Zugegeben: Ich benutze Googles Android-Betriebssystem andauernd, aber fast immer nur auf Smartphone und Tablets. Dafür ist es schließlich mal entwickelt worden. Spätestens seit 2014 wissen wir aber, dass Google sein Android in fast alle Lebensbereiche bringen will: Smartwatches laufen mit Android Wear, Autos bekommen Android Auto, und im Wohnzimmer will die Suchmaschine mit Android TV ihren Platz vor dem Sofa bekommen.
Das geht einerseits mit Googles TV-Boxen und Chromecast Sticks. Andererseits gibt es mittlerweile einige TV-Hersteller, die ihre Smart-TVs mit Android TV bestücken, statt dafür ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln. Einen davon habe ich ausprobiert, den Sony 55X8505C. Die kryptische Bezeichnung zeigt an, dass es sich um ein 55-Zoll-Gerät handelt, das C steht für die dritte Version dieser Baureihe.
Das Gerät hat erst mal alles, was ein moderner Fernseher braucht: Eine große Bildfläche mit 4K-Auflösung und eine 3D-Funktion. Zwei TV-Empfänger nehmen Signale von Satelliten-TV, Kabel-TV sowie analoges und digitales Antennenfernsehen entgegen. Vier HDMI-Eingänge stehen für Blu-ray-Player und Set-Top-Boxen bereit. Außerdem gibt es drei USB-Buchsen. Da kann man beispielsweise eine Festplatte für die Videorekorderfunktion anschließen.
Sony KD-55X8505C: Der japanische Konzern hatte sich früh zu Android TV bekannt, stattet seine Gerät des Baujahrs 2015 damit aus. Hier ist die typische Benutzeroberfläche zu sehen. Die erste Reihe von Symbolen zeigt Empfehlungen für Videos, Apps und Spiele an.
Auch einen eigenen Onlineshop hat Sony in den Fernseher integriert. Viel zu sehen gab es darin zum Testzeitpunkt aber nicht.
Mit dem Fernseher liefert Sony zwei Fernbedienungen aus. Eine davon ist eher traditionell aufgebaut (unten), die andere hat ein integriertes Touchpad.
Wegen der Einteilung in Reihen von Symbolen ist die Benutzeroberfläche von Android TV per Fernbedienung leicht und exakt steuerbar.
Der Fernseher verfügt über zwei Tuner, die alle gängigen TV-Quellen empfangen können. Einer der drei USB-Anschlüsse ist für Festplatten gedacht, die zur Videoaufzeichnung genutzt werden können.
Ebenso wie zwei HDMI-Buchsen sind auch zwei der USB-Anschlüsse seitlich angebracht.
Auch die Einstellmenüs sind typisch Android TV und ganz ähnlich aufgebaut wie im Nexus Player und bei Chromecast-Sticks.
Um mit dem Webbrowser im Internet zu surfen muss man Webadressen umständlich über eine Bildschirmtastatur eingeben. Wer den TV wirklich zum Websurfen benutzen will, sollte sich lieber eine externe Tastatur besorgen.
Die eingebaute digitale Programmzeitschrift liefert in der Listenansicht nur grundlegende Informationen zum Programm.
Man kann sich das TV-Programm allerdings auch in einer etwas opulenter gestalteten Ansicht anzeigen lassen.
Wie bei Smart-TVs üblich bietet auch der Sony-Fernseher in vielen Kanälen die Möglichkeit, programmbegleitende Informationen anzuzeigen.
Selbstverständlich ist auch eine YouTube-App auf den TV-Gerät installiert. Lohnenswert ist das freilich nur, wenn die Videos zumindest HD-Auflösung haben.
Wie bei einem Google-Betriebssystem nicht anders zu erwarten, wird Android-TV von Google-Angeboten dominiert. So ist beispielsweise der Play Store vorinstalliert.
Außerdem kann man auf dem Sony-Fernseher einige dedizierte Shops ansteuern. So wie den für Spiele-Apps. Die angebotenen Games sind an Android TV angepasst. Alle die wir ausprobiert haben, liefen auf dem Fernseher geschmeidig. Ein Gamepad ist aber empfehlenswert.
Google wäre es natürlich lieb, wenn Android-TV-Nutzer sich auch gleich im Play Store mit Filmen und TV-Serien versorgen würden.
