2016-07-04

E-Sport: Wie Fußballvereine ins Gaming drängen

Von Angela Gruber



DPA

WM-Finale des Computer-Spiels “League of Legends” im Oktober in Berlin

Wolfsburg und Schalke duellieren sich nicht nur in der Fußballbundesliga: Beide Vereine sponsern auch Profi-Gamer, in der Hoffnung auf Millioneneinnahmen. Traditionalisten und Gaming-Fans sind verstört.

Wenig Zeit? Am Textende gibt’s eine Zusammenfassung.

Als Jugendlicher, erinnert sich Tim Reichert, klemmte er sich regelmäßig seinen Rechner unter den Arm und fuhr zu LAN-Partys. Es waren die späten Neunzigerjahre, Reichert spielte nach dem Fußballtraining bis spät in die Nacht Computerspiele wie den Egoshooter “Quake”. Das Wort E-Sport als Bezeichnung für professionelles Computerspielen kannten damals nur wenige. Vor dem Bildschirm sitzen und Figuren lenken galt als ein Hobby, mehr nicht.

Und so setzte Reichert irgendwann auf sein zweites Talent – und wurde professioneller Fußballer. Mit Rot-Weiß Oberhausen stieg er bis in die zweite Bundesliga auf. Heute ist Reichert 36 Jahre alt – und leitet die neue E-Sport-Abteilung beim FC Schalke 04. Endlich, so sieht er es, bewegen sich die beiden Welten, die er so liebt – Gaming und Fußball, Bildschirm und grüner Rasen – aufeinander zu.

Reichert steht nun vor der Herausforderung, das Gaming- und Fußballfans als etwas Gutes zu verkaufen. Im Weg stehen zwei Grundsatzfragen: Ist Gaming Sport? Und: Wie kompatibel ist die eher durch sogenannte Clans geprägte Gamer-Szene mit traditionellen Vereinsstrukturen?

Am Montag hat Schalke auf seiner Mitgliederversammlung ein hauseigenes Team für das Fußball-Spiel “Fifa” präsentiert. Seit Juni stellt Schalke als erster Bundesligaverein Deutschlands außerdem ein eigenes Profiteam für das Multiplayer-Spiel “League of Legends” (LoL). In der europäischen League Championship Series (LCS) steht nun zwischen Teams wie Fnatic, Giants, Origen und Unicorns of Love auch FC Schalke 04.

“League of Legends” (LoL)

Das Online-Spiel von Hersteller Riot Games zählt zu den beliebtesten Titeln weltweit, es ist eines der bekanntesten aus dem Genre der Multiplayer Online Battle Arena (MOBA). Üblicherweise tritt ein Team aus fünf Personen gegen ein anderes an, um dessen Basis zu zerstören. Jeder Spieler kann sich eine Spielfigur mit besonderen Charakteristika aussuchen. Die zahlreichen Wahlmöglichkeiten sorgen für Abwechslung – man kann in nahezu unendlich vielen unterschiedlichen Variationen gegeneinander antreten.

Zum Finale der “League of Legends”-Weltmeisterschaft im Oktober kamen 12.000 Fans in die Mercedes-Benz-Arena in Berlin, Millionen verfolgten das Event live. 27 Millionen Menschen spielen “LoL” laut Hersteller jeden Monat.

Das Basisspiel ist kostenlos, man kann mit Riot Points aber Erweiterungen und Individualisierungsmöglichkeiten einkaufen.

“Dota 2”

Der von Hersteller Valve stammende “LoL”-Konkurrent “Dota 2” ist spielerisch ähnlich und ebenfalls sehr beliebt. In dem Spiel kämpfen in der Regel zwei Teams à fünf Spielern gegeneinander, die im Spielverlauf Erfahrung und neue Fertigkeiten, Skills, erspielen.

“Dota 2” ist exklusiv über die Valve-Spieleplattform Steam verfügbar. Auch hier ist die Basisversion kostenlos, spielerische Vorteile kann man aber nicht kaufen – dafür lassen Spieler zum Beispiel Geld für Skins, die die Spieloberfläche oder das Aussehen der Helden verändern.

Für professionelle Gamer winkt ein Preis-Pool, der so hoch ist wie bei keinem anderen Spiel: Es gibt rund 26 Millionen Dollar jährlich auf Turnieren zu gewinnen, zum Beispiel beim wichtigen “The International”, dessen entscheidende Runde dieses Jahr in Seattle ausgetragen wird. 2015 lag das Preisgeld dort schon bei über 18 Millionen Dollar.

