2016-03-16

Tagsüber Sonnenschein und 30 Grad Wärme, nachts Party-Marathon mit tanzenden Menschen auf den Straßen: Selbst als Massenveranstaltung mit mehr als 30.000 Teilnehmern bleibt die Atmosphäre rund um die Musik-Film-und-Digitalkonferenz South by Southwest (kurz SXSW) in Austin, Texas, etwas Besonderes. Für viele Unternehmensgründer, Medienschaffende, IT-Entwickler und andere Digitalarbeiter ist das jährliche Spektakel zum Pflichttermin geworden. Neuentdeckungen, Ausblicke auf künftige Trends und vor allem viele anregende Gespräche wiegen die anstrengenden Seiten des Rummels auf. “Die Vorträge waren laaaaang nicht so gut wie in den letzten Jahren”, hörte man SXSW-Veteranen klagen, “zu viel Marketing, zu wenig echte Erkenntnisse”, “das Ganze ist einfach zu groß geworden”.

Stimmt sicher alles irgendwie, trotzdem bot die Konferenz auch in diesem Jahr wieder viele spannende Anregungen. Unmöglich, sie alle aufzulisten. Aber zwölf Beobachtungen geben einen Eindruck:

1. Digitale Disruption schmerzt? Ja, aber Humor hilft

Kaum ein Vortrag auf der SXSW, in dem nicht gelacht wurde. Dazu ein tagelanges Feuerwerk aus Info-Häppchen und Scherzen unter dem Twitter-Hashtag #SXSW2016: Die Stimmung auf der Konferenz ist nicht nur ansteckend, sondern auch inspirierend – und sie schafft es sogar, den Frust wegzublasen, den man haben kann, wenn man nicht wie Facebook oder Google über Armeen von Programmierern verfügt.

Eine der launigsten Präsentationen hielten die Web-Designer Eric Campbell und Golden Krishna aus San Francisco. In einer Dreiviertelstunde nahmen sie das komplizierte User-Design von Websites diverser Unternehmen und Institutionen schonungslos, aber augenzwinkernd auseinander – um dann klügere Lösungen vorzustellen. Mithilfe einfacher Design-Regeln, aber auch Location Tracking oder Gesichtserkennung lässt sich die Usability im Web systematisch vereinfachen und die Bindung der Nutzer an eine Website festigen (die Präsentation ist unter www.Fuckdropdowns.com abrufbar).

2. Sogar die USA kämpfen mit der Digitalisierung



DPA

Barack Obama auf der SXSW

Als erster amtierender US-Präsident beehrte Barack Obama die SXSW und ließ sich vor 2000 Besuchern zu seiner digitalen Agenda befragen. Er nutzte seinen Auftritt in einer rappelvollen Konzerthalle, um an Amerikas Nerds zu appellieren, sich stärker für das Gemeinwohl zu engagieren. Da klang die Enttäuschung eines bald scheidenden Präsidenten durch, der es trotz vieler starker Reden nicht geschafft hat, einen gesellschaftlichen Aufbruch zu initiieren. Dazu passte, dass die meistdiskutierte Frage nach seinem Auftritt war, ob das Restaurant, in dem sich Obama vor seinem Interview mit Tacos eingedeckt hatte, wirklich etwas taugt.

Trotzdem war Obamas Auftritt wichtig. Weil der Präsident öffentlich ein Problem eingestand, das nicht so recht zu den USA passt: Selbst das Land des Silicon Valley hat es bislang nicht geschafft, seine Behörden vernünftig zu digitalisieren und sein Wahlsystem wirklich transparent zu machen. Obamas Botschaft an die Tech-Szene: Wir brauchen eure Hilfe, eure Ideen. Von deutschen Politikern hört man solche Sätze zu Themen wie Digitalisierung und IT-Sicherheit selten bis gar nicht.

3. Virtual Reality – so neu, so anders

2015 war die virtuelle Realität auf der SXSW ein beginnender Trend, in diesem Jahr war sie das Mega-Thema. Ja, High-End-Brillen wie die Oculus Rift sind noch viel zu teuer. Ja, die Pappbrillen von Google wirken wie eine Postkutsche in einer Ferrari-Garage. Ja, die Auswahl an 360-Grad-Videos und Spielen ist noch bescheiden. Und ja, zu vielen Leuten wird von den Brillen noch speiübel. Trotzdem: Wenige Gadgets bieten derart aufregende neue Erfahrungen – für Spiele- und Filmfans, aber auch für Menschen, die gern reisen – siehe Fotostrecke:

Fotostrecke

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Bilder

Zukunftstechnik:
Diese Virtual-Reality-Projekte gibt es

Noch bewegen sich fast alle VR-Programme im Status des Experiments. Deshalb gelingt es auch vielen kleinen Studios, ähnlich beeindruckende Anmutungen zu erschaffen wie etablierte Film- und Spielefirmen. Erfreulicherweise experimentieren auch deutsche Firmen mit VR. In Austin präsentierte beispielsweise das Münchner Start-up Icaros eine VR-Flugmaschine. Und mit Splash wurde eine Berliner App für 360-Grad-Videos mit einem SXSW-Gründerpreis ausgezeichnet.

