2016-02-25

Schön, dass mal jemand um die vernachlässigte Kölner Stadtbahninfrastruktur kümmern will.

hsimpson wrote:

Hallo zusammen!

Ich bin noch ein recht neuer Mapper, der sich grade die Tiefen des Straßen und ÖPNV-Mappings aneignet.
Seit einiger Zeit bin ich auch regelmäßig in Köln unterwegs und musste feststellen, dass das ÖPNV-Bild auf OSM noch einige Lücken aufweist. Der Wiki-Eintrag vom VRS ist auch seit fünf Jahren nicht mehr aktualisiert worden.

Einige Punkte, die mir in letzter Zeit aufgefallen sind:

Stadtbahn:
- Chaos in den Werten für railway=*: oberirisch meist tram, unterirdisch vollkommen wahrlos mal tram und mal subway. Bei den Linien-Realtionen sind alle Niederflur als Tram und alle Hochflur als Subway getaggt. Das führt dazu, dass Subway-Relationen  Tram-Strecken liegen und umgekehrt.

Da hast du Recht. Noch immer sind Teile (es waren mal mehr) als railway=subway getaggt, was ich als falsch empfinde. Auch wenn die Strecken zum Teil im Untergrund liegen, sind es noch keine U-Bahnen. U-Bahnen haben nämlich keine höhengleichen Kreuzungen mit dem Individualverkehr. Wenn sie diese jedoch habe – und das ist bei den oberirdischen Abschnitten in Köln der Fall – dann sind es Stadtbahnen (railway=light_rail).

Wo die Stadtbahn auf Eisenbahnstrecken fährt, würde ich die Infrastruktur genauer anschauen. Wo andere Eisenbahnzüge die Infrastruktur mit benutzen, ist railway=rail richtig. Wo sie es nicht können, weil der Gleismittenabstand zu gering ist und/oder das Lichtraumprofil es nicht hergibt (z.B. wegen Bahnsteigen, die ins Lichtraumprofil ragen), ist es railway=light_rail + workrules=DE:EBO.

Die Niederflurbahnen sind etwas tricky. Die muss ich mir erst mal noch auf Mapillary anschauen. Ich bin zwar schon in Köln mit der Stadtbahn gefahren, aber das war bislang recht wenig (und ist größtenteils 5 1/2 Jahre her und war vor meiner Zeit als Mapper). Wenn ihr Gleiskörper überwiegend vom Straßenverkehr getrennt ist (höhengleiche Kreuzungen sind weiterhin möglich und zahlreich vorhanden) und es an fast allen Stationen richtige Bahnsteige gibt [1], wäre IMHO railway=light_rail korrekt. Hochflurigkeit ist ein starkes Argument für Stadtbahn und gegen Straßenbahn, aber Niederflurigkeit ist noch lange kein Argument gegen eine Stadtbahn. Niederflurigkeit ist heutzutage einfach modern, weil man billiger Bahnsteige bauen kann (Hochflurbahnsteige brauchen mehr Platz, u.a. für die Rampen zum Bahnsteig hoch) und auch bei Platzmangel barrierfreie Einstiege realisieren kann.

hsimpson wrote:

- Linienrelationen im Tagging veraltet und Namensgebung nicht einheitlich.

Das ist in mancher anderen Stadt auch noch so.

hsimpson wrote:

- Strecken ungenau gemappt, vor allem bei den Linie 3-5 nur ein Gleis wo zwei liegen, bzw Gleise in die Straßen reingemalt. Dazu fehlen haufenweise Gleiswechsel (ist aber erstmal nebensächlich) Problem hier: Bing-Bilder sind meist nicht hilfreich, da Tunnelstrecken oder durch Bäume verdeckt.

