2013-07-23

Erster Auftritt

 Die Landleute Robert Green und Toms Blunt sitzen unter Bauern am Tische rechts vorn; die Landleute Richard Scrop und James Gadshill ebenso am Tische links vorn. Bauern auf Stühlen und auf den Bänken an allen Tischen vorn und hinten. John Perth geht von einem Tisch zum andern, die Gäste zum Trinken nötigend. Einige Aufwärter und Schenkmädchen bedienen. Frau Suse Blunt bewegt sich unter den Gästen. Vier spielende Musikanten auf dem kleinen Orchester im Hintergrunde. Junges Volk tanzt und singt im Vordergrunde und hinten auf der Terrasse.

Fröhliches munteres Durcheinander.

CHOR DER TRINKER Männer allein.

Munter, edle Zecher, munter,

Köstlich ist der Wein!

Seht, die Sonne geht schon unter,

Laßt uns fleißig, fleißig sein!

Ach, der Tag find’t bald sein Ziel

Und des Weins ist noch so viel,

Darum frisch getrunken, frisch, frisch!

Munter, edle Zecher, munter,

Köstlich ist der Wein!

Seht, die Sonne geht schon unter,

Laßt uns fleißig, fleißig sein!

Ach, der Tag find’t bald sein Ziel,

Und des Weins ist noch so viel!

Darum frisch getrunken, frisch!

Getrunken frisch! –

Der Tanz oben auf der Terrasse endet.

Die Tänzer gehen nach unten.

Es wird unten getanzt.

CHOR DER TÄNZER alle.

Hört ihr die Geigen,

Seht ihr den Reigen

Fröhlich ertönen und munter ergehn?

Eilet zum Tanze

Froh in dem Kranze

Munterer Jugend euch rascher zu drehn!

Bannet die Sorgen!

Heute und morgen

Lächelt die Freude und droht nicht Gefahr.

Nützet die Stunden,

Eh’ sie entschwunden,

Daß eure Jugend nicht freudenlos war.

Der Tanz unten endet.

Seid ihr erst älter,

Steifer und kälter,

Drücket das Leben euch sorgvoll und schwer:

Dann, ach, ihr Leute,

Schickt sich’s, wie heute,

Leider nicht mehr, ach nein, leider nicht mehr.

Immer behende,

Nimmer aus Ende

Drehe der Kreis sich bald hin und bald her.

Munter, nur munter,

Krauser und bunter,

H’rüber, hinüber der Kreuz und die Quer.

Die Tänzer gehen nach oben.

Der Tanz oben auf der Terrasse beginnt wieder.

Allmählich steckt der Tanz auch die Übrigen an, doch machen sie anfangs nur die Tanzbewegungen mit.

Die Trinker werden lebhafter und stehen zum Teil auf.

CHOR DER TRINKER männer allein.

Mag das junge Volk sich wiegen

Dort im raschen Tanz,

Trinken auch ist ein Vergnügen

Hier im Abendglanz!

Sind wir gleich zum Tanz zu alt,

Trinket nur, so wird sich bald

Alles um uns drehn!

Die Lustigkeit hat sich derart gesteigert, daß sich nun alles in größter Ausgelassenheit zeigt.

 Bunte Gruppierung und bewegtes Leben, allgemeine tolle Fröhlichkeit.

Aufwärter bringen Windlichter, obwohl es noch nicht besonders dunkel ist, und stellen sie auf die Tische.

Scrop und Gadshill gehen mit ihren Krügen nach rechts zu Green und Blunt.

ALLGEMEINER CHOR.

Juch! – Juch! – Das ist’ne Fröhlichkeit,

Alles schwimmt in Seligkeit,

Alles jauchzt und alles schwärmt,

Alles tobt und alles lärmt,

Alles bricht in Jubel aus:

So ist’s recht beim Hochzeitsschmaus! – – Juch!

Allgemeiner ungeheuerer Jubel oben und unten.

Alle tanzen bunt durcheinander und gruppieren sich zum Schlusse.

Es wird dunkel.

Die Bauern und Bäuerinnen setzen sich und stehen fröhlich umher.

GADSHILL spricht, nachdem es ruhig geworden ist. Aber wo sind denn Braut und Bräutigam?

BLUNT schon etwas betrunken. Ja, wo sind sie, Braut und Bräutigam?

SCROP. Sollen wir denn die Hochzeit feiern ohne Braut und Bräutigam?

BLUNT. Ich habe noch nie eine Hochzeit gefeiert ohne Braut und Bräutigam.

PERTH. Der Bräutigam kam noch nicht an; er wird sich auf Davenaut verspätet haben, meine Tochter ist ihm entgegen gegangen.

FRAU BLUNT sieht nach links. Da kommt sie eben her.

BLUNT ergreift ein Glas vom Tisch.

Dies volle Glas will ich ihr zu Ehren

Bis auf den letzten Tropfen leeren.

Er trinkt.

FRAU BLUNT. Na, Toms, nimm dich in acht und trink’ mir nicht wieder zu viel!

BLUNT. Suse, du hast recht, zu viel hab’ ich schon oft getrunken, aber noch nie genug, noch nie genug!

Perth geht Emmy entgegen.

Emmy Perth kommt von links hinten vor der Terrasse.

Zweiter Auftritt

Die Vorigen. Emmy tritt ihrem Vater zur Linken.

ALLE. Es lebe die Braut! Emmy Perth lebe hoch!

PERTH. Was ist das, du siehst ja so traurig aus, Emmy? Eine Braut muß fröhlich sein. Er spricht leise mit ihr weiter.

BLUNT. Ja, eine Braut muß ein fröhliches Gesicht haben! Weißt du noch, Suse, wie du Braut warst –

FRAU BLUNT. J, so schweig doch still!

BLUNT. Damals hatt’st du ein ganz andres Gesicht, ein ganz andres Gesicht!

FRAU BLUNT. Mußt du denn immer reden!

BLUNT. Ja, wenn ich nicht reden soll, da muß ich trinken Er ergreift ein Glas und trinkt.

Frau Blunt macht eine abwehrende Bewegung.

Alle setzen sich, teils erzählen sie sich leise, teils verhalten sie sich ruhig.

Ein Teil der Bauern, Bäuerinnen, Tänzer und Tänzerinnen verliert sich unauffällig nach rechts und links.

Aufwärter räumen während des Liedes die Tische und Stühle hinten lautlos und wenig bemerkt weg.

PERTH. Nun, Emmy, was fehlt dir denn? Er tritt mit ihr vor.

 Nr. 11. Lied.

EMMY.

Dort an jenem Felsenhang

Lauschte ich den Weg entlang,

Georgen zu erspähen;

In der Abendsonne Strahl

Glüht und zittert Berg und Thal,

Er läßt sich nicht sehen!

Wenn beim frohen Hochzeitsfest

Mich der Bräut’gam warten läßt:

Soll mich das nicht traurig machen?

Dort im Strauch mit süßem Schall

Lockt und girrt die Nachtigall,

Und er ist noch ferne;

Durch der Bäume grünes Reis

Lauscht der Vollmond; still und leis’

Flimmern schon die Sterne!

Alles zeigt, der Abend kam,

Und noch fehlt der Bräutigam:

Soll mich das nicht traurig machen?

