2015-03-05


Stopp

6. März 2015. München (Baader Bank). Das Jahr ist zwar erst etwas mehr als zwei Monate alt, aber dennoch zeichnet sich schon jetzt eine Tendenz für das Unwort des Jahres 2015 ab, zumindest für Börsianer. Denn diese reagieren inzwischen allergisch auf alle Begrifflichkeiten, die im Zusammenhang mit Griechenland stehen.

Auch in den nächsten Monaten wird sich alles um die Themen „Grexit“ oder „Non-Grexit“ drehen. Für Politiker scheint „Grexit“ das Wort zu sein, das man noch nicht aussprechen möchte, aber innerhalb der Bevölkerung der EU wächst der Unmut über das Verhalten der griechischen Regierung sowie in Teilen ihrer Bevölkerung stetig. Dass die Griechen Ende 2014 ihrer Regierung 76 Milliarden Euro an Steuern schulden und gleichzeitig gegen Sparbeschlüsse und für mehr Unterstützung durch das Ausland demonstrieren, löst einfach nur noch kollektives Kopfschütteln in den anderen Eurostaaten aus.

Finanznot kann kein Grund für eine weitere Lockerung der Reformbemühungen sein, hat auch Finanzminister Wolfgang Schäuble klar gemacht. Des Weiteren weisen die Ausführungen des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis in die falsche Richtung, dass man die Reformvorschläge extra schwammig formuliert habe, um jedem Politiker die Möglichkeit einzuräumen, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen. Gepaart mit den griechischen Worten „Sie wissen, dass wir es nicht haben“ bezüglich der nahenden Rückzahlung endfälliger Anleihen fragt man sich immer öfter: „Wann ist das Maß voll und unsere Geduld am Ende?“ Im Sport gibt es meist nicht unendlich viele Verlängerungen, aber im EU-Finanzpoker mit Athen scheint es neue Spielregeln zu geben. Nach der Verlängerung der Verlängerung wird jetzt die Verlängerung der Verlängerung der Verlängerung in Angriff genommen. Ob das sinnvoll ist, werden die nächsten Wochen zeigen.

Über das Ziel eines solchen Umgangs mit seinen Euro-Partnern kann nur gemutmaßt werden. Da unsere Politiker in der Vergangenheit blauäugig auf alle Sanktionsmaßnahmen im Vertragswerk zur Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft verzichtet haben, wird alles auf einen Kompromiss mit Athen hinauslaufen. Denn „Rauswerfen“ ist nicht vorgesehen und somit kommt eine Denkweise zum Tragen, die Eltern von studierenden Kindern hinlänglich bekannt ist. Man einigt sich nach zähen Verhandlungen auf ein Budget, entlässt die Kinder in die „Freiheit“, und fordert eine Anpassung der Lebensgewohnheiten – Arbeit in Verbindung mit Studium – ohne das große Ziel – Aufbau einer gesicherten Existenz – aus den Augen zu verlieren. So oder so ähnlich wird es aller Voraussicht auch mit Athen kommen. Da man kein Euroland vor die Tür setzen kann, wird es nur die Möglichkeit geben, Griechenland den freiwilligen Austritt auf Zeit, gegebenenfalls mit einem Schuldenerlass auf Dauer, schmackhaft zu machen. Vier spannende Monate liegen also vor uns.

Heute lässt Draghi die Katze aus dem Sack!

Heute ist es endlich soweit. Nachdem der Rat der Europäischen Zentralbank am 22. Januar 2015 den Ankauf von Staatsanleihen beschlossen hat, hoffen die Marktteilnehmer auf der Pressekonferenz in Nikosia auf Zypern einige Details zu erfahren. Denn bisher ist noch nicht final festgelegt, wann mit dem Ankauf begonnen wird. Nur so viel steht fest: Ab März dieses Jahres sollen monatlich für 60 Milliarden Euro Anleihen angekauft werden.

Wie wichtig die Klärung wesentlicher Details solcher Programme ist, können die Notenbanker der Bank of Japan (BoJ) erläutern, denn im April 2013 verdoppelten sich die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen – unter anderem infolge der mangelhaften Erläuterung bei einer Aufstockung des QE, welche Papiere unter welchen Bedingungen und zu welchem Zeitpunkt angekauft werden können. Solche Fehler sollten sich nicht mehr wiederholen, aber ob der gewünschte Effekt – Einfrieren niedriger Refinanzierungskosten – auf Dauer erreicht werden kann, muss abgewartet werden.