“Fifa”

Die Fifa-Spielserie von EA Sports ist eine Fußballsportsimulation. “Fifa 16” ist im Herbst 2015 erschienen und kann zum Beispiel auf der Playstation 4 und der Xbox One gespielt werden. Ein Spieler kann zwischen vielen unterschiedlichen Ligen, Mannschaften und Spielern wählen. In “Fifa 16” wurde erstmals Frauenfußball inkludiert, während sich – wie auch in den zahlreichen Vorgängerversionen – wenig am Spielprinzip geändert hat.

Im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE verriet der beim VfL Wolfsburg unter Vertrag stehende Spieler Benedikt “Salz0r” Saltzer, dass auch Profis wie er noch nicht vom Spielen leben können. Bei Spielen wie “Dota 2” ist das anders. Ein guter Nebenverdienst, so Saltzer, sei “Fifa”-Spielen aber allemal. Und auch bei “Fifa” bringe die steigende Beliebtheit von E-Sport gute Perspektiven für die Profi-Gamer mit sich, so Saltzer.

“Counter-Strike: Global Offensive”

“Counter-Strike” (unser Screenshot stammt aus dem Jahr 2003) kennen Spielefans und selbst Nichtspieler noch aus der leidigen Killerspiel-Debatte. In dem Online-Taktik-Shooter müssen die Teams verschiedene Aufträge erfüllen, und übernehmen die Rollen von Terroristen oder Spezialkommandos. Mittlerweile wird vor allem “Counter-Strike: Global Offensive” gespielt.

Zu einem der größten “Counter-Strike”-Turniere der Welt in Köln kamen 2015 rund 11.000 Zuschauer, online schalteten sich zum Finale zwischen EnVyUs und fnatic rund 1,3 Millionen Nutzer bei Twitch zu, um die beiden Teams zu sehen.

“Starcraft 2”

In Südkorea und anderen Teilen Asiens gibt es einen riesigen Hype um “‘Starcraft” beziehungsweise mittlerweile “Starcraft 2”. Das Echtzeit-Strategiespiel ist dort sehr beliebt, die Spieler analysieren ihre Partien vor Journalisten wie Fußballspieler. Durch geschicktes Taktieren muss man die eigene Position verbessern – “Starcraft” steht dabei im Ruf, dieses Prinzip gerade im Multiplayer-Modus gut umzusetzen.

Als 2010 zwölf Jahre nach Erscheinen des ersten “Starcraft”-Titels der Nachfolger veröffentlicht wurde, machten E-Sportverbände das Spiel sofort zum Teil des Wettkampfprogramms in den Profi-Ligen.

“Starcraft” löste den Boom rund um E-Sport mit aus, es begründete mit “Diablo” und “Warcraft” auch den Erfolg von Hersteller Blizzard, der auch “World of Warcraft” auf den Markt gebracht hat.

‘);

currentAssetId = 138694;

}

ADI.reload(pos);

}

“Ihr hättet beim Fußball bleiben sollen”

Bei so manchem Schalke-Fan ist es aber noch nicht besonders weit her mit der Akzeptanz für die neuen Sportler in Königsblau. Für sie geht es um Fußball. Auf dem Rasen. “Wir wissen, dass Fans E-Sport auch kritisch sehen. Es wird immer Leute geben, die sagen: ‘Das passt nicht zu Schalke'”, gibt Reichert zu, der als Gamer auch den erfolgreichen Clan SK Gaming mitgegründet hat. “Aber auch typische Schalke-Fans haben Kinder, die ‘League of Legends’ spielen.”

Auch unter Gamern sind nicht alle begeistert. “Ihr hättet beim Fußball bleiben sollen”, schreibt ein erboster Kommentator auf Twitter. “Schalke 04 ist ein verdammter Fußballverein, was machen die bei LoL”, fragt ein anderer.

Weitere Fußballvereine sind in Lauerposition

Trotz solcher Widerstände auf beiden Seiten ist Schalke bei weitem nicht der einzige Bundesliga-Verein, der mit E-Sport als neuem Betätigungsfeld liebäugelt. Auch der VfL Wolfsburg hat mit Benedikt Saltzer, Fans als “Salz0r” bekannt, und Daniel Fink zwei Spieler unter Vertrag, die mit “Fifa” Fußball auf dem virtuellen Rasen spielen.

Anfragen von SPIEGEL ONLINE an alle Vereine der ersten Fußballbundesliga zeigen, dass etliche weitere sich für E-Sport interessieren. “Wir beobachten diesen Megatrend schon seit geraumer Zeit. Die Dimensionen, die E-Sport angenommen hat, gehen weit über ein Nischendasein hinaus”, heißt es zum Beispiel von Hoffenheim. “Wir analysieren den Markt”, ließ der FC Bayern wissen.