Da man auf dem Gerät problemlos Apps installieren kann, ist es aber kein großer Aufwand, beispielsweise Amazons Video-App zu nutzen.
Den Zugriff auf Amazon und Netflix braucht man schon, um deren Angebot an 4K-Filmen und Serien nutzen zu können. Ansonsten wird es schwer, zur Auflösung des Fernsehers passende Videoinhalte zu finden.
Allerdings dauert es nicht allzu lange, sich durch das Angebot an 4K-Material hindurchzuarbeiten. Und wenn man ehrlich ist, will man vielleicht auch gar nicht alles sehen. Etliche Altproduktionen und Naturdokus dienen als Füllstoff.
Wenn man aber mal einen 4K-Film gefunden hat, den man sehen will, begeistert Sonys 55X8505C mit einem sehr guten Bild, das vor allem im Kinomodus genau das richtige Maß an Schärfe und Brillanz bietet.
All das haben auch viele andere. Was Sonys Fernseher besonders macht, ist eben sein Betriebssystem, eine Android-Variante, die auf der Android-Version 5.0 basiert. Aktuell liefert Google Android 6.0 aus.
Eineinhalb Stunden für die Ersteinrichtung
Die Installation allerdings war alles andere als angenehm. “Auspacken, einschalten, geht” – der Spruch gilt hier nicht. Nach der grundlegenden Einrichtung des Google-Betriebssystems, der Konfiguration der Netzwerkverbindung und dem langwierigen Sendersuchlauf möchte das Android-Betriebssystem erst einmal ein Update installieren. Erst mehr als eineinhalb Stunden nach dem Einschalten war das Gerät betriebsbereit.
Was man dann zu sehen bekommt, ist die typische Oberfläche von Android-TV: Untereinander angeordnete Symbolleisten zeigen installierte und empfohlene Apps, Filme und Spiele an. Außerdem gibt es hier eine Übersicht der mit dem Fernseher verbundenen Bildquellen. Das sind beispielsweise per HDMI angeschlossene Blu-ray-Player, Spielkonsolen oder TV-Receiver.
Um das alles zu bedienen, liefert Sony gleich zwei Fernbedienungen mit, ein eher traditionelles Modell mit Ziffernfeld und Steuerkreuz sowie eine zweite mit Touchpad statt vieler Tasten. Im Test konnte ich mich nicht auf eine von beiden festlegen. Während das Touchpadmodell besser geeignet ist, um durch die Symbole zu navigieren, gefiel mir die andere beim Zappen durch die Kanäle besser. Noch mehr Fernbedienungen also?
Apps, Spiele, Filme
Abgesehen von der Oberfläche besteht der Vorteil von Android TV in der Möglichkeit, Android-Apps zu installieren. Davon gibt es zwar sehr viele, doch im Play Store werden hier nur TV-taugliche Programme angezeigt. So bleiben etwa Navigations-Apps außen vor. Dafür findet man schnell die Apps von Netflix, Amazon und anderen Videoanbietern.
Auch Spiele sind im Play Store reichlich vorhanden. Die, die ich ausprobiert habe, liefen auf dem TV auch ruckelfrei. Mit der Fernbedienung macht das allerdings nur begrenzt Spaß. Wer den Sony-Fernseher regelmäßig als Konsolen-Ersatz nutzen will, sollte sich ein Bluetooth-Gamepad zulegen.
Google Nexus Player: Extrem schlichtes Design zeichnet die kleine Multimediabox aus, die mühelos auf einer Handfläche Platz findet. Auf der Rückseite sind ein HDMI-Anschluss, die Netzteilbuchse und ein Micro-USB-Port, der Entwicklern vorbehalten ist und über Umwege für ein Kabelnetzwerk verwendet werden kann.
Google Gamepad: Zwar kann man grundsätzlich auch die Fernbedienung benutzen, um Spiele zu spielen, mehr Spaß macht es aber mit dem Gamepad, das allerdings 49 Euro extra kostet.
Einstellungen: Die Konfiguration der Android-TV-Box ist schnell erledigt, die weitere Feinjustierung erfolgt in übersichtlichen Menüs.