PERTH spricht. Ei nun, er wird schon kommen! Du weißt, daß heute des Fräuleins Geburtstag war, und da konnte der arme Junge gewiß nicht so zeitig fortkommen.

EMMY. So ein vornehmes Fräulein möchte ich sein, Vater; da ließ mich George gewiß nicht warten. Sie geht mit Perth zurück und beobachtet nach links, ob George kommt.

BLUNT der mit Gadshill, Green und Scrop am Tisch rechts sitzt. Er wird schon kommen, sag’ ich euch. Eine Braut ist wie eine volle Flasche Wein, die vergißt man nicht.

GREEN der leise mit Scrop gesprochen hat. Ja, ja, wie ich Euch sage, Nachbar Scrop, in der vergangenen Nacht! Er steht auf.

SCROP ebenso, auffällig laut. Das wäre ja entsetzlich!

Alle Sitzenden stehen neugierig auf.

Aufwärter räumen unauffällig auch den Tisch und die Stühle links weg; nur der Tisch und die Stühle rechts bleiben stehen.

PERTH kommt vor. Nun, was giebt’s denn hier?

SCROP. Green erzählt eben, die Tochter des reichen Berkley, drei Stunden hinter Davenaut, sei vergangene Nacht durch einen Vampyr umgebracht worden.

Green tritt in die Mitte.

ALLE versammeln sich um Green. Wie? Was sagt Ihr? Ein Vampyr?

GREEN. Nicht anders; ich war heute Morgen dort. Die Tochter war Braut, heute sollte die Hochzeit sein. In der Nacht, Glock’ zwölf Uhr, vermißt der Vater die Tochter, alles wird gleich aufgeboten, sie zu suchen! Endlich findet man sie tot in der Vampyrhöhle.

EMMY. Das arme Mädchen!

FRAU BLUNT. Hat man denn den Vampyr auch gefunden?

GREEN. Freilich, der Vater hat ihn totgestochen.

FRAU BLUNT. Gott sei Dank!

GREEN. Ja, was hilft das, so ein Geschöpf ist ja nicht umzubringen! Sticht man’s heute tot, so steht es morgen wieder lebendig auf!

SCROP zu Green. Habt Ihr schon einmal einen Vampyr gesehen?

GREEN tritt an Emmy vorüber zwischen Perth und Scrop. Nein, Gott sei Dank! Aber ich habe mir sagen lassen, sie sollen totenblaß aussehen, und ihre Opfer am liebsten im Mondenschein aufsuchen, weil dieser eine heilbringende Kraft für sie hat und sie unter seinem besonderen Schutze stehen.

EMMY. Meine selige Großmutter hat mir oft ein altes Märchen von einem Vampyr erzählt.

Die Mädchen umgeben Emmy im Halbkreis.

Die Männer stellen sich hinter ihnen auf.

DIE MÄDCHEN. Ach, laßt hören, laßt hören.

EMMY. Aber es ist schon ganz dunkel!

SCROP. Desto besser! Im Dunkeln hören sich solche Geschichten am besten an.

Nr. 12. Romanze.

EMMY.

Sieh, Mutter, dort den bleichen Mann

Mit seelenlosem Blick.

Kind, sieh den bleichen Mann nicht an,

Sonst ist es bald um dich gethan,

Weich’ schnell von ihm zurück!

Schon manches Mägdlein, jung und schön,

That ihm zu tief ins Auge sehn,

Mußt’ es mit bittern Qualen

Und seinem Blut bezahlen!

Denn still und heimlich sag’ ich’s dir:

Der bleiche Mann ist ein Vampyr!

Bewahr’ uns Gott auf Erden,

Ihm jemals gleich zu werden!

CHOR.

Denn still und heimlich sag’ ich’s dir:

Der bleiche Mann ist ein Vampyr!

Bewahr’ uns Gott auf Erden,

Ihm jemals gleich zu werden!

EMMY.

Was, Mutter, that der bleiche Mann?

Mir graust vor seinem Blick!

Kind, sieh den bleichen Mann nicht an,

Viel Böses hat er schon gethan,

Drum traf ihn solch’ Geschick!

Und ob er längst gestorben nun,

Kann er im Grabe doch nicht ruhn,

Er geht herum als bleiche,

Lebend’ge grause Leiche!

Denn still und heimlich sag’ ich’s dir:

Der bleiche Mann ist ein Vampyr!

Bewahr’ uns Gott auf Erden,

Ihm jemals gleich zu werden!

CHOR.

Denn still und heimlich sag’ ich’s dir:

Der bleiche Mann ist ein Vampyr!

Bewahr’ uns Gott auf Erden,

Ihm jemals gleich zu werden!

Mondschein verbreitet sich allmählich.

EMMY.

Wie dauert mich der bleiche Mann,

Wie traurig ist sein Blick!

Kind, sieh den bleichen Mann nicht an,

Sonst ist es bald um dich gethan,

Weich’ schnell von ihm zurück!

Er geht herum von Haus zu Haus,

Sucht sich die schönsten Bräute aus,

Zeigt eine sich gewogen,

So wird sie ausgesogen!

Denn still und heimlich sag’ ich’s dir:

Der bleiche Mann ist ein Vampyr!

Bewahr’ uns Gott auf Erden,

Ihm jemals gleich zu werden!

CHOR.

Denn still und heimlich sag’ ich’s dir:

Der bleiche Mann ist ein Vampyr!

Bewahr’ uns Gott auf Erden,

Ihm jemals gleich zu werden!

EMMY.

Es lacht mich an der bleiche Mann

Und heitrer wird sein Blick.

Kind, siehst du ihn noch immer an?

Weh mir, es ist um dich gethan,

Weich’ schnell von ihm zurück!

Sein erster Blick, mit Todesschmerz

Durchzuckte er dein frommes Herz,

Ach, laß dadurch dich warnen,

Sonst wird er dich umgarnen!

Denn still und heimlich sag’ ich’s dir:

Der bleiche Mann ist ein Vampyr!

Bewahr’ uns Gott auf Erden,

Ihm jemals gleich zu werden!

CHOR.

Denn still und heimlich sag’ ich’s dir:

Der bleiche Mann ist ein Vampyr!

Bewahr’ uns Gott auf Erden,

Ihm jemals gleich zu werden!

EMMY.

Das Mägdlein folgt dem bleichen Mann,

Es lockte sie sein Blick;

Hört nicht der Mutter Warnen an,

Und bald war es um sie gethan,

Nie kehrte sie zurück!

Ein Opfer ward sie seiner Lust,

Mit blut’ger Spur an Hals und Brust

Fand man den Leichnam wieder;

Sie fuhr zur Hölle nieder!

Nun geht sie selber, glaubt es mir,

Umher als grausiger Vampyr!

Bewahr’ uns Gott auf Erden,

Ihr jemals gleich zu werden!

CHOR.

Nun geht sie selber, glaubt es mir,

Umher als grausiger Vampyr!

Bewahr’ uns Gott auf Erden,

Ihr jemals gleich zu werden!

Lord Ruthwen kommt in einen großen Mantel gehüllt, langsam und unbemerkt während der letzten Takte von links hinten vor der Terrasse und tritt unter die Leute.

