3. März 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass Russland mittlerweile mit einem Kampfeinsatzes auf der Krim droht, sorgt auch an den Finanzmärkten für Nervosität. Zwar wird davon ausgegangen, dass sich der Westen militärisch nicht einmischen wird, für Anleger dürfte es aber erst einmal heißen: Risiken zurückfahren. „Heute und auch in der gesamten Handelswoche muss mit einer deutlichen Stimmungseintrübung gerechnet werden“, erklärt Christian Schmidt von der Helaba. Bisher sei der Konflikt in der Unkraine von den Börsen nur bedingt eingepreist worden – dies scheine nun nachgeholt zu werden.
„Die Unsicherheit hat wieder zugenommen. Der Umsturz in der Ukraine trägt maßgeblich dazu bei, aber auch Verschwörungstheorien zum Renminbi-Wechselkurs und die Unsicherheit über die US-Konjunktur und den Kurs der Notenbanken“, bemerkt Rainer Gutermann von der Commerzbank. Die „sicheren Häfen“ Staatsanleihen würden wieder angesteuert. Die Flucht beschränke sich nicht auf Bundesanleihen, die Renditen in anderen Euroländern fielen in ähnlichem Ausmaß, auch in Italien und Spanien.
Der DAX hatte am Freitag noch einmal zugelegt und sich mit einem kleinen Wochenplus bei 9.692 Punkten verabschiedet. Am Montagvormittag liegt der Index bei knapp 9.500 Punkten und damit tief im Minus. Deutsche Staatsanleihen starteten hingegen mit kräftigen Gewinnen in die neue Handelswoche: Der richtungsweisende Euro-Bund-Future kletterte auf 144,93 Punkte, die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf 1,58 Prozent.
Nur kurzes Beben
Halver
„Die politischen Irritationen in der Ukraine sind eine exogene, schwer einzuschätzende Gefahr für die internationalen Aktienmärkte“, meint Robert Halver von der Baader Bank. Eine tatsächliche militärische Eskalation sei aber wenig wahrscheinlich. Grundsätzlich zähle die Ukraine nicht zu den bedeutenden Schwellenländern. „Insgesamt sollten also auch diese politischen Börsen kurze Beine haben.“ Der Analyst geht davon aus, dass die konjunkturelle Stabilisierung und eine international um Krisendeeskalation bemühte Geldpolitik die positive Oberhoheit über die Finanzmärkte bald zurückgewinnen werden. „Zunehmende Volatilitäten müssen Anleger aber dennoch aushalten.“
Gewinnschätzungen fallen weiter
Es gibt allerdings auch andere Argumente, die einen Anstieg des DAX vorerst verhindern könnten: „Anders als in früheren Zyklen haben die Analysten angesichts deutlich besserer ifo-Geschäftserwartungen ihre Gewinnschätzungen für DAX-Unternehmen im Jahr 2014 bisher nicht angehoben, sondern weiter gesenkt“, bemerkt Markus Wallner von der Commerzbank. Dieser negative Trend werde zunächst noch anhalten, denn die konservativen Ausblicke der Unternehmen in der laufenden Berichtssaison sprächen eher für weitere Abwärtsrevisionen. „Der DAX dürfte sich zunächst weiter volatil seitwärts bewegen.“
Keine Stimmung für neues Allzeithoch
„Mit Blick auf die schwachen Vorgaben wegen der Krimkrise kann gegenwärtig ein nachhaltiger Ausbruch über das Allzeithoch noch nicht erwartet werden“, meint auch Charttechniker Dirk Oppermann von der DZ Bank. Gelinge dieser jedoch, sei das 161,8 Prozent-Fibonacci-Retracement der letzten 700 Punkte-Korrektur bei 10.240 Punkten das nächste Kursziel. Werde die Unterstützung um 9.505 Punkte nicht verteidigt, ergäben sich allerdings deutlichere Kursrisiken. „Hierdurch würde dann auch die Annahme eines weiterhin laufenden Top-Bildungsprozesses beim deutschen Bluechip-Index in den Fokus rücken.“
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Unterdessen setzt sich die Berichtssaison fort, mit der Deutschen Telekom und RWE legen in den kommenden Tagen weitere DAX-Schwergewichte ihre Bücher offen. Wichtigster Termin in der neuen Woche ist aber ohne Zweifel die EZB-Entscheidung am Donnerstag, daneben dürften die US-Arbeitsmarktzahlen, die am Freitag veröffentlicht werden, viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Montag, 3. März
14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/-ausgaben Januar.
16.00 Uhr. USA: ISM-Index Verarbeitendes Gewerbe Februar. Nach dem unter anderem wetterbedingten dramatischen Rückgang des Index im Januar ist laut Helaba nun mit einer leichten Verbesserung zu rechnen. Die Analysten prognostizieren einen Anstieg um rund einen Punkt auf 52,5.
Dienstag, 4. März
Quartalszahlen RWE, Beiersdorf
Mittwoch, 5. März
Quartalszahlen Adidas
11.00 Uhr. EU: BIP 4. Quartal detaillierte Ergebnisse. Prognostiziert wird ein saisonbereinigtes Plus von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal und 0,5 Prozent im Jahresvergleich.
16.00 Uhr. ISM-Index außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes Februar. Laut Helaba wird sich der Index leicht auf 53 Punkte abschwächen.
Donnerstag, 6. März
Quartalszahlen Deutsche Telekom, Continental, Fraport, Merck KGaA, Klöckner & Co, Axel Springer, RTL
12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge der Industrie Januar. Mit dem Anziehen der Konjunktur in Europa sollten die deutschen Aufträge nach dem leichten Minus zuvor um etwa 1 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, meint die Helaba. So sei wohl zu Jahresbeginn der Großauftrag für das Gaspipeline-Projekt South Stream verbucht worden. Zudem sei es aufgrund des milden Winters sowohl bei der Produktion als auch bei den Auftragseingängen kaum zu Ausfällen gekommen.
13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England.
13.45 Uhr. EU: Zinsentscheid der EZB mit anschließender Pressekonferenz. Nach Ansicht der DekaBank hat die EZB mit der niedrigen Inflationsrate ein neues Problem, das bestätigten die jüngsten Daten mit Jahresraten unter 1 Prozent. Die Analysten rechnen aber nicht damit, dass die EZB bereits jetzt Deflationsgefahren ausrufen und die Leitzinsen weiter senken wird.
16.00 Uhr. USA: Auftragseingänge Industrie Januar. Prognostiziert wird im Schnitt ein Minus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Freitag, 7. März
Quartalszahlen Gea Group, Evonik
12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion Januar. Der Commerzbank zufolge deuten Unternehmensumfragen auf ein Anziehen des Geschäfts der Industrie hin. Die Analysten rechnen mit einem Plus von 0,7 Prozent. Geholfen habe wohl auch das sehr milde Wetter.
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote Februar. Nach der überraschenden Schwäche am US-Arbeitsmarkt in den vergangenen beiden Monaten sind die Witterungsbedingungen laut DekaBank in den ersten beiden Wochen des Februars im historischen Vergleich sogar nochmals belastender gewesen. Die Analysten rechnen daher insbesondere im Baugewerbe mit einem spürbaren Beschäftigungsabbau. Die Beschäftigung insgesamt sei wahrscheinlich nur gering gestiegen, die Arbeitslosenquote verharre bei 6,6 Prozent.
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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 3. März 2014