2016-12-05

Aus der großen Stadt zurück aufs Land, doch die Ideen sind groß geblieben. “Zusammen selbermachen” lautet das Motto von muckout und so entstehen zwischen Berlin und Brandenburg ständig neue DIY-Boxen zum Selbermachen, Verschenken und Gruppen-Basteln. Im Interview erzählen Jenny und Silvi wie sie im digitalen Zeitalter Menschen zu analogen Freizeitbeschäftigungen verhelfen.



Erfahrt im Interview jetzt noch mehr über muckout

Bitte stellt Euch kurz vor:
Jenny: Ich bin Jenny, 28 Jahre alt und bin vor mittlerweile fast zwei Jahren aus Berlin wieder zurück in meine Heimat – in den Norden von Brandenburg, aufs Land – gezogen. Die Idee zu muckout entwickelte sich während meines Studiums und gab mir auch gleich das Thema meiner Bachelorarbeit vor. Ich entwickelte für das Unternehmen, das ich gründen wollte, das Corporate Design. Und um muckout auch Wirklichkeit werden zu lassen, bin ich erstmal wieder nach Hause zu meinen Eltern gezogen. Da hatte ich Ruhe und ja, auch ein wenig mehr Geld am Monatsende, was in muckout gesteckt werden konnte. Zum Glück habe ich im Laufe der Zeit Silvi kennenlernen dürfen und gemeinsam haben wir es nun soweit gebracht, dass wir wieder in unseren eigenen Wohnungen treten und uns in wundervollen Büro-Werkstatt-Räumen ausbreiten und Ideen umsetzen können.

Silvi: Ich bin Silvi, 32 Jahre alt, momentan tingel ich zwischen Berlin und meinem Heimatdorf (das in der Nähe der muckout-Werkstatt liegt) hin und her. Eigentlich war ich gerade als Fotografin selbständig und als Bildbearbeiterin angestellt, als Jenny mein Leben mit der muckout-Idee durcheinander gebracht hat. Mittlerweile wünsche ich mir wieder ein Vollzeitleben auf dem Land, so dass wir mit muckout noch mehr machen können. Wir arbeiten so hart für und an muckout, weil es uns neben der Selbstverwirklichung auch die gibt, uns in unserer Heimat eine Perspektive aufzubauen.

Ohne DIY könnten wir nicht leben, weil …
Jenny: Basteln und Werkeln erstens total entspannend ist und man zweitens so furchtbar stolz auf das Endergebnis ist. Meistens zumindest. Ich liebe Einrichten und Umräumen und DIY ist dabei für mich unerlässlich, da ich so Möbel und Deko umfunktionieren und umgestalten kann und nicht jedes Mal etwas Neues kaufen muss. Ich liebe es individuell und nach meinen Vorlieben zu wohnen. Das bin dann ich und das ist mein Zuhause.

Silvi: Das Selbermachen ist für mich zunächst Entspannung und Abschalten. Ich finde es darüber hinaus super wichtig, kreativ zu arbeiten, da man hierbei für sich selbst die Fähigkeit trainiert, Probleme zu lösen und um Ecken zu denken. Das ist etwas, was nicht nur im Hobbybereich wichtig ist. Mich reizt vor allem das Upcycling und Wiederverwenden von Gegenständen und Materialien, die eigentlich für den Abfall bestimmt sind. Ich liebe es, hier besonders ausgefallene Dinge zu kombinieren und ihnen so einen neuen Zweck zu geben. Natürlich ist DIY auch immer ein Ausdruck von Persönlichkeit und Individualismus, wie Jenny ist es mir wichtig, mich in meinem Zuhause mit meinem Stil auszudrücken.



Wie seid Ihr zu DaWanda gekommen und was hat sich in Eurem Leben seit der Eröffnung Deines Shops verändert?
Silvi: Ich habe vor muckout schon auf DaWanda verkauft, vor allem Drucke und Leinwände mit meinen Fotos und Collagen. Da war schnell klar, dass wir das mit muckout zusätzlich zu unserem Online-Shop auch bei DaWanda machen.