Dritter Auftritt

 Die Vorigen. Ruthwen zwischen Emmy und Perth.

RUTHWEN spricht. Guten Abend, ihr schönen Kinder!

DIE MÄDCHEN fahren mit einem Ausruf des Schreckens auseinander. Ha!

EMMY im höchsten Entsetzen, gleichzeitig. Allmächtiger!

RUTHWEN. Ist John Perth nicht hier?

PERTH. Hier bin ich. Was ist zu Euren Diensten?

RUTHWEN. Du kennst mich wohl nicht mehr?

PERTH. Ach, seid Ihr es, Mylord? Freilich kenne ich Euch. Ihr seid der Bruder unsers verstorbenen Herrn, und jetzt Graf von Marsden. Seid herzlich willkommen auf Euerem Grund und Boden; wir glaubten Euch noch auf der Reise.

RUTHWEN. Auch kann ich nur wenige Stunden hier verweilen, ein Geschäft führte mich nach Davenaut. Ich hörte dort von deiner Tochter Hochzeit, und komme, die Feier durch meine Gegenwart zu verschönern. Die treuen Dienste, welche du meinem Hause geleistet, erfordern meine Dankbarkeit. Ich will, daß die Hochzeit auf meine Kosten gefeiert werde, und so glänzend als möglich. Betrachte den herrschaftlichen Keller heute als den deinigen.

BLUNT ausrufend. Das ist ein edler Herr! Bringt ihm ein Vivat! Hoch lebe unser gnädiger Herr! Hoch!

ALLE. Hoch lebe unser gnädiger Herr! Hoch!

RUTHWEN zu Perth. Laß sogleich den großen Saal erleuchten, dort will ich selbst Zeuge der heiligen Handlung sein, und der Braut den Myrtenkranz ins Haar flechten.

Alle außer Emmy, Ruthwen und Perth ziehen sich beobachtend und leise miteinander sprechend, nach hinten zurück.

EMMY ohne Pause fortfahrend. Also meinetwegen seid Ihr gekommen, gnädiger Herr?

RUTHWEN. Ist das deine Tochter, John?

PERTH. Ja, gnäd’ger Herr, meine Tochter Emmy.

RUTHWEN. Freilich bin ich deinetwegen gekommen, schöne Emmy.

EMMY. Ach, so verzeiht, gnäd’ger Herr, daß ich vorhin bei Eurem Anblick so erschrocken bin, aber wir hatten gerade ein schauerliches Märchen erzählt, als Ihr so unvermutet zu uns kamt.

RUTHWEN zieht einen Ring vom Finger. Hier, schöne Braut, nimm diesen Ring zur Vergütung des Schrecks, den ich dir verursacht habe. Er steckt ihr den Ring an.

EMMY. Wie, gnäd’ger Herr, den kostbaren Ring, den schenkt Ihr mir?

RUTHWEN. Als Hochzeitsgast muß ich dir doch wohl ein Geschenk machen! Ich werde überdies für eine Ausstattung für dich Sorge tragen, und wenn du willst, deinen künftigen Mann auf meinen Gütern anstellen.

EMMY. Gnäd’ger Herr, soviel Güte –

RUTHWEN. Geht, liebe Leute, bringt den Saal in Ordnung.

 Das Landvolk wendet sich zum Abgang nach rechts.

RUTHWEN. Hier, John, nimm meinen Mantel mit.

Perth nimmt den Mantel.

Vierter Auftritt

 Emmy, Ruthwen zu ihrer Linken.

Es tritt heller Mondschein ein.

EMMY. Ach, gnäd’ger Herr, wodurch habe ich soviel Güte verdient?

RUTHWEN. Durch deine Schönheit, liebe Emmy, die mich bei dem ersten Anblick so sehr für dich einnahm, durch deine Liebenswürdigkeit, die mich immer mehr und mehr zu dir hinzieht.

Die Fenster des Schlosses im Hintergrunde erleuchten sich.

Nr. 13. Terzett.

EMMY.

Ihr wollt mich nur beschämen,

So eitel bin ich nicht,

Um für Ernst es anzunehmen,

Was Euer Mund nur spricht.

RUTHWEN.

Nein, liebe süße Kleine,

Glaub’ mir, ich scherze nicht;

Deine Schönheit ist’s alleine,

Die so mein Herz besticht.

Der Diener George Dibdin kommt unbemerkt, den Hut auf dem Kopf, Pistolen im Gürtel, von links hinten vor der Terrasse.

RUTHWEN. Ich werde mich indes mit der Braut über die künftige Versorgung beraten. Wenn alles in Ordnung ist, laß mich rufen, daß ich den Tanz mit der schönen Emmy eröffne.

Alle gehen bis auf Emmy und Lord Ruthwen ab nach rechts.

Fünfter Auftritt

 Die Vorigen. George ungesehen zurückstehend.

GEORGE für sich.

Potz Blitz! was muß ich schauen!

Die sind ja sehr vertraut!

Darf ich meinen Augen trauen,

Ist denn das nicht meine Braut?

RUTHWEN.

Welche Wonne sondergleichen,

Sanft die Wange dir zu streichen,

Dir die weiche Hand zu drücken,

Liebend dir ins Aug’ zu blicken,

So den Arm um dich zu schlingen,

Dich zu drücken an die Brust!

Ach, welch ein Opfer wollt’ ich bringen,

Gönntest du mir diese Lust!

Er umfaßt sie.

EMMY ihn sanft abwehrend.

Ihr wollt mich nur beschämen,

So eitel bin ich nicht,

Um für Ernst es anzunehmen,

Was Euer Mund nur spricht.

GEORGE für sich.

Ei, ei, was muß ich sehen,

Jetzt drückt er ihr die Hand,

Und sie läßt es auch geschehen,

Das ist ja ganz scharmant.

RUTHWEN.

Ich sollte dich fast schelten,

Ich that so viel für dich,

Und du willst mir nicht vergelten,

Ist das nicht grausam, sprich?

GEORGE für sich.

Jetzt drückt er ihr die Hand,

Und sie läßt es auch geschehen!

Das ist ja ganz scharmant!

EMMY.

Ihr sucht mein Glück zu gründen,

Das sehe ich wohl ein!

Ach, ich kann nicht Worte finden,

Euch meinen Dank zu weihn!

Ach, ich kann nicht Worte finden,

Euch meinen Dank zu weihn!

RUTHWEN.

Du kannst für mein Bestreben

Den schönsten Lohn mir geben!

Ein einz’ger Kuß von dir

Gilt mehr als Kronen mir!

GEORGE erstaunt und empört.

Ein Kuß!

EMMY verschämt.

Wie?

GEORGE wie oben.

Was muß ich hören?

EMMY wie oben.

Ein Kuß?

GEORGE wie oben.

Er will sie küssen?

EMMY.

Wie?

GEORGE.

Was?

EMMY.

Ein Kuß? Ein Kuß? Ein Kuß? Ein Kuß?

Ruthwen will sie küssen.

EMMY entwindet sich ihm.

Ihr wollt mich nur beschämen,

So eitel bin ich nicht,

Um für Ernst es anzunehmen,

Was Euer Mund nur spricht.

RUTHWEN.