In der Theorie hört es sich ganz einfach an. Die Notenbanken kaufen monatlich Anleihen in einem vorher festgelegten Volumen auf. Aber in der Praxis müssen die Spielregeln festgelegt werden. Für welche Staaten und bei welchen Schwellenwerten werden die Notenbanken intervenieren? Wer legt diese Werte fest? Werden die Spreads gegenüber anderen Staaten vernachlässigt? Wer koordiniert und was passiert, wenn die finanziellen Mittel nicht ausreichen bzw. zum Erreichen der Schwellenwerte nicht notwendig sind? Fragen über Fragen! Nicht zuletzt aus diesem Grunde hat Roberto A. De Santis, ein Ökonom der EZB, eine Methode entwickelt, um die einzelnen Komponenten, die zu einem Renditeanstieg bei Staatsanleihen führen, zu analysieren und somit OMT-Staatsanleihekäufe gezielt einzusetzen. Denn das von EZB-Präsident Draghi ins Spiel gebrachte „Redominationsrisiko“ wird nicht so einfach zu beziffern sein.

Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass die Marktteilnehmer die Notenbanken einem Belastungstest unterziehen werden. Noch vor wenigen Wochen wäre man sich sicher gewesen, dass es dabei nur einen Sieger geben könnte, aber nach der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank ist klar geworden, auch Notenbanken haben eine Schmerzgrenze. Somit sind also volatile Märkte vorprogrammiert.

In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass sich die Renditen südeuropäischer Staatsanleihen nahe ihrem Rekordtief befinden und gleichzeitig die Banken des Euroraums so viele Staatsanleihen im Bestand haben wie nie zuvor. Im Gesamtjahr 2014 erhöhten die Banken ihren Besitz an Staatsanleihen nach Daten der EZB um 9,1 Prozent und im Januar 2015 wurde nochmals investiert. Ob diese Bestände gänzlich den gesetzlichen Vorgaben geschuldet sind oder auch Vorkäufe mit Blick auf QE beinhalten, wird erst rückwirkend zu beurteilen sein.

Sollte aber der zweite Aspekt eine Rolle gespielt haben und Banken die erzielten Gewinne möglichst gefahrenlos heben wollen, so birgt genau dieses Szenario die größte Gefahr für den Gesamtmarkt. Allerdings wird auf der anderen Seite an der Emissionstätigkeit Deutschlands deutlich, dass zwar 2015 Anleihen im Volumen von 147 Milliarden Euro begeben werden, aber gleichzeitig damit endfällige Anleihen im Volumen von 135 Milliarden Euro ersetzt werden. So beläuft sich aus deutscher Sicht das neu zur Verfügung stehende Volumen im Jahre 2015 auf nur 15 Milliarden Euro. Solche Gedankenspiele enden dann wiederum sehr schnell in einer weiter künstlichen Materialverknappung mit steigenden Preisen.

Interventionen stoppen Höhenflug dänischer Bonds

Der stetige Aufwärtstrend bei dänischen Anleihen ist gebrochen. Nachdem die dänische Nationalbank im Februar mit einer massiven Intervention am Devisenmarkt eine Aufwertung der Dänischen Krone im Handel mit dem Euro verhindert hat, sind die Kurse dänischer Staatsanleihen hinter ihre Zwölfmonatshochs, die noch in der ersten Februarhälfte erreicht wurden, zurückgefallen.

So sank der Kurs einer bis 11/2021 laufenden dänischen Staatsanleihe (WKN A1GK8S) auf ein Niveau von rund 120,35 Prozent. Das Zwölfmonatshochs des Titels, der einen 3,0 Prozent-Kupon trägt, war am 13.2. mit 121,91 Prozent erreicht worden. Auch ein Bond aus Kopenhagen (WKN 413690) mit Fälligkeit 11/2024 notiert nun auf einem Niveau von ca. 165,75 Prozent und damit unter dem Jahreshoch von 169,17 Prozent, das ebenfalls am 13.2. erreicht worden war. Im Februar hatte die Notenbank in Kopenhagen in einem Volumen von insgesamt 168,7 Milliarden Dänische Kronen (22,6 Milliarden Euro) interveniert. Zuletzt lag der Kurs für einen Euro bei 7,4550 Dänische Kronen.

Zuvor hatte die Notenbank mit Zinssenkungen um die Anbindung der dänischen Währung an den Euro gekämpft. So wurde Anfang Februar der Zins für Bankeinlagen um weitere 0,25 Punkte auf minus 0,75 Prozent gesenkt, was die vierte Zinssenkung innerhalb von zweieinhalb Wochen war.