Jenny: Der Shop bei DaWanda war sozusagen der Probestart für unsere Produkt-Ideen. Unsere Zielgruppe findet sich nach unserer Vorstellung in den Käufern und Verkäufern der DaWanda-Plattform. Somit war bereits der wichtigste Faktor gegeben: Leute, die DaWanda kennen und dort nach Produkten suchen und so auf unsere Produkte stoßen. Auf einen eigenen Shop muss man die Leute erst mal aufmerksam machen und sie überzeugen. Das ist wesentlich schwieriger als ein etablierter Marktplatz.

Silvi: Unser DaWanda-Shop ist trotz unseres Online-Shops immer noch eine wichtige Möglichkeit, um mit potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Hier bekommen wir das wichtige Feedback, um unsere Produkte zu verbessern und die Produktpalette ständig zu erweitern.

Wie seid Ihr auf den Namen Eures Shops gekommen?
Jenny: Mit muckout fing alles, wie eingangs erwähnt, während meines Studiums an. Wir sollten eine App oder Website designen und mussten uns dafür zunächst ein Konzept ausdenken. Dazu gehört dann natürlich auch ein Name . muckout heißt auf Deutsch “ausmisten”. Jeder hat auf dem Dachboden, im Keller oder in den Tiefen des Schrankes unzählige Dinge, die man ausmisten aber nicht wegschmeißen will. Aus den meisten Dingen lassen sich tolle neue Stücke herstellen und diese erhalten dann eine neue Funktion und bereiten einem selbst oder einem Beschenkten sehr viel Freude. Bei muckout ist es dann geblieben, obwohl sich das Geschäftsmodell im Laufe der Zeit

weiterentwickelt hat. Wir verkaufen Selbstmach-Boxen und Materialien, um den Menschen das Selbermachen zu erleichtern und bieten bei uns in den Räumlichkeiten Workshops an. Bei diesen verwenden wir so gut es geht “ausgemistete” Gegenstände und Materialien und stellen das Thema “Upcycling” in den Vordergrund.



Wie bekommt Ihr Ideen für neue Produkte und wie sehen Eure Arbeitsprozesse aus?
Silvi: Natürlich sind wir beide digitale Wesen und finden Inspiration im Internet und auch unsere Arbeitsprozesse sind sehr digital. Das heißt, wir organisieren uns mit den verschiedensten Tools wie Trello oder Slack. Aber am wichtigsten ist es, miteinander zu reden und die Projekte zu besprechen. Ich spreche viel mit Freunden über meine Ideen, das bringt mich häufig weiter. Außerdem lernen wir bei den Workshops viel über die Bastel-Bedürfnisse der verschiedensten Persönlichkeiten und können das in unsere Produktentwicklung einfließen lassen.

Jenny: Ich bin zum Beispiel ein riesen Zeitschriften-Fanatiker und hatte auch Phasen, in denen ich ein Haufen Geld dafür ausgegeben habe. Ich glaube, die Ideen suchen wir auch nicht, sie finden uns. Dadurch, dass wir – wie Silvi so schön sagt, “digitale Wesen” sind – sind wir dermaßen viel unterschiedlichem Input und Reizen ausgesetzt, dass wir Inspiration und Ideen in so gut wie jeder Lebenslage bekommen. Das geht natürlich gut bei Gesprächen, auch beim Feiern oder eben ganz simpel, beim Surfen im Netz. Auch unsere Berufe geben uns unterschiedliche Blickwinkel auf

unsere Umgebung. Als Mediengestalterin habe ich natürlich einen Faible für Formen und Farben, Silvi wiederum hat durch das Fotografieren einen besonderen Blick auf die Dinge und so ein anderes Gefühl für Arrangements und Stimmungen. Dadurch ergänzen wir uns gut und können wirklich vielseitige Projekte spinnen und umsetzen.

Silvi: Die meisten Ideen kommen aber einfach beim Selbermachen. Nur in der Theorie entsteht nichts. Es ist wichtig, regelmäßig praktisch zu arbeiten und sich mit den Ideen auseinanderzusetzen, dann entsteht meist mehr und völlig anderes als man in Gedanken für möglich hielt.

Kreatives Tief und nun? Was sind Eure Tipps gegen plötzliche Ideenlosigkeit?
Silvi : Es ist für uns enorm wichtig, dass wir zu zweit sind, wir arbeiten aber nicht ständig gemeinsam an den gleichen Dingen. Häufig werkelt auch jeder für sich und wenn man da nicht weiterkommt ist der erste Schritt immer dem anderen das Problem zu schildern und gemeinsam zu überlegen. Der andere hat häufig einen frischen Blick auf das Problem und man kommt immer weiter.

