzt, und dementsprechend erleichtert zeigte sich die Tennis-Beau in der Pressekonferenz nach dem Ferrari-Spiel. “Ich bin so richtig glücklich, heute schmerzfrei geblieben zu sein. Jetzt zählt für mich nur mehr der Titel”, zeigte sich Kothmayer vor dem semifinalen Duell mit ihrem Terra-Rossa-Clubkollegen Lucas Rydl angriffslustig.