2013-07-16

Wie es scheint, trauen sich Sega und Relic Entertainment langsam an die schweren Themen heran, wie die Company of Heroes 2 Mission Lublin andeutet. Die Frage ist dabei natürlich, ob und inwiefern die Gräuel des Krieges in einem Strategiespiel seriös dargestellt und dann noch adäquat (sofern das überhaupt möglich ist) in das Gameplay integriert werden können. Ich tippe spontan auf: gar nicht. Lew Isakowitsch, aus dessen Perspektive wir spielen, ist mittlerweile Journalist und begleitet den Vorstoß der Roten Armee in Richtung Lublin, wo die Wehrmacht nicht nur ein strategisch wichtiges Hauptquartier unterhält, sondern im KZ in Majdanek polnische Bürger und sowjetische Kriegsgefangene quält und tötet. Unser Held (?) soll über die Offensive ebenso wie über das Konzentrationslager in Majdanek berichten, was als dramaturgischer Kniff an sich gar nicht mal übel, aber völlig irrelevant für das Gameplay ist. Denn wir befehligen weiterhin unsere Truppen und einmal mehr frage ich mich, welchen Sinn eine Story in einem Spiel wie Company of Heroes 2 hat, wenn sie offensichtlich nur für den Kontext verantwortlich ist.

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Und es stellt sich noch eine weitere Frage: Warum sollte man sich auf dem Weg gen Berlin anstrengen und über Stunden konzentrieren – beides muss man zwingend in der Company of Heroes 2 Mission Lublin, ansonsten gibt es eine krachende Niederlage – wenn man doch weiß, dass die Rote Armee den Krieg eh gewinnt? Diese unsiegbaren Passagen im Angesicht der zu starken Wehrmacht in den ersten Missionen nervten zwar manchmal, strahlten aber eine massive Bedrohung aus – mitsamt einer leichten Panik beim Spieler, die nun gänzlich fehlt. Vielleicht liegt hier die Ursache darin, dass Relic Entertainment im Vorlauf der Company of Heroes 2 Mission Lublin plötzlich das KZ Majdanek anteasert, um dem Spieler das Gefühl zu geben, es gehe noch um was. Aber, wie geschrieben, bislang wurde nur angedeutet, denn zuvor geht es in Episode 10 darum, das deutsche Hauptquartier in Lublin einzunehmen, in dem sowjetische Soldaten gefangen genommen wurden.



Soviele Panzer wie möglich, dazu ein paar Kettenfahrzeuge, Geschütze, Mörser und Rekruten. Bei der episch langen Company of Heroes 2 Mission Lublin spielen Fußsoldaten kaum eine Rolle.

Die Aufgabenstruktur ist langsam bekannt: Wir starten mit einer kleinen Truppen, pimpen sie auf und müssen erst einmal mehrere Stellungen einnehmen, bevor wir uns dem endgültigen Ziel, der Einnahme des Wehrmachts-HQ, widmen können. Kleiner Tipp: Panzer sind das Ding in dieser Mission, wer meint, es bringt Vorteile Massen von MG-Schützen und sonstigem Fußvolk einsetzen zu müssen, wird nicht weit kommen. Rekruten zum Ausspähen und zum Geschütze besetzen reichen vollkommen aus, ansonsten gibt es die Kettenfahrzeuge, die sich in den eher kleinen Scharmützeln mit gegnerischen Soldaten sehr gut schlagen. Aber da wir es selbst mit einigen deutschen Panzern zu tun bekommen, sollten wir nicht mit Spatzen auf Kanonen schießen.

Mehr Mech-Armee als Soldatentruppe in der Company of Heroes 2 Mission Lublin

Auf dem Weg zum HQ besitzen wir einige Freiheiten, man kann zur nördlichen Stellung vom her Westen ziehen oder dem Osten der Map, wie ich es getan habe. Reine Bauchentscheidung, aber mein Gefühl sagt mir, dass die deutsche Artillerie eher Probleme bereitet, wenn man die westliche Route nutzt (zu diesem Zeitpunkt, später muss man dort eh lang). Zwei der drei markierten Stellungen müssen eingenommen und auf dem Weg noch kleinere Außenposten überrannt werden. Das kostet Zeit. Wer gerade eher casualmäßig unterwegs ist, sollte sich die Company of Heroes 2 Mission Lublin für später aufsparen. Denn anspruchsvoll ist sie eigentlich nicht und so lange der Spieler nicht die Geduld verliert und zu früh zu naiv vorrückt, sollte es kaum Probleme geben. Gut abgesichert und gedeckt sollte der Vormarsch sein, denn auch wenn die Gegenwehr zahlenmäßig in der Regel nicht groß ist (bis zur östlichen Stellung), können auch kleinere Verbände massiven Schaden anrichten. Wenn man MG-Schützen und Panzerfaustverbände gewähren lassen muss, weil beispielsweise die Geschütze nicht ordentlich abgesichert sind oder Panzer zum Spähen benutzt werden, was aufgrund ihres Tempos immer mal schnell passieren kann, wenn man nicht aufpasst, hat man ein kleines Problem.