4. Der Streit zwischen Apple und FBI ist erst der Anfang




AP

FBI-Zentrale in Washington

Die Debatte über Softwarequalität wird auf der SXSW traditionell aus amerikanischer Perspektive geführt. Das Narrativ lautet dann meist: Die pingeligen europäischen Datenschützer erschweren es den fortschrittlichen Tech-Firmen, tolle neue Produkte auf den Markt zu bringen. Angesichts dieser ziemlich einseitigen Perspektive hatte der aktuelle Streit um den Datenschutz etwas Erfrischendes, vielleicht sogar Läuterndes. Amerikanische Behörden und die Tech-Szene streiten darüber, ob das FBI Apple zwingen darf und kann, sein iPhone zu hacken. Im Kern geht es um die Frage, ob eine Verschlüsselung so sicher sein darf, dass nicht einmal mehr der Geräte-Anbieter selbst Zugriff auf die Daten hat. Der Streit um Apple ist nur der vorläufige Höhepunkt dieser Diskussion, angeblich droht in den USA nun auch WhatsApp Ärger. Gut, dass nun auch in der Heimat von Google, Facebook, Amazon und Co. intensiver über Datenschutz diskutiert wird.

“Nach den Snowden-Enthüllungen haben die Tech-Firmen endlich begonnen, wirklich sichere Verschlüsselung einzusetzen”, resümierte Tech-Journalist Stephen Levy (“Crypto”). In den Jahren zuvor seien die meisten Smartphones und anderen Geräte nur gerade so weit vor Lauschangriffen geschützt gewesen, dass sich die US-Ermittlungsbehörden nicht allzu sehr empörten.

5. “Roboter-Journalismus”: Dieser Text wurde NICHT maschinenbasiert erstellt

Die Lektüre von Artikeln über Jahresabschluss- oder Quartalsberichte großer Firmen hat, sprachlich gesehen, noch nie sonderlich Spaß gemacht. Prosa und Stil werden sich auch in Zukunft kaum verbessern – denn zunehmend werden Texte über vorhersehbare Sachverhalte, zu denen ähnlich strukturiere, große Datenmengen vorliegen, per Computerprogramm erstellt. “Roboter-Journalismus” nennen das die einen abschätzig, “automatisierte Textgenerierung” die anderen. Das Programm wird mit einem großem Fundus an Sprachformeln und Bewertungskritierien gefüttert, liest die Fakten aus dem zugrundeliegenden Datensatz aus und beschreibt sie nach den vorgegeben Schemata. Das “Schreiben” dauert nicht Stunden, sondern weniger als eine Sekunde.

Die amerikanische Nachrichtenagentur AP, war in Austin zu erfahren, hat dank “Roboterjournalismus” die Zahl der Firmen, über deren Geschäftsberichte sie berichtet, vervierfacht. AP-Chefredakteurin Kathleen Carrol sieht das als Fortschritt für alle Seiten: Investoren, die sich für kleine Unternehmen interessieren, bekommen endlich Texte, deren Erstellung vorher nicht finanzierbar war – und die Journalisten gewinnen Zeit, sich um andere Aufgaben zu kümmern, bei denen Recherche, Sprachgefühl und Urteilskraft gefragt sind. Die von Computern verfassten Texte lesen sich bislang zwar grausam monoton und vorhersehbar, aber sie enthalten alle gewünschten Fakten, stets “sachlich” nach denselben Maßstäben interpretiert.

Auch deutsche Firmen erstellen bereits computerbasierte Texte, etwa über Aktienkurs-Entwicklungen. Über Google News sind sie leicht zu finden. Und das Bot-Business beginnt gerade erst. Die “Los Angeles Times” baute 2014 einen Schreib-Bot, der schnelle News über Erdbeben formulieren kann. Wetter-Meldungen für einzelne Stadtteile könnten sich als weiteres Sujet anbieten. Auch die Berichterstattung über Sportereignisse in unteren Ligen, zu denen bislang gar keine Artikel erstellt werden, möchte AP-Chefin Carrol an Text-Bots übergeben. Bisher stoßen die Maschinen-Reporter dabei aber an Grenzen: Liegen die nötigen Fakten nicht vollständig und in einem strukturierten Datensatz vor, hat der Schreibroboter keine Basis für seine Arbeit. Vielleicht ist die Lösung bis zur nächsten SXSW im kommenden Jahr gefunden.