Wenn es keinen bahnaffinien Mapper vor Ort gibt, ist das die Konsequenz. (Ich komme aus Karlsruhe und bin einer von min. zwei Bahnaffinen. Bei uns sind schon die Signale und Weichennummern gemappt)

hsimpson wrote:

- Sehr viele Lücken im Netz. Allerdings sind zumindest die meisten Haltestellen eingetragen, wodurch das mappen zusammen mit den aktuellen Liniennetzplänen weitestgehend möglich ist.

Gab es nicht mal einen VRS-Import? Vielleicht mal nachfragen, ob man euch eine aktuelle Liste geben will, die man dann Stück für Stück arbeitet (Vorsicht, die Koordinaten dieser Listen sind u.U. mit OSM rechtlich inkompatibel bzw. ungenau).

hsimpson wrote:

Mein wesentlicher Punkt, über den ich hier diskutieren möchte ist ein einheitliches Schema für die Stadtbahn Köln. Meiner Ansicht nach ist eine Unterscheidung zwischen Hoch- und Niederflurnetz genau so falsch wie zwischen unter- und überirdisch, da hier das Prinzip gelten sollte "ein System = ein Schema".

Das beißt sich aber mit der Heterogenität von Netzen wie dem Kölner, das teils unter-, teils oberidisch, teils in der Straße, teils mit eigenem Gleiskörper, teils Hoch- und teils Niederflur ist.

hsimpson wrote:

Nach dem englischen Wiki wäre light_rail eigentlich das naheliegenste Schema, allerdings wird dieses in Deutschland für S-Bahnen verwendet.
Folglich bleiben noch tram und subway als option, wobei ich eher für tram wäre, da dies mehr der Entstehungsgeschichte des heutigen Systems Rechnung trägt (Innenstadttunnel wurde urgsprünglich als "Unterpflasterstraßenbahn" geplant und gebaut) und man auf den Straßenbündigen Außenästen schlecht eine subway auf die Straße klatschen kann.

Meinst du Routenrelationen oder die Infrastruktur? route=light_rail gibt es in PTv2 nicht mehr. Deshalb ist route=tram richtig.

Für S-Bahnen (ausgenommen Karlsruhe, das die Marke S-Bahn auch verwendet) ist route/railway=light_rail falsch, da es sich um Vollbahnsysteme auf Vollbahninfrastruktur (ggf. komische Stromzuführung, die alles bloß teurer macht) handelt.

Einzige Ausnahme sollten die EBO-Strecken nach Frechen und Bonn bleiben, da hier ein Systemwechsel stattfindet. Diese sind bereits jetzt als train gemappt.

hsimpson wrote:

Ich werde jedoch nix dergleichen angehen, ohne mich vorher über das Vorgehen abzustimmen, sonst investiere ich hier haufenweise Arbeit rein und der nächste ändert das wieder zurück.

Des weiteren würde ich gerne die Strecken genauer mappen (s.o.), hierbei fehlen mir jedoch die Daten. Wenn mir hier jemand aushelfen kann wäre ich sehr dankbar.

Mein Tipp lautet Mapillary. Und wenn das nicht vorhanden ist: Selber machen. Ich bin im Mai/Juni 2015 große Teile des Karlsruher Straßenbahnnetzes abgefahren und habe durch die Heckscheibe hindurch (wir haben Einrichtungsfahrzeuge) Bilder gemacht. Wenn du eine etwas längere Brennweite als ein Handy hast, kannst du auch durch einen Füherstand hindurch Bilder machen. (Das habe ich neulich zwischen Karlsruhe und Rastatt gemacht). Mai bis Juli sind dafür besonders gut, da die Sonne recht hoch steht (weniger schlimmes Gegenlicht) und der Tag recht lang ist (mein billiges Semesterticket gilt Mo.-Fr. erst ab 18:00 Uhr).

Viele Grüße

Michael

[1] Kein Aussteigen auf der Straße, wie das z.B. noch in vielen ostdeutschen Städten (Halle, Magdeburg) noch verbreitet ist (Karlsruhe hat das auch noch an min. drei Haltestellen).

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