Jenny: Ansonsten haben wir abgemacht, dass es einen muckout-freien Tag gibt, an dem wir zwar Kontakt haben “dürfen”, aber es ist verboten über die Arbeit zu sprechen. Gerade in der Selbständigkeit ist es wichtig, sich selbst die Pausen zuzugestehen, um nicht ständig heiß zu laufen. Sich zwingen, einfach mal nichts zu machen, was mit der Arbeit zu tun hat und sich daran zu halten ist wie das berühmte “eine Nacht drüber schlafen”, der Kopf funktioniert dann wieder von ganz allein. Er muss sich nur zwischendurch einfach mal mit etwas anderem beschäftigen.

Silvi: Wenn ich merke, dass ich wirklich nicht weiterkomme oder kreativ ausgelaugt bin und Jenny auch nicht in der Nähe ist, höre ich für den Moment auf. Erste Hilfe ist immer ein langer Spaziergang, nur mit den Hunden und vor allem ohne Telefon. Häufig drehen die Rädchen im Gehirn sich dann ganz von allein, Zettel und Stift hab ich immer dabei, um alles gleich notieren zu können. Die Ideen kommen dann zu den verschiedensten Themen, ob man über einen witzigen Spruch gebrütet oder an der Prozessoptimierung gesessen hat.

Wie macht Ihr Eure Produkte bzw. Euren Shop bekannter?
Silvi: Wir sind sehr aktiv bei Facebook und Instagram und dort gibt es auch immer wieder Gewinnspiele, darüber hinaus haben wir einen Blog, in dem wir regelmäßig eigene Ideen zu unseren Materialien vorstellen oder einfach nur informieren wollen.

Jenny: In unseren Workshops merken wir, dass sehr vieles über Mundpropaganda und bei uns in der Heimat auch mit klassischer Werbung funktioniert. Hier werden wirklich noch Plakate und Flyer gebraucht. Für unsere treuen Workshop-Teilnehmer haben wir uns auch ein kleines Bonusprogramm ausgedacht und in unseren mo-Boxen finden die Kunden des Öfteren eine Rabatt-Karte zum Kennenlernen von muckout-Produkten.

Wie seht Ihr Eure Zukunft als Designer bzw. Kunsthandwerker? Worauf dürfen wir
uns noch freuen?
Jenny: Für das kommende Jahr haben wir uns einiges vorgenommen. 2016 war jetzt unser erstes muckout-Jahr und es war so mega spannend und aufregend. Wir haben viele Erfahrungen gesammelt und noch viel mehr gelernt, sodass wir schon einen fetten Plan für das kommende Jahr haben. Unser Ziel ist es definitiv Vollzeit für muckout arbeiten und unsere ganze Energie in unsere Ideen stecken zu können. Das Team zu vergrößern ist dann auch noch ein Ziel, dass wir uns setzen, einfach um mehr aus unseren Köpfen holen und umsetzen zu können. Unser Motto lautet schließlich: “Zusammen selbermachen!”

Silvi: Wir arbeiten an dem Ausbau unseres Workshop-Plans und würden damit auch gerne noch mehr unterwegs sein. Außerdem arbeiten wir an neuen Selbstmach-Boxen, die sich konzeptionell von unseren bisherigen unterscheiden, mehr sei da aber noch nicht verraten. Außerdem werden wir bald neue Boxen zum Thema Nähen und Textil rausbringen, auf die wir uns schon sehr freuen.

Wenn Ihr nicht in Eurem Atelier oder in Eurem DaWanda-Shop seid, dann seid Ihr…
Silvi: Hoffentlich am Reisen. Und wenn das nicht, dann mit meinem Freund und meinem Hund unterwegs oder auf der Couch.

Jenny: Bei Freunden, beim Feiern (Party, Konzert, Festival) oder auf der Couch. Ganz klassisch. Freie Tage nutze ich natürlich auch für Ausflüge und Reisen oder für die Familie.

Nennt bitte Eure drei Lieblingsshops auf DaWanda und verratet uns warum Ihr sie so mögt:

• http://de.dawanda.com/shop/mircats Mirka ist eine enge Freundin und muckout-Unterstützerin der ersten Stunde. Wir lieben ihre feinen Stickarbeiten und ihren Fimo-Schmuck. Es ist wundervoll zu sehen, dass sich jemand soviel Zeit nimmt, um seine Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Vor allem die exotischen Vögel haben es uns angetan. Ein jeder ist mit Hand gezeichnet und wird dann mit Sticknadel und Garn zu einem kleinen Kunstwerk.

