2013-10-30

Größer könnte der Unterschied nicht sein: Auf der einen Seite liefern Sports Interactive und Sega mit dem Football Manager 2014 ihr Meisterstück ab – und auf der anderen Seite bescheißt EA seine treue Fangemeinde mit einer notdürftig aufgepeppten sogenannten “Legacy-Edition” des FM 14, was nicht mehr als ein Datenbankupdate zum Beinahe-Vollpreis ist. Während im Vorschau-Vergleich der Football Manager 2014 noch recht knapp die Nase vorn hatte, ließ schon die überragende Beta-Version des britischen FM14 keinen Zweifel aufkommen, wer Herr im Fußball-Manager-Haus ist. Mit einer ambitionierten Update-Politik von SI nähern wir uns nun der vorläufigen Retail-Version, die durch weitere Optimierungen noch poliert wird. Ganz gleich, ob in Benutzerführung, KI, 3D-Modus oder neuen Features: Der Football Manager 2014 lässt in allen Disziplinen seine Konkurrenz und eigenen Vorgänger weit hinter sich und setzt neue Maßstäbe, die bei einem jährlich aktualisierten Franchise in diesem Ausmaße kaum zu vermuten sind.

Im diesem ersten Teil des Reviews vom FM 14 geht es um alles, was nicht 3D ist und im folgenden Beitrag dann nur um den fantastischen 3D-Modus. Kurz vorausgeschickt: Bei aller verdienten Lobhudelei sollte nicht vergessen werden, dass der Football Manager 2014 ein komplexes Spiel ist, dessen Feinheiten sich erst – und das gerade als Neuling – nach vielen, vielen Stunden allesamt identifizieren lassen. Wer mal kurz Fußball spielen möchte, sollte zu PES oder FIFA greifen, wer so richtig Lust hat, sich in die Tiefen des Trainer- und Manager-Dasein britischen Zuschnitts reinzufuchsen, der ist beim Football Manager 2014 genau richtig. Jedoch sollte eine gewisse Geduld und Leidensfähigkeit von Hause aus mitgebracht werden, denn ohne diese Fähigkeiten wird der Football Manager 2014 nicht zu genießen sein. Ganz ehrlich: Die Freude an diesem fantastischen Spiel wächst mit der Arbeit, der Zeit und dem Gehirnschmalz an, den man in das Spiel investiert.

Die Übersichtsseiten vom Football Manager 2014 sind immer noch mit Infos vollgepackt, aber dennoch leichter auffindbar. BTW: Ich bin Erster!

Besonders beim User Interface leistete SI ganze Arbeit. Natürlich ist die Verwaltung des eigenen Vereins teilweise zäh und anstrengend. Aber man findet nun relativ schnell – für die Verhältnisse des Franchsises sogar blitzschnell – alle nötige Informationen, ganz egal ob es sich um die Finanzen, den Stand in der Liga, Verletzte, Training oder Transferaktivitäten handelt. Im statischen Hauptmenü erhält der Manager den Zugriff und Ansicht auf die nächsten Ligapartien, die Tabelle, den Team Status, anstehende Transfers, den Status in den nationalen und internationalen Wettbewerbe, die Arbeit der Scouts, die Zufriedenheit des Boards bzw. Vorstands und die Finanzen. Das alles ist auf einen Klick im Detail zu erreichen, früher hätte man sich dafür drei Stunden kreuz und quer durch gefühlt hunderte an Listen klicken müssen. Was noch im FM 14 fehlt: Das Training, aber dafür benötigt man nur einen zusätzlichen Klick in der oberen Leiste sowie die News, wobei letzteres geradezu genial gelöst wurde.

