2016-10-05

Dienstag, 04.10.2016

14:06 Uhr

Mit einem gemeinsamen Vermögen von 30 Milliarden Euro sind die Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten auch im Jahr 2016 die reichsten Deutschen. Das ergibt die neuste Schätzung des Vermögens der 500 reichsten Deutschen, die das manager magazin in seiner neuen Ausgabe veröffentlicht.

Den beiden gehört knapp die Hälfte der Aktien an BMW . In den vergangenen zwölf Monaten konnte der Autobauer an der Börse den Wertverlust im Zuge der Dieselaffäre des Konkurrenten Volkswagen wettmachen. Deshalb erreicht das Vermögen der Quandt-Geschwister nach einem Einbruch 2015 wieder das Niveau von 2014.

Aufsteiger des Jahres sind die Reimanns. Das Kapital aus dem Ludwigshafener Chemiekonzern Benckiser nutzte die Familie, um eine aggressive Übernahmestrategie zu starten. In wenigen Jahren haben die Reimanns ein regelrechtes Kaffee-Imperium geschaffen. Im Frühjahr übernahmen sie den US-Konzern Keurig Green Mountain für 12,8 Milliarden Euro.

Die reichsten Deutschen – hier im Überblick:

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Platz zehn: Familie Würth

Würth-Gruppe, Künzelsau (9 Mrd. Euro)

Den Begriff “Schraubenkönig”, möge er auch noch so zutreffend sein, mag Reinhold Würth gar nicht. Dabei hat er in fünf Jahrzehnten ein Handelsimperium rund um die kleinen (und natürlich auch großen) Festmacher zusammengenietet, das seinesgleichen sucht. Mehr als zehn Milliarden Euro Umsatz wurden zuletzt registriert. Um seinem Reich auch für die überschaubare Zukunft den Platz ganz oben in der Schraubenweltrangliste zu sichern, stellt sich dem Patriarchen auf seine nicht mehr ganz jungen Tage allerdings die Herausforderung der Digitalisierung.

Platz neun: Klaus-Michael Kühne

Kühne + Nagel, Schweiz; Hapag-Lloyd, Hamburg (9,4 Mrd Euro)

Klaus-Michael Kühne gehört zu den wenigen Milliardären, die öffentlich sichtbar auch irrationale Entscheidungen treffen – denn anders ist sein Engagement beim siechenden Fußballklub Hamburger SV nicht zu erklären. Seit Jahren pumpt er Millionen in den Verein, aber außer zwei haarscharf abgewendeten Abstiegen in den vergangenen beiden Spielzeiten ist wenig dabei herausgesprungen. Und der Saisonstart des Traditionsklubs lässt nicht unbedingt erwarten, dass es dieses Jahr besser läuft.

Immerhin: Beim Fußballgeschäft zählt immer auch die emotionale Rendite – und leisten kann sich Kühne die Überweisungen an den HSV* allemal. Sein Logistikkonzern Kühne + Nagel (Umsatz: 18 Milliarden Euro) läuft so gut, dass sich der knorrige Patriarch sorgenfrei diversen anderen Unternehmungen widmen kann: Ob er nun ein neues Luxushotel in Hamburg bauen lässt, bei der Güterbahnfirma VTG einsteigt oder sein (allerdings ebenfalls bisher wenig erbauliches) Investment in die Reederei Hapag-Lloyd pflegt. Das alles dient, so ließ Kühne wissen, der Diversifizierung.

Platz acht: Heinz Hermann Thiele

Knorr-Bremse, München; Vossloh, Werdohl (9,5 Mrd Euro)

Unverzagt macht Heinz Hermann Thiele damit weiter, was er immer gemacht hat: Den Blick nach vorn und Vollgas. Über Hindernisse, die weniger robuste Geister verzagen ließen, geht er einfach hinweg.