• http://de.dawanda.com/shop/druckrausch Selbst zu drucken und so Textilien und andere Materialien zu bearbeiten, ist einfach toll. Vor allem, wenn man alles Nötige erhält, um das allein in der Küche umsetzen zu können.

• http://de.dawanda.com/shop/madevaholzunikate Madeva mögen wir sehr, seit Silvi die liebe Eva besucht und kennengelernt hat. Eine tolle Frau mit schönen und besonderen Produkten. Das Interview gibt es bei uns im Blog zu lesen.

Welchen Ratschlag würdet Ihr jemandem geben, der vor hat seine kreativen Träume zu
verwirklichen? Was würdet Ihr DaWanda-Neulingen raten?
Jenny: Der wichtigste Ratschlag, der mir gegeben wurde ist, offen mit Familie und Freunden zu reden und zu schauen, ob zumindest einige wirklich hinter dir stehen. Es wird sehr schwierig, wenn du das Gefühl haben musst, dass niemand an dich glaubt. Und der zweite wichtigste Ratschlag: Glaub an dich und deine Idee! Prüfe sie natürlich immer und immer wieder und gestehe dir auch ein, dass manches vielleicht Blödsinn ist, wenn du merkst, dass es nicht klappt. Dann gib aber nicht auf, sondern dreh und schraub an deiner Idee, sodass es wieder passt. Es gibt meist mehr Kritiker als Befürworter: Setz dir zum Ziel aus Kritikern Befürworter zu machen. Ein letzter Tipp: Sehr viele Menschen wissen sehr vieles besser und haben (nicht immer) super Ratschläge: Hör dir alles an, bewerte es für dich, aber mach vor allem deine eigenen Erfahrungen!

Silvi: Mach es! Verbringe nicht zuviel Zeit mit Grübeln über dies und das und jenes. Fang klein an und lerne dabei. Wir haben zu Beginn so viel über alles mögliche nachgedacht und das wichtigste manchmal vergessen: einfach loslegen. Die meisten Dinge lernst du dabei, die kannst du vorher gar nicht wissen, geschweige denn planen. Überrasche dich selbst mit Fähigkeiten, von denen du gar nicht wusstest, dass du sie hast. Und trau dich, mit deiner Idee raus zu gehen und darüber zu sprechen. Klar, kann es schwierig werden und wahrscheinlich hörst du auch mal Dinge, die du nicht hören möchtest, aber mit denen kannst du dich dann auseinandersetzen, dafür Lösungen finden

und an ihnen wachsen. In der Schublade wird deine Idee jedenfalls nicht groß rauskommen.

Was wollt Ihr in Eurem Leben noch erreichen?
Jenny: Ich wünsche mir, dass muckout der einzige Job ist, in den Silvi und ich unsere voll Energie und Herzblut stecken können. Privat freu ich mich auf ein Häuschen, dass ich komplett selbst gestalten und einrichten kann. Beides zusammen – Ziel erreicht.

Silvi: Gelassenheit und die Gewissheit, das zu machen, was ich liebe. Nichts ist für mich schlimmer als Langeweile und Unzufriedenheit. Ich möchte mein Leben nicht mit einer Arbeit verbringen, die einzig den Zweck hat, meine Miete zu zahlen. Das, was ich tue, soll mich ausfüllen. Naja, und natürlich Haus und Hof und noch mehr Hunde.

Euer Schlusswort?
Jenny: Ich kann jeden nur ermutigen, etwas im Leben zu machen, was einem Freude bringt. Wir sollten nicht arbeiten um leben zu können, Arbeit sollte ein schöner Teil unseres Lebens sein und uns freiwillig dazu bringen uns immer wieder neuen Aufgaben und Herausforderungen zu stellen und an uns zu wachsen – und vor allem auch immer mal wieder stolz auf uns zu sein.

Silvi: Dem hab ich nichts hinzuzufügen!

Wenn Ihr auch im Montagsinterview vorgestellt werden möchtet, müsst ihr dazu bloß online unseren Fragebogen ausfüllen.

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