2015-11-18

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Dieter Warnick für die tolle Reportage über Obertauern – zu finden auch unter www.raushier-reisemagazin.de

Die Beatles waren schon vor 50 Jahren da, „Kaiser“ Franz Beckenbauer hat hier ein Domizil, und Mitglieder der Dynastie der Habsburger ebenso. Ehemalige Fußballgrößen wie Uwe Seeler kommen regelmäßig, Ex-Rallye-Weltmeister Walter Röhrl schwört auf das Ambiente genauso wie Willi Holdorf  (Olympiasieger im Zehnkampf 1964) oder der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber. Auch der eine oder andere bekannte Schauspieler und das eine oder andere Filmsternchen tummeln sich hier auf den Pisten und beim Après Ski. Teils, um zu sehen und gesehen zu werden, teils, um im Schutz des Getümmels auf und neben den Skipisten inkognito zu bleiben. Auch B- und C-Promis kommen im Winter gern hierher. An Berühmtheiten fehlt es also nicht.

Sportliche Aktivitäten und nächtliches Vergnügen

Obertauern heißt ihr Ziel, ein Marktflecken in den Radstädter Tauern rund 90 Kilometer südlich von Salzburg gelegen. Der „Straßenort“ – links und rechts der Durchgangsstraße reihen sich die Hotels wie an einer Schnur gezogen auf – hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein Image zugelegt, das sportliche Aktivitäten und nächtliches Vergnügen außerhalb der Skipisten vereint. Wer allerdings dem ganz großen Rummel, beispielsweise in Lech am Arlberg oder in Ischgl, aus dem Weg gehen will, der ist in Obertauern, dem „Geheim-Promi-Skiort in Österreich“, wie es ein Einheimischer auf den Punkt bringt, genau richtig.



Ein Flügel vor der Informationszentrale (im Hintergrund) erinnert an die Beatles, die in Obertauern zwischen dem 14. und 21. März 1965 Teile ihres Films „Help“ drehten. Das metallene Instrument des Künstlers Max Sendlhofer wurde 2014 aufgestellt und soll auch in Zukunft an die „Pilzköpfe“ aus Liverpool erinnern. – Foto: Dieter Warnick

Obertauern ist keine eigene Gemeinde, sondern verteilt sich auf die Gemeindegebiete Untertauern (liegt im Bezirk Pongau) und Tweng (Lungau). Gäbe es eine Grenze, verliefe sie direkt durch den Ort. Das Skigebiet ist eines der schneesichersten in den gesamten Alpen und das höchstgelegenste im Salzburger Land. Kein Wunder, liegt das Hoteldorf auf der Passhöhe der Radstädter Tauern auf über 1700 Metern. Unterstützung erhält die natürliche weiße Pracht von 179 Schneekanonen und 195 Schneelanzen. Pistenzauber von Ende November (frühe Schneefälle sind garantiert) bis Anfang Mai hinein ist in diesem Schneeloch somit garantiert. Außerdem wird das Winterwetter in Obertauern von nördlichen Tiefdrucklagen ebenso beeinflusst wie von Adria-Tiefs.

In diesen gut fünf Monaten muss das Geld verdient sein. Dann schließen die meisten Hotels und gastronomischen Betriebe, und die 300 Einwohner sind wieder unter sich. Sommergäste lassen sich nur selten sehen, als Wandergebiet hat sich Obertauern noch keine Meriten verdient. „Den warmen Monaten müssen wir in Zukunft mehr Aufmerksamkeit widmen“, meint Sandra Frischmann vom Tourismusverband, „da müssen wir mehr Werbung für uns machen.“



Wie in eine Schüssel eingebettet liegt die Ortschaft Obertauern auf über 1700 Metern. – Foto: Tourismusverband Obertauern

Wintersport-Spielwiese für Familien

Die Tourismusverantwortlichen sind jedoch zuallererst bestrebt, den Skiort, der exakt 1738 Meter über dem Meer liegt, vermehrt als abwechslungsreiche Wintersport-Spielwiese für Familien zu etablieren. Die 100 hochalpinen Pistenkilometer – hinauf geht es mit insgesamt 26 Aufstiegshilfen, die knapp 50 000 Skifahrer pro Stunde befördern können, bis auf 2313 Meter – sind weitgehend als leicht oder mittel einzustufen. Der Nachwuchs wird spielerisch an das weiße Element herangeführt. Schneehase Bobby fungiert als Skilehrer für die Kleinsten und zeigt, wie man sich auf der Piste sicher fortbewegt.