Gerade liefert er sich einen erbitterten Bieterkampf mit dem Autozulieferer ZF Friedrichshafen um den schwedischen Konkurrenten Haldex – Ende offen. Mit dem anderen Fuß steht er auf dem Gas beim Bahntechnikkonzern Vossloh, den er – ebenfalls gegen erheblichen Widerstand – unter seine Kontrolle gezwängt hat.

Mit seiner Methode, das sei eingestanden, hat Thiele Großes geschaffen. Seit er die marode Bremsenfirma Knorr 1985 übernahm (fast komplett auf Pump, übrigens), trieb er den Umsatz von 254 Millionen Euro auf 5,8 Milliarden.

Platz sieben: Familie Otto (im Bild Michael Otto)

Otto Versand, ECE, Hamburg (12 Mrd. Euro)

Bei der altehrwürdigen Otto Group wird neuerdings hierarchieübergreifend geduzt. Das soll, natürlich, den Kulturwandel fördern, also den Laden auf Zack bringen, damit der Familienbetrieb gegen Onlineriesen wie Amazon nicht noch weiter zurückfällt. Mehr als 120 Unternehmen zählen die Ottos zu ihren Besitztümern, darunter neben dem Versandhandel den Paketdienst Hermes, die Filialisten Sport-Scheck, My Toys oder Crate & Barrel in den USA sowie den Einkaufszentren-Betreiber ECE.

Bisher, jedenfalls. Natürlich haben sich die Ottos dem Internet längst verschrieben, und die Hälfte des erhandelten Umsatzes kommt bereits aus dem Netz. Allerdings ist der Umsatz, zuletzt gut zwölf Milliarden Euro, in den vergangenen 15 Jahren auf gut die Hälfte zusammengeschnurrt.

Platz sechs: Familie Theo Albrecht Jr. (im Bild Babette Albrecht)

Aldi Nord, Essen (17,2 Mrd Euro)

Jahrzehntelang war das Discount-Imperium der Albrechts ähnlich abgeschottet wie Nordkorea. Über Eigner, Umsätze und Gewinne ließ sich trefflich orakeln. Nur dass die Brüder Theo und Karl Albrecht die Gründer von Aldi waren und sie sehr, sehr vermögend sein mussten, das war einigermaßen klar. Doch den Handelsherrschern, die ihr Reich früh in Aldi Nord und Aldi Süd aufgeteilt hatten, gelang es, Phantome zu bleiben.

Seit dem Tod von Theo (2010) und Karl (2014) poppen die Indiskretionen aus dem Albrecht-Reich heraus wie das Popcorn aus der heißen Pfanne. Die Albrechts, die lieber alles so verschwiegen gelassen hätten wie gehabt, verdächtigen Babette Albrecht, die Witwe des 2012 verstorbenen Berthold, einem Sohn von Theo.

Platz fünf: Dieter Schwarz

Lidl, Kaufland, Neckarsulm (19 Mrd Euro)

Künftig gibt es auch bei Lidl endlich Kundentoiletten mit Wickeltisch. Solch ein Service ist im deutschen Discount nicht selbstverständlich. Aber die Billigheimer müssen weniger billig daherkommen, wollen sie weiter wachsen. Spiritus Rector der Strategie ist der inzwischen 77-jährige Lidl-Gründer Dieter Schwarz: 100 Milliarden Euro Umsatz sollen es in einigen Jahren sein, fast 20 Prozent mehr als heute.

Da das Potenzial in Märkten wie Deutschland oder Frankreich bereits mehr oder weniger ausgereizt ist, hat Lidl-CEO Sven Seidel 200 Getreue in die USA geschickt. 2018 soll es mit ein paar Dutzend Filialen losgehen.

Lidl-Gründer Schwarz schlendert derweil lieber durch seine Heimatstadt Heilbronn – und das unerkannt, denn der Milliardär hat es vermocht zu verhindern, dass irgendwelche brauchbaren Fotos von ihm kursieren. Darin ist und bleibt er seinen großen Konkurrenten von Aldi zum Verwechseln ähnlich.