6. Alles wird optimiert – demnächst auch das Gehirn?

Schnell einen doppelten Espresso – und dann hinein in den Vortrag “Pimp my brain”. Die Tech-Gemeinde auf der SXSW interessierte sich mit Verve für die Frage, wie sie ihre eigene Leistungsfähigkeit, vor allem die Kraft ihrer Gehirne, erhöhen kann: Do-it-yourself brainhacking. Nerd-gemäß geht es dabei nicht primär um Sport, Ernährung, Lebenswandel oder andere natürliche Methoden, sondern um elektrische oder elektromagnetische Stimulierung bestimmter Hirnareale, man kennt es aus Cyberpunk-Romanen. Die “transkranielle Magnetstimulation” (TMS) stehe tatsächlich kurz davor, offiziell als Behandlungsmethode gegen Depression in den USA anerkannt zu werden, sagt der Neuropsychologe Cameron Craddock. Zum Selberausprobieren zu Hause sei sie aber – leider – kaum geeignet.

Dafür zeigte Craddock dann einen Bauplan für eine Schaltung aus ein paar billigen Elektrofachmartkmarkt-Elektroden und einer Neun-Volt-Batterie, mit der man sich kleine Stromschläge ins Hirn schicken soll – und hoffentlich die richtigen Areale trifft. “Bürger-Wissenschaft: Experimentiere an dir selbst”, nennt Craddock das. Es ist nur zum Teil scherzhaft gemeint.

Auch ein Start-up, das sich auf der SXSW präsentierte, ist in diesem interessanten, wenngleich etwas dubiosen Feld unterwegs: Die Firma Thync verkauft ein kleines Modul, das man sich an die Stirn kleben kann und das elektrische Impulse ins Hirn schickt. Das Versprechen: Stressabbau, Schlafverbesserung oder Stimulierung als Kaffee-Ersatz. Ob’s wirklich funktioniert oder nur per Placebo-Effekt wirkt? Ob es Nebenwirkungen hat? Billig ist der E-Stirnlappen mit Begleit-App jedenfalls nicht, er kostet 299 Dollar.

7. Sprache ist das beste Interface

AP/dpa

Amazons Lautsprecher-Wanze Echo

Auf der Straße schauen immer weniger Menschen nach vorne und immer mehr auf ihre Bildschirme – das kann auch dem SXSW-Geek auf die Nerven gehen. Start-ups und große Tech-Konzerne setzen große Hoffnungen darauf, bestehende Techniken wie Siri, Google Now oder Amazon Alexa zu verbessern, denn: Sprache ist das beste Interface, direkt, knapp, intim. “Ich muss der Sprachsteuerung vertrauen können wie einer persönlichen Assistentin. Sie muss ihr Bestes geben oder würdevoll scheitern”, sagt die Linguistin Lesley Carmichael, die bei Microsoft am Siri-Konkurrenten Cortana mitarbeitet.

Wie erstellt man Sprachinhalte für Amazons Lautsprecher-Wanze Echo? Wie entwickelt sich Sprachsteuerung für Games? In Austin stellte Startup-Gründer Jesse Robbins seine Erfindung Onyx vor – ein kleines, kreisrundes Gadget mit Mikro und Lautsprecher, das per Bluetooth mit dem Handy verbunden und an der Schulter oder Brust getragen wird. Mit Hilfe dieses modernen Walkie-Talkies kann man auch dann noch kommunizieren, wenn man gerade Auto fährt oder radelt.

Eine wirkliche Sprachsteuerung, also eine echte Kommunikation von Menschen mit Maschinen, berührt dagegen das Feld der künstlichen Intelligenz. Schon jetzige Technologien wie Siri sind dermaßen komplex, dass sie für Start-ups nicht zu beherrschen sind, sondern wohl auch in Zukunft nur für Megakonzerne wie Microsoft, Amazon, Apple, Google. “Und nur weil wir Sprachkommandos auf Englisch leidlich gemeistert haben, heißt das nicht, dass wir auch andere Sprachen in den Griff bekommen”, räumt Computer-Linguistin Carmichael ein.