Dortmund, Hertha BSC, Werder Bremen und der FC Köln haben auf mehrere Anfragen nicht reagiert, während der SV Darmstadt, der FC Augsburg, der VfB Stuttgart und der FSV Mainz derzeit keine E-Sport-Pläne haben. Viele weitere Vereine gaben an, Interesse am Thema E-Sport sei vorhanden, sie nannten aber keine definitiven Pläne.

Gaming ist ein riesiger Markt

Traditionelle Vereine bauen also gerade im Rekordtempo ihre Berührungsängste ab, was die Gaming-Szene anbelangt. Was dabei hilft: Gaming ist unbestreitbar ein gigantischer Markt. Laut einem Branchenreport wird der E-Sport-Markt 2016 rund 900 Millionen Dollar Umsatz machen, zum Beispiel durch Tickets für Turniere und Merchandising-Artikel.




DPA

Spieler beim WM-Finale von “League of Legends” in Berlin

Der größte Markt ist Asien, aber auch in Europa sollen 2016 rund 270 Millionen Dollar umgesetzt werden. Für “Dota 2”-Spieler gibt es in 172 Turnieren weltweit einen Preispool von 26 Millionen Dollar zu erspielen. Zum Finale der “League of Legends”-Weltmeisterschaft kamen im Oktober 12.000 Fans in die Mercedes-Benz-Arena in Berlin, 27 Millionen Menschen spielen es laut Herstellerangaben jeden Tag.

Gamer müssen strategisch denken, schnell reagieren

Für Benedikt Saltzer, den “Fifa”-Spieler von Wolfsburg, ist der Status von Computerspielen als Sportart dabei unstrittig. “Im Spiel muss ich in Millisekunden reagieren, kreativ sein, strategisch denken. Beim Schach oder Dart bewegt man ja auch nur die Hände.” Vor dem Bildschirm trainiert er jeden Tag zwei oder drei Stunden: Eckentraining, Videoanalyse der Gegner.

“Fifa” gehört seit zwei Jahrzehnten zu den beliebtesten Videospielreihen. Im Jahr 1993 erschien “Fifa International Soccer”, der Auftakt der Sportspielreihe. Das Spiel konnte man unter anderem auf dem Sega Mega Drive, dem PC, dem Game Boy und dem Super Nintendo spielen.

Ein Jahr später erschien “Fifa Soccer 95” für den Sega Mega Drive. Fortan trug “Fifa” immer die Zahl zum kommenden Jahr im Namen. So wirken die meistens im Herbst erscheinenden Spiele auch noch einige Monate später aktuell.

Die ersten zwei Spiele boten eine isometrische Perspektive, man schaute von der Seite aufs Spielfeld. 3D-Grafik gab es erstmals bei “Fifa Soccer 96”, das unter anderem für PC, PlayStation und Sega Mega Drive erschien. Das Spiel bot auch erstmals echte Spielernamen.

Mit “Fifa 97” verlor die Reihe das “Soccer” aus dem Titel. Mit dem Franzosen David Ginola hatte sie erstmals einen bekannten Spieler auf der Verpackung. Mit Andreas Möller bekam Deutschland im Folgejahr auch ein eigenes “Fifa”-Werbegesicht.

“Fifa 98” hat bis heute den Ruf, ein besonderer Teil zu sein – etwa wegen des Hallenmodus, der danach nie wieder in der Serie auftauchte – mit Ausnahme eines “Street-Modus” für “Fifa 11” und dessen Nachfolgespiele auf der Wii. Nicht in dieser Fotostrecke kommen übrigens die zahlreichen “Fifa”-Ableger vor, etwa “Fifa WM Frankreich 98”, “Bundesliga Stars” und “Fifa Street”. Im Schnitt ist im Jahr also mehr als ein “Fifa”-Spiel erschienen.

Einen realistischeren Look als der Vorgänger bot “Fifa 99”, das 1998 für PC, PlayStation, Nintendo 64 auf den Markt kam, mit dem Schalker Olaf Thon auf dem Cover. “Bessere Spielerbeschleunigung”, warb EA Sports für das Spiel. “Entkommen Sie den Angriffen des Gegners.”

Ein Jahr später ging “Fifa 2000” an den Start. Das Spiel mit Mehmet Scholl auf dem Cover enthielt unter anderem auch historische Teams wie die deutschen WM-Gewinner von 1974.