Es gab schon weniger zu tun. Bei der Company of Heroes 2 Mission Lublin müssen wir uns durch die riesengroße Map kämpfen, um im Zentrum das HQ einnehmen zu können.

Nützlich sind auf dem Weg nach Osten die Mörserverbände, die nach dem Spähen mit punktgenauen Schüssen gegnerische Geschütze und Gräben aushebeln und somit eigene Verluste minimieren. Darauf sollte in diesem Einsatz verstärkt geachtet werden, denn viele Möglichkeiten für Munitionslager haben wir nicht, was zu einem ressourcenschonenden Umgang mit den eigenen Einheiten führt. Nach der Einnahme des Reparaturlagers tut man gut daran, dass eigene Tempo zu drosseln. Begegneten uns vorher nur vereinzelte Fahrzeuge und Spähpanzer, wird es nun ungemütlich. Nach einem Erkundungsflug lassen sich die Stellungen leicht identifizieren, mit den Mörsern ausschalten und anschließend kann vor dem Gebäude, rein zu offensiven Verteidigungszwecken, eine regelrechte Wand aus Geschützen und Panzern aufgebaut werden. Mit Sperrfeuer schießt man dann aus der Distanz in das Panzer-Wespennest und wartet danach nur darauf, dass einer dem anderen in unsere Panzerarmee-Geschütz-Falle folgt.

Geduld, Geduld und nochmal Geduld

Eher schleppend verläuft der anschließende Weg zur nördlichen Stellung. Auf halbem Weg treffen wir auf einen Außenposten mit Weitsicht, der aber recht schnell mit Panzern eingenommen werden kann;, hier sollte man sich auf keine langatmigen Gefechte einlassen. Anschließend greift immer mal hier und mal da ein Wehrmachtspanzer oder ein kleiner Trupp an, aber gefährlich ist das alles nicht. Die lächerliche Gegenwehr kostet einfach nur Zeit. Die Stellung im Norden wird wie gewohnt mit Hilfe der Mörser übernommen und hier wartete ich auf irgendeine Überraschung, optionale Mission oder sonst eine Auflockerung, aber nichts dergleichen passiert. Der nördliche Außenposten muss auch nicht gehalten werden. Wir ziehen unsere Verbände einfach in einer monströsen Truppenverschiebung wieder gen Süden, denn nun müssen wir uns mit Hilfe von zwei mächtigen ISU-152-Artilleriepanzern durch das Tor des HQ fräsen, sozusagen.



Das Inferno zum Abschluss der Company of Heroes 2 Mission Lublin. Panzer, die minutenlang auf ein Tor schießen.

Durch Lublin kämpfen wir uns wie gehabt und spätestens hier gibt es Minuspunkte für unnötige Langatmigkeit. Weder ein Pseudo-Boss in Form eines gegnerischen Panzers oder irgendeine andere Bedrohung machen uns das Leben in der Company of Heroes 2 Mission Lublin wirklich schwer. Angriffe wie kleine Nadelstiche, mehr passiert nicht. Übrigens: Wer mag, kann sich beim nun folgenden Finale auf eine – meiner Meinung nach – besonders unschöne und überflüssige Art und Weise an den gegnerischen Infanterietruppen abarbeiten: Aus der Luft können wir großflächige Brandbomben mit Vietnam-Phosphor-Flair werfen, die man nicht braucht, die das Gameplay nicht weiterbringen und dann nicht einmal gegen die wahre Bedrohung – die Panzer vor dem HQ – irgendetwas nützen. Verstehe einer Relic Entertainment in dieser Frage, das ist nur unnütze Brutalität mit schlechtem Geschmack.

In den letzten Minuten müssen die ISU-152-Panzer geschützt werden, während sie das Tor des HQ freibomben. Wir sehen an dieser Stelle ein heilloses Chaos, von allen Seiten greifen gegnerische Panzer, Panzerfaust-Verbände und Kettenfahrzeuge an und wenn ich an dieses monströse Bild eines Angriffs auf meine Truppen zurückdenke, wundere ich mich, wie einfach es dann doch war, auch dieses Gefecht relativ unbeschadet zu überstehen und die Mission siegreich zu beenden.

Hmm, ein KZ als Cliffhanger.

Und so schließt eine der langwierigsten Missionen mit einem fragwürdigen Cliffhanger. In Episode 11 sollen wir uns also der Befreiung des KZs widmen. Da bin ich mal gespannt, ob Relic das nicht verhaut. Die Company of Heroes 2 Mission Lublin wirkte als Vorlauf eher unausgegoren in jeder Beziehung. Zu lang, zu leicht, zu schlechtes Balancing und mit Panzern, Gefechten und Mörsern wird auch nur ein kleiner Teil des Reservoirs an Einheiten wirklich benötigt. Wenn die Geduld des Spielers mehr strapaziert wird als jede Gehirnzelle, läuft es nicht wirklich gut in einem Strategiespiel. Hoffen wir, dass die Episode 10 nur ein Ausrutscher war. Mit Blick auf die Aufgabe in E11, bin ich aber sehr skeptisch.

Hier geht es zur nächsten Mission Hinter feindlichen Linien (E11)

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