Nein, liebe süße Kleine,

Glaub’ mir, ich scherze nicht,

Deine Schönheit ist’s alleine,

Die so mein Herz besticht. –

Er küßt Emmy.

Emmy entwindet sich ihm und läuft an ihm vorüber nach links.

RUTHWEN für sich.

So, jetzt ist sie mir verfallen,

Und das Ziel ist nicht mehr weit,

Er lacht.

Haha!

EMMY für sich.

Solchem Herrn zu gefallen,

Ist doch keine Kleinigkeit!

Soll mich das nicht eitel machen?

RUTHWEN für sich.

Jetzt ist sie mir verfallen!

Ha, die Hölle hör’ ich lachen!

Ha, jetzt ist sie mir verfallen,

Und das Ziel ist nicht mehr weit!

Ha, die Hölle hör’ ich lachen!

GEORGE für sich.

Wie, sie läßt sich das gefallen?

Ha, bei Gott, das geht zu weit!

Soll mich das nicht rasend machen?

Ha, bei Gott, das geht zu weit!

Ha, das geht zu weit!

Ruthwen und Emmy sprechen zusammen.

GEORGE für sich.

Soll mich das nicht rasend machen?

Er tritt im vierten Takte vor, Emmy zur Linken.

Guten Abend –

RUTHWEN beiseite.

Ei, sieh da, der Bräutigam!

GEORGE.

Meine Beste!

EMMY verlegen.

Kommst du endlich auch zum Feste?

GEORGE.

Ja, Zeit war es, daß ich kam.

EMMY blickt fortwährend nach Ruthwen.

Unser neuer Herr will dich

Hier zum Gutsverwalter machen.

GEORGE.

Ja, das merk’ ich, schöne Sachen,

Und zum Eigentümer sich.

RUTHWEN beiseite.

Eifersucht? Das ist zum Lachen!

Guter Tropf, du dauerst mich!

EMMY beiseite.

Eifersucht am ersten Tage! –

Nun fürwahr, nun fürwahr,

Das kommt zu früh!

GEORGE beiseite.

Ja, sie hat recht, die alte Sage:

Weibern trau’ und Katzen nie!

Ja, ja, sie hat recht, die alte Sage:

Weibern trau’ und Katzen nie!

EMMY beiseite.

Eifersucht am ersten Tage,

Nun fürwahr, das kommt zu früh!

GEORGE beiseite.

Ja, sie hat recht, die alte Sage:

Weibern trau’ und Katzen nie!

RUTHWEN zu Emmy.

Nun, ich gehe, Liebesleute

Sind am liebsten doch allein!

Nur vergiß nicht, daß du heute

Meine Tänzerin willst sein. –

George geht grollend nach hinten.

Emmy folgt dem Eifersüchtigen und sucht ihn mit leisen Worten zu beruhigen.

RUTHWEN beiseite, mit einigen Schritten nach rechts.

Ha, wie mein Herz vor Freude bebet,

Nun ist das zweite Opfer mein!

Die ihr mich unsichtbar umschwebet,

Jubelt! jubelt! Bald wird sie euer sein!

Er blickt Emmy finster an, sich ihr mit einigen

Schritten nähernd.

George tritt Ruthwen zur Rechten vor.

EMMY ebenso Ruthwen zur Linken, für sich.

Mein Herz schwankt zwischen Furcht und Liebe,

Und mir wird wohl und weh zu Sinn;

Mit süß geheimnisvollem Triebe

Zieht es mich zu dem Fremdling hin!

GEORGE für sich.

Wie bei böser Geister Hausen,

So unheimlich wird mir zu Mut!

Mich überläuft’s mit kaltem Grausen,

Weh mir! das endet nimmer gut!

RUTHWEN für sich.

Ha! wie mein Herz vor Freude bebet!

Nun ist das dritte Opfer mein!

Die ihr mich unsichtbar umschwebet,

Jubelt, bald wird sie euer sein!

Er geht ab nach rechts vor der Terrasse.

George geht ihm drohend einige Schritte nach.

Emmy wendet sich nachdenklich nach links.

Sechster Auftritt

 George, Emmy zu seiner Linken.

GEORGE für sich. Er geht! Nun ist mir wieder wohl!

EMMY verlegen, das Gespräch zu eröffnen. Weißt du wohl, George, daß es gar nicht schön von dir ist, daß du heute so spät kommst.

GEORGE. So ist’s recht, mach’ du mir noch Vorwürfe! Aber das ist schön, daß du hier im Mondenschein mit fremden jungen gnäd’gen Herrn scharmierst, dir die Hand drücken, dich um den Leib fassen und am Ende gar küssen läßt? Nicht wahr, das ist schön?

EMMY. Ach, das war ja unser neuer gnäd’ger Herr! Und er will uns versorgen! Sie zeigt den Ring an ihrem Finger. Sieh nur den kostbaren Ring, den er mir schenkte. Er ist so gut, so liebreich, so herablassend, so –

GEORGE. Nun? Nur heraus damit: so schön, so liebenswürdig, daß ich nur ein Klotz gegen ihn bin.

EMMY. Wie du nun wieder bist. Ich bin ja bloß deinetwegen freundlich gegen ihn, damit er dich recht vorteilhaft anstellt.

GEORGE ironisch. So? Abweisend. Meinetwegen! Glaubst du, ich habe nicht bemerkt, wie du ihn immer angesehen hast? So freundlich, so zärtlich, so wie du niemand ansehen solltest als mich. Selbst wie ich vortrat, konntest du keinen Blick von ihm verwenden. Er zeigt auf seine Pistolen. Siehst du die Pistolen hier? Ich habe sie mitgenommen, weil man mir sagte, der Weg sei nicht sicher. Mit denen schieß ich mich tot, wenn du ihn noch einmal so ansiehst.

EMMY. Sei doch nicht so wild, lieber George, er geht ja noch heute wieder fort – Mit einem unwillkürlichen Seufzer. und wer weiß, ob ich ihn jemals wiedersehe. Sie geht an ihm vorüber nach rechts.

GEORGE. Ja, er muß noch heute zurück nach Davenaut, er soll unser Fräulein heiraten. Aber die ist nicht so wie du. Sie liebt den jungen Herrn Aubry und war nicht so freundlich gegen den Grafen. Mit Thränen hat sie ihren Vater gebeten, den gnäd’gen Herrn wieder wegreisen zu lassen.

EMMY. Also dein Fräulein wird er heiraten?

GEORGE. Ja. Dir ist’s wohl nicht recht? Du könntest vielleicht selber noch eine gnäd’ge Frau werden, nicht wahr? Das ist doch dein höchster Wunsch! O ich Dummkopf! Um dir eine Freude zu machen, weil ich wußte, daß du es gern hast, wenn es recht vornehm bei unsrer Hochzeit hergeht, bitte ich den gnäd’gen Herrn, hierher zu kommen. Deine Freundlichkeit gegen ihn muß er aber schon geahnt haben; kaum sage ich ihm, daß es hier eine Hochzeit giebt, so springt er auf, läßt ein Pferd satteln, nimmt kaum Abschied von unserm alten Herrn und sprengt im Galopp hierher. Ich Esel keuche hinterdrein, um die Freude zu haben, zuzusehen, wie er meine Braut küßt.

Edgar Aubry kommt von links hinten vor der Terrasse.

