2016-06-13

Warum jetzt? Warum überhaupt? Solche Fragen stellen sich aktuell Gamer aus aller Welt, denn Microsoft hat auf der Spielemesse E3 zwei Ankündigungen gemacht, die den Konsolenmarkt ordentlich durcheinanderwirbeln.

Das Unternehmen hat zunächst angekündigt, eine dünnere, etwas verbesserte Version seiner Xbox One auf den Markt zu bringen, die Xbox One S – und das schon bald, im August. Ein Produktupdate wie die Xbox One S war erwartet worden und ist nichts Ungewöhnliches, man denke nur an Produkte wie die Playstation 3 Slim.

Eine gewichtigere Ankündigung gab es allerdings gegen Ende der Pressekonferenz, nach fast 90 Minuten: Microsoft zeigte seine Vision von Project Scorpio, einer zweiten Xbox-One-Weiterentwicklung, die um einiges leistungsfähiger ist als das bisherige Modell.

Gerüchte hatten zwar auch auf eine solche Neuheit hingedeutet – damit, dass Microsoft Project Scorpio aber tatsächlich schon jetzt präsentiert, hatte nicht jeder Branchenkenner gerechnet. Wir beantworten hier die wichtigsten Fragen zur Microsoft-Präsentation:

1. Was kann die neue Xbox One S?

“Der heutige Tag leitet eine neue Ära ein, in der man mehr Wahlmöglichkeiten hat, wie und wo man spielen kann” – mit dieser Einleitung hat Microsofts “Head of Xbox” Phil Spencer die Xbox One S vorgestellt. Das neue Modell soll demnach 40 Prozent dünner sein als die aktuelle Version der Spielkonsole. Der Preis für die USA wird mit “ab 299 Dollar” angegeben, Steuern nicht inbegriffen.

Microsoft Deutschland nennt als Preise 299 Euro, 349 Euro und 399 Euro, da es Modelle mit 500 GB, 1 TB und 2 TB Speicherplatz geben wird. Erscheinen soll die 2-TB-Version schon im August, also ungefähr zur Kölner Spielemesse Gamescom.

Mit der neuen Konsole soll HDR-Gaming möglich werden, außerdem soll man 4K-Ultra-HD-Videos anschauen können, den passenden Fernseher oder Monitor vorausgesetzt. Zusätzlich zur Xbox One S wurde auch ein überarbeiteter Controller vorgestellt, der unter anderem mehr Reichweite bietet und ab August auch einzeln zu kaufen sein wird.



DPA

Controller der Xbox One S

2. Was weiß man zu Project Scorpio?

Project Scorpio ist erst einmal noch ein Zukunftsprojekt. Zahlreiche Game-Design-Größen wie “Fallout 4”-Chefentwickler Todd Howard durften die Idee in einem Werbevideo bejubeln. Den Spielefans verspricht Microsoft derweil ein “einmaliges Konsolen-Erlebnis mit echten 4K-Gaming und High-Fidelity-VR”.

In den Handel kommen soll das neue Modell rechtzeitig zu Weihnachten 2017. Ein Preis ist noch nicht bekannt, er dürfte aber deutlich über dem der Xbox One S liegen. Zu den technischen Details von Project Scorpion heißt es, die Konsole biete eine Achtkern-CPU und sechs Teraflops Rechenleistung, viel mehr weiß man bislang nicht.

3. Warum hat Microsoft Project Scorpio jetzt schon angekündigt?

Mike Nichols, Corporate Vice President of Marketing bei Xbox, sagte im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE: “Das Gerät ist so viel leistungsfähiger als jede andere Konsole, die jemals auf dem Markt war, deshalb wollen wir wirklich sichergehen, dass die Entwickler verstehen, was die Konsole technisch bietet – so können sie voll davon profitieren, wenn sie Ende nächsten Jahres auf den Markt kommt.” Man habe der Branche auf der E3 zeigen wollen: “Ja, das Ding ist echt.”

4. Will Microsoft jetzt wie Apple alle ein, zwei Jahre bessere Versionen seiner Geräte anbieten?

Microsoft verspricht, dass die Neueinführungen für Xbox-One-Besitzer abseits neuer Kaufentscheidungen keine Nachteile mit sich bringen werden, das Unternehmen spricht jetzt von einer Xbox-One-Gerätefamilie. Spiele sollen künftig auf allen drei Konsolen laufen, auf Project Scorpio im Zweifel eben schöner und schneller.

