Das Schicksal in Gestalt der Technischen Delegierten von European Athletics hat es gut gemeint mit Christian Steinhammer. Denn überraschend wurde der 25-jährige Niederösterreicher für die Europameisterschaften in Zürich zugelassen, obwohl er das Limit über 3000m Hindernis verpasst hatte. „Ich habe überhaupt nicht mehr damit gerechnet, dass ich noch zur EM kann. Aber wenn man lange genug dran bleibt, dann kommt der Einsatz doch irgendwann zurück“, freut er sich. Die 3000m Hindernis hat er in den letzten Jahren zu seinem Schwerpunkt gemacht. Trotz einer neuen Bestzeit von 8:43,40 Minuten, die er bei seinem letzten Limitversuch am 15. Juli in Luzern gelaufen ist, hat er die EM-Norm von 8:37,50 nicht knacken können. „Ich habe mich eineinhalb Jahre auf einen EM-Start vorbereitet. Die Enttäuschung war groß.“
Boost für die Motivation
Da jedoch weniger als 32 Athleten das Limit unterboten haben, hat European Athletics das Feld der qualifizierten Läufer erweitert und zusätzliche Athleten in den Bewerb geholt. Damit weiß Christian Steinhammer seit Montag, 4. August, 11 Uhr vormittags, dass er doch in Zürich starten kann. „Ganz habe ich es am Anfang nicht geglaubt – eine super Sache! Die letzten Wochen habe ich stark gezweifelt, ob ich alles richtig gemacht habe und mich gefragt, wie es weiter gehen soll. Jetzt ist die Motivation natürlich voll da!“
An seinen ersten Volksläufen hat Christian Steinhammer schon mit 5 Jahren teilgenommen, mit 11 war er zum ersten Mal bei Landesmeisterschaften dabei. Beim Verein USKO Melk mit Obmann Herbert Temper ist es für den vielseitigen Läufer sportlich aufwärts gegangen. Sein nominell größter Erfolg bisher war der sechste Platz bei der U23-EM 2009 im Hindernislauf. Hoch einzuschätzen ist sein 33. Rang bei der Crosslauf-EM im Dezember 2013. Abgesehen von Günther Weidlinger war kein Österreicher bei diesen Meisterschaften jemals besser platziert.
„Schauen, wie weit ich kommen kann“
Das Projekt „EM-Teilnahme 2014“ hat der Läufer aus St. Georgen/Leys (nahe Scheibbs) im Frühjahr 2012 begonnen. Über 3000m Hindernis sah er die beste Perspektive: „Ich wollte schauen, wie weit ich kommen kann. Mich haben vor allem Bestzeiten auf „untypischen“ Disziplinen bestärkt, wie letztes Jahr die 1000m in 2:25 in Andorf und die 3000m in 8:05 in Linz. Es hat mir viel Motivation gegeben, dass ich bei einem großen Meeting wie auf der Gugl starten konnte und dort Bestzeit gelaufen bin. Man muss solche Chancen nutzen“, sagt er.
Von Scheibbs nach Iten, Kenia
Seinen Weg nach Zürich hat Steinhammer mit sich selbst als Trainer bestritten: „Man muss hart zu sich selbst sein, sonst trainiert man nur die Dinge, die man gern macht.“ Wenn es sich ergibt, läuft er gerne mit Valentin Pfeil und Christoph Sander. Input für die Vorbereitung holt er sich von mehreren Seiten, in Gesprächen mit Hubert Millonig und ÖLVNationaltrainer Martin Steinbauer, auf Trainingslagern vom deutschen Marathonläufer Falk Csierpinski oder vom italienischen Coach Renato Canova. „Es gibt keine großen Geheimnisse. Alle, die gut sind, trainieren sehr viel. Man kriegt immer das raus, was man reinsteckt.“ Neben dem Training lernt Steinhammer für die Studienberechtigungsprüfung. Nach einer Tischlerlehre hat er zwei Jahre eine Abend-HAK in St. Pölten besucht. Dann ergab sich die Möglichkeit die Ausbildung zum Polizisten zu absolvieren und dabei im Rahmen einer verlängerten Ausbildungszeit professionell trainieren zu können. In der Praxis konnte er jedoch den Sport nicht wie gewünscht ausüben, weshalb er diesen Weg beendete. Seit zwei Jahren betreibt er den Laufsport auf eigene Faust: „Ich wäge nicht immer ab, was es kostet. Ich mache es mit Spaß. Wenn ich nach Kenia auf Trainingslager fahre, brauche ich natürlich Geld, aber es sind Erfahrungen fürs Leben, die ich dort mache.“
Dass er nur acht Tage vor dem EM-Vorlauf von seinem Start erfahren hat, ist natürlich nicht ideal, aber der Antrieb ist dafür absolut top: „Meine Form ist nicht so schlecht, das habe ich bei den Staatsmeisterschaften gesehen. Ich werde alles geben, zu verlieren habe ich nichts. Wenn es um viel geht, kann ich immer noch ein paar Prozent mehr rausholen.“
Steckbrief
Steckbrief
Disziplin: 3000 Meter Hindernis
Geb. 21. Oktober 1988 | 25 Jahre
Verein: USKO Melk
Trainer: er selbst
Bestleistung 8:43,40 Minuten (Luzern, 15.7.2014)
EM-Limit 8:37,50 Minuten
Erfolge: 6. Platz U23-EM 2009, 33. Platz Crosslauf-EM 2013
Steinhammers EM-Programm
Steinhammers EM-Programm
Dienstag, 12. August, 12:23 Uhr – Vorlauf
Donnerstag, 14. August, 20:45 Uhr – Finale