Der Nachfolger “Fifa 2001” wurde rückblickend amüsant beworben: “Die absolut realistischen Animationen vermitteln einem das Gefühl, mit den Spielern auf dem Platz zu stehen.”

Für “Fifa Football 2002” – die Reihe trug zeitweise ein “Football” im Titel – brauchte man Windows 95, 98, oder ME, dazu einen Pentium II mit 300 MHz. Heute laufen Spiele mit solcher Grafik auf jedem Smartphone.

“Fifa Football 2003” gab es von Ende 2002 an für PC, PlayStation 2, PlayStation, Xbox, Nintendos GameCube und den Game Boy Advance. Das Spiel bot laut Eigenwerbung die “absolute Spielerfahrung”.

Der nächste Teil, “Fifa Football 2004”, war angeblich “das faszinierendste Fußballereignis aller Zeiten”. Es bot 16 Ligen, 350 Mannschaften und über 10.000 Spieler.

“Fifa Football 2005” lief auf dem PC unter Windows 98, Windows ME, Windows XP und Windows 2000 – der Klassiker Windows 95 wurde 2004 schon nicht mehr unterstützt.

Seit “Fifa 06” kürzt die Reihe die Jahreszahl im Titel ab. Eine wichtige Funktion von “Fifa 06” war ein Manager-Modus, in dem man auch jenseits des Platzes wichtige Entscheidungen treffen musste.

Zum Erscheinen von “Fifa 07” wurde vor allem die Funktion “Fußballemotionen” beworben. “Die Fans reagieren auf deine Leistung”, hieß es: “Torerfolge und Ballbesitz lassen das Momentum für dein Team wachsen und bringen deine Fans zum Singen und Jubeln.”

Mit “Fifa 08” kam die Reihe auf Sonys Playstation 3 an, hervorgehoben wurde passend dazu vor allem die überarbeitete Grafik: Von einer “Next-Gen-Gameplay-Engine” war 2007 die Rede.

Insgesamt sind “Fifa”-Spiele für mehr als 15 Plattformen erschienen. “Fifa 09” gab es für PC, PlayStation 3, PlayStation 2, PlayStation Portable, Xbox 360, die Wii und den Nintendo DS. Seit 2008 gibt es in “Fifa” den Spielmodus “Be a Pro”, in dem man einen einzelnen Spieler steuert. Und mit “Ultimate Team” wurde der heute mit beliebteste Spielmodus eingeführt.

“Fifa 10” stellte schon höhere Anforderungen an die Konsolen beziehungsweise an den PC. Computer brauchten mindestens 2,4 GHz und 512 MB Arbeitsspeicher, um das Spiel zum Laufen zu bringen.

Seit “Fifa 11” kann man online mit elf echten Spielern gegen elf andere antreten. Sogar die Position des Torwarts kann übernommen werden – was sicher nicht die dankbarste Aufgabe ist.

“Fifa 12” bot im Jahr 2011 500 offiziell lizenzierte Vereine und über 15.000 Spieler. Auf dem Cover waren Lukas Podolski und Mats Hummels zu sehen, in den Trikots ihrer damaligen Vereine Köln und Dortmund.

Zu “Fifa 13” gab EA Sports an, das Spiel sei “das umfangreichste Spiel in der Geschichte der Serie”. Eine neue Funktion nannte sich “Complete Dribbling”. “Jetzt zählt jede einzelne Ballberührung”, hieß es dazu. “Eins-zu-eins-Situationen lassen sich dank mehr Kreativität im Angriff besser nutzen.”

Bei “Fifa 14” wurde unter anderem der populäre Spielmodus “Ultimate Team” verbessert. So hat seitdem die sogenannte Teamchemie einen entscheidenden Einfluss auf die Leistung der eigenen Mannschaft.

“Fifa 15” war der erste Teil, der für die Playstation 4 und die Xbox One erschien, sprich: die aktuelle Konsolengeneration. “‘Fifa 15’ bildet erstmals die Emotionen aller 22 Spieler auf dem Spielfeld ab”, warb EA Sports dazu. Im Spiel fanden sich erstmals alle 20 Stadien der englischen Premier League.

Eine echte Revolution gab es bei “Fifa 16”. Erstmals in der Geschichte der Serie konnte man hier mit Frauenteams antreten, etwa mit der deutschen Nationalmannschaft.

Das im September 2017 erscheinende Fifa 17 bietet erstmals einen Storymodus, in dem man den Youngster Alex Hunter im Laufe seiner Premier-League-Karriere begleitet. Außerdem wechselt EA Sports zu einer Engine namens Frostbite, die etwa aus “Battlefield 4” bekannt ist.