Siebenter Auftritt

Emmy rechts. George in der Mitte. Aubry links.

AUBRY. Guten Abend, George. Ist der Graf hier? Meinen Glückwunsch, schöne Emmy.

GEORGE. Ja, der gnäd’ge Herr ist im Tanzsaal.

AUBRY. Bitte ihn sogleich, zu mir zu kommen.

GEORGE. Ich gehe. Leise zu Emmy. Willst du nicht hierbleiben? Es ist ja auch ein junger gnäd’ger Herr.

EMMY leise. Pfui, George, du wirst mich böse machen. Ich gehe mit dir in den Tanzsaal.

GEORGE leise. Freilich, da ist der andere, und der ist noch freundlicher.

Beide gehen schmollend ab nach rechts vor der Terrasse.

Achter Auftritt

Aubry allein.

AUBRY. Himmel, verleihe meinen Worten Kraft, sein Herz zu rühren. Retten muß ich sie, und sei der Preis mein Leben! Können meine Bitten ihn nicht bewegen, von seinem Vorhaben abzustehen, mein Entschluß ist gefaßt, so eile ich zum alten Lord zurück, breche den fürchterlichen Schwur, und entdecke ihm das schreckliche Geheimnis, möge daraus entstehen, was da wolle.

Lord Ruthwen kommt von rechts vor der Terrasse.

Neunter Auftritt

Ruthwen, Aubry zu seiner Linken.

RUTHWEN. Wie, Sir Aubry, Ihr hier?

AUBRY sehr energisch. Ja, überall hin werde ich dir folgen, alle deine Schritte bewachen, überall dich bitten und beschwören, den entsetzlichen Gedanken aufzugeben: überall dir drohend entgegentreten, dir mit Gewalt dein Opfer entreißen. Ruthwen, ich liebe Malwina, ich werde von ihr wieder geliebt! Wenn noch ein Gefühl von Menschlichkeit in deinem Herzen zurückblieb, so laß ab von ihr, morde nicht das Glück zweier Menschen. Er kniet. Hier auf meinen Knieen beschwöre ich dich, weiche von ihr zurück, ich will zu dem Ewigen um Erbarmen für dich flehen – und das Bewußtsein dieser einzigen guten That wird wie ein rettender Engel für dich sprechen in der Stunde des ewigen Gerichts! Er steht auf.

RUTHWEN. Verschwende nicht unnötige Worte, thörichter Knabe! Mich treibt mein fürchterliches Schicksal. Zürne, tobe, rase gegen den ewigen Kreislauf der Natur! Kannst du ihn stillstehen heißen? Kannst du das Dasein der ganzen Schöpfung in ein leeres Nichts zurückwerfen? Thu’s! Ha, auf meinen Knieen will ich dir danken! Ohnmächtiger, geh! Laß ab von mir.

Nr. 14. Große Scene.

AUBRY.

Wohl, du zwingst mich zum Verbrechen,

Meinen Schwur geh ich zu brechen,

Gott im Himmel wird verzeihn!

Kann ich es dadurch erreichen,

Daß du von ihr mußt entweichen,

Ist die Sünde ja nur klein.

RUTHWEN.

Strauchle auf der Bahn des Rechten,

Du verfällst den finstern Mächten,

Scheint der Fehltritt auch nicht groß;

Bist du einmal erst gewonnen,

Enger stets wirst du umsponnen,

Und die Hölle läßt nicht los.

AUBRY.

Gern will ich für mein Verschulden

Martervolle Strafe dulden;

Was kann Ärgeres geschehn!

Giebt es größeres Verderben,

Als die Heißgeliebte sterben

Und so gräßlich sterben sehn!

RUTHWEN.

Meinst du? Ha! versuch’ es nur!

Und mit Schaudern wirst du sehen,

Was noch Ärgres kann geschehen.

Glaubst du, daß mich die Natur

Zu dem schrecklichen Beruf

Schon bei der Geburt erschuf?

Geh denn hin, verrate mich!

Schuld des Meineids lad’ auf dich,

Um mit süßem Triumphieren

Die Geliebte heimzuführen;

Werde Gatte, Vater dann,

Und ein hochbeglückter Mann!

Doch es naht die Zeit heran,

Wo bei tausend Schlangenbissen

Dir die Seele wird entrissen;

Vor den Richter bang und schwer

Tritt sie, und der Strenge spricht:

»Reue sühnet Meineid nicht;

Kehre dann zurück mit Graus

In das kaum verlassne Haus.«

Nun gehst du, ein grausiger Leichnam, einher,

Bestimmt, dich vom Blute Derer zu nähren,

Die dich am meisten lieben und ehren;

Im Innern trägst du verzehrende Glut.

Bei deinem Leben hatt’st du geschworen:

Was durch dich lebt, ist durch dich verloren;

Der Gattin, der Söhne, der Töchter Blut,

Es stillet zuerst deine scheußliche Wut,

Und vor ihrem Ende erkennen sie dich

Und fluchen dir – und verdammen sich!

Doch was dir auf Erden das Teuerste war,

Ein liebliches Mädchen mit lockigem Haar

Schmiegt bittend die kleinen Händchen um dich.

Die Thränen ins helle Äuglein ihr treten.

Sie lallet: Vater, verschone mich,

Ich will auf Erden für dich beten!

Du siehst ihr ins unschuldig fromme Gesicht,

Du möchtest gern schonen und kannst es doch nicht!
Wild.

Es reizt dich der Teufel, es treibt dich die Wut.

Du mußt es saugen, das teure Blut!

So lebst du, bis du zur Hölle fährst,

Der du auf ewig nun angehörst;

Selbst dort noch weichet vor deinem Blick

Die Schar der Verworfnen mit Schrecken zurück:

Denn gegen dich sind sie engelrein,

Und der Verdammte bist du allein! –
Er streckt seine linke Hand gegen Aubry aus.
Aubry starrt ihn entsetzt an und tritt einen Schritt zurück.

RUTHWEN.

Du starrst? Du stehst entsetzt vor mir?
Lachend.

Haha! ich zeichnete nach der Natur,

Meine eigne Geschichte erzählte ich dir.

Jetzt geh hin! – Geh hin! – Geh hin!

Und brich deinen Schwur!
Er eilt ab nach rechts hinten vor der Terrasse.

Zehnter Auftritt

Aubry allein.

AUBRY starrt Ruthwen entsetzt nach.

Ha! wie das grausenvolle Bild

Mich mit Entsetzen ganz erfüllt;

Kein Trost, kein Ausweg zeigt sich hier,

Sie ist verloren! Wehe mir!
Er sinkt auf einen Stuhl am Tisch rechts.
Nr. 15. Arie.

AUBRY.

Wie ein schöner Frühlingsmorgen

Lag das Leben sonst vor mir,

All mein Wünschen, all mein Sorgen

War ein heitrer Blick von ihr.
Er steht auf.

Flur und Wald schien nur zu leben,

Um ihr Bild zurückzugeben,

Und mit süßem Zauberklingen

Nur von ihr, von ihr zu singen.

Denn ihr Antlitz wunderhold

Lacht aus jeder Blume mir,

Aus der Abendröte Gold,

Aus der Sterne Glanzrevier.