Wien plant Schuldenschnitt für Bad Bank der Hypo Alpe Adria

Nachdem vergangene Woche bei der Bad Bank der Hypo Alpe Adria, die neuerdings Heta Asset Resolutions genannt wird, eine Finanzlücke von bis zu 7,6 Milliarden Euro entdeckt worden war, hat die Finanzmarktaufsicht FMA das Kommando bei der Pleitebank übernommen. Sofort wurde die Rückzahlung ausstehender Hypo-Anleihen bis Mai 2016 auf Eis gelegt. Mit diesem Schritt, der nicht als Konkurs gilt, hat Österreich Zeit gewonnen, um mit den Gläubigern über einen milliardenschweren Schuldenschnitt zu verhandeln. Mit dem seit Januar geltenden Bankensanierungs- und Abwicklungsgesetz sollen die österreichischen Steuerzahler davor behütet werden, noch einmal für die Pleitebank einzustehen. Gleichzeitig wird auch das Bundesland Kärnten vor der Pleite bewahrt, haftet es doch noch immer für rund 10 Milliarden Euro Schulden der Heta.

Man kann nun davon ausgehen, dass der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling wohl die Verhandlungen zu einem Schuldenschnitt einleiten wird. Wenn es stimmt, was man aus Wien hört, wird ein genereller Schnitt von 50 Prozent für alle Gläubiger angepeilt. Dies würde auch die ehemalige Hypo-Mutter BayernLB treffen, bei der die Heta immer noch mit 800 Millionen Euro in der Kreide steht.

Von 2007 bis 2009 war die Hypo Alpe Adria eine Tochtergesellschaft der BayernLB und hatte sich bei ihrem Expansionsstreben auf dem Balkan völlig verspekuliert. Zur Abwicklung der faulen Kredite war 2014 die Heta als Bad Bank gegründet worden. Bisher hat das Debakel rund um die Hypo, die aus der Kärntner Landesbank hervorgegangen war, den österreichischen Steuerzahler rund 5,6 Milliarden Euro gekostet.

Im Ergebnis leidet bei diesem Vorgehen die Glaubwürdigkeit des Finanzplatzes Wien, weil damit die Verlässlichkeit staatlicher Haftung in Frage gestellt wird. Und natürlich werden die betroffenen Gläubiger mit einer Prozesslawine reagieren. Man darf gespannt sein, wie die internationalen Ratingagenturen vor diesem Hintergrund künftig die Bonität der Alpenrepublik beurteilen werden.

Reformdruck auf Frankreich hält an

Die EU-Kommission traut dem Braten nicht so recht, der ihr in Paris regelmäßig serviert wird. Im Tenor erklärt sich Frankreich zwar stets bereit, seine angekündigten Reformen umzusetzen. Dazu gehört auch die Senkung von Steuern und Abgaben um 30 Milliarden Euro, was die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen tatsächlich verbessern würde. Es besteht aber auch die ausgeprägte Neigung der Regierung in Paris, den Termin für die Einhaltung der Defizitgrenzen immer wieder weiter in die Zukunft verschieben zu wollen.

Frankreich redet gerne über Wachstum, gehörte aber mit einem Konjunkturplus von gerade einmal 0,4 Prozent im Jahr 2014 zu den EU-Schlusslichtern. Im Januar ist zwar die Zahl der Arbeitslosen erstmals seit zwei Jahren gesunken, nämlich um 19.000. Mit insgesamt knapp 3,5 Millionen Menschen ohne Job verharrt die Arbeitslosenzahl allerdings weiter auf einem Rekordniveau. Nimmt man hier Spanien zum Vergleich, so ist dort der Rückgang der Erwerbslosen mit 13.500 im Vormonatsvergleich zwar geringer. Im Vergleich zum Vorjahresmonat aber ist die Arbeitslosenzahl in Spanien immerhin um mehr als 300.000 zurückgegangen. Dieser Vergleich verweist indirekt auf fehlende Flexibilität am französischen Arbeitsmarkt. Zum einen bietet die Arbeitslosenversicherung zulasten der Beitragszahler teils sehr großzügige Zahlungen, und zum anderen ist ein Arbeitsloser in Frankreich nicht wie in Deutschland gezwungen, jeden zumutbaren Job anzunehmen. Glaubt man Premier Manuel Valls, der sich gerne als Sozialliberaler tituliert, so will dieser besser heute als morgen die geltenden Regeln für die Sozialpartner und die daraus entstandene Schuldenlast aus der Arbeitslosenversicherung revidieren.

