Zusammenfassung: Mit dem Rückzug des DAX knapp unter die 7.700er Marke entweicht auch Optimismus aus dem Markt. 9 Prozent der befragten Anleger haben sich seit vergangenem Mittwoch von ihren Bluechips getrennt. Aber nur 3 Prozent erwarten fallende Kurse und sind short gegangen, die übrigen haben dem Markt den Rücken gekehrt. Insgesamt drückt diese Bewegung den Bull/Bear-Index auf 55,6 Punkte, der damit gar nicht mehr so weit entfernt von der wichtigen 50-Punkte-Linie zwischen einem Bullen- und einem Bärenmarkt steht.
Der Abzug aus dem Bullenlager ist weitaus stärker ausgefallen als die Kursbewegung. Aber auch die verbleibenden Anleger mit Engagements haben ihre Kurserwartungen nach unten angepasst. Vermutlich sind zu den kurzfristig agierenden Verkäufern der Vorwoche noch mittelfristig orientierte Anleger aus dem Markt gegangen, möglicherweise erwarten sie nun die vielbeschworene vorübergehende Korrektur. Denn langfristig sprechen sich Kommentatoren wie Investoren weiterhin für Aktien aus. Für den Markt sieht das nach Ansicht der Analysten von Cognitrend gut aus, den es stünde nun einiges an Nachfrage zur Verfügung.
Von den Einzelwerten sticht die Deutsche Bank heraus, in deren Aktie 26 Prozent der Befragten den kommenden Wochengewinner sehen.
DAX-Sentiment
Detailanalyse
Bull/Bear-Index: 55,6 Punkte
Vorwoche: 62,2 Punkte. Oberhalb 50 Punkte ist der Markt optimistisch, unterhalb pessimistisch.
Goldberg
16. Januar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Verfolgt man während der vergangenen beiden Wochen die Kommentare in den Medien, lässt sich feststellen, dass man für den DAX in den kommenden Monaten durchaus eine positive Entwicklung sieht. Fast schon ein bisschen nach dem Motto: „In 2013 wird der DAX weiter steigen, aber natürlich nicht wie im Vorjahr um 30 Prozent“. Dazu passen auch verschiedene Meldungen über deutliche Kapitalzuflüsse bei Aktienfonds, vor allem im Monat November (vgl. Bericht der Branchenvereinigung Efama in der Börsenzeitung), wobei besonders Versicherer die Aktie als Investment wiederentdeckt haben. Damit lässt sich auch erklären, warum die von der Börse Frankfurt allwöchentlich befragten mittelfristig orientierten Akteure im letzten Quartal des Jahres 2012 vor allem während des besagten Monats eine so nachhaltig optimistische Meinung vertraten.
Dieser Optimismus ist allerdings bei der jüngsten Stimmungserhebung, gemessen an unserem Bull/Bear-Index, deutlich zurückgegangen. Auf den ersten Blick könnte man daraus schließen, die Kapitalzuflüsse seien bei den befragten Fondsmanagern seit Jahresbeginn zum Erliegen gekommen, weswegen diese folgerichtig eine vorsichtigere Haltung gegenüber dem DAX eingenommen hätten. Allerdings spricht die Entwicklung des Börsenbarometers gegen diesen ersten Anschein. Denn der DAX hat sich während der vergangenen sechs Wochen, in denen das Bullenlager immerhin von 64 auf 40 Prozent der Befragten geschrumpft ist, nicht abgeschwächt.
Ökonomische Erwägungen spielen keine Rolle
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Daraus lässt sich schließen, dass hinter der deutlichen Verringerung des Bullenlagers keine massiven Aktienverkäufe stecken. Dafür spricht auch die die jüngste Wanderung der Optimisten (minus 9 Prozent), von denen zwei Drittel nunmehr lediglich eine neutrale Haltung zum Markt einnehmen. Will sagen: Die Mittelzuflüsse aus dem letzten Quartal müssen nicht einmal zurückgegangen oder gar versiegt sein. Sie werden wahrscheinlich als Kassenbestand gehalten, bis der DAX eine ordentliche Abwärtskorrektur produziert hat. Nicht primär aus fundamentalen Erwägungen heraus. Vielmehr dürfte bei den jüngsten Positionierungen vor allen Dingen eine wichtige Rolle gespielt haben, dass der DAX an seinem bisherigen wichtigen Referenzpunkt, dem Jahreshoch gescheitert ist und überdies die Aufwärtsdynamik in der Wahrnehmung einiger Akteure nachgelassen zu haben scheint.
Rechnet man zu diesen abwartenden Fondsmanagern die eher Trading orientierten Aktien-Abgeber der vergangenen Sentimenterhebung hinzu, ergibt sich bei fallenden Kursen für den DAX auf niedrigerem Niveau (vgl. Detailanalyse) gute Nachfrage.