Ach, ihr Antlitz wunderhold,

Lacht aus jeder Blume mir!

Zephir schien mit ihr zu kosen,

Nur von ihr sang Quell und Baum,

Und entschlummert unter Rosen

Träumte noch von ihr der Traum. –

Doch jetzt umgiebt mich dunkle Nacht,

Ich verzweifl’ an Gottes Macht;

Unheilbringende Dämonen

Scheinen die Schöpfung nur zu bewohnen.

Grinsend hör’ ich sie triumphieren,

Zum Verderben muß es führen,

Was ich auch beginnen wollte. –

Und von allem, was mir droht,

Ist das minder Schreckensvolle:

Wahnsinn! Wahnsinn, oder Tod!

George Dibdin kommt von rechts hinten vor der Terrasse.

Elfter Auftritt

George, Aubry zu seiner Linken.

GEORGE. Gut, daß ich Euch noch finde, gnäd’ger Herr! Ach, nehmt Euch meiner an!

AUBRY. Was hast du, George?

GEORGE. Wenn Ihr doch den gnäd’gen Herrn bereden könntet, mit Euch nach Davenaut zurückzukehren. Er zerstört mir meine ganze Hochzeitsfreude, er ist immer um meine Braut, spricht und tanzt beständig mit ihr; und sie thut auch, als wenn ich gar nicht auf der Welt wäre, und ist so freundlich gegen ihn, als wäre er der Bräutigam. Die jungen Burschen foppen mich schon damit, allen Hochzeitsgästen diene ich zum Gespötte; ich ertrage es nicht länger!

AUBRY. Unglücklicher! Und du verließest sie? Kehre sogleich in den Saal zurück, verlaß deine Braut nie, hörst du? Nie, auch nicht auf einen Augenblick! Es ist das einzige Mittel, dich und sie vom größten Verderben zu retten.

GEORGE. Ihr macht mir Angst, gnäd’ger Herr! Ihr glaubt doch nicht, daß er sie wirklich verführen würde?

AUBRY. Frage nicht, geh’ schnell hinein zu ihr! Ich eile nach Davenaut zurück! Gott! Gott! wie wird das enden!

George eilt ab nach rechts vor der Terrasse.

Aubry geht ab nach links vor der Terrasse.

Lord Ruthwen kommt nach einer Pause mit der sich etwas sträubenden Emmy im rechten Arm von rechts vorn.

Zwölfter Auftritt

 Emmy, Ruthwen zu ihrer Linken.

Nr. 16. Duett.

RUTHWEN zeigt nach links.

Leise dort zur fernen Laube!

EMMY.

Gnäd’ger Herr!

RUTHWEN.

Wo wir ungestörter sind.

EMMY sich immer angstvoll nach rechts umsehend.

Gnäd’ger Herr, man kommt, ich glaube –

RUTHWEN.

Nicht doch, liebes süßes Kind!

EMMY.

Ja, ja, man kommt!

RUTHWEN.

Folge mir nur wen’ge Schritte –

EMMY.

Gnäd’ger Herr! ach nein, ich bitte –

George wird mich im Saal vermissen!

RUTHWEN.

Furchtsam Närrchen, laß dich küssen!

Emmy will sich losreißen.

Ruthwen hält sie fest umschlungen.

EMMY.

Nein, ach, laßt zurück mich gehen,

Gnäd’ger Herr, ach, schonet mein!

Würde George bei Euch mich sehen,

Nimmer könnt’ er mir verzeihen.

RUTHWEN.

Soll ich, ach, noch länger klagen?

Emmy wendet sich einige Schritte nach rechts.

RUTHWEN.

Wird mir nie dein Auge sagen,

Daß für mich dein Herzchen spricht?

EMMY für sich.

Ach, ich fühl’s, mit tausend Banden

Hängt mein ganzes Herz an ihm. – Ach!

RUTHWEN für sich.

Lange hat sie widerstanden,

Doch sie weicht dem Ungestüm.

EMMY für sich.

Ach, ich fühl’s, mit tausend Banden –

RUTHWEN.

So komm doch –

EMMY wie oben.

Hängt mein ganzes Herz an ihm!

RUTHWEN.

O komm doch, komm, mein süßes Leben!

Meiner Augen holdes Licht!

EMMY für sich.

Seinen Bitten widerstreben,

Ich vermag es länger nicht.

RUTHWEN nähert sich ihr erst jetzt wieder.

Nun, so komm, noch wen’ge Schritte –

Er umfaßt sie.

EMMY.

Nein, ach, gnäd’ger Herr, ich bitte –

RUTHWEN.

Süßes Mädchen, folge mir!

EMMY.

Gnäd’ger Herr!

RUTHWEN.

O folge mir!

EMMY.

Ach, ich zittre!

RUTHWEN.

Folge mir!

EMMY.

Ach, ich zittre!

RUTHWEN.

Folge mir!

Er läßt sie wieder los.

Kannst du länger grausam sein?

EMMY einen Schritt von ihm.

Grausam, gegen Euch? Ach, nein!

RUTHWEN.

Folge mir!

EMMY.

Wohl, es sei! – Ich folge dir!

Sie sinkt an seine Brust.

BEIDE.

Leise, leis’ im Mondenschimmer,

Still und heimlich ziehn wir fort

Nach dem süß verschwiegnen Ort;

Du bist mein, ich dein auf immer!

Mond und Sterne mögen lauschen,

Wie wir Seel’ um Seele tauschen,

Und in Liebe uns berauschen.

Sie eilen links vorn ab.

 James Gadshill, Richard Scrop, Robert Green, Toms Blunt alle etwas angetrunken, am meisten Blunt, kommen, jeder mit einer Weinflasche in der Tasche, von rechts vor der Terrasse.

Dreizehnter Auftritt

Gadshill und Scrop rechts, Green und Blunt links.

BLUNT. Kommt hierher, hier sind wir ungestört.

SCROP. Im Saal ist’s so heiß.

GREEN. Und solch ein Lärm, daß man nicht einmal in Ruhe trinken kann.

Alle Vier setzen sich an den Tisch rechts.

GADSHILL. Hier ist’s angenehm kühl, und der klare Mondenschein –

BLUNT.

Ach, Bruder, die Welt ist so schön!

Hast du auch eine Flasche bei dir?

GADSHILL zieht eine Flasche aus der Tasche. Das versteht sich!

SCROP ebenso. Ich auch!

GREEN ebenso. Ich auch!

BLUNT ebenso. Siehst du, ich habe auch eine bei mir – und zwei hab’ ich noch in der Tasche; denn Trinken, Bruder, siehst du, Trinken, das ist: Trinken! Es giebt viel Annehmlichkeiten in der Welt, aber doch nur drei Hauptvergnügungen.

GADSHILL. Ah, ich weiß schon, du meinst: Wein, Weiber und Gesang.

BLUNT. Du bist ein guter Christ, aber du hast’s nicht getroffen. Siehst du, Bruder, das erste ist: Trinken! und das Zweite ist: Trinken! und das dritte ist: Trinken!

Alle lachen.

BLUNT. Hahaha! Nicht wahr, ich habe recht? Denn seht: Singen? Singen ist gut, ich singe auch, aber man kann doch nicht immer singen, man kriegt’s satt. Und Weiber? O ja! o ja! – Aber – na, davon wollen wir nicht reden, das weiß ich und meine Suse am besten. Aber Trinken? Seht ihr, Trinken, das ist: Trinken!