Android TV: Die Benutzeroberfläche ist klar gegliedert. Oben findet man Vorschläge für Filme und Spiele, darunter die verschiedenen Google-Shops sowie bereits installierte Apps.
Online-Videothek: Googles Angebot ist mit dem anderer Anbieter vergleichbar, die Preise auch.
Online-Clips: Natürlich gibt es eine App für Googles Videoportal YouTube.
Ein bisschen Spielkonsole: Auf dem Nexus Player laufen viele Android-Spiele. Die grafische Qualität ist durchaus beachtlich, wenngleich sie nicht an die von echten Spielkonsolen heranreicht.
Komplettpaket: Als Komplettpaket kosten Nexus Player, Fernbedienung und Gamepad knapp 150 Euro, bieten dafür aber auch einige Funktionen.
Ein weiterer Vorteil des Google-Betriebssytems ist die Möglichkeit, Filme und Fotos via Googlecast vom Handy oder Tablet aus auf dem TV-Bildschirm abzuspielen. Im Grunde funktioniert das hier nicht anders als auf einem Chromecast-TV-Stick.
Auch die vom Chromecast bekannte sprachgesteuerte Suchfunktion kann man auf dem Sony nutzen. Sie arbeitet allerdings nur innerhalb der Google-Apps, findet bei der Suche nach einem Filmtitel also keine Treffer in den Apps von Netflix und Amazon.
Super Bildqualität
Dank der sogenannten Triluminous-Technik gelingt Sony der Spagat zwischen realistischen und kräftigen Farben besonders gut. Das Bild wirkt immer natürlich, aber nicht blass. Möglich wird das durch fluoreszierende Nanopartikel, die auch Quantum Dots genannt werden, und eine besonders exakte Farbmischung ermöglichen.
Beeindruckend ist auch die Bildschärfe, was natürlich am hochauflösenden 4K-Display hängt. Mit 3840 x 2160 Bildpunkten zeigt der Sony viermal mehr Pixel an als ein Full-HD-Fernseher.
Matthias Kremp
TV-Serie “Sense8″ in 4K auf Sonys Android-TV: Knackscharfes, brillantes Bild
Richtig genießen kann man das freilich nur mit entsprechendem Filmmaterial – und das ist immer noch rar. Netflix und Amazon bieten zwar 4K-Filme und -Serien an, doch die Auswahl ist begrenzt, so dass man schnell alles gesehen hat. Beide Anbieter arbeiten daran, ihr Angebot auszuweiten.
Volle Bandbreite bitte
Wichtig dabei: Für 4K braucht man Bandbreite. Ich habe es mit einem 100-Mbit/s-Anschluss getestet und kaum Probleme gehabt. Schon mit einem 16-Mbit/s-Anschluss könnte es aber schwierig werden, insbesondere, wenn der nicht wirklich die vollen 16 Mbit/s liefert.
Aber auch mit Full-HD-Videos, egal ob aus dem Netz, von Blu-ray oder dem TV-Kabel, gibt der 55X5805C ein gutes Bild ab. Erst wenn man die alte PAL-Auflösung, also SD-TV, einspielt, wird es langsam unangenehm. Man sieht deutlich, wie die Elektronik sich abmüht, das alte Bildformat aufzupumpen. Die dadurch notwendige Pixelvervielfältigung hat zwangsläufig Unschärfen zur Folge.
Fazit
Sonys 55X8505C besticht durch ein hervorragendes Bild und sein schlichtelegantes Design. Was das angeht, macht den Japanern kaum jemand etwas vor. Der Listenpreis von 1600 Euro ist dafür angemessen.
Googles TV-Betriebssystem hinterlässt auf dem Fernseher aber einen zwiespältigen Eindruck. Zum einen ist es sehr vielfältig und durch das Angebot an Apps leicht an die eigenen Wünsche anpassbar. Zum anderen dauert es oft recht lange, diese Apps zu laden. Verglichen mit anderen Smart-TV-Systemen hat es aber den Vorteil, an das Android-Ökosystem angebunden zu sein. Das dürfte die Auswahl an Apps langfristig deutlich erweitern.
Wer dafür nicht gleich einen neuen Fernseher kaufen will, kann sich Android-TV aber auch nachträglich ins Wohnzimmer holen. Ein Google Chromecast, zum Anschluss per HDMI, ist schon für 39 Euro zu haben.
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