Platz vier: Familien Albrecht und Heister

Aldi Süd, Mülheim/Ruhr (20 Mrd. Euro)

Der Aldi-Stamm, der in Mülheim an der Ruhr zu Hause ist und den südlichen Teil des Handelsimperiums betreibt, kann sich sowohl das wilde Treiben der Nord-Familie als auch den Expansionsdrang der Konkurrenz aus Neckarsulm verhältnismäßig gelassen anschauen. Mit dem Erledigen der strategischen Hausaufgaben hat die Sippe unter Führung von Karl Albrechts Schwiegersohn Peter Heister recht frühzeitig begonnen – oft in Reaktion auf den findigen Wettbewerber Lidl, aber das meist ruckzuck. Markenprodukte in die Regale, raus mit dem Billigheimer-Image und dem Palattencharme, und dank der Backstationen riecht es in vielen Filialen jetzt auch gut.

Aber weil das Auslandsgeschäft in den USA, Großbritannien oder Australien läuft wie geschnitten Brot, benötigt Aldi Süd weder eine Windelrevolution wie Lidl noch eine umfangreiche Modernisierungswelle wie der Vettern-Clan von Aldi Nord.

Platz drei: Georg und Maria-Elisabeth Schaeffler

INA-Holding Schaeffler, Herzogenaurach; Continental, Hannover (21,5 Mrd. Euro)

Als die Schaefflers vor einem Jahr einen kleineren Teil ihres Industrieimperiums an die Börse brachten, schütteln sich die Finanzmärkte gerade unter dem Dieselgate-Schock. Also brachte der IPO deutlich weniger Geld ein als erhofft. Doch was soll’s? Schließlich hatten Georg und Maria-Elisabeth Schaeffler auch schon viel, viel mehr Pech. Die versuchte Übernahme des Reifen- und Autoteilekonzerns Continental 2008 unmittelbar vor der Finanzkrise hätte die beiden beinahe bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ruiniert.

Doch dank Cleverness, Chuzpe und stählernen Nerven sind die Inhaber des fränkischen Wälzlagerimperiums wieder obenauf. An Conti besitzen sie 46 Prozent, was genügt, um dort oben in Hannover die Straßenschilder aufzustellen. Und die Schulden haben Mutter und Sohn, auch dank des Börsengangs der Schaeffler AG, auf schlappe sieben Milliarden Euro gedrückt. Finanzierungstechnisch stehen die Schaeffler wieder Eins a da – ein Happy End wie in Hollywood.

Platz zwei: Familie Reimann (im Bild JAB-Geschäftsführer Peter Harf)

JAB Holdings, Luxemburg; Coty, Keurig Green Mountain, USA; Reckitt Benckiser, Großbritannien; Jacobs Douwe Egberts, Niederlande (29,4 Mrd Euro)

Es sind Zahlen, bei denen selbst manche ganz normale Milliardäre in Schnappatmung verfallen: 7,5 Milliarden Euro berappten die Reimanns 2013 für den niederländischen Kaffeekonzern D.E. Master Blenders. 11,1 Milliarden Euro waren vergangenes Jahr fällig für ein Produktbündel namens Wella, das der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble losschlug. Und 12,8 Milliarden Euro legten sie dieses Jahr hin für den US-Kaffeekonzern Keurig Green Mountain.

Ins Kaffeebusiness etwa stieg die Familie erst 2012 ein; vier Jahre später gebietet sie über knapp 20 Prozent des globalen Kaffeeabsatzes, ob als Pulver oder Bohne, ob in Alu-Kapseln oder im Keramikbecher diverser Kaffeeketten.

Die Kapitalbasis des Kaffeeimperiums bildet die von Karl Ludwig Reimann und Johann Adam Benckiser in Ludwigshafen gegründete Chemiefabrik, die im Konsumgüteriesen Reckitt Benckiser (Calgon, Kukident, Clearasil) aufging. Die Familie erhielt dafür zehn Prozent der Reckitt-Benckiser-Aktien: Aktueller Wert: sechs Milliarden Euro.