Zubehör, was man für die Xbox One erworben hat, soll sich weiter nutzen lassen, ebenso Spiele, die man bereits vor dem Marktstart der neuen Modelle gekauft hat. Phil Spencer sprach bei der Präsentation von einer “Zukunft des Spielens jenseits der Konsolen-Generationen”.

Mike Nichols sagte im Interview, man habe nun nicht vor, in regelmäßigen Abständen neue Xbox-Modelle herauszubringen. Vielmehr wolle man dann überarbeitete Versionen veröffentlichen, wenn sie wirklich nennenswerte technische Fortschritte bringen: Für die Xbox One S zum Beispiel habe die Unterstützung von 4K-Ultra-HD-Videos gesprochen. Mit Project Scorpio wolle man dann echtes 4K-Gaming ermöglichen.

5. Wie reagiert der große Konkurrent Sony auf den Vorstoß?

Sony hat kürzlich bekanntgegeben, an einem neuen, leistungsstärkeren Playstation-4-Modell zu arbeiten. Am Dienstagmorgen deutscher Zeit hält das Unternehmen selbst eine E3-Pressekonferenz, es hat aber vorab angekündigt, dort keine Details zur neuen Konsole bekanntzugeben. Man darf gespannt sein, ob sich Sony an diesen Plan hält.

6. Was hat Microsoft im Bereich Virtual Reality vor?

Kein Wort verloren wurde bei der Konferenz darüber, wie genau mit Project Scorpio “High-Fidelity-VR” möglich werden könnte. Im Vorfeld der E3 hatte es Gerüchte über eine noch stärkere Zusammenarbeit Microsofts mit dem Virtual-Reality-Brillen-Hersteller Oculus gegeben. Sie bestätigten sich bisher nicht.

Bei der Pressekonferenz wurde nun lediglich angedeutet, dass “Fallout 4” auf Project Scorpio in VR spielbar sein soll. Die Pläne für eine VR-Version des Rollenspiels hatte Hersteller Bethesda am Sonntagabend enthüllt. Dabei hieß es, “Fallout 4” mit VR-Unterstützung würde 2017 für die HTC Vive erscheinen.

7. Welche Auswirkungen haben die Pläne für PC-Spieler?

Microsoft arbeitet weiter an seinen Plänen, Xbox-One- und Windows-10-Spieler besser zu vernetzen – etwa mit dem für den 11. Oktober angekündigten Actionspiel “Gears of War 4” und dem am 27. September erscheinenden Rennspiel “Forza Horizon 3”. In den beiden Blockbustern und einigen weiteren Titeln sollen Spieler beider Plattformen gemeinsam antreten können.

Vorgestellt wurde auch eine neue Funktion namens Xbox Play Anywhere, mit der man seinen Fortschritt zwischen den Plattformen synchronisieren können soll. Außerdem brauche man Play-Anywhere-Spiele nur einmal zu kaufen, um sie sowohl per Xbox One, als auch per Windows 10 spielen zu können, kündigte Microsoft an. Gerade für PC-Spieler sind die Pläne des Konzerns also durchaus erfreulich.

(+) Die Rechenpower

Moderne PC sind um einiges leistungsfähiger als Spielekonsolen – das zeigen Spiele wie “Grand Theft Auto 5”, die auf guten Computern einen noch besseren Gesamteindruck hinterlassen als auf der Playstation 4 und der Xbox One. Zudem haben Computerspieler in der Regel mehr Möglichkeiten, die Spiele individuell zu konfigurieren. Bei exotischen Rechner-Zusammenbauten ist es aber auch möglich, dass einzelne Spiele mal gar nicht laufen.

(+/-) Die Aufrüstbarkeit

Wer eine Konsole besitzt, hat jahrelang dieselbe, irgendwann veraltete Hardware zur Verfügung. Die Folge: Der große Sprung bei der Grafik kommt erst dann, wenn man den Konsolennachfolger kauft – oder eine überarbeitete Version des selben Modells, wie die für Weihnachten 2017 geplante Xbox-One-Überarbeitung Project Scorpio. PC-Spieler dagegen können jederzeit ihren Computer aufrüsten.

