2017-01-09

Bezugnehmend auf die Videos im Thread Ein kleiner Einblick in mein Video und die Frage wie das Video und die dazugehörige Musik gefällt, habe ich mal aus dem Stehgreif ein paar Punkte zusammengefasst wo man bereits beim Video erstellen aber auch in der Nachbearbeitung beachten sollte. Sicher sind das nur ein paar wenige Anhaltspunkte und es lässt sich auch nicht immer so durchführen. Dennoch können diese Punkte als Leitlinie herangezogen werden. Aber auch die individuelle Linie ist das, was ein Video ausmacht. Und dabei muss man sich dann auch mehr oder weniger von so einer Linie wegbewegen. Also das ganze nicht zu Ernst nehmen. Für die ersten Versuche ist das Beachten dieser Punkte nicht schlecht irgendwann kommt dann so oder so die persönliche Linie.

1. Storyboard: Ein gelungenes Video zeichnet sich dadurch aus, dass es für den Zuschauer kurzweilig ist und er durch die Story gefangen wird. Ganz wichtig dabei ist, welche Massage will ich mit dem Video rüber bringen. In manchen "Wald und Wiesen Videos" kann man oft gar keine Massage finden, allenfalls "Schaut mal wie schön ich geflogen bin". Das ist für einen persönlich ganz nett, sieht man aber von dem persönlichen Bezug den der Pilot zu den Aufnahmen hat ab, ist es für alle anderen Zuschauer sehr ermüdend. Auch wenn man jetzt z.B. in einem Urlaub erst einmal Film-Material sammelt, so sollte man sich im Nachhinein eine Story des Filmes bzw. der Szene überlegen und demnach eine Auswahl treffen. Z.B. Film = Griechelandurlaub 2016 / Szene = Besuch der Akropolis. Bei diesem Verfahren entsteht dann gerne mal eine größere Menge filmischer Ausschuss. Diesbezüglich ist es daher besser, wenn man sich eine solche Message vorher überlegt, in einem Storyboard niederlegt und dann gezielt die Aufnahmen angeht. Der Profi überlegt sich dann auch noch von welcher Seite, mit welche Einstellungen zu welcher Lichtstimmung, sprich Sonnenstand, er seine Aufnahmen macht.

2. Bewegungen: Eine Grundregel im Videoschneiden besteht darin "Das Motiv bewegt sich - die Kamera bleibt still". Jegliche Bewegung der Kamera lenkt vom Inhalt des Filmes und von der Story ab. Gilt übrigens auch für Überblendungen. Jetzt hat der Copter aber schon einen solchen tollen Gimbal unten dran, der gerade für solche Kamerafahrten ideal ist. Dann kann man gerne auch eine machen. Dabei aber bitte keine unterschiedlichen Bewegungen miteinander mischen. Immer versuchen in einer Szene max. eine Bewegung hinein zu bringen. Diese sollte dann auch geradlinig, ruhig, gleichmäßig und sehr geschmeidig, sein. Hat man wie in den oben genannten Beispielen bei einer Bewegung mal "überdreht" und man muss zurück korrigieren um das Motiv sauber im Bild zu haben, ist die Szene eigentlich nicht mehr zu gebrauchen. Heißt soviel, die Aufnahme noch einmal und diesmal richtig machen. Gleiches gilt auch, wenn man eine zweite Bewegung einfügen muss um das Motiv wieder Bildmitte zu haben. Also während einem horizontalen Schwenk eine vertikale Neigung einfügen muss. Auch das ist dann Ausschuss.

3. Wiederholungen: Wurde eine Motiv aus einer Perspektive gar mit einer Bewegung bereits einmal gezeigt, wird diese für den Zuschauer uninteressant. Man kann ein und dasselbe Motiv aus unterschiedlichen Richtungen und Einstellungen zeigen. Stichworte sind hier die "Weite" (zeigt z.B. den Ort), die "Totale" (zeigt das gewünschte Haus), die "Halbtotale" (zeigt einen größeren Teilbereich des Hauses) und die "Nahe" (zeigt z.B. dann nur noch die Haustür). Dabei darauf achten, nicht mehrfach dieselbe Einstellung von demselben Motiv. Genauso bei Bewegungen. Machst Du einen Rechtsschwenk über den Ort ist ein Linksschwenk danach für den Zuschauer nicht mehr interessant. Also dann lieber etwas langsamer und bereits beim ersten Schwenk alles ausführlich einfangen.