Football Manager 2014: UI auf dynamische und starre Ereignisse perfekt angepasst

Das Hauptmenü mit all seinen Untermenüs zeigt jeweils den Stand der Dinge an und setzt sie nicht in Beziehung zu aktuellen Ereignissen. Dafür ist das News-Center da, welches sich mehr und mehr im Laufe einer Saison zum Mittelpunkt des Spiels (mal abgesehen vom 3D-Modus) und Handelns entwickelt. Zu jeder Neuigkeit, etwa angenommene oder abgelehnte Spielerangebote, Verletzungen oder Nachrichten von Agenten gibt es einen Short-Cut, um die Informationen weiterverarbeiten zu können. Man muss sich nicht mehr durch zehn Menüs klicken, nur um das unverschämt niedrige Leihangebot für einen Ersatzspieler aus der zweiten Mannschaft abzulehnen. Ein Klick genügt. Wer den Football Manager 2014 und seine Vorgänger nicht kennt, mag sich nicht vorstellen können, welche Dramatik (und Zeitersparnis für den Spieler) das neue Newscenter in das Spiel bringt.

Das Newscenter als neuer Mittelpunkt und Zentrum vom Football Manager 2014. Links die reinen Infos, rechts in der Spalte der Kontext, Möglichkeiten zum Handeln und wichtige Informationen, wie hier in aller anschaulichen Kürze zum nächsten Gegner Mönchengladbach.

In den Vorgängerversionen des Football Manager 2014 nervte mich das Newscenter zuweilen. Zwar konnte man schon im 2013er-Jahrgang unliebsame Informationen bzw. Abos abbestellen, aber im Großen und Ganzen bedeuteten zum Beispiel 20 neue Nachrichten erst einmal Stress. In siebten Untermenü wurde etwa das Sondertraining oder Verhalten eines Spielers modifiziert, bevor es zurück zu den News ging und alles von vorne begann. Gut so wie es jetzt ist, nun freue ich mich, wenn im FM 14 viel los ist. Manch ein Menü ist immer noch recht unübersichtlich und trocken, etwas die Übersicht zur Lage der Dinge im Vorstand bzw. Gesamtverein, aber irgendwo brauchen SI und Sega ja noch Luft nach oben.

Training und Taktik sind im Football Manager 2014 keine Geheimwissenschaft mehr

Das zweite Glanzstück neben der verbesserten Benutzerführung: Das Feedback zum eigenen Handeln. Hier geht der im zweiten Teil des Reviews noch näher erläuterte 3D-Modus Hand in Hand mit den großartigen Möglichkeiten, die der Football Manager 2014 dem Manager-Trainer in Sachen Training und Taktik bietet. Beim Training kann wie eh und je der Umgang mit den neuen Positionen (sei es vom Mittelfeldspieler zum Stürmer oder innerhalb des Mannschaftsteils, also etwa vom Attacking Midfielder zum Advanced Playmaker) ebenso eingeübt wie Schwächen behoben werden. Wie etwa mangelndes Tempo, ein schlechter Abschluss oder ein mieses Tackling. Man sieht die Verbesserungen nach einer gewissen Zeit nicht nur in den Menüs, sondern auch auf dem Platz. Wer sich nicht sicher ist, ob die eine oder andere Fähigkeitenerweiterung eines Spielers nicht eher eine Verschlimmbesserung ist, kann sich vor den Trainingseinheiten darüber mit dem Trainerstab austauschen. Neben den Ansprachen an die Spieler nach einem Match sind das die meistgenutzten Dialogformen von mir im Football Manager 2014 (neben den leicht nervenden Pressekonferenzen). Ansonsten rage ich nicht gerade als kommunikationsstarker Manager heraus.

Im Taktik-Menü des FM 14 lässt sich das Team hervorragend auf das nächste Spiel einstellen. Eine der drei Grundtaktiken kann ausgewählt werden, dazu das Team umgestellt und grundsätzliche Team-Instruktionen gegeben werden. Zudem kann in diesem Menü die Rolle eines einzelnen Spieles (z.B. Spielmacher oder defensiver Mittelfeldspieler) ebenso festgelegt werden wie dessen Interpretation, also offensiv, defensiv oder unterstützend.