Die ständigen Fortschritte bei der Technik haben aber auch eine Kehrseite: Im Laufe der Zeit steigen die Anforderungen der Spiele. Wer wirklich alles spielen können will, muss nach einiger Zeit eventuell noch einmal Geld investieren. Auf einer Konsole sind prinzipiell alle Spiele, die dafür veröffentlicht werden, auch abspielbar.

(-) Die Faulheit mancher Hersteller
Ein weiterer PC-Nachteil, der nicht direkt mit der Hardware zu tun hat: Manche Konsolenspiele werden von den Herstellern erst spät oder lieblos umgesetzt. Das Fußballspiel “Pro Evolution Soccer 2016” etwa sieht auf dem PC schlechter aus als auf Xbox One und Playstation 4. Und beim jüngsten “Batman”-Spiel war es noch schlimmer: Das Actionspiel lief auf dem PC so schlecht, dass der Hersteller Käufern sogar anbot, ihr Geld zurückzubekommen. Unterm Strich sind solche Fälle aber selten.

(+/-) Der Einstiegspreis
In Sachen Hardware muss man überlegen, was man will: Will man einfach nur möglichst aktuelle Spiele spielen, kommt man mit der Anschaffung einer Konsole günstiger weg. Die Playstation 4 und die Xbox One etwa bekommt man momentan für Preise schon für rund 300 Euro. Ein Spiele-PC, auf dem auch die neuesten Titel gut laufen, kostet dagegen rund tausend Euro. Hinzu kommen eventuell weitere Ausgaben, etwa für einen Monitor. Will man vor allem ältere Spiele oder Indie-Games spielen, kann man locker auch zum Preis der Konsolen einen Rechner finden.

(+) Multitasking
Bedenken sollte man beim Preis noch, dass man bei einem PC mehr bekommt als eine rein auf Spiele ausgelegte Hardware, deren Software nur der Hersteller kontrolliert. Viele Playstation-4-Besitzer freuten sich etwa, als sie 2015 eine Spotify-App auf ihre Konsole bekamen. PC-Spieler haben schon seit Jahren Zugriff auf Musik- und Videostreaming-Dienste, die sie jederzeit nutzen können. Keine Konsole bietet die Möglichkeit, binnen Sekunden aus einem Spiel in ein Schreibprogramm oder eine Filmschnittsoftware zu wechseln.

(+) Die Genre-Bandbreite
Viele Spielekategorien wie Aufbaustrategiespiele und Simulationen existieren praktisch nur auf dem PC. Dasselbe gilt für Mobas, also für Team-Rollenspiele wie “League of Legends”. Im Bereich E-Sports, also bei organisierten Onlinewettkämpfen, wird überwiegend auf dem PC und über Onlineplattformen für den Computer gespielt. Mit Titeln wie “Star Citizen” sind gerade einige PC-exklusive Highlights in der Mache, die sich in die Reihe von Computerklassikern wie “World of Warcraft” und “Starcraft 2” einreihen könnten. Und auch wer kleine Indie-Titel schätzt, findet auf dem PC mehr Auswahl als auf den Konsolen.

(-) Die Konsolen-Exklusivtitel
Umgekehrt gibt es natürlich Reihen, mit denen man nur als Konsolenspieler Freude hat. Die Abenteuerspielreihe “Uncharted” etwa gibt es nur für die Playstation-Konsolen. Wer den kürzlich erschienen Shooter “Halo 5” spielen will, braucht eine Xbox One. Und die “Mario”-Spiele wie “Mario Kart” wird es wohl auch in Zukunft nur auf Nintendo-Hardware geben. Zumindest in Sachen Xbox-Exklusivtitel gibt es aber Hoffnung, Microsoft setzt mittlerweile stark auf Spiele, die sowohl auf der Xbox One, als auch unter Windows 10 laufen.

(+) Die Spielepreise
Nie kam man für so wenig Geld an so viele Computerspiele wie momentan. Dank Aktionen wie Steams Sale-Angeboten und digitalen Sammlungen wie dem “Humble Bundle” kosten viele gute Spiele nur wenige Euro. Auch aktuelle Blockbuster-Spiele sind auf dem PC meist 10 bis 20 Euro günstiger, Konsolenspiele sind außerdem preiskonstanter.