‘);

currentAssetId = 138018;

}

ADI.reload(pos);

}

Skepsis in Politik und Sportorganisationen

Aber es gibt auch Widerstände gegen diese Deutung, zeigte jüngst ein Gutachten aus dem Berliner Abgeordnetenhaus. Darin heißt es, dass “E-Sport nicht als Sport im rechtlichen Sinne anzusehen und nicht als Sportart anerkennungsfähig ist.” Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) als wichtigste Dachorganisation des deutschen Sports führt E-Sport bisher nicht als Sport.

Ein entscheidendes Problem für die Gaming-Szene wird aus der Aufnahmeordnung des DOSB deutlich: Es fehlen die gemeinnützigen Strukturen, die es bei anerkannten Sportarten gibt, die Nachwuchsarbeit, die Vereine.

DPA

Fans beim WM-Finale von “League of Legends”

Doch die Szene versucht, sich zu professionalisieren. Die im Mai gegründete World Esports Association, kurz Wesa, soll eine Art Weltverband fürs Computerspielen werden – nach dem Vorbild der Fifa im Fußball. Dopingtests der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) für Gamer gibt es bereits.

In Leipzig hat sich ein E-Sport-Verein gegründet

Und auch in Sachen Vereinsarbeit holen die Gamer auf, sagt Uta Allenstein. Sie ist die Vorstandsvorsitzende des frisch gegründeten lokalen E-Sport-Vereins “Leipzig eSports”. “Es gibt auch immer noch das Stigma vom Gamer, der allein im Keller im Dunkeln sitzt und Pizza isst”, sagt Allenstein. “Je größer die Gaming-Szene wird, umso wichtiger ist es, sich zu organisieren.”

Bisher gibt es aber nicht viele ortsbezogene Vereine. Leipzig und Magdeburg sind Ausnahmen. Das bedeutet nicht, dass die Gamer sich gar nicht organisieren. Es gibt wohl Zehntausende Clans in Deutschland, lockere Spielervereinigungen. Die sind aber bisher selten dadurch aufgefallen, politische Forderungen zu stellen oder die von den Herstellern der Spiele etablierten Strukturen infrage zu stellen.

“Beim langen Weg in die Profiligen sind Spieler oft auf sich allein gestellt”, sagt Allenstein. “Im E-Sport wird viel von oben gemacht. Es gibt hochdotierte Turniere, aber das Thema Breitensport wird bisher vernachlässigt.”

Schalke will professionelle Gamer – und Geld verdienen

Letztlich sind es Vereine wie Schalke, die in diese Lücke in der Gaming-Szene vorstoßen und versuchen, sich über das sportliche Know-how und straffe Strukturen als nützlich zu erweisen – um letztlich ein bisschen was abzukriegen vom Umsatz im Megabusiness Gaming. “Ein gesunder Körper ist wichtig für die Performance der Spieler. In Sachen Sporttherapie haben viele Gamer noch einiges nachzuholen”, sagt Schalkes E-Sport-Chef Tim Reichert.

DPA

“League of Legends”-Teams bei der WM in Berlin

Noch trainiert das Schalke-Team in Berlin, aber Schalke will seine E-Sportler in den nächsten Jahren nach Gelsenkirchen holen, ganz nah ans Leistungszentrum der Fußballer, mit Sportlerappartements neben der Arena. Es soll Trainingsräume für die E-Sportler geben und eine Jugendakademie für E-Sport-Nachwuchs, nach dem Vorbild der Knappenschmiede.

Auch in Leipzig, in Allensteins Verein, arbeitet man an mehr innerem Zusammenhalt für die Gaming-Szene. Das Vereinsleben ihres stellt Gamerin Allenstein sich als eine Mischung aus Onlinespielen und Offline-Aktivitäten vor. Wenn ein großes Turnier stattfindet, schauen es die Vereinsmitglieder gemeinsam in einer Bar.

Und einen Stammtisch, sagt Allenstein, gibt es natürlich auch.

Zusammengefasst: Große Sportvereine wie der FC Schalke 04 oder Wolfsburg holen professionelle Gamer zu sich – und wollen Geld verdienen in einem Markt, der rasant wächst. Die Gründung von lokalen E-Sport-Vereinen wie in Leipzig könnte dabei helfen, Gaming als Sportart zu etablieren.

Source link

The post FC Schalke 04 im E-Sport: Königsblaues Trikot, digitaler Rasen appeared first on 23on.com.

Show more