8. Was unterscheidet Menschen eigentlich noch von Maschinen?

Ja, die künstliche Intelligenz war in Austin allgegenwärtig. Da konnte man schon ins Zweifeln kommen, was uns Menschen eigentlich noch so einzigartig macht. Schon jetzt sind uns Maschinen bei zwei zentralen Fähigkeiten überlegen: Rechenpower und Kraft. Sie rechnen schneller als wir, sie können komplexeste Prozesse steuern, und dann besiegen sie uns auch noch bei raffinierten Spielen wie Go. Zum Glück erhebt uns die dritte zentrale Fähigkeit über die Computer: Empathie. Wir können fühlen, mitfühlen und unsere Entscheidungen darauf gründen. Das macht uns zu Menschen, das macht den entscheidenden Unterschied. So dachten wir bisher.

Wer aber in Austin den Vortrag von Hiroshi Ishiguro erlebte, kam ins Zweifeln. Der Professor forscht an der Universität von Osaka an intelligenten Robotern. Die sehen drollig aus, manche erinnern an die Monchichi-Äffchen der Achtziger, ein anderer ist eine ziemlich verblüffende Kopie des Professors selbst, mitsamt schwarzem Haar und schwarzem Hemd. Entscheidend ist aber nicht, wie diese Androiden aussehen, sondern wozu sie in der Lage sind.

Ishiguro führte das live auf der Bühne vor. Er ließ Probanden antreten, die sich mit den Maschinenmenschen unterhalten durften. Und da zeigte sich: Die Dinger sind neugierig, schlagfertig und geben mitunter so witzige Antworten, dass man sich als Geschöpf aus Fleisch und Blut tatsächlich kurz bei dem Gedanken ertappt: Sind das wirklich noch Maschinen oder schon halbe Menschen?.

Oder vielleicht halbe Diener? So wie Pepper, der Roboter der japanischen Firmen SoftBank und Aldebaran Robotics: ein freundlicher Hausgeselle zum Preis von zwei Monatslöhnen. Mehrere tausend Exemplare arbeiten bereits in japanischen Haushalten, aber neu ist die Kooperation mit IBM. Mit Hilfe der künstlichen Intelligenz von Watson, dem System, das einst im Jeopardy gegen Champions gewann, soll der Roboter-Diener sich an unterschiedliche Jobs gewöhnen: als Concierge im Hotel, als Helfer im Krankenhaus oder Haushalt. Der Weg dorthin führt über Gestik. 80 Prozent der menschlichen Kommunikation finde über Gesten statt, erläuterte Rodolphe Gelin von Aldebaran Robotics in Austin. Also imitiert Pepper dieses Verhalten. Und nach und nach lernt er zum einen, verschiedene Mitglieder einer Familie voneinander zu unterscheiden, und zum anderen, auch selbst neue Verhaltensweise zu äußern und seine Herren damit zu überraschen – damit er diesen nicht langweilig und deshalb aussortiert wird.

Und was ist das Ziel der Roboterbastelei? Ishiguro sagte es rundheraus: Einen Androiden zu konstruieren, der vom Menschen nicht mehr zu unterscheiden ist. Das mag noch ein langer Weg sein, aber unmöglich, das haben die Präsentationen in Austin gezeigt, ist es wohl nicht.

9. Eine neue Weltsprache

Apropos neue Verhaltensweisen: Nicht Emojis, sondern GIFs, die tonlosen Kurzfilme, werden zur neuen universellen Sprache. Findet zumindest Alex Chung, Gründer der GIF-Suchmaschine Giphy. Die Zahlen sprechen für ihn: 150 Millionen Menschen kommunizieren jeden Monat über GIFs. “Menschen suchen nach Möglichkeiten, ihre Gefühle auszudrücken”, sagt Chung.

Die GIFs in seiner Suchmaschine stammen zu 80 Prozent aus Filmen und Serien. “Visuelle Sätze” nennt er sie, ein neues Vokabular, um die Welt zu beschreiben. Anstatt einem Kind umständlich zu erklären, wie lustig eine Giraffe laufe, könne man einfach ein GIF aufrufen, sagt Chung, “ein GIF ersetzt 6000 Wörter.”

Seine Firma sitzt in New York, ein neues Team in Los Angeles soll künftig auch eigene GIFs produzieren. Hollywood ist an Bord, die Studios bekommen Lizenzahlungen für die Nutzung ihres Materials. Als Nutzer kann man sich ohnehin kaum noch vor GIFs retten. Der Facebook Messenger zum Beispiel unterstützt schon immer GIFs, weiß Alex Chung. “Sobald das noch mehr Menschen mitbekommen haben, killen wir damit Emojis.” Nicht nur im Messenger ist die GIF-Suchmaschine Giphy mittlerweile fest eingebaut. Unter den vielen Partnern sind auch Outlook und Tinder.