ALLE DREI. Ja, Bruder, du hast recht, Bruder! Sie trinken, stehen auf und treten vor.

 Nr. 17. Trinklied und Quintett mit Chor.

BLUNT.

Im Herbst, da muß man trinken!

ALLE.

Im Herbst, da muß man trinken!

Das ist die rechte Zeit;

Da reift uns ja der Traube Blut

Und dabei schmeckt der Wein so gut;

Im Herbst, da muß man trinken!

BLUNT.

Im Winter muß man trinken!

ALLE.

Im Winter muß man trinken!

Im Winter ist es kalt;

Da wärmet uns der Traube Blut

Und dabei schmeckt der Wein so gut;

Im Winter, ja, da muß man trinken!

BLUNT.

Im Sommer muß man trinken!

ALLE.

Im Sommer muß man trinken!

Im Sommer ist es heiß;

Da kühlet uns der Traube Blut

Und dabei schmeckt der Wein so gut;

Im Sommer muß man trinken, trinken!

BLUNT.

Im Frühling muß man trinken!

ALLE.

Im Frühling muß man trinken!

Da ist’s nicht heiß, noch kalt!

Da labt uns erst der Traube Blut,

Da schmeckt der Wein erst doppelt gut;

Im Frühling muß man trinken, trinken! – –

Juch! Das ist ‘ne Fröhlichkeit,

Alles schwimmt in Seligkeit!

Alles bricht in Jubel aus,

So ist’s recht beim Hochzeitsschmaus!

Juch! Das ist ‘ne Fröhlichkeit,

Alles schwimmt in Seligkeit!
In größter Ausgelassenheit.

Juch!
Sie setzen sich wieder.
Frau Suse Blunt kommt eilig von rechts vor der Terasse.

Vierzehnter Auftritt

Die Vorigen am Tisch rechts sitzend, Frau Blunt auf der linken Seite.
Quintett.

FRAU BLUNT schlägt Blunt auf die Schulter.

Endlich, Alter, find’ ich dich!
Sie reißt Blunt empor.

BLUNT seelenvergnügt.

Suse, ja, der hier bin ich.

FRAU BLUNT.

Lange, lang’ schon hab’ ich dich gesucht,

Nirgends konnte ich dich finden.

Hab’ gewettert, hab’ geflucht,

Gott verzeih’ mir meine Sünden!
Keifend.

Hier bei deinen Saufkumpanen

Treffe ich dich endlich an!

Alle stehen auf und taumeln vor.

FRAU BLUNT.

O du ehrvergessner Mann,

Gleich gehst du mit mir von dannen!

BLUNT.

Liebes Weibchen, sieh nicht scheel,

Ach, ich bin so kreuzfidel.

GREEN, SROP, GADSHILL.

Frau, was schilt sie uns denn aus,

Heute ist ja Hochzeitsschmaus.

FRAU BLUNT.

Schweigt! – Schweigt, eh’ mir die Galle schwillt!

Wollt ihr noch zu mucksen wagen,

Will ich jedem von euch sagen,

Was er ist und was er gilt.

BLUNT heimlich.

O weh!

FRAU BLUNT nimmt Green mit der linken Hand und stellt ihn vor sich.

Robert Green! Ihr seid bekannt

Überall im ganzen Land

Als ein schlechter Ehemann,

Der zu gern nur dann und wann

Mag nach andern Weibern sehen,

Und zum Spiel und Weine gehen.

Green kratzt sich hinter dem Ohr und geht zurück.

FRAU BLUNT dreht Blunt zu sich.

Du, Toms, bist ein alter Narr!

Der nichts ist und der nichts war,

Als ein liederlicher Säufer,

Spieler, Schlemmer, Wirtshausläufer!
Sie wendet sich nach links, stößt auf Scrop, nimmt ihn beim Kragen.

Scrop, Scrop hier ist im gleichen Falle!
Sie schubst ihn beiseite, geht zu Gadshill, schlägt ihn vor die Stirn.

Euch, James Gadshill, Euch gebricht es

An Verstand, und kurz alle,
In der Mitte stehend, erst nach rechts, dann nach links weisend.

Alle, alle, alle, alle taugt ihr nichts!

BLUNT.

Liebe Suse, keinen Streit,

Sieh, ich bin voll Seligkeit!

Liebe Suse, keinen Streit,

Sieh, ich bin voll Seligkeit!

FRAU BLUNT.

Ja, ich sag’ euch, alle, alle,

Alle, alle taugt ihr nichts!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Still! Nein, bei Gott, das ist zu toll!
Zu Blunt.

Sagt ihr, daß sie schweigen soll.

BLUNT.

Suse, laß uns doch in Ruh!
Ihr seine Flasche hinhaltend.

Trink’ einmal!

GREEN, SCROP, GADSHILL zu Blunt.

Sagt ihr, daß sie schweigen soll!

Sagt ihr, daß sie schweigen soll!

BLUNT.

Ich bring’ dir’s zu!

FRAU BLUNT sehr heftig.

Wie?

Was war das? Ich soll schweigen?

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Ja, wir wollen nichts mehr hören.

BLUNT.

Trink’ einmal!

FRAU BLUNT.

Ich soll schweigen!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Ja, wir wollen nichts mehr hören!

BLUNT.

Ich bring’ dir’s zu!

FRAU BLUNT.

Wer will mir den Mund verwehren!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Ach, wir wollen nichts mehr hören!

FRAU BLUNT schreiend.

Nein, nein, nein, nein!

Jetzt will ich noch ärger schrein!

BLUNT.

Liebe Suse, laß uns doch in Ruh!

Suse, laß uns doch in Ruh!

FRAU BLUNT schlägt mit der geballten Faust auf den Tisch rechts.

Nein, nein, nein, nein, nein, nein,

Nein, nein, nein, nein, nein, nein!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Still jetzt, still jetzt, still!

Stille soll sie sein!

Still jetzt! Stille soll sie sein!

FRAU BLUNT schreiend.

Ich will nicht schweigen!

Wartet nur, ich will euch zeigen,

Daß ich reden will und kann!
Höhnisch, in der Mitte stehend, mit dem Rücken gegen das Publikum, mit dem Gesicht nach dem Hintergrunde, den vier Zechern zugewendet, kann sie vor Erschöpfung nicht weiter und macht eine Pause; dann noch heftiger.

Hat euch, was ich sprach, verdrossen?

Nun, wohlan denn, euch zum Possen

Fange ich von vorne an!

BLUNT.

Suse, laß uns doch in Ruh!

Trink einmal!

FRAU BLUNT.

Nun, wohlan denn, euch zum Possen

Fange ich von vorne an!

BLUNT.

Ich bring’ dir’s zu!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

O schweiget still!

FRAU BLUNT zu Green.

Robert Green, Ihr seid bekannt

Überall im ganzen Land

Als ein schlechter Ehemann!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Ist das Weib denn ganz von Sinnen!

FRAU BLUNT.

Der zu gern nur dann und wann

Mag nach andern Weibern sehen

Und zum Spiel und Weine gehen.

