Entwurf Meinhard von Gerkan und
Nikolaus Goetze mit Marc Ziemons
Projektleitung Wettbewerb Jan Blasko
Mitarbeiter Wettbewerb Phase I Peter Brändle, Cai Lei, Nicole Flores, Dominika Gnatowicz, Matthias Heck, Tim Leimbrock, Pan Mei,
Philipp Schneider, Yiping Tang, Murat Aras
Mitarbeiter Wettbewerb Phase II Tim Leimbrock, Thorben Oelke, Pan Mei, Yiping Tang
Landschaftsarchitektur WES LandschaftsArchitektur
Bauherr Nanjing Financial City Construction Development Stock Limited Company
BGF 786.000 m²
gmp Architekten haben den Wettbewerb Nanjing Financial City II gewonnen und sind mit dem Masterplan und der Planung des ersten Bauabschnittes beauftragt. Kleinteiligkeit und Reminiszenzen an die historische Stadtstruktur Nanjings bilden die Basis des Entwurfs für das großmaßstäbliche Finanzzentrum.
Von Gerkan, Marg und Partner sind nach erfolgreicher Teilnahme am Wettbewerb für die Realisierung der „Nanjing Financial City – Phase II“ mit der Planung für den ersten von zwei Bauabschnitten des neuen Finanzund Geschäftszentrums beauftragt. Das Grundstück der „Nanjing Financial City – Phase II“ liegt südwestlich der Innenstadt Nanjings in Nachbarschaft zum Messegelände und ist das Schlüsselprojekt für die Verbindung zweier städtebaulicher Achsen in Nanjings Stadterweiterungsgebiet Hexi New Town. Die Hamburger Architekten konnten bereits für die erste Bauphase der „Nanjing Financial City“ mit ihren Plänen überzeugen, welche sich derzeit im Bau befindet.
Für den Bauplatz der „Nanjing Financial City – Phase II“ schlagen gmp Architekten ein Ensemble aus fünf Hochhäusern mit einer Höhe von 157m bis 415m vor. Hier soll ein Businessdistrict mit unverwechselbarer städtebaulicher Qualität und eigener Identität entstehen. Direkt am Kreuzungspunkt der „Youth Olympic Club“-Achse und „Central Business District“-Achse sieht der Masterplan ein 415m hohes Hochhaus als Landmarkte mit Wiedererkennungseffekt vor. Das 65.000 m² große Areal wird zukünftig ein Quartier mit gemischter Nutzung aus Büros in Kombination mit einer repräsentativen Infrastruktur für zahlreiche Austauschformate wie Konferenzen und Meetings sowie Raum für Serviceapartments und Geschäfte beheimaten.
Die von Norden nach Süden verlaufende Grünachse, welche den gebauten Central Business District und beide Baugebiete der Nanjing Financial City durchquert, gliedert den gesamten Plot der „Nanjing Financial City – Phase II in drei Teile. Auf den beiden äußeren Baufeldern entwickeln die Architekten entsprechend den Straßenfluchten und den vorgegebenen Baulinien die Bebauung mit Hochhäusern, wobei der westliche der beiden Bereiche Gegenstand der derzeitigen Planung ist. Der dritte Bereich bildet als Teil der querenden Grünachse einen atmenden Canyon inmitten der dichten Hochhausstruktur.
Dieser grüne Canyon mit seinen Plätzen, Tiefhöfen und landschaftlich gestalteten Bereichen wird zum integralen Bestandteil der Geschäftszone. Von hier aus eröffnen sich spektakuläre Ausblicke auf die umgebende Architektur und das Viertel wird über Fußgängerbrücken mit seiner Nachbarschaft verbunden Um das Bauvolumen mit seinen 500.000 m² oberirdischer Nutzfläche zu strukturieren, werden die Baumassen durch Fugen geteilt. Dabei definieren vertikale Einschnitte die Gebäudekubatur, horizontale die Funktionen.
Viergeschossige Gebäude bilden jeweils den Sockel für die außenliegenden Türme. Im Blockinnern des jeweiligen Grundstückteils werden die Sockelbauten durch eine kleinteilig strukturierte, dreigeschossige Einkaufsbebauung ergänzt. Natursteinerne Lochfassaden schaffen innerhalb der dazwischen entstehenden Gassen und Plätze eine fußgängerfreundliche, vertraute und maßstäbliche Atmosphäre, die an historische Innenstädte erinnert. Je Baufeld eigene Marktplätze komplettieren diese Binnenstruktur. Dieser Sockelbereich ist dem fußläufigen Einkaufen unter freiem Himmel gewidmet und steht bewusst im Gegensatz zur klassischen Indoor-Shopping Mall. Nicht nur Fugen trennen die Geschäftsbereiche von Büro, Hotel und Servicewohnbereichen in den Türmen ab. Die Geschäftswelt, die für die Fußgänger in der „Altstadt“ durch einen Blick nach Oben wahrnehmbar ist, wird im Kontrast zum Sockel von transparenten, vertikal strukturierte Stahl-Glasfassaden charakterisiert. So scheinen die öffentlichen Bereiche für Einkaufen, Restaurants und das Flanieren fast einer anderen Zeit entnommen, während die Businessfassaden der Türme darüber dem State-of-the-Art moderner Hochhausarchitektur entsprechen.
So zukunftsgewandt und futuristisch das neue Hochhausviertel auf den ersten Blick erscheint, stand doch ein lokales und historisches Baudenkmal für den Entwurf Pate: Nanjings Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, welche mit ihren 35 km Länge und ihren markanten Stadttoren heute als längste erhaltene Stadtmauer der Welt gilt. Der steinerne Sockel des Ensembles, der in seiner von Plätzen und Gassen durchzogenen Kleinteiligkeit an die historische Innenstadt erinnert und der, wie die Stadtmauer auch, auf einer höheren Ebene fußläufig erschlossen werden kann, transferiert das Prinzip „Stadtmauer“ in die Gegenwart und auf eine andere Maßstabsebene. Begrünte Dachflächen als „fünfte Fassade“ und Einschnitte in den Türmen bieten zahlreiche Aussichtspunkte in Analogie zur Struktur der Wehranlage. Flankiert wird diese moderne „Stadt in der Stadt“ von den fünf Türmen.
Durch die Spurensuche nach dem Spezifikum des Ortes und der Stadt Nanjing soll es gelingen, auch in einem komplett neu entwickelten Bebauungsgebiet vertraute Außenräume mit urbanen Qualitäten und menschlichem Maßstab zu schaffen, die dem Stadtviertel eine eigene Identität verleihen.