Sollte dieser große Schritt für die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU nicht gelingen, die Neuverschuldungsquote bis 2017 auf 3 Prozent zu senken, würde Paris tatsächlich mehr Druck von der EU-Kommission bekommen. Denn schon bis zum Mai dieses Jahres muss die Regierung dafür sorgen, dass das konjunkturbereinigte Defizit 2015 um 0,5 Prozent-Punkte zurückgeht. Schafft Frankreich dieses Zwischenziel nicht, kommt das Thema bei der Kommission wieder auf die Tagesordnung. Man darf gespannt sein, ob dann Paris eventuelle Sanktionen akzeptieren oder wieder versuchen wird, die Einhaltung der Defizitziele zeitlich nach hinten zu verhandeln.

Regierungen mit Führungsanspruch sollten sich anders präsentieren und sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein!

China senkt Wachstumsziel und erhöht Rüstungsausgaben

China senkt sowohl die Zinsen als auch sein Wachstumsziel und erhöht die Rüstungsausgaben. Im laufenden Jahr, so rechnet man in Peking, wird die Wirtschaft des Reichs der Mitte nur noch um 7 Prozent wachsen, nachdem bereits im Vorjahr mit 7,4 Prozent das geringste Plus seit 24 Jahren verzeichnet wurde. Um zu verhindern, dass sich das Wachstum weiter verringert, senkte die Zentralbank zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten den Leitzins und zwar um 0,25 Punkte auf 5,35 Prozent.

Schwacher heimischer Konsum und Ungewissheiten im Export gelten als Dämpfer für die Konjunktur. So sind die Erzeugerpreise seit 34 Monaten rückläufig. Auch gingen die Ausfuhren im Januar um 3,2 Prozent im Vorjahresvergleich zurück. Darüber hinaus kühlt sich der Wohnungsmarkt weiter ab. Chinas Wirtschaft bewege sich in einer „neuen Normalität“, in der mehr Wert auf Umstrukturierung und Modernisierung gelegt werde“, sagte Zhang Liqun, Forscher beim Staatsrat, gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua. Deswegen sei eine Senkung des Wachstumsziels notwendig.

Deutlich über dem neuen Wachstumsziel für die Konjunktur liegt die geplante Steigerung der Rüstungsausgaben. So will Peking im laufenden Jahr für das Militär rund 10 Prozent mehr ausgeben als im Vorjahr. Im Haushaltsentwurf von 2014 war Chinas Militäretat um 12,2 Prozent auf umgerechnet 115 Milliarden Euro angewachsen. Das Friedensforschungsinstitut Sipri in Stockholm schätzt laut DPA die tatsächlichen Ausgaben allerdings um gut die Hälfte höher ein, da zum Beispiel Forschungs- und Entwicklungsausgaben in anderen Etats auftauchen. Weltweit steht China mit seinem Verteidigungshaushalt auf Platz zwei hinter den USA, aber noch vor Russland.

Euro mit Schwächeanfall

Jahrelang war Ruhe, aber nun ist der Villarrica-Vulkan im Süden Chiles wieder zum Leben erwacht. Er zählt zu den aktivsten Vulkanen Südamerikas. In unregelmäßigen Abständen kommt es zu größeren und kleineren Ausbrüchen. Die eine oder andere Parallele zum aktuellen Geschehen am Devisenmarkt ist durchaus zu erkennen. Denn auch die europäische Gemeinschaftswährung kommt nicht zur Ruhe, wie die jüngere Vergangenheit zeigt. So verlor der Euro innerhalb der Berichtswoche deutlich. Die Talfahrt begann zum Wochenende aufgrund guter Konjunkturdaten aus den USA. In der Folge fiel die Einheitswährung von 1,1379 US-Dollar in kürzester Zeit bis auf 1,1196 US-Dollar und der Start in die neue Handelswoche verlief ebenfalls sehr holprig. Der Euro geriet weiter unter Druck und stürzte bis auf 1,1025 US-Dollar ab. Aktuell handelt die Gemeinschaftswährung der Eurozone mit 1,1045 US-Dollar nur geringfügig über ihrem neuen Elfjahrestief.

Weitaus größeren Problemen muss sich die ukrainische Zentralbank stellen. Im Kampf gegen den anhaltenden Absturz der Landeswährung wurde der Leitzins drastisch angehoben von 19,5 auf 30,0 Prozent.

Das Vertrauen in die Eurostaaten und damit verbunden natürlich auch in den Euro ist gering. Die Privatanleger sind somit bestrebt ihr Vermögen sorgfältig und risikobewusst anzulegen. So stehen Fremdwährungsanleihen auf norwegische Kronen, australische Dollar, US-Dollar und türkische Lira weiter in der Gunst der Anleger.

Autor: Klaus Stopp, stellvertretender Leiter Rentenhandel der Baader Bank.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

Baader Bank AG
© 6. März 2015

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