10. Messenger statt Apps

Geld verschicken, ein Taxi bestellen (oder gleich ein Uber-Auto), sich von einem persönlichen Fitnesscoach triezen lassen: Künftig muss man dafür keine App mehr installieren oder eine Website aufrufen. Stattdessen sollen die mit dem jeweiligen Smartphone-Betriebssystem verwobenen digitalen Assistenten diese Aufgaben übernehmen.

Bis das wirklich funktioniert, bieten sich Messenger-Apps wie WhatsApp als neue Plattform an. In Asien macht es WeChat vor. Dessen Chef Jeff Xiong erklärt: “Nutzer verbringen ohnehin viel Zeit in Chat-Apps, und es ist einfach, einen neuen Kontakt hinzuzufügen.”

Hinter den Kontakten können sich digitale Assistenten verbergen, sogenannte Chat-Bots. Mit ihrem Abnehm-Chatbot hat Julia Hu interessante Erfahrungen gesammelt: Männliche Nutzer vertrauen dem Bot mehr als einem Menschen. Ihr Chatbot reagiert sogar auf die Stimmungslage der Nutzer.

11. Die Zeit der digitalen Großverlage bricht an

Verkauft BuzzFeed als nächstes Kosmetik- und Haarpflege-Produkte? Mit dieser Idee spielt Frank Cooper von BuzzFeed. Außerdem präsentierte der frühere Pepsi-Manager in Austin das neue Werbekonzept Swarm, mit dem Anzeigenkunden für einen bestimmten Zeitraum auf allen BuzzFeed-Kanälen gleichzeitig präsent sein können. Digitale 360-Grad-Vermarktung.

Seine Reichweite nutzt BuzzFeed, um fortwährend neue Produkte zu veröffentlichen, darunter Apps und Videoseiten. Besonders populär derzeit: Tasty, eine Reihe launiger Koch-Clips für junge Leute.

Anders als BuzzFeed versucht Vox Media, gleich mehrere eigenständige Medienmarken zu etablieren. Der Verlag im Hintergrund kümmert sich dabei um Strategie, Technik und Marketing, erklärte Vox-Chef Jim Bankoff in Austin. Die verschiedenen Angebote – Nachrichten, Technik, Sport, Essen – haben eigene Namen und Redaktionen. Der klassische Verlag kommt also zurück – aber ganz ohne Print-Vergangenheit.

Wachsen wollen die Digitalverlage vor allem durch Video. Kaum eine Marke, die nicht in bewegte Bilder investiert; zuletzt kündigte Pete Cashmore von Mashable ein eigenes Studio an. BuzzFeed, Vox und Co. orientieren sich allerdings weniger an klassischen TV-Sendern, sondern produzieren ihre kurzen Video-Shows schnell und günstig – und passen sie an jedes der verschiedenen sozialen Netzwerke von Facebook bis Snapchat an.

12. Progressive Medienhäuser arbeiten in integrierten Teams

Apropos Verlage, eine klare Botschaft aus den Gesprächen mit Journalisten und Managern amerikanischer Medienhäuser lautete auch in Austin: Das digitale Zeitalter erfordert es, in integrierten Teams zu arbeiten, und dafür braucht es räumliche Nähe. In progressiven Redaktionen, seien es traditionelle Häuser wie die Washington Post und die New York Daily News oder Medien-Startups wie Quartz und Vice, sitzen Redakteure, Produktmanager, Datenanalysten, IT-Entwickler und Vermarkter beieinander. Das ermöglicht nicht nur schnelle Abläufe und verhindert, dass Projekte verschleppt oder wichtige Teilaspekte außer acht gelassen werden, sondern fördert auch das gegenseitige Verständnis, Kreativität, neue Ideen – und die Kollegialität.

Neue journalistische Formate wie die Datenvisualisierungen der New York Times oder das millionenschwere Videoprogramm der “Huffington Post” konnten entstehen, weil Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen sich über die Schreibtische hinweg die Ideen zugeworfen und sie dann gemeinsam weiterentwickelt haben. Oder, wie ein Reporter aus New York sagt: “Gruppenbüros fördern die Wir-Mentalität. Wer mit mehreren Kollegen in einem Raum sitzt, hat nicht nur seine eigene Arbeit, sondern das Ganze im Blick.”

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