GREEN, SCROP, GADSHILL zu Blunt.

Nachbar, sprecht, was nun beginnen?

Blunt steht abgewendet und trinkt.

FRAU BLUNT dreht ihn zu sich herum.

Du, Toms, bist ein alter Narr,

Der nichts ist und der nichts war,

Als ein liederlicher Säufer,

Spieler, Schlemmer, Wirtshausläufer,

Der nichts ist und der nichts war,

Als ein liederlicher Säufer!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Ist das Weib denn ganz von Sinnen?

Blunt steht wieder abgewendet und trinkt.

FRAU BLUNT.

Scrop hier ist in gleichem Falle;

Euch, James Gadshill, Euch gebricht’s am Verstande!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Nachbar, sagt, was nun beginnen?

BLUNT.

Macht’s wie ich, und bleibt in Ruh,

Wird’s zu arg, so lacht dazu!

‘s ist ein liebes Weibchen doch,

Stoßet an, sie lebe hoch!

FRAU BLUNT.

Und kurz, alle, alle taugt ihr nichts!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Hahahahahahahahahahahaha!

BLUNT, GREEN, SCROP, GADSHILL.

Stoßet an, sie lebe hoch!

John Perth, George Dibdin, sämtliche Bauern

kommen von rechts.

Fünfzehnter Auftritt

Die Vorigen. Perth nimmt die rechte Ecke. Bauern zurückstehend. George. Dann Aufwärter.

George entfernt sich, Emmy suchend, nach links vorn, wo Ruthwen zuletzt mit ihr abgegangen ist.

BLUNT.

Sie lebe hoch! sie lebe hoch!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Hahaha, hahahahahahahaha!

CHOR.

Welcher Lärm! was ist geschehen?

Saget, was bedeutet das?

BLUNT.

Sie lebe hoch!

CHOR.

Man kann ja kein Wort verstehen,

Ist es Ernst denn oder Spaß?

FRAU BLUNT wie vorher.

Robert Green, ihr seid bekannt

Überall im ganzen Land

Als ein schlechter Ehemann,

Der zu gern nur dann und wann

Mag nach andern Weibern sehen

Und zum Spiel und Weine gehen.

Du, Toms, bist ein alter Narr,

Der nichts ist und der nichts war,

Als ein liederlicher Säufer,

Spieler, Schlemmer, Wirtshausläufer.

Scrop hier ist in gleichem Falle.

Euch, James Gadshill, Euch gebricht’s am Verstande!
Sie hört gleichsam vor Erschöpfung auf.

Und kurz, alle, alle, alle, alle, alle taugt ihr nichts!

BLUNT.

Suse! Suse! – Laß uns doch in Ruh!

Liebes Weibchen, sieh nicht scheel,

Ach, ich bin so kreuzfidel!

Trink einmal, ich bring’ dir’s zu!

Sie lebe hoch! sie lebe hoch! sie lebe hoch!

GREEN, SCROP, GADSHILL.

Hahahahahahahahahaha!

CHOR.

Dieses Schelten, dieses Lachen,

Das verwirrt uns alle noch!

Wollt ihr uns denn rasend machen?

Frau, so schweig sie endlich still!

Einige Bauern tragen Frau Blunt jubelnd nach rechts vor der Terrasse ab.

Blunt folgt ihnen.

Aufwärter räumen unauffällig den Tisch und die Stühle rechts vorn weg.

Es fällt links vorn ein Schuß.

Sechszehnter Auftritt

Die Vorigen ohne Blunt und seine Frau.

PERTH nimmt die Mitte, spricht.

Horch – was war das?

Er beobachtet nach links vorn.

GREEN spricht.

Es fiel ein Schuß!

ALLE durcheinandersprechend.

Ja, ja, ein Schuß, ein Schuß!

Sie wenden sich nach der rechten Seite, so daß die linke Seite frei bleibt.

Pause.

Es fällt links vorn ein zweiter Schuß.

PERTH wie oben.

Und noch einmal! Was kann das sein?

ALLE nach links vorn zeigend.

Auf, eilet schnell nach jener Seite,

Im nahen Wäldchen fiel der Schuß!

PERTH.

Doch sehet, dort nahet diesem Platze

George Dibdin sich in voller Hast!

George Dibdin kommt eilig und atemlos von links vorn.

 

Siebzehnter Auftritt

 

 

Alle auf der rechten Seite. John Perth rechts vorn. George zu seiner Linken. Dann Emmy als Leiche.

 

GEORGE angstvoll.

Ach, Freunde, eilt, ach, eilet, rettet, Freunde!

PERTH.

Sprich, George, was ist geschehn? Was ist geschehn?

GEORGE.

Ach, Eure Emmy, Vater, ist ermordet,

Und ich, weh mir, erschoß den gnäd’gen Herrn!

PERTH.

Gerechter Gott! welch gräßliches Verbrechen!

Sprich, Unglückseliger, wie ging das zu?

 

Größte Teilnahme während der Erzählung.

 

GEORGE.

Voll Eifersucht sucht’ ich den gnäd’gen Herrn,

Der meine Emmy aus dem Saal entführte.

Vergebens spähte ich den Garten durch,

Und kam zur Pforte bei dem nahen Wäldchen.

Da höre ich die Stimme meiner Braut,

Sie schreit um Hilfe, teuflisches Gelächter

Des gnäd’gen Herrn dringt gleich drauf mir ins Ohr,

Ich eile hin, erblicke sie am Boden,

Ich ziehe die Pistole wutentflammt,

Ich ziele nach dem gnäd’gen Herrn, ich schieße!

Er stürzt zu Boden, rafft sich wieder auf,

Und eilt davon, ich hin zu Eurer Tochter!

Weh mir! voll Blut und leblos liegt sie da!

 

 

Vier Bauern eilen ab nach links vorn.

 

GEORGE.

Besinnungslos, nur meiner Rache folgend,

Stürz’ ich ihm nach, dem Grafen! Ein zweiter Schuß

Ereilt ihn bei dem Erdfall nah am Garten,

Er stürzt hinab! Erstarrt steh’ ich am Rande.

Gekühlt war meine Rache; mit Entsetzen

Erkenn’ ich meine schaudervolle That!

Ach, gräßlich war es anzusehen, wie

Der Mond das blasse Antlitz hell beschien,

Der hoch herab vom Himmel in die Kluft sah.

Nicht Ruhe hab’ ich mehr auf dieser Erde.

Eilt, seht, ob Eure Tochter noch zu retten,

Mich treibt die Unthat in die weite Welt!

 

Er stürzt ab nach links hinten vor der Terrasse.

 

 

 

Die vier Bauern bringen von links vorn auf einer Trage die Leiche Emmys und stellen sie in der Mitte nieder.

 

PERTH ruft aus.

Mein Kind, mein armes Kind!

 

Er bricht an der Trage zusammen.

 

 

 

Alle nähern sich und knieen nieder.

 

Nr. 18. Chor.

 

CHOR.

Freuden und Leiden im irdischen Leben

Wechseln so rasch, wie die Stunden entschweben!

Wir zogen so fröhlich und munter daher,

Zu vereinen die Braut mit dem Gatten.

Ach, und jetzt gehen wir bange und schwer,

Ihre Leiche zur Gruft zu bestatten!

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