(+) Online-Gaming
Für den PC gibt es nicht nur viel mehr Onlinespiele. Ein großer Vorteil besteht auch darin, dass man – von Spiele-Abonnements wie bei “World of Warcraft” abgesehen – kostenlos im Internet spielen kann. Playstation- und Xbox-Spieler brauchen dafür eine Playstation-Plus- beziehungsweise Xbox-Live-Gold-Mitgliedschaft, die monatlich Geld kostet.

(+) Die Mod-Szene
Für zahlreiche bekannte Titel wie das Rollenspiel “The Elder Scrolls: Skyrim” und das Strategiespiel “Warcraft III” haben Fans eigene Erweiterungen – Mods – erstellt, die den Spielspaß deutlich verlängern. In der Regel werden die Mods kostenlos ins Internet gestellt, auf Konsolen sind sie eher Ausnahmen. Manchmal werden aus den Erweiterungen später sogar eigenständige Spiele, etwa im Fall der “Half-Life”-Mod “Counter-Strike” und der “ArmA 2”-Mod “DayZ”. Mittlerweile gibt es allerdings auch Spielehersteller wie Bethesda, die versuchen, PC-Mods auch auf Konsolen zugänglich zu machen.

(+/-) Die Couch-Kompatibilität
Klar, klassische PC-Tower nehmen noch immer jede Menge Platz weg und sind nicht sonderlich schick. Doch mittlerweile gibt es auch viele Gaming-PC wie die Steam Machines, die so kompakt gebaut sind, dass man sie auch im Wohnzimmer hinstellen kann. Mit dem Steam Controller gibt es sogar ein Gamepad, das Maus und Tastatur imitiert – praktisch für die Couch.
Ist der eigene PC zu klobig, kann man sein Bild auch per Streaming-Box auf den Fernseher bringen. Und steht er zumindest halbwegs in Fernsehernähe, reicht oft auch schon ein HDMI-Kabel zur Bild- und Tonübertragung.

(+) Die Steuerung
Gern schwärmen Konsolenspieler davon, wie toll ihr Gamepad ist. Tatsächlich sind Controller wie der der Playstation 4 gut zu bedienen – sie lassen sich aber auch an Computer anschließen. Auf dem PC hat man alternativ außerdem die Möglichkeit, Maus und Tastatur gleichzeitig zu nutzen, was gerade bei Shootern ein Vorteil ist.

(+) Das Spielearchiv

Microsoft hat diesen Sommer viel Lob dafür bekommen, dass seit Kurzem auch ausgewählte Xbox-360-Spiele auf der Xbox One laufen. Für PC-Spieler ist eine solche Abwärtskompatibilität nichts Besonderes: Dank Updates laufen viele alte Spiele auch auf aktuellen Computern. Außerdem gibt es Dienste wie GoG.com, die darauf spezialisiert sind, Klassiker für aktuelle Betriebssysteme verfügbar zu machen – meistens zu niedrigen Preisen.

(+/-) Die Einfachheit der Konsolen
Immer wieder hört man das Argument, PC wären viel komplizierter als Konsolen, mit einer Konsole könne man direkt losspielen. Das stimmt irgendwie schon, allerdings hat sich die Lage durch die Digitalisierung gewandelt: Heute brauchen auch Konsolen immer einmal wieder Online-Updates, mitunter steht die Konsole einem dann stundenlang nicht zur Verfügung. Und auch viele Konsolenspiele starten erst, nachdem man sie installiert und zum Teil riesige Updates heruntergeladen und eingespielt hat. Dafür laufen nach wie vor die meisten Konsolenspiele relativ absturzfrei.

(+) Die Zukunft
Womöglich ist Virtual Reality (VR) das nächste große Ding auf dem Spielemarkt. Gut für PC-Spieler, denn – anders als Sonys Playstation VR – werden zumindest die VR-Brillen Oculus Rift und HTC Vive mit Computern verbunden. “VR auf Konsolen überhaupt zum Laufen zu bringen, ist sehr schwierig”, sagte Oculus-Gründer Palmer Luckey SPIEGEL ONLINE. Und selbst wenn sich VR nicht durchsetzt, gibt es auf dem PC immer noch deutlich mehr Hardware- und Software-Experimente als auf den Konsolen, gerade von unabhängigen Entwicklern.

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