© 16. Januar 2013/Joachim Goldberg, cognitrend
Verhältnis Optimisten zu Pessimisten
Bullish
Bearish
Neutral
Total
40 %
30 %
30 %
ggü. letzter Erhebung
-9 %
+3 %
+6 %
DAX-Stimmungskurve
Stand DAX 16.01.2013, 12:00 Uhr: 7.680 Punkte (-0,52 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 55,6 Punkte
Weiterführende Links
Erhebungsregeln für Stimmungsindikatoren
Alle Analysen des DAX- und TecDAX-Sentiment
Zur Homepage von cognitrend (www.cognitrend.com)
Referenzpunkte abermals zurückgesetzt
Hirschmüller
Eigentlich könnte man meinen, die Investoren sollten gleich zu Jahresbeginn, bei der ersten Erhebung, ihre Neuausrichtung bzw. die dazugehörigen Bezugspunkte mitteilen. Dazu bedarf es aber der Bekanntmachung aller Akteure. Offensichtlich waren vergangene Woche noch nicht alle Händler aus dem Winterurlaub zurückgekehrt. Denn bei der Messung der Stimmung sowie der Schätzung der Bewegungsintensität haben sich heute noch einmal deutliche Veränderungen ergeben. Das gegenüber der Vorwoche um 8 Prozent gewachsene Panel hat die Anpassungen der Vorwoche alle wieder auf die Werte zurückgesetzt, die bereits zum Jahresende dominierten. D. h., die DAX Zielzonen der drei Gruppierungen Bullen, Bären und Neutrale liegen jeweils wieder um 100 Zähler niedriger als in der Vorwoche.
Median
höchster Wert*
tiefster Wert*
Streuung
Bullen
7.800 / -100
7.960
7.740
110 / +/-0
Bären
7.400 / -100
7.545
7.190
180 / -20
Neutrale
7.600 / -100
7.705
7.560
70 / -80
* = eine Standardabweichung vom Mittelwert aller Kursprognosen.
Korrektur darf kommen
Einzelwertanalyse
Untersucht werden die Aktien, die für Bullen und Bären derzeit die größten Favoriten darstellen, also die mit der besten erwarteten Entwicklung und die mit der schlechtesten.
Das Bullenlager gibt sich nun wieder bescheidener. Die höchste DAX-Prognose beginnt nun nicht mehr mit einer Acht (eine Standardabweichung vom Mittelwert). Der Mittelwert der bearishen Kursziele ist hingegen um etwas mehr als 1 Prozent nach unten gezogen worden. Die jüngste Ladehemmung des DAX sein Jahreshoch des ersten Handelstages zu überwinden bzw. sein anschließender Rückschlag, hat merkliche Spuren bei den kurzfristigen Aussichten der Akteure hinterlassen. Zahlreiche der befragten Institutionellen richten sich nun auf eine Konsolidierungsphase ein. Nach den Kursgewinnen, die sich seit Mitte November entfaltet haben, sind ohnehin viele Händler für ein Korrekturszenario sehr empfänglich geworden. Im Volksmund wird so eine Phase meist als „gesunde Korrektur“ gefeiert. Genau auf so eine Bewegung scheinen zahlreiche Akteure beim DAX zu warten. Dass der Jahreseröffnungskurs diese Woche deutlich unterschritten wurde, wird von manchen ebenfalls als Startschuss einer Korrektur empfunden. Nimmt man die geglättete höchste Schätzung der Skeptiker als Anhaltspunkt, dürfte der DAX sich bereits bei Abschlägen in der Größenordnung von zwei Prozent erster guter Nachfrage erfreuen.
Gewinner und Verlierer: Deutsche Bank nur noch Top
Das Finanzwerte-Duo Commerzbank und Deutschen Bank führt auch diese Woche die Top-Liste an. Ein Positionswechsel untereinander hat nicht stattgefunden. Im Gegenteil, der Abstand zwischen den beiden Top-Titeln ist sogar noch ein wenig größer geworden. Die Commerzbank führt jetzt deutlich mit 4 Prozentpunkten Vorsprung. Aufsteiger der Woche ist eindeutig die Deutsche Post AG, die aus dem Stand von Null auf den dritten Platz (7 Prozent) vorgeprescht ist.
Beim Blick auf die DAX-Flops bestätigt sich die positive Haltung, die Investoren neuerdings den Aktien der Deutschen Post entgegenbringen. Sie liegt dort bei null Prozent.
Ein wenig überraschend ist hingegen das Abschneiden der SAP-Aktie. Nach den jüngsten Quartalszahlen hat sich allerlei Missmut breitgemacht. Die Aktie brach gestern zwischenzeitlich um mehr als 7 Prozent ein. Dafür ist sie mit 5 Prozent und Platz sechs der Flop-Liste noch verhältnismäßig gut bedient.
Keine Überraschung dürfte hingegen sein, dass Dauer-Tabellenführer Commerzbank auch weiterhin die Doppelrolle des Top- und Flop-Spitzenreiters wahrnimmt, bei den Flops nach wie vor dicht gefolgt von ThyssenKrupp und RWE.
© 16. Januar 2013/Gianni Hirschmüller, cognitrend