Platz eins: Susanne Klatten und Stefan Quandt (Archiv, mit ihrer verstorbenen Mutter Johanna Quandt)

Unternehmen: BMW, München; Altana, Wesel; Delton, Bad Homburg; SGL Carbon, Wiesbaden (30 Mrd Euro)

Auf den ersten Blick ist der Vermögenszuwachs von 3,5 Milliarden Euro erstaunlich, dem sich Stefan Quandt und seine Schwester Susanne Klatten, Deutschlands reichstes Geschwisterpaar, erfreuen durften. Schließlich machten die beiden zuletzt vor allem mit betrieblichen Misserfolgen von sich reden: Stefan Quandt musste die Solarfirma Solarwatt aus der Insolvenz auferstehen lassen, Susanne Klatten kämpft mit den Verlusten von SGL Carbon. Aber in ihrem Industrieportfolio sind solche Ärgernisse eben doch nur Fußnoten – jedenfalls vermögenstechnisch betrachtet.

Den Top-Platz unter Deutschlands Reichsten verdanken die Quandt-Geschwister ihrem 47-Prozent-Paket an BMW. In guten Jahren bewegt sich allein schon die Summe der Dividende für seine Kinder im hohen dreistelligen Millionenbereich – 2015 floss fast eine Milliarde Euro an Stefan Quandt und Susanne Klatten.

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Die Reimanns verdrängten Georg und Maria-Elisabeth Schaeffler, Eigentümer des gleichnamigen Wälzlagerherstellers und Großaktionäre beim Autozulieferer Continental, auf Platz drei. Mutter und Sohn Schaeffler kommen auf ein Vermögen von 21,5 Milliarden Euro – ein Plus von 1,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Weniger dynamisch entwickelt haben sich die Vermögen der Eigner der beiden Discountkonzerne Aldi Süd und Aldi Nord, die Platz eins der Reichsten-Liste bis 2013 quasi abonniert hatten. Mit einem Vermögen von 20 Milliarden Euro liegen die Familien Albrecht und Heister (Aldi Süd) auf Platz vier, die Familie Theo Albrecht Jr. (Aldi Nord) steht mit 17,2 Milliarden Euro an sechster Stelle.

Vermögen der Reichsten wuchs auf insgesamt rund 692 Milliarden Euro

Mit dem Geschäftsmodell hängt die Stagnation wohl kaum zusammen, denn gleichzeitig konnte ihr größter Konkurrent Dieter Schwarz, Gründer der Discountkette Lidl, sein Vermögen kräftig vermehren und rangiert nun mit geschätzt 19 Milliarden Euro – einem Plus von zwei Milliarden Euro – auf Platz fünf. Der von Schwarz kontrollierte Handelskonzern peilt einen Umsatz von 100 Milliarden Euro an.

Für die Rangliste wurden Aktienvermögen mit den Schlusskursen vom 15. September berechnet. Vor allem dank hoher Unternehmensbewertungen und dem anhaltenden Boom am Immobilienmarkt ist das Vermögen der 500 reichsten Deutschen in den vergangenen zwölf Monaten um 5,9 Prozent auf insgesamt 692,25 Milliarden Euro gewachsen. Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt der Niederlande 2015, die unter den größten Volkswirtschaften der Welt Platz 17 belegen.

Die 500 reichsten Deutschen

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Die Hälfte der Top Ten hat ihr Vermögen in Stiftungen eingebracht, darunter die Albrechts, Schwarz, die Hamburger Händlerfamilie Otto und der Künzelsauer Schraubenhändler Reinhold Würth. Die Familienstiftungen verwalten die Unternehmen und alimentieren die Familien mit Ausschüttungen. Unter den 500 reichsten Deutschen haben mehr als 40 große Teile ihrer Vermögen einer Stiftung übertragen.

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