Neben den reinen Möglichkeiten im Taktik-Bereich ist die Umsetzung natürlich noch wichtiger. Nach den eher abstrakten Schiebereglern der Vergangenheit gibt es nun im Football Manager 2014 weniger Abstufungen, für diese aber ein direktes und unmittelbar spürbares Feedback. Also entweder wird Pressing gespielt oder nicht, aber nicht mehr zu 30 oder 35 Prozent. Einzelne Spieler in bestimmten Rollen können – etwa Außenverteidiger oder defensive Mittelfeldspieler – individuell noch stärker pressen, aber da sind wir dann im Feintuning und nicht in der gesamten Ausrichtung. Wer genau hinschaut, sieht jede einzelne der gefühlt unendlichen Einstellungsmöglichkeiten auf dem Platz. Das ist hervorragend, das steigert die Identifikation mit der eigenen Truppe und legt schonungslos Fehler wie auch taktische Meisterleistungen offen.

Der Taktik-Fuchs ist gefragt…

An Komplexität nicht verloren, aber in bester Hinsicht an Klarheit gewonnen hat man bei den Einstellungen der einzelnen Spieler. Niemand kann mehr gleichzeitig hart tacklen und fair spielen. Oder einerseits direkt passen, andererseits aber nur in Ruhe kurz abspielen – was einfach nicht möglich ist, wenn ein Team in hohem Tempo spielt. Alle Modifikationsmöglichkeiten stehen untereinander in einem sinnvollen Verhältnis und können – wie die globalen Taktikeinstellungen – natürlich während des Matches noch angeglichen werden. Wie gesagt, mit klar zu erkennenden Konsequenzen. Wer etwa die große Aufholaktion plant und dafür als Taktik “Retain Possession” einstellt, darf sich nicht wundern, wenn sich die eigenen Jungs dann nur den Ball zuschieben und nicht stringend nach vorne spielen.

Meine Anweisungen an den Spielmacher im Football Manager 2014, der bei mir im zentralen Mittelfeld und nicht hinter den Spitzen spielt, was auch möglich ist. Schüsse aus der Distanz, schnelles Umschaltspiel, flexible Laufwege und kratzbürstiges Gegenpressen sind die Folgen dieser Einstellungen. Kriegt der Gündogan auch ganz gut hin.

Im Bewusstsein, dass diese nicht ganz kurze Kritik dem Football Manager 2014 in all seiner Komplexität nicht annähernd gerecht wird (und ich gerade beschlossen habe, mal ein ausführliches Tutorial in x-Teilen nachzulegen…), kann ich dieses wunderbare Spiel nicht genug in den Himmel loben. Jeder, der etwas von sich in Sachen Fußball-Kompetenz hält und der englischen Sprache mächtig ist, sollte sich an diesem Meisterwerk versuchen. Er oder sie wird hunderte an Spielstunden darin versenken, die sich aber garantiert lohnen werden. Wenn man den Football Manager 2014 mit gebührendem Ernst und Respekt begegnet, natürlich. Wenn man so will, ist es das Dark Souls der Simulationen. Ohne Schmerz geht nix. Der war aber in den Vorgängern größer, denn was SI in Sachen UI und Taktikmöglichkeiten optimiert hat, ist den großen Applaus wert.

Da EA die Rechte in Deutschland hält , gibt es nur den unkomplizierten Umweg für den Einkauf vom Football Manager 14 über das Ausland, indem etwa bei amazon.uk die Retail-Version bestellt wird. Ansonsten kann in einem der Online-Keystores ein Steam-Key erworben werden, der ganz normal undproblemlos bei Steam aktiviert wird. Meiner Erfahrung nach ist Fast2play eine seriöse und gute Möglichkeit dazu (ist keine Werbung und kein Affiliate-Link, ich habe nix mit denen sonst zu tun).  Wie immer gibt es keine deutsche Lokalisierung, womit der Football Manager 14 eigentlich nicht auf deutsch spielbar sein wird. Allerdings dürfte sich auch im Football Manager 2014 das Team vom Meistertrainerforum um die inoffizielle Lokalisierung kümmern, was aber noch einige Wochen dauern dürfte.

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