2016-02-11

Die aktuelle Grippewelle trifft vor allem die, die eigentlich am besten vor der Krankheit geschützt sind: Menschen der mittleren Altersgruppen erkranken nach ersten Erkenntnissen deutlich häufiger und schwerer als in den Vorjahren.

Ursache ist wahrscheinlich die deutliche Dominanz eines erst seit 2009 zirkulierenden H1N1-Erregers. “Das Virus scheint auch bei jüngeren Erwachsenen und Personen ohne chronische Vorerkrankung mehr schwere Krankheitsverläufe zu verursachen als das A(H3N2)-Virus, das im Vorjahr verbreitet war”, sagte die Influenzaexpertin des Robert Koch-Instituts (RKI) Silke Buda.

Schwere Verläufe seien dennoch relativ selten, und der Impfstoff passe bisher, so Buda. Ärzte müssten Patienten zwischen 15 und 59 nun verstärkt im Fokus haben.

Als Schweinegrippe bekannt

Auch international ist laut Buda vermehrt von schweren Influenza-Fällen auf Intensivstationen berichtet worden. In den näher bestimmten Fällen habe es sich vor allem um das H1N1-Virus gehandelt, das viele unter dem Namen Schweinegrippe kennen. Fachleute halten den Begriff für irreführend. H1N1 wird nicht vom Schwein, sondern von Mensch zu Mensch übertragen, zum Beispiel durch Tröpfchen beim Niesen oder Sprechen.

Das H1N1-Virus ist für das Immunsystem des Menschen noch relativ neu, kursierte aber auch in den Vorjahren, betonte Buda. In der Saison 2014/2015 lag der Anteil an den Influenza-Infektionen bei 15 Prozent. In dieser Saison sind es bisher 70 Prozent. Das muss laut Burda nicht so bleiben. Möglicherweise verbreite sich die Influenza vom Typ B noch stärker, die bisher etwa 23 Prozent der Fälle ausmacht. “Bei Influenza B ist es häufig so, dass der Anteil im Verlauf der Saison noch ansteigt.”

Ob das passiert, ist auch für die Passgenauigkeit der Grippe-Impfstoffe wichtig. Die aktuell zirkulierende B-Linie ist in den weit verbreiteten Dreifachimpfstoffen nicht enthalten. Sie sei aber auch nicht brandneu für die Bevölkerung, sagte Buda.

Seit Oktober mehr als 7000 Fälle bestätigt



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Der Vergleich: echte Grippe oder nur ein grippaler Infekt?

In der ersten Februarwoche wurden dem RKI insgesamt knapp 2400 Influenza-Fälle übermittelt, bei denen die Diagnose im Labor bestätigt wurde. Seit Oktober hat sich die Fallzahl auf rund 7300 summiert. Die Meldedaten spiegeln jedoch nur einen Bruchteil der tatsächlichen Erkrankungen wider, weil nicht alle Patienten mit Grippesymptomen auf Influenza getestet werden.

Die echte Grippe beginnt meist abrupt mit Kopf- und Gliederschmerzen oder Fieber, bevor Halsschmerzen oder Husten einsetzen. Unter anderem durch das hohe Fieber und eine starke Abgeschlagenheit lässt sich die echte Grippe von einem grippalen Infekt unterscheiden. Die Viren, die Influenza beim Menschen auslösen, verändern sich genetisch von Saison zu Saison.

Die am Robert Koch-Institut ansässige ständige Impfkommission rät vor allem kranken, sehr jungen und älteren Menschen zu einer Grippeimpfung. Dasselbe gilt für Personen, die etwa in einem Altersheim oder einer Arztpraxis arbeiten. Für den durchschnittlichen gesunden Erwachsenen hingegen wird die Impfung nicht ausdrücklich empfohlen, weil die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs eigentlich gering ist.

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