Aber auch hier gibt es ausnahmen. Verfolgt man ein Objekt wie zum Beispiel ein Mähdrescher der ein Feld räumt und man möchte den Fortschritt festhalten, bleibt einem ja nichts anderes übrig. Streng genommen ändert sich hierbei aber auch das Motiv. Aber auch hier nicht ewig dasselbe Dooing zeigen. Wenn die Story das komplette Abernten des Feldes zeigen sollte bietet sich an, nach einer ersten näheren Aufnahme des Feldes und der Maschinen, ein Sprung zu einer anderen Zeiten oder einen Zeitraffer einzubauen. Wie bereits erwähnt ist es wichtig den Zuschauer mit Interesse an das Video zu binden und nicht durch lange Weile zu verlieren.

4. Clip-, Szenen- und Videolänge: Man sollte sich überlegen, wann wurde die Aufnahme vom Zuschauer geistig erfasst. Zeigt eine Aufnahme keinen Bewegungsablauf oder Veränderung, ist eine Cliplänge von 10 Sekunden schon ziemlich lange. Ein Anhaltspunkt ist, wie lange würde ich mir ein Papierbild ansehen bis ich alle Informationen darin erfasst habe und an meinen Nachbarn weiter geben würde. Eine Szene kann dann mehrere Clips beinhalten, aber bitte keine Wiederholungen. Dasselbe Motiv aus mehreren Einstellungen die dann entsprechend kürzer sind und auch immer die ganze Szene und sowie die Geschichte dahinter beachten. Da heraus ergibt sich eine Videolänge. In den Videos im oben genannten Thread wären eine Gesamtzeit von 3-4 Minuten absolut ausreichend. Danach verliert man den Zuschauer.

5. Musik: Die Musik ist ein wichtiges Instrument und soll die Stimmung des Viedos wiedergeben bzw. untermalen. Eine und dieselbe Bildaufnahmen wirken mit unterschiedlich gewählter Hintergrundmusik ganz anders. So passt in ein Alpenpanorama kein Seemannslied und umgekehrt. Die Morgenstimmung oder der Sonnenuntergang verträgt kein Techno, das Autorennen keinen Walzer und die Feld- und Wiesenaufnahme keinen Rock. Die Musik sollte auch das gezeigt Tempo wiederzugeben. Sportaufnahmen benötigen dann etwas schnellere, Landschaftsstimmungen etwas langsamere Musik. Man wählt entweder die Musik nach der Stimmung im Video oder auch anders herum man schneidet das Video nach der Stimmung der Musik. So sollte auch immer die Musik schon vor dem Feinschnitt feststehen. Besser noch sie steht schon bereits zu beginn im Storyboard. So sollte sich dann auch die gezeigte Szene an der gewählten Musiklänge orientieren oder eben umgekehrt. Die Kür besteht dann sogar darin, habe ich eine Musik mit herausragenden Takten oder Tonsequenzen, so nutzt man diese auch gerne um von einem auf den anderen Clip überzublenden bzw. zu schneiden. Das nennt man dann "an der Musik geschnitten".

Mit den Augen darf man stehlen. Schaut Euch einfach diverse Videos im Thread drohnen-forum.de/ an. Entscheide selbst, was langweilt und was fesselt Euch. Ein gutes Indiz ist immer, wann will ich das Video bis zum Ende sehen und wann will ich das Video vorzeitig abschalten. Bei ersterem schau es Euch genauer noch einmal genauer an und überlegt woran liegt es, dass Ihr es fertig sehen möchtet. Ein wirklich gutes Beispiel sind die beiden Videos von @S t e f a n. Beautiful Gran Canaria I und Beautiful Mallorca (Balearic Islands) AERIAL DRONE 4K VIDEO. Aber auch andere Videos in diesem Thread sind absolut gelungen und sehenswert. Beachtet aber auch, vieles ist bereits schon mehrfach erzählt worden. So gelten Wald, Feld und Wisenaufnahmen oder Videos von Windrädern bereits als "abgebrannt". Also sich in anderen Videos Ideen holen aber sich dann eine ganz eigene Story überlegen wo man etwa neues und anderes "erzählen" kann.

Das sollen jetzt mal die ersten grundlegenden Tipps und Überlegungen meiner Seitz sein. Mit Sicherheit gibt es noch jede Menge mehr davon. Jedoch je tiefer man in das Thema einsteigt umso individuelle wird es und die persönlichen Vorlieben kommen zum Vorschein. Dennoch sollen hier weitere Tipps und Tricks zu den Grundlagen bereits beim Aufnehmen und dem anschließenden Nachbearbeiten gesammelt werden.

Viel Spaß und vielen Dank an @Diet für die Inspiration zu diesem Thread.

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