Und auch der Bibo-Bär und seine vier Freunde, die Tiere aus den Bergen, freuen sich, wenn Kinder zwischen drei und zehn Jahren sehr gut Schifahren lernen wollen. Bibo-Bär hat von den einheimischen Tieren Anton Adler, Gundi Gämse, Harry Hase und Ricky Reh all das gelernt, was ein sehr guter Schifahrer in Obertauern einfach können muss! Und genau das wird bei der Edelweiss-Bahn auch allen Kindern gezeigt. Im Dorf der Tiere verraten sie den Kleinen in ihren Wohnhütten die wichtigsten Tricks.

Und sogar eine Geisterbahn gibt es, und zwar im Märchenpark an der Schaidbergbahn. Die Hexe Walpurga und ihre Waldgeister warten auf große und vor allem kleine Skifahrer und begleiten sie durch den Märchenwald zur Geisterbahn. Die dunkle Höhle der Geisterbahn wird auf Skiern durchfahren.



Obertauern bietet zusammen mit Tweng und Untertauern zirka 9000 Gästebetten an; im Jahr zählen die drei Gemeinden etwa eine Million Übernachtungen. – Foto: Tourismusverband Obertauern

Sicheres Fortbewegen ist das A und O

„Sicheres Fortbewegen ist auch abseits der Pisten das A und O“, mahnt Skilehrer Christian Ganster, und deutet dabei auf die zahlreichen Tiefschnee- und Geländeabfahrten. „Viele Pisten lassen wir für Freerider unpräpariert. Diese Naturpisten bergen natürlich viele Gefahren.“ So weist eine Info-Tafel bei der Kringsalmbahn auf die jeweilige Lawinenwarnstufe und auf die Schneehöhen hin; ferner ist ein Check von Lawinenverschüttetensuchgeräten möglich. Ohne LVS-Geräte sollten Tourengeher, die abseits der Pisten gehen, und Freerider nämlich nicht unterwegs sein.

Die Beatles machten den Ort berühmt

So richtig bekannt wurde Obertauern im Jahr 1965, als die Beatles, die damals noch ihre größten Erfolge vor sich hatten, eine Woche lang hier Quartier bezogen und einen Teil ihres Films „Help“ drehten. Mit ihrem ersten und einzigen Konzert in Österreich machten die vier Pilzköpfe damals schon die Nacht zum Tage.

Familienfreundlichkeit wird groß geschrieben; in Obertauern gibt es fünf Ski- eine Snowboard- und eine Langlaufschule. In der Spitzenzeit tummeln sich etwa 400 Skilehrer mit ihren „Zöglingen“ auf den Pisten. – Foto: Tourismusverband Obertauern

Seitdem hat sich viel verändert, doch geblieben ist das Nachtleben in den zahlreichen urigen, einladenden „Großraumhütten“, modernen Tanzstadeln, extravaganten Discotheken, aufgemotzten Clubs oder kostspieligen Bars. Das Nachtleben ist bunt. Beim Tabledance bekommen die vorwiegend männlichen Besucher große Augen, bei den zahlreichen Live-Auftritten bekannter oder nicht so bekannter Stimmungskanonen darf das Tanzbein geschwungen und zu diversen Partyhits mitgegrölt werden; DJ`s aus europäischen Metropolen legen in den Discos und Clubs auf.

Bei diesem Wetter dürfte die Stimmung alles andere als im Keller sein. – Foto: Tourismusverband Obertauern

Auch das zünftig-alpine Ambiente (viel Holz, offenes Kaminfeuer, liebevolle Tischdekoration, nettes alpenländisches Personal) in den „Hütten“, „Almen“ und „Stadeln“ verführt dazu, länger zu verweilen als geplant. Die Mahlzeiten sind deftig und schmackhaft. Hax`n, Steaks, Spare-Rips, Knödel oder Kaiserschmarrn stehen ganz oben auf dem Speiseplan vieler Gäste. Das einheimische Bier ist süffig, Obstbrände und andere geistreiche Leckereien begehrt. In den Bars und Clubs bevorzugen die Urlauber natürlich Sekt und Schampus. Darum sollte der Geldbeutel immer gut gefüllt sein. Denn Obertauern ist alles andere als ein preiswertes Pflaster!

„Tauernrunde“: Ein ausgeklügeltes System

Dass der Start in den neuen Tag nach einem langen Abend durchaus beschwerlich sein kann, ist selbstredend. Doch man sollte nicht allzu spät auf die Skipiste gehen – es wäre vergeudete Zeit. Denn in der riesigen „Schneeschüssel“, wie die Pass-Siedlung auch genannt wird, warten Pisten und Abfahrten für jeden Geschmack. Beispiel die „Tauernrunde“, die sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn gefahren und an einem Tag locker bewältigt werden kann. Ein ausgeklügeltes System, das in dem fast baumfreien Gelände an ein fein gewobenes Spinnennetz erinnert, bietet die Möglichkeit, von einer Aufstiegsanlage ausgehend, die gesamte Runde zu befahren, und wieder an den Ausgangspunkt zurückzukehren.

Eine der schönsten Fassaden im Ort hat das Sporthotel Cinderella. – Foto: Dieter Warnick

Anspruchsvoller als die „Tauernrunde“ ist die Tour „Super Seven“, bei der die sieben höchsten, mit den Liften und Skiern erreichbaren Positionen des Gebietes angefahren werden. Es sind dies: Seekareckbahn, Panoramabahn, Hundskogelbahn, Plattenkarbahn, Schaidbergbahn, Gamsleitenbahn II und die Zehnerkarbahn. Fantastische Ausblicke sind garantiert.

Zweimal in der Woche kann man in Obertauern unter Flutlicht Skifahren. Die Edelweißpiste ist montags und donnerstags jeweils von 19 bis 22 Uhr hell beleuchtet. – Foto: Tourismusverband Obertauern

Profis, die sich besonderen Herausforderungen zuwenden wollen, werden auf einer der steilsten Pisten der Alpen, der Gamsleiten II, fündig. Die 45 Grad steile, als schwarz (eigentlich müsste sie tiefschwarz sein) gekennzeichnete Abfahrt (das entspricht einem Gefälle von sagenhaften 100 Prozent) ist wegen ihrer vielen Buckel mit besonderer Vorsicht zu genießen. Die 400-PS-starken Pistenraupen können die Piste nur mit Hilfe einer Stahlsicherung, die am Felsen eingehakt ist, präparieren.

Die Piste „Autobahn Süd“ führt vom südlichsten Punkt des Skigebietes, dem Gamskarlift, hinunter zum Schaidberg. – Foto: Dieter Warnick

Eine der schönsten Abfahrten (neben der Piste mit dem süffisanten Namen „Autobahn Süd“) ist die Zehnerkarpiste, die mit knapp 600 Höhenmetern auch die längste des Skigebietes ist. Insgesamt sind Abfahrten der insgesamt 100 Pistenkilometer aber relativ kurz, sodass man doch über den Tag verteilt sehr viel „lifteln“ muss.

Zur vergangenen Wintersaison neu hergerichtet wurde die Panoramabahn, die von der Hochalm nach oben führt. Der Sechsersessel wurde mit Wetterschutzhaube, Sitzheizung und Kindersicherung ausgestattet. Und seit 2012 handelt es sich bei der Grünwaldkopfbahn um eine modere Kombibahn, das heißt, es gibt Sessel und Kabinen. Nach jeweils drei Sesseln mit je acht Sitzen folgt eine Kabine, die zehn Personen Platz bietet. Vor allem Mountainbiker profitieren im Sommer von diesen Kabinen, können sie doch ihr Sportgerät ohne großen Aufwand mit in die Goldel nehmen.

Wer es romantisch haben will, für den ist eine Fahrt mit dem Pferdeschlitten eine gute Alternative zum alpinen Skisport. – Foto: Tourismusverband Obertauern

Ein spezieller Treffpunkt für die Freestyle Szene sind die 4er – Sesselbahnen beim Kehrkopf (The Spot), denn dort wurde für alle, die tolle Sprünge und Slide-Elemete suchen, ein attraktiver Snowpark mit einer Gesamtanzahl von 35 Elementen und auf drei Pisten verteilt angelegt.

Das Auto kann getrost stehen blieben

Obertauern liegt in einer Senke, die ringsherum von majestätischen Gipfeln und grandiosen Bergketten (die höchste Erhebung ist die Gamskarlspitze mit 2411 Metern) umgeben ist, und von wo sich die Pisten gleich eines großen Rades wie Speichen spannen. Man verliert Obertauern nie aus den Augen, weil die Ortschaft quasi kreisförmig umrundet wird. Und noch einen großen Vorteil gibt es: Nahezu von jeder Unterkunft aus sind die Lifte und Gondelanlagen – insgesamt sind es 26 – in wenigen Schritten zu erreichen. Zur Überquerung der Straße wurden großzügige Skibrücken errichtet. Wer mit dem Auto angereist ist, kann dieses getrost die gesamte Zeit seines Aufenthaltes stehen lassen. Obertauern ist ein Ort der kurzen Wege.

Apres Ski wird in Obertauern ganz groß geschrieben; in der Latschn-Alm kann bis 2 Uhr nachts gefeiert werden. – Foto: Dieter Warnick

Im Skipass inbegriffen sind im Übrigen auch die 50 Pistenkilometer des nahe gelegenen Skigebietes Großeck-Speiereck.

Die Vielzahl der Pisten rund um Obertauern ist nicht besonders steil und wohl von jedem auch nicht so begabten Skifahrer ohne größere Probleme zu befahren. – Foto: Dieter Warnick

Der Beitrag „Schneeschüssel“ Obertauern: Kreisverkehr bis in den Mai erschien